St. Ingberter Anzeiger.
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Deutsches Meich. *
München, 30. Jan. die bayerische Regierung hat dem
Reichskanzleramte milgetheilt, daß sie ihre Konsulate außerhalb
Deuischlands nunmehr sammilich eingezogen hat, woraufhin die
nothigen Ausführungsbeschlüsse hinfichtlich der Reichskonsulate ge-
troffen wurden.
München, Unter dem 25. Jan. wurden in Bayern die
ersten Vicefeldwebel ernannt. Dieselben sind ehemalige Einjährige
Freiwillige, die bereits in der Reserve als Korporäle dienten;
shre Uniform ist ebenso wie die der Feldwebel; sie verrichten
Of fiziersd enst und stehen ungefähr den Portepeefähnrichen gleich. —
Das Befinden des Exkurfürstea von Hessen sall seit geraumer
Zeit zu ernsten Beforgnissen Anlaß geben. Man will wissen,
derselbe habe ein Testament gemacht, das seinem nominellen Re—
gierungsnachfolger genaue Vorschriften über dessen Verhallen gegen—
über dem preußischen Staate ertheilt; alle Bestimmungen sollen
darauf basiren, daß cuch nach seinem Tode kein Ausgleich mi!
Preußen eingeleitet werden darf. (Irf. 3.)
Frankreich
Avenir National“ meldet: Außer dem Lager von Avor,
welches in Kurzem vollständig eingerichtet sein wird, und dem von
Thalons an dessen Instandsetzung rüstig gearbeitet wird, beabsich⸗
tigt der Kriegsminister, noch zwei andere ausgedehnte Lager in
der Umgegend von Marseille und von Lyon zu errichten. Der
Kriegsminister teifft außerdem seine Anstalten, daß Frankreich näch-
sten April vier große Armen von 100 bis 110,000 Mann zum
mindesten zur Verfügung habe. Sie würden Ost⸗, West⸗, Süd⸗
Armee und Armee des Centrums heißen. Jede würde aus drei
Corps bestehen und jedes Corps aus drei Divisionen Infanterien
und einer Division Cavallerie“ Dem „Stäphanois“ zufolgt
herrscht in der Waffenfabrik von St. Etienne zu Folge von be—
deutenden Bestellungen des Staates eine große Thätigkeit. Man
fabricirt im Augenblicke hauptsächlich Carabiner für die Cavallerie,
System Choassepot. Die Zahl der täglich verfertigten Stück beträgt
9 bis 650 und man hofft, die Zahl bald bis auf 700 zu
ringen.
um ihren Verheerungen einigermaßen zu steuern. Cine Ordre des
Praͤsekten des Doupsdepartement:; befiehlt alen Wolfslägern und über⸗
Jaupt allen Forstbeaxitenn, unverzüglich in allen Teilen des Depar⸗
ements Treibjagden zu peranfstal ten. Eine gleiche Maßregel war
chon vorher von dem Präfelten der Haute ⸗Saone angeordnei
vorden, und geben wir nachstehend das am 1. Januar officell
bdekannt gegebene Refultat der Jagden: Es wurden erlegt 77
Wolfe, Wölfinnen une junqge Woͤlse; 729 Wildschweine jeden Alters;
581 Füchse. Die Totulsumme des erlegten Wildes beieägt 1387
Stüch; hierzu kommt noch eine faft gleiche Anzehl der bei Privat⸗
agden erlegten Wildschweine und Füchse. Troz dieser Meßlei
unter dem Wild ist das Departement Haute Soone immer noch
buchstäblich von Wildschweinen und Wölfen überschwenmt; die Jagd
auf die Thiere wire übrigens mit einer wahren Wuth betrieben.
fHamburgq, 31. Jai. Die „Vörsenhalle“ bringt ein
Telegramm aus London, wornach der vermeintlich versunkene Dam⸗
ofer „Murillo,“ welcher das Schisf „Norihfleet, onrannte, heute
inbeschaädigt in Lissabon eintraf.
Wie weit ein Luftiballon fliegt.) Ein Schüller einer Ge⸗
ehrien Schule zu Husum (Schleswieg) ließ am 10. Oktober vor
der Stadt einen GummisLuftballon von der Größe eines Kinder⸗
'opfes, mit Wasserstoffgas gefullt und mit einem den eventuellen Finder
umBenachrichtigung bittenden Zettel versehen, aufsteigen. Jetzt ist
nun dem Schüler ein Schreiben aus Schweden zugegangen, nach welchem
der Ballon am Weihnachtsabend-- also beinahe nach drei Mona⸗
en — im Meere von Degerhamm auf der Insel Oeland (Ostsee)
autgefunden worden ist.
kEinstund Jetzt.) In dem Archid der Abtei Hinter⸗
bach fand man ein Rechnungsbuch, worin das Jahr 1453 als das
Jahr der großen Theuerung eingeschrieben steht, weil in demselbin
ein fetter Ochs drei und einen halben Gulden kostete; eine Kuh
awei Gulden, ein Kalb einen Drittel-Gulden; 23 Hämmel acht
Bulden, 25 junge Hühner einen Gulden, 40 Dutzend Gier einen
halben Gulden. Der großen Noth wegen schidte man einen Expres
von dem Amtsdorse Behenburg mit drei Hellern nach Köoln, mit
welcher Summe derfelbe das zweimalige Ueberfahrtsgeld und sei⸗
nen flande smäßigen Unterhalt bestritt.
F(Gine amerilanische Borgia) In New-Haben,
Tonnecticut, wurde am 11. Jan. Frau Lydia Shermann der
pielen Giftmischereien wegen, deren sie verdächtig war, die „Vorgia
von Conectcut“ genannt, wegen der Vergiftung ihres letzten Gatien
des Todtschlages für schuldig befunden und zu lebenslänglichem
Befüncniß verurtheilt. Seit ihrer Verurtheilung hat die Giftmoͤr⸗
derin ein offenes Geständniß abgelegt, demzufolge fie einräumt,
zwei ihrer Männer, zwei ihrer eigenen Kinder aus erster Ehe,
owie einen Stiefsohn und eine Stifetochter, Kinder ihres dritten
Mannes, durch Arsenik vergiftet szu haben. Anspielungen auf
den unter mysteriösen Umständen ersolgten Tod eines vierten
Batten und zweier anderec ihrer leiblichen Kinder lassen darauf
hließen, daß sie auch diese vergiftet hat.
Die Correspondenz des Einzelnen mit Allen.
Feaf Es liegt uns das soeben im 12. Auflage erschienene
Zeitungsverzeichniß der Annoncen⸗Expedition von G. B. Daube
und Co. vor. Dasselbe führt fich dießmai beim Pubiikum mit
einer interessanten Vorrede über das Wes⸗n des Annoncirens —
der Correspondenz des Einzelnen mit Allen — ein. gibt durch
eine Reichhaltigket eine klare Uebersicht Uber den neuesten Stand
der heutigen Presse und legt durch möglihste Verdoll ständigung
o recht Zeugniß von der erfolgreichen Wirlsamkeit dieses rüh igen
Institutes ab. *
Der einige 50 Seiten zäblende Catalog kann sowohl direct
om Centralbüreau in Frankfurt a. M. als auch Lvon den in
allen größeres Stadien befindlichen Genetal⸗Agenluren gratis be⸗
sogen werden.
Amerika.
—New⸗York, 16. Januar. Es ist wohl nicht ganz ohne
Juteresse, daß sich der in Europa fast vergessene Zweig der Fami ⸗
lie Vonaparte anläßlich des Todes von Rapoleon auf's neue zu
tegen beginnt. So scheint es zum mindesten nach einer sehr aus—
führlichen Correspondenz, die der Herald“ aus Baltimore bringt
Bekanntlich, war die erste Gemahlin des jüngsten Bruder Napo—
leon's J., des Jerome Bonaparte, eine Tochter Baltimore's; we—
niger bekannt ist, daß diese, die einst blendene Schönheit, Elisa⸗
deth Patterson, welche der Machtspruch Napoleons J. nach kurzer
Ebe von dem Bruder schied, noch heute lebt, die 88jährige Mat
xone ist die Einzige, welche aus aus jener Generation der Bona⸗
parte's übrig ist. Sie hat ihre Ansprüche an den franzsischen Thron
noch niemals aufgeben; der einzige Sohn aus ihrer Ehe mit Jero—
me, also der Halbbtudoer des Prinzen Plo⸗Plon, ist 1870 gestot-
ben; es leber aber zwei Söhne von diesem, Enkel des Jerome
und Großneffen des ersten Napaleon. Der ältere, Jerome Nabpoleoa
Bonaparte, war Oberst in der Armee der Vereinigten Staaten
and hat mit der frauzbsische Armee den Krimkrieg mitgemacht;
der zweite, Carl Joseph, siudirt gegenwärtig die Rechte. Der ältere,
der in Baltimore lebt hat nun, wie der Correspondent des Herald“
aus hester Quelle wissen will, die Abficht, „das Feld seiner Thä⸗
ligkeit in Kurzem auf den alten Continent zu übertragen und seine
Anstrengungen dort dem franzdsifchen Volke zu widmen noch dem
Maße, wie es dessen Würde und Große beausprucht und wie es
den Traditionen der Familie Bonapdarte auch fernerthin entspricht.
Vermischtee. 2
F Metz, 28. Jan. Der „Cceurier de la Moselle? schreibt: die
Zahl der Wildschweine und Wolse in den östlichen Departemente
sstt so groß, daß man zu den energischsten Maßregeln scheeiten mußte,
— — — —ñ—rrç ⸗ s —⸗ —ñ— —
X. Demet, verantwortlicher Nedacteur.