sonst üblichen: „Es lebe Frankreich!“ „Es lebe die Armee!“ —
Jigie sich auch ein großer Theil der Bewohner ziemlich kalt, und
die Truppen, die eine solche Aufnahme nicht begreisen wnnten1
zrücklen ziemlich ossen ihre Unzufriedenheit aus. Ihre Mißstimmung
var noch vermehrt worden, weil man sie nicht durch die —2—
—E sogleich in der Ci⸗
datelle consignirie. Den Verdunern gefiel das eigenthümliche Auftreten
der Behörden auch nicht; denn man glaubte, sie handelten so,
damn die Soldaten die Kundgebungen zu Gunsten der alin
Legierung, d. h. Thiers', nicht bemerkten. Den Offizieren gab
e Gemeindebehörde um 4 Uht Nachmittags ein Bantkett in den
Trois Moures?“, bei welchem es recht steif zuging, da die Offi⸗
ere des 94. Regiments ebenfalls keine große Verehrer des
Ordre moral,“ dem bei demselben allein Rechnung getragen wurde
ein sollen. Zu gleicher Zeit fpielte die musikalische Gejellschaft
hon Verdun Siügte auf dem Piace St. Croix auf. Das Concert
chloß mit dem bekannten: Vous n'aurez pas TAlsace et la
Torraine e, welches man belanntlich viel währeud des Krirges
ang, das aber unter den gegebenen Umständen etwas sonderbar
lang. Untet den Verdunern ertegte das Lied den höchsten Beifall,
uind rngeachter des strengen Verbots der Beboͤrden, keine Rufe
auszustoßen, ertonte von allen Seiten der RNuf: „Vive la Répu-
oliqus!“ „Vivo Thiers!“, und als die Offiziere am Fenster
»er Trois Maures erschienen, ertönten viele Vivo l'armée!“
Des Abends war die Stadt festlich beleuchtet. Eine Anzahl Trans
arente, darunter viele mit „Vivo la Republiqne!“ Recon-
isbanco ä Thiers!“ waren zu sehen. Die Niederlage Frankreiche
und die zukünfrige Revanche waren auch auf Transparenten abge⸗
Fildet. Das ersie zeigte das „niedergeworfene Frankreich“ mit der
Inschrift 1870 187 1. Souviens-toi“. Das zweite zeigte das
racheschnaubende Frankreich mit dem Schwert in der Hande und
»er Jahtzahl „187 ..“ Die letzte Ziffer war nicht ausgefüllt
iber man deutet doch an, daß noch vor 1880 die Stunde der Revanche
— ziemlich ruhig.
RPur wurde sie etwas erregter und die Rufe: „Es lebe Frank⸗
rich!“ „Es lebe die Armee!“ erklaugen vielfach, als um 8 Uhr
zer erste französische Zapfenstreich vom Place Saint Croix aus
zurch die Straßen zog. Die Stadt selbst hatte einen festlechen
Anbiick; nur danerte die Freude nicht lange, da es gleich nach 8
Ahr stark zu regneen begann, was die Menge von den Straßen
etirieb und die Illumination auslöschte. Heute fand der feierliche
Zonesdienst mit Prozession statt. Genugsam bezeitnend sür die
Jeutigen Verhältnisse in Frankreich ist es, daß die Garnison zu!
zieser Feierlichteit befohlen wurde, und so der erfte Dieust, den sie
in der zurückgewonnenen Festung zu leisten hatte, der Kirche
angehört.
— Die „Patrie“ legt von ihrer grundgemeinen Gesinnnng
Zeugniß ab, indem sie aus Verdun vom 132. schreibt; „Diesen
Porgen um 71/11 Uhr rückte ein Bataillon des preußischen 64.
Inf.Regiments und eine Compagnie Artillerie auf den Hauptplatßz
on Verdun. Die Soldaten sind wie Pockesel überladen und durch
hte über Gebühr aufgedunsene Säde ist leicht eine Anzahl da
ind dort „entliehener“ Utensilien, die nicht ordonnanzmäßig sind,
ju erkennen. Die Offiziere thun, als sähen sie nichts, und dies
zus Gründen. Wenn man die umfangreichen Koffer, die sie mit
der Eisenbahn abschicken, durchsuchen lönnte, so ist es wahrschein⸗
lich, daß man ganz andere Dinge als Uniformen darin faände.
(Pf. P.)
Paris, 17. Sept. Der Kriegsminister hat die schleunigste
Aufhebung säwmtlicher von Thiers eingerichteter Barackenlager an⸗
geotdnet. Die Truppen sollen casernirt werden.
Spanien.
Madrid, 16. Sept. Eine Abtheilung von aus Malaga
ngekommenen Freiwilligen hat die Fortsetzung des Marsches nach
dem Norken verweigert. Die dadurch entstandenen Unordnungen
vurden sofort unterdrückt, die Meuterer entwasinet. — Am 15.
hat das Bombardement von Carthagena begonnen, nachdem die
Blockirung von der Landseite hergesiellt worden. Von der See⸗
seite ist die Blockirung unausführbat.
Amerika..
Chicago, 17. Semptember. Heute Nachmittags 3 Uhr
brach hiet im östlichen Stadttheil eine Feuersbrunst aus, welche
sich eine englische Meile weit ausdehnte. Jetzt ist das Feuer
bewältigt.
Bernmnife
Zwelbrüucken, 18. Sept. (Schwurgerichtsvethandluns.)
Verhandlung gegen Caroline Frank, 88 Jahre alt, ohne Gewerbe,
von Krottelbach, Ehefrau von Daniel Muͤller, angellagt, ihr un⸗
eheliches Kiad gleich nach der Geburt getoödtet zu haben. Die
sgl. Staatsbehörde vertrat Herr Staatsanwalt Petri, als Verthei-
ziger fungirte Herr Rechtscandidat Gebhard. Nachdem die Ge⸗
schworenen die ihrer That gestandige Angeklagte ohne Annahm⸗
Mldernder Umstände für schuldig ertlärt haben, wurde sie zu tinet
Zu hthausstrafe von 7.Jahren verurtheilt. Die Einzelheiten der
Verhandlung eignen sich nicht zur offentlichen Besprechumg.
Wegen Diebstahis und Dievstahlsversuchs stand in der Naqh⸗
mittagssihung Wilheim Kirch, 18 Jahre alt, Tagner von Neu⸗
hemsbach, dor den Schranken des Gerichts. Da der Angeklagte
in beiden Fallen auf frischer That ertappt worden und er auch
die ihm zur Last gelegten Reate nicht in Abrede stellte, so wat
die Sache giemlich einjach. Der Hergang war folgender:Anm
Nachminage des 24. Juni d. Mis. kam Kirch in die Wirthsftube
des Ellbruͤd in Asselheim, woselbst er, nach Empfang von Brannt-
wein, allein gelassen wurde. Diese günstige Gelegenheit benützend,
versügte fich der Genannte in das anstoßende offenstehende Schlas.
immer Ellbrück's, entwendete aus einem Kastchen 10 Cigarren,
Rüdte den Deckel des dortselbst stehenden Pultes ein und entnahm
zieraus 8 Secstelsthaler. Noch ehe er sich aber mit seinem Kaud
nifernen konnie, wurde er vom Bestohlenen, der ihn durqh
Feafier gesehen halte, festgenommen, entwischte aber wieder naqch
derausgabe der gestohlenen Gegenfläͤnde. Aehnlich wie im vorer⸗
vahnten Falle machte er es am Morgen des 12. Juli in der
Wirihschast von Dehn in Leistadt. Auch hier in der Wirthastub
ein gelassen, statiete er von da dem nebenan gelegenen Kram ·
aden Denh's einen Besuch ab. Dort fand er den Schlüffel an
)er Geldschublade stecken, öffnete dieselbe hiemit und war gerade
'm Begriffe, sich aus der offeaen Schublude Geld anzneignen, als
xẽhefrau Dehn dazu kam und durch ihren H elferuf die Festnahme
ves Diebes veranlaßte.
Der Vertheidiger Kirchs beantragte (wegen der Jugend, der
achlaässigter Erziehung x.) die Annahme mildernder Umstondt.
Ddie Geschworenen nahmen auch beim Diesstahlsversuche solche an
nicht aber bei dem vollendeten Diebstahle, worauf der Igl. Schwur⸗
gerichtshof eine Zjährige Gefängnißstrafe aussprach. —
Zweibrücken. Zu den hiesigen Qfsiziers-Hürden - und Jagd⸗
renuen am nächsten Sonntag (morgen) hat sich eine große Anzahl
üchtiger Reiter angemeldet. An den Zuchtrennen werden dvielt
Pferdezüchter der Pfalz theilnehmen, ebenso die dekannten Weißen
hdurger. —
F Munchen, 16. Sept. Der Raubmörder Gumpp, J.3
dahier im Gefängniß, ist gefährlich erkranlt.
4 Immenstadi. Kaiserin Augusta hat für die Wasserbeschẽ ·
digten 400 Mark gespendet, der Berliner —XR
F Für Früh Burgunder⸗Trauben werden in Nieder⸗ Ingelhe v
Zu/j —4 fl. per 18 Pfd. bezahlt.
F Freiburg i. Br. Friedrich Hecder, welcher zur Zeit hie
veilt, reist am 26. Sept. nach Bremen ab. ——
4 Das Dorf Linden bei Hannover zählt die für ein Dot
'ast deijpiellose Zuhl von nahe an 20,000 Einwohnern..
— Falsche Zwanzig⸗Markstücke sind im Umlauf. Dieselben sin
eicht daran zu eitennen, doß sie wenig Klang haben und daß dit
Randschrift größer ist, als bei den echten.
Essen, 15. Sept. Von Barmen waf gestern Morgen eit
Polizeitommissar hier ein, in dessen Begleitung sich ein dortige
Fabrikant besand, dem eine große Partie werthvoller seidener Liten
niwendet worden ist. Man hatte in Erfahrung gebracht, daß die
ditzen in drei Ballen hierder gesandi worden waren, angeftelltt
nachforschungen über deren Verbleib blieben indeß erfolglos. Der
Zufall hat nun gestern wieder sein Spiel getrieben, indem de
Zoiigeilommissar auf dem Zuge zwei Manner vorfand, die ihn
ais Diede bekannt waren und deren Reise nach Essen ihm verdöch
ig erfchien. Hier auf dem Markte willerten die deiden Vedath
zigen, da der in Cidil gekleidete Beamte polijzeiliche Unterflützung
belongte, Unrath and ergriffen die Flucht, wurden indeß eingehe
ind in der Grabengasse verhaftet. Bei den dann vorgenommenet
haussuchungen fand man eine große Partie der gestohlenen Waarer
ioch voꝛ. Im Ganzen sind hier drei Personen, der Dieb und
—AäVV Transport noch
Harmen in Vohminlel, indeß hat man ihn del der Versolgun
vieder erwischt.
p Tie preußische Bank befindet sich in dem seit Beginrn einnn
Notenemission nicht dagewesenen Fall, für die umlaufenden Noien
„olle Deckung in Metall (inci. 4 Millionen Staatskassenscheine und
Privatnoten) zu besizen. Zu Anfang d. J. belief sich der unge
dectte Notenbeirag auf noch 124 Million Thaler. Ende Marʒ nod
os ein VDa Wechsci und Lombard seu Anfang des Jehe
nur um 15 Mill. abgenommen haben, so sind die Mittel, um sa
holle Dedung zu verschaffen, der Bank (die Dedung ist berei
durch Verminderung des Notenumlanfs um 58, Vermehrung
Metallvorraths um 65 Mill.) fast aussqließlich zugewacsen m
vuthaben, welche die Staatskassen aus der franzofischen rieg
——
rage von 134 Mill. Thlrt. angelegt haben.