Full text: St. Ingberter Anzeiger

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der ganzen Armee. Der Praͤsident versucht ihn am weiteren 
Sprechen zu verhindern und verweist ihn in den Zeugensaal. Nach 
inet kurzen Suspenfion der Sitzung fragt der Präfident den 
Obersten, ob er die vorher gesprochene Worten zurücziehen wolle 
Da Stoffel dies verweigert, lafßt der Prafident über den Zwischen- 
jall ein VProtokoll aufnehmen, welches dem Divisionslommandanten 
zeschidt werden soll, der damit ebentuell die kompetente Behorde 
befassen wird. Nach einer neuen Vernehmung der Agenten Rebafs⸗ 
und Mies, welche bestätigen, dem Oberfsten Stoffel Depeschen über- 
zebenn zu haben, und neuen Antworten Stoffel's, weicher zugibt, 
Depeschen erhalten, ober, ohne sie zu beachten, zur Seite geiegi zu 
haben, erklärt der Regierungstommissär, daß er sich vorbehalie, 
Jegen Stoffel wegen Entwendung von Depeschen eine Uniersuchung 
imuleiteu. 
AMNeri * 
Nemvyorl, 5. Nov. Bei den Wahlen zu den Siaatt ämtern 
in den Einzelstaaten siegten die Demokraten in Newhork, Virginien 
und Mariland, die Republikaner in Massachufetis, New-Jersey, 
Artansas und Minnesota, die Fufionistenparici in Wiescosin. Die 
Rebublikaner erlitten erhebliche Verlunee. 
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fSi. Ingbert 7. Novbr. Auf vorgestrigem Wochenmarkt 
dahier wurde gegen 8 Handler Protololl jertichtet. wegen Feil. 
hzaltens zu leichter Butter, die confiscirt wurde und aun den 
zu gute koͤmmt. — 
—In der Landgerichtssizung vom 5. d. wurde ein Butterhänd 
ler von Brenscheldach wegen Verkaufs schlechter und gefälschter 
ee zu 8 Tagen Gefängniß verurtheilt. — Das wird hoffentlich 
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tReustadi, 4. Nor. Auf Grund der Vorschläge Poee 
Lonfistoriums genebmigte die Generalsynode bezüglich der Pensionen 
Behalte ec. einstimmig folgendes: Die Pension einer Pfarrerswittwe 
vird einschließlich des Staatszuschusses auf 350 fl., die einer ein⸗ 
jachen Maise auf 40 fl., einer Doppelwaise auf 124 fl. 50 tr. 
estgesetzt; für außerordentliche Unterstützung an bedürftige Pfarrerb⸗ 
vittwen werden 525 fl. bewilligt; zur Pfarr⸗Relicien und Pfarr- 
dchterlasse wird eine Dotation don 2380 fl. gegeben; zur Pfarr⸗ 
Unerstützungskasse 1820 fl.; an Stipendien für Theologie flu⸗ 
ditende Pfarrerssohne 1624 fl.z- dann für außerord. UÜnterftüßung 
zilfsbedürftiger Candidaten 340 fl.; der Gehalt eines Privawicars 
rines Pfarrers wird bei volltommen freier Station auf 140 fl. 
erhöͤht.; der Privatvicar, der nur Geld dvezieht, hat 420 fl. Idom 
Pfarrer zu beanfpruchen. Auf eine Erhöhung der Bezüges der 
Stadtvicare und der exponirten Vicare wird das tgl. Consisiorium 
Bedacht nehmen, vorlaufig hat es jein Bewenden bei dem bishe 
cigen Gehalte. 
Spehyer, 5. Nov. Die sitödtische Suppenanstalt verbrauchte 
hvom 6. bis incl. 80. Ottoher L J. für Fleisch 650 fl., sür Brod 
und Wede 292 fI. 24 tr., für Reis, Reügerste, Gries und Mehl 
126 fl. 14 kr., sür Caffee und Zuder 98 fl. 23 kr. für Milch 
663 fl. 42 kr. Die Summe der Ausgaben belauft sich demnach 
auf 1220 fl. 42 kr. Die Liebesgaben und kleineren Posten sind 
hiebei nicht in Berechnung gebracht. — 
t Speyet, 6. Nob. Es isi heute der dritie Tag, an wel 
dein weder ein neuer Erkrankungs- noch ein Todesfall an der 
Cholera dorgelommen in. (Sp. A). . 
r Frankenthal, 8. Nov. Gustad Stoͤckel von Hamburg, 
Agitastor der Lasolle'schen Arbeiterpartei, wurde vom kgl. Bezirks⸗ 
gericht dahier wegen Berufsehrenlrankung deß kgl. Bezirkzamig zu 
einer 141ägigen Gefängnißstrase derurthelt. 
In den verschiedenen Gemarkungen bei Frankenthal haben 
die Kartoffeln durch Fäulniß großen Schaden gelitten. In tief 
gelegenen Aedern waren meistens 8 der Karioffein, in des doher 
gelegenen * dis a in der Regel angefault, so daß der Vorrath 
in den Kellern meist klein ist. Die Stärkmacher haben in Masst 
angestedte Kartoffeln gelauft zè. auch in Schiffen an dem Kanal 
and in Eisenbahnwagen wurden diele exporiiri um den Preis von 
I. 20 -36 ke. per Malter. Mit den angestedten trockenfaulen 
Kartoffeln wird jeßt vielfach das Vieh gesüuert. Wenn dies in 
darlem Maße geschieht. jo wird, wie man vernimmt, das Vieh sieif 
Ein Schuhmachergeselle in München, der wegen Eidesber- 
weigerung dereits zu acht Tagen Gefaͤngniß deruriheilt worden 
var, derweigerte, alt er in der nämlichen Sache bei dem Bezirls⸗ 
gerichte den Zeugeneid ablegen sollte, abermals den Eid, da er 
jur freireligiösen Gemeinde gehoͤre und Attein sei. Der Staais · 
anwalt beantragte nun gegen den Zeugen Zmonatliche Gefängniß⸗ 
trafe, da der Zeuge, dadurch, daß er das Wort „Atheift? nicht 
richtig autsprechen sönne, beweise, daß er die Bedeutung des Wortes 
7 lenne. Der Gerichtahof entsprach dem staatsanwaltschaftlicher 
Anixage. . J 27 
Frankfurt. 3. Non. Die Volitei sucht eben eifria nad 
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einer Dienstmagd, welche sich an 10 Pläten verdingte, an jedem 
lufl. Miethgeld annahm, aber nirgends die Stelle antrai. 
.7 Zrantfurt, 8. Rob. Dieser Tage machhte eine Annonce in 
den hiesigen Blattern Auflehen, worin sich eine Mutter zum Ver— 
chenken ihres acun Wochen alten Kindes erbote⸗ Oie berreffende 
Frau stammt aus dem Fulda'schen und ist Mutter von vier Kin. 
dern. Sie lebt bereits srit fünf Jahren in Bornheim, wie sie 
elbst angiebt, in gauz guten Verhältnissen. Ihr Bann war im 
)oltzmann'jchen Geschaft und arbeitete fleißig. Da kam der Bier. 
krawall, defsen Folgen er insofern mitzutragen hat, als er zu 21). 
Jahren Zuchthaus verurtheilt wurde. Von diesem Augenblicke an 
zeriethen Frau und Kinder in Noth. Obschon sie nach dem Ge 
jehze in Bornheim unterftühßungsberechtigt ist, so will man dort 
aicht willfahren und möchte die Frau dadurch los sein, daß man 
ihr aufgiebt, in ihre frühere Heimath zu gehen, wo sie ganz fremt 
geworden. (Fr. J.) 
f Straßburg i. E., 4. Noo. Heute Mittag brach in Ldem 
Dachraume des hiesigen protestantischen Gymnasiums ein Feuer 
aus. durch welches der obere Theil des neuen Haupiflügels zer⸗ 
tört wurde. (T. N.) 
. In dem württem. Städichen Heimsheim find in der Reqht 
des 2./8. d. 26 Häuser und Scheuern labgebrannt. —— 
Aus dem Breiszau, 28. Ott. Die Höhen des Schwarz 
waldes haben seit einigen Tagen recht ansehniiche Schneekappen 
aufgefetzt, und ist eine starke Abkühlung der Temperatur eingetreien 
was uns endlich von der schredlichen Landblage der Schnaken, die 
in den warmen Herbfttagen mit erneuter Heftigleit aufgetreten sind 
erretten wird. Diese schrecklichen Bluisauger haben sich dieses Jahr 
dats ganze Rheinthal hinaus bis gegen Basel hin ausgedrei⸗ 
net, ja die Höͤhen des Schwargwaldes waren nicht einmal vor 
ihnen sicher. 
f Metg, 31. Olt. Der bretagnische Edelmann Dardenne de 
Nerfabie!, stand heuie dor den Schranken des kaiserlichen Zuchtpe⸗ 
lizeigerichtes. Aus den Perfonalacten des aus Nantes gebarligen 
Angeklagten geht hervor, doß derfelbe in Frankreich sich dereins 
mehrere Verurtheilungen wegen seines ausgezeichneten Talentes in 
der Schreibkunst zugezogen und als Schwindler eine gewisse Bee 
rühmtheit erlangt hat. Heute hat er sich wegen mehrerer Fälbe 
pon Beitng zu verantworten,“ die er in Meß, Saargemünd und 
anderen Städten Lothringens meifiens bei Geistlichen verübt hat. 
Der Angeklogte hat fich dabes für einen adeligen Sproßling vom 
alten Bretagnerstamme und Mitarbeiter am-, Univers,e dem be⸗ 
raunten Veuillotschen Journal, ausgegeben und benußke die Leicht 
Jläubigkeit und, wie der Staatsanwalt heevorhob, die Eympathieen 
der Herren Geistlichen für die legitimistische Idee und deren Aut⸗ 
ichten, um sich von denselben nicht unbedeutende Beträge zu er⸗ 
schwindeln, die er hier mit gewissen Damen dann vergeudete. Der 
Angellagte, bei dem man auch ein Empfehlungsschreiben des 
Brasen Chambord gesunden hatte, wurde zu 2 Jahren Ge 
jangniß und zum Verluste der bürgerlichen Rechte auf 5 Jahre 
berurtheiit. 
Kdln, 4. Nor. Gestern Nachmitiag wurde, wie uns ein 
Augen; euge mit groͤßter Entrüstung mittheilte, eine anständig ge⸗ 
leidete junge Frauensperson von mehr als hundert jchulpflichtigen 
dindern unter Geschrei und Verhöhnung durch die Straßen derfoigt, 
Auf sein Befragen erfuhr unser Gewährsmann, daß die Verfolgte 
eine Lehrerin sei, welche ein Kind in der Schule koͤrperlich ge“ 
siraft habhe. V *8 
F Darmstadt, 8. Nov. Lieutenant Z., der s. Z. in Goddelau 
dier Dragoner an Baͤume anbinden leß, hat eine mehrwoͤchige 
Befaͤn gnißstrafe erhalten. 
fWer Breslau, den „Schweidnitzer Keller“ und seine 
„Würstl˖ Frau? an der Treppe lennt, den Wwird es interessiren 
daß diese Frau fur das Recht, dorr Wurrst und Salzbretzeln zu 
yerlaufen, für die Zeit vom 1. Oktober d. J. bis 80. Septembet 
rächsten Jahres 1900 Thlr. Pacht zahlen muß, waährend die 
Pacht für den ganzen Keller felbst, die auf 50 Ja yre abocschlo 
sen ist, nur 500 Thlr. jährlich beträgt —DVV—— 
f Leipiig, 8. Nov. Die durch ihre bedeutenden Tuch · Export 
geschäfze belannle Firma C. Nipaux die selbst hat heute gerichtlich 
hre Insolbenz angemeldet. I 
7 Paris, 830. Olt. Ueber einen bedauerlichen Unglüdsfall, 
welcher sich bei der Loschung des Brandes der großen Oper ercig⸗ 
nete, schreibt der „Figaro“: In dem Augenblick, wo wir und ent⸗ 
jernen wollten, waren wir Zeugen eines entseßlichen Schaufpielb. 
Auf einer schwanlenden Mauer stand ein Pompier, der Corporol 
Bellet von der ReuillheKaserne, und lenlte kaltdlütig seinen Wasser⸗ 
qlauch nach dem ungeheuren Feuerherde, dessen Flammen zu seinen 
Füßen züngelten. Plößlich hört man einen Krach, die Maue 
tziltert, Bellet läßt den Schlauch fallen, verliert das Gleichgewicht 
ind ftürzt kopfüber in die Flammen, wo er wie in e inem Feuer⸗ 
essel verschmindet. Ein zweites Geizs⸗ anb die Mauer fürzte