Hl. Ingberler Anzeiger.
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Sountag, den 26. Oktober 1873
Dertsches Neich. Trianon, 21. Okt. (Prozeß Bazaine.) Schneider und
München, 23. Ott. Die Gerüchte von einer Min'ster- Kouher sagen aus, Bazaine habe keinerlei Schritte zur Erlangung
kisis find vollständig ungegründet, da ein Antrag auf Anerkennung des Oberkommando's gethan. Canrobert betont den geringeren
des Bischofs Reinkens bis jetzt nicht gestellt wurde. Werih der franzdfischen Artillerie, von der er am 16. August zu⸗
München, 23. Okiober. Die heute erschienene Nummer sem nur über 54 Kanonen verfügte. Nichtsdesto weniger habe er
es arztlichen Intelligenzblattes veröffentlicht den Schluß des Pros das Shhlachtfeld behauptet. (Eine eigene Anschauung! Zwei
dlolls des k. Obermed cinalausschusses in seiner Plenarsitzung vom Tage“ später war die Einschli ßung von Metz vollendet!) (Pf. K.)
7. Juli 1873. Nah demselben jprach sich die Verlammluug ein- — 22. Olt. Proccß Bazaine. Zu dem heute sortgesetzten
rimmig dafür aus, „daß eine zwangzsweise Revaccination einzu⸗ Zeugenverhör war Soleille, General der Artillerie, wegen Krank⸗
ühren und dieser Zwang, sei es durch das Reich oder durch die seit nicht erschienen. Der Geueralstabshef d sselben sagt aus, daß
randesregierung, geseßzlich zu regeln sei.“ — rach Schützung'des Benerafs Solcille bis zum 16. August Abends
— Der „Mö Z. zujfolge soll Herr v. Boyen, seittker Gou⸗ die Hälfte der vorhandenen Manition verbrauht gewesen sei.
zerneur der Festung Mainz, als Kommandant nach Berlin versetzt Bazaine, hiervon benachrichtigt, habe gefürchtet, daß Munitions-
derden und General von Kummer zu seinem Rachfolger auser- nangel eintreten könnte. Lebrun sagt, mehrecte Befehle seinen ge⸗
ehen sei. siben worden, ohne daß dieselden vorher den Generalstab passirt
Straßbucrg, 23. Olt. General von Kameke hat bii jätten; dieser Umstand hate viele Confusion und selbst Widerspruch
einer jüngsten Anwesenheit in Straßburg die Plätze für drei wei- n den Instructionen herteigeführt.
ere Foͤrts bestimmt, welche am rechten Rheinufer um Kehl herum — Die Anklagschrift legt dem Marschall Bazaine u. a. auch
ei Bodersweier, Kork und Eckardsweier angelegt werden sollen. ur Last, daß er durch sein Verhalten, namenklich auch durch die
ßon den am ünken Rheinufer gelegenen im Stptember durch den Tapitulationsverhandlungen das vom Kaiser Napoleon in hn ge—
daiser mit Namen belegten 12 Foris sind die ersten sieten (Frans etzte Vertrauen mißbraucht habe. Dem gegenüber erklär.e Bazaine
ecdi, Moltke, Roon, Kronprinz, Großherzog von Baden, Bismarck n der Sitzung des Kriegsgerichtss von 18. Oktober: „Als ich
ind Kronprin) von Sachsen) der Vollendung nahe. die übrigen n Deutichland gefangen war, schrieb mir der Koijer von Wil⸗
unf werden vermuthlich erst im Sommer 1874 völlig sertig. jelmshöhe einen Brief, in welchem er mir zu meinem Verhalten
Berhin, 21. Ott. Mit besonderer Befriedigung werden Blück wünschte, und einen zweiren Brief cethielt ich von ihm noch
ner der überaus herzliche Empfang, welcher dem Kaiser in Wien m Jahre 1872 aus England. Bazaine verlas beide Briefe mii
u Theil geworden und das freundschaftliche Entgegenkommen wahr⸗ zJerührter Stimme. Der Kaiser sagt darin, er könne die gegen
senommen, welches Seitens des österreichischen Kaiserhauses dem den Marfchall eingeleitelen Verfoigungen nicht begreifen und sei
euischen Kaiser bewiesen wird. In Kreisen, welche in die Hof- iberzeugt, daß derselbe mit Ehren aus dem Prozeß hervorgehen
phäte hineinragen, spricht man bereits dapon, daß die gegenwär verde. Diese Briefe wurden zu den Acten genommen. — Unter
igen herzlichen Beziehungen zwischen den beiden Kaiserhäusern leicht ⸗en am 20. Oktober vernommenen Zeugen war der erste Marschall
roch eine engere Aunfherung erhalten dürften. Man spricht näm⸗ deboeuf. Er gibt an, daß bis zum 12. August bei der franzbe
ich davon, daß aus diesem Besuch sich vermuthlich eine Verdindung ischen Heeresleitung die Absicht bestand, wieder zur Offensive über⸗
Xes osterreichschen Kronprinzen Rudols mit einer der Töchter des ugehen und daß deßhalb die Brücken zwischen Pont-aà- Mousson
deinzen Friedrich Karl entwickeln dürfte. Die Religionsverschieden· ind Ars nicht zersiort wurden. Erst vom 13. an habe Bazaine
seiten würden, wie man meint, keine Schwierigleiten bereiten, weil »as Oderlommando übernommen; dieser habe von einer Offensive
lsdann die protestantische Braut zur katholischen Kirche übertreten nichts wissen wollen. Aus seinen Angaben, wie aus denen des
ürde. — olzenden Zeugen General Lebrun geht bervor, daß der französische
Berhin, 22. Okt. Wie wir hören, ist als Termin für Beneneralstab dem Marschall Bazaine bei Uebernahme des Ober⸗
kröffnung des Landtags der 11. November definitiv in Aussicht befehls nicht die genügenden Aufllärungen gab (es verließ sich
enommen. Die endgültige Entscheidung hierüber wird zwar eist vieder einer auf den anderen) und üÜberhaupt seine Schuldigkeit
etroffin werden, wenn Fürst Bismarck aus Wien zurüchekehrt ist, uicht vollkommen that. Lebrun klagt, der Generalstab habe sich
nan glaubt jedoch, daß derselbe in Betreff des Tages keine Ab- iur um den Proviant, nicht um die Wege gekümmert; aber weil
mderung mehr tkreffen werde. Uebrigens sieht zu erwarten, daß die vom Generalstab für den Rückzug getroffenen Vorbereitungen
die beborstehende Session eine sehr arbeitsreiche werde und dieselbe 1agentügend gewesen, sei es zur Schlacht von Lorny (14. August)
ücht so schuel, wie man ursprünzlich glaubte, beendet sein dürfte. zekommen. General Lebrun, der dem Marschall Lobeuf im Gene-
Frankreich. ralstab als Haupistütze beig geben war, macht den Eindruck eines
Trianon, 20. Oktober. Prozeß Bazaine. An dem dnfusen Mannes und scheint von dem, was vorgegangen, keine
xute begonnenen Verhör »der Zeugen gab Marschall Leboeuf an, genügende Kenntniß gehabt zu haben. Sonderbar nehmen sich in
gazaine habe kein Mißvergnügen zu erkennen gegeben, daß er bis seinem Munde die Anschuldigungen gegen den Generalstab, dem
um 12. August ein untergeordnetes Commando gesührt be, urd er doch selbst angehorte, aus. — Der dritte Zeuge, General Jarras,
abe selbst keinen Schritt gethan, um seine Ernennung zum Ober⸗ welcher am 12. August plötzlich zum Generalstabschef des Marschalls
mmandanten der Armee herbeizuführen. Lebrun sagt, die Vers- Bazaine ernamtt wurde, nahm diese Stelle nur ungern an, weil
heidigung verdieve Tadel, derselbe sei aber nicht Bazaine zuzurechnen. er uicht gehörig unterrichtet war; er rechnete indeß darauf, das
zeneral Jarras beklagt sich, daß er von Bazaine immer beiseite Wohlwollen des Marschalls werde ihm seine Aufgabe erl⸗
esetzt worden sei. ichtern, dieser aber habe ihm nicht genug Vertrauen be⸗
2i. Ott. Projeß Bazaines. Fortsetzunz des Zeugen- viesen und so habe er nicht selbsistandig wirken können.
erhörs. Canrobert betont den persönlichen Muth Bazaines und — Dem franzoͤsischen Kriegmin ster ist die Nachricht zugegangen,
tzäͤhlt dann die Schlacht bei St. Privah; er habe zrerncal das daß dem General Chaney Seitens 340 Deputirten der vereinigten
auptquartier benachrichtigt, daß es an Muniton fehle; Mittags nlen die eventuelle Präͤsidentschaft angeboteu ist. — Es werden
abe er Mittheilung erhalsen, daß die Garde zu seiner Unterstützung trenge Maßregeln getroffen, um jeden Einfluß der Linken auf die
rcheiren werde, es sei aber niunts gelommen. Canrobert führt Urmee fern zu halten. Im allgemeinen ist die Letztete geneigt, der
at, daß Bazaine sich von der Wirklichkeit der Schlacht keine lutorität zu geherchen, welche in der Nationalversammlung und
zorstellung gemacht habe. Bourbaki sagt, er habe keinen Befehl er Person des Präsidenten dargestellt wird, sie will aber unbedingt
ir Unterftützung Canroberts erhalten, von dessen Gefaht er nichts ie Tr'icodlore aufrecht gehalten wissen.
iwußt hase'; er hbe abet auch nicht geglaubt, ohne Befehl mar- Amerika.
diren zun dünt,en —A