Full text: St. Ingberter Anzeiger

Dem altikatholijchen Gymnaßtallehrer A.. in Ane u⸗ 
dorn (Westfalen) wurde von der katholischen Gesstlichkeit das 
hristliche Begräbniß verweigert. Herr Pastor Dr. Tangermann 
Jus Koͤln erschien zur Stelle, um die Leiche zum Friedhofe zu 
geleiten, allein die Excesse und Insulten einer rohen Volksmenge 
Lie bei dieser Gelegenheit zu Tage traten, überbieten alles was 
hbis jetzt Aehnliches dagewesen. Die Thür des Kirchhofes mußte 
von Polizei wegen und mit Gewalt erbrochen werden; Frauen 
ind Männer brüllten und schimpften; am Abende gab es Ruhe⸗ 
stdrungen, und ein Stück Eisenschlacke, welches durch die Fenster 
des Hotels, in dem Tangermann logirte, geworfen wurde, hätte 
diesen beinahe getroffen; das Haus mußte während der ganzen 
Nacht mit einer Schutzwache umstellt werden. (Zw. Ztg.) 
pMuünchen. Am Weihnachtsabend wurde die Tochter 
des Gaftwirths Vogl in der Hirschau, welche bei dem Truppen⸗ 
Finzug in Schwabing dem Kronprinzen von Preußen einen Lor 
deerkranz überreichte, mit einem prachtvollen Medaillon erfreut; 
der Ueberbringer wars der preußifche Gesandte in München. 
4 An einen Postschalter in Berlienn kommt Abends ein 
Arbeiter und kauft für 2 Thaler Vierpfennige⸗-Briefmarcen 
und legte sie in eine Mappe. Bald nachher bemerkt der Post⸗ 
hHeamte, daß ihm drei Hundertthalerscheine fehlen, die in einem 
offenen Couverte neben der Briefmarkenmappe gelegen hatten; 
Riemand war an sein Fenster gelommen, als der Arbeiter, er 
mußte der Dieb sein. Da klopft's an dem Schalter, es ist der 
Briefmarlenkaͤufer, ser bringt das Couvert mit den Hunderithaler 
scheinen, welches er in den bogenweise zusammengelegten Marken 
gefunden hatten. Der Beamte offnet die Thür und überschüttel 
den Arbeiter mit Dank. der Vorsteher des Büreaus aber über⸗ 
reichte dem braben Manne einen 285. Thalerschein. Der Arbeiter 
aber weist ihn zurück und sagt: „Meine Herren, Sie haben ja 
doch man blos det liebe Leben. Behalten sie det Geld. Ick habe 
zedahn, was Recht is, und det lasse ick mir nich bezahlen. Er 
sieß das Geld liegen und ging. Er ist ein Arbeiter aus einem 
Toleniolwaaren · Geschaft. 
fZabern, 17. Jane Der Redaction des Zabener 
Wochenblattes, geht ein Brief eines Recruten an seine Eltern zu 
welcher wörtlich also lautet?: „Mainz, den 10. Jänner 1873 
Ich will Euch zu wissen thun, wie es bei mir zugeht. Ich bin 
wirklich in einer schöͤnen Stadt, Mainz genannt. Als wir von 
hagenau abgefahren find. fuhren wir gerade dieser Stadt zu, und 
auf der Reise gefiel es mir ganz gut, denn ich habe immer 
freundliche Gesichter gesehen. Mainz liegt ganz nahe am Rhein 
Ich hätte nicht geglaubt, daß in Deutschland so gute Leute sind, 
denn bei uns wurde immer geschimpft über die deutschen Volker 
daß sie so unbarmherzig und böse sind. Ich habe es nun erfahren 
daß ihnen solches nur zum Scherz und aus feindlichem Neid nach 
geredet wird. Unsere Vorgesetzten sind gar nicht so rauh mit uns 
und es ist ihnen scharf derboten uns zu schlagen oder zu mißhan⸗ 
deln. Wenn wir spaziren gehen in der Stadt, so werden wir 
zegrüßt von jeden Einwohner der bei uns vorübergeht. Zuweilen 
nehmen sie uns auch mit in ihre Wohnungen und schenken uns 
ein Glas Wein ein. Wir kriegen alle Tage dreimal zR essen. 
Morgens um 6 Uhr den Kaffee, welchen wir aber bitter trinken 
müssen. Mittags bekommen wir Fleisch und sonst was, und 
Abends wieder Kaffee; wenn man es gewöhnt ist, geht's ganz 
gut. Wir exerzieren täglich G Stunden. Am Morgen drei und 
Nachmittags drei Stunden. Sonst gibt es nicht viel Neuigkeiten 
Ich endige mein Schreiben, indem ich Euch sage. deß ihr Euch 
nicht sehr um mih uins 
TFuer getreuer Sohn J. G. 
FEin schlechter Witz für eine gute Sache ist in Brügge ge⸗ 
macht worden. Einige Herren kamen auf den Einfoll, eine Aus- 
telluͤng „alter Hüte“ zu Gunsten des Vereins zur Unterstuͤtzung 
verschämter Armer“ zu veranstalten. Sie erließen eine Auffor⸗ 
Zerung und bald strömten von allin Seiten die koͤstlichsten Exem⸗ 
hlare don Kopfbedechungen, die manchen Sturm erlebt, herbei, 
ristorisch, archaologisch und modisch interessant. Trotz freien Ein⸗ 
ritts hatte man balb 1000 Fr. freiwilliger Gaben, Alles wollte 
die Hutausstellung sehen, und die Veranstalter hatten die Freude, 
die Summe unter „würdige Arme“ vertheilen zu können. 
Meyg. Dem ,Cdur. de la Mos.“ zufolge soll die vom 
Bürgermeisteramt angeotdnete Zählung in Metz eine Ein⸗ 
pohnerzahi don 15,000 Deutschen und ebensoviel Franzosen er⸗ 
geben haben. 
F Mentz, 24. Jan. Vor einigen Tagen fand ein junger 
Mann von Servigny les⸗St.Barbe eine in einem Wassergraben 
gelegene, nicht expiodirte Granate, nahm solche mit nach Hanse 
und wollte sie daselbst entladen. Wahrend er den Verschluß auf⸗ 
uudrehen versuchte, was in sißender Stellung geschehen sein soll, 
ntlud sich das Geschoß und riß dem Unglücllichen beide Beine ab. 
Der Tod trat kurze Zeit darauf ein. 
Malhausen. Als eine Eigenthümlichkeit dieses Winters 
vird hervorgehoben, daß die Tauben nicht aufgehöͤrt haben, Eier 
zu legen und Junge auszubrüten. In vielen Taubenhäusern findet 
man halbflügge Tauben und Eier, und junge Tauben werden auf 
dem Marite feilgeboten. Auch aus der Schweiz meldet man das 
Fintreffen vieler Frühlingsbosen. In Olten sind laut dem dor⸗ 
igen Wochenblatt am vergangenen Donnerstag die ersten Staare 
ingerüft und aus Bünsen im Canton Aargau wird gemeldet, 
daß dort in letzter Zeit Stoͤrche eingetroffen seien. Nicht minder 
zeigen die Fische eine Rührigkeit, welche vieiseitig als Frühlings⸗ 
jeichen gedeutet wird. Dieselben wurden in außerordentlicher 
Menge gefangen, der hiesige Markt vom lezzten Sonnabend gab 
dadon einen Beweis. Im Rhein, oberhalb dem Bodensee, fingen 
Fischer von An vorige Woche gegen 20 Eentner Hecht, darunter 
ein Exemplar von anderthalb Centnern. 
f Der Z2jahrige, erst seit Kurzem verheirathete Steuerein⸗ 
iehmer Waudtircher zu Mutzig, Kreis Molsheim (Elsaß) 
rat nach der „Karlsr. Zig.“ mit Hinterlossung eines sehr dedeutenden 
dassendeffektez das Weite gesucht. Außerdem lastet auf dem 
Flüchtigen der Verdacht schwerer Falschungen. 
p Oer Pianist Hans v. Bül o w wird, dem „Athenäum“ 
zufolge, London während der kommenden mußlalischen Saison 
besuchen und in mehren Concerten mitwirken. 
4 Der Personenzug der Theißbahn überfuhr am 14. d. dei 
Szurdock einen mit Petroleum beladenen Frachtwagen; der Fuhr⸗ 
mann wurde verwundet, die Pferde getödet, die Fässer zertrüm⸗ 
mert; das über den Schienenweg ergossene Petroleum fing sagleich 
Feuer durch das der ganze Zug wegging, wie der feurige Wagen 
des Elias, indem sich die Räder in dem brennenden Fluidum be 
hrer Achsendrehung tränkten; die Passagiere kamen mit dem Schrecken: 
davon, der Maschinenmeister erlitt aber solch fürchterliche Brand- 
wunden daß er nach wenigen Stunden den Geist aufgab. 
F. X. Demeß, verantwortlicher Redacku. 
— — 
J 
Bekanntmachung. 
Am Freitag den 7. Februar nächsthin 
Nachmittags am 2 Uhr im Stadthause 
hier, wird das bis jetzt über wiesene 
Berechtigungsholz pro 1872/73 öffentlich 
versteigert. 
1. Abtheilung Schiererschlag: 
72 Ster eichen⸗ und 525 Ster buchen Holz. 
2. Abth. Martinsroth, Wolfshalle, Schlan⸗ 
genthal, Ritgesthal und Balsertswiese: 
b9 Ster Eichen⸗ 
10 Buch en⸗ 
b Nadel⸗ 
3 Weich. und 
18, Gemischt⸗Holz. 
St. Ingbert den 30. Januar 1873. 
Das Bürgermeisteramt 
ser Andon. 
— 
2 Schreiner 
erhalten dauernde Beschaͤftigung 
dei Ehrifi. Fichter. 
„Trutz net so.“ 
Narrensitzung 
Montags den 8. 
Februar 3781 
Abends 8 Uhr 
Der Mräfsident. 
die *-—rhre?“* ↄtste und trotz ihrer vortrefflichen 
Original· Illustrationen wohl- 
feilste FPrauen-Zeitung ist 
die seit über sioben —* 
arscheinendo 
Modenwelt. 
Preis viertoljahrlich 45 Kr. 
mit colorirten Modenkupfern 
2 Gulden 8 Rreuzer.“ 
Die practische Richtung 
les Blattes, welcho stets die 
edũrfnisso der Vamilie berũcksaichtigt, den 
Anforderungen der eleganten Gesellackaft aber 
nicht minder Rechnung trägt, macht jede ein· 
zelne Vorlage doppelt werthvoll. Die Schnitt- 
muster — ũber 200 jährlich — aind ihrer vor- 
rüglichen Auswahl und ihrer Genauigkoit wegen 
rühmlichst bekannt, nieht wenigor? die leicht- 
rerstündlichen Anweisungen. weseho selbst un- 
geübters Hande geschickt machen, alle Gegen- 
stünde der Toilette, Leihwäsche ete. velbet an- 
zufertigen, Auch im veiten Gebiet der Hanad- 
arbeiten iat die Modenweit die besto Lebr- 
meisterin. 
Alle Buchhandlungen und Postümter nehmen 
jederzeit Bestellungen aß. 
Erklärung. 
Ich erkläre hiermit, daß die Aussage, 
welche ich in der Wirthschaft von Wo hl⸗ 
farunh gethan, nämlich ich hätte an 
Adjunkten Schmidt 100 fl Bürgereinzugs⸗ 
geld bezahlt, eine Lüge ist und nehme hiermit 
die Behauptung als eine verläumdrische 
zurück. 
St Ingbert den. 22. Januar 1873. 
Netor Schibl. 
bee:tigt (auch brief- 
soh) in 2 Stunden gefahbrlos und 
gicher Dr. Ermat in Leipzig.