Full text: St. Ingberter Anzeiger

lungen vorgenommen, wie es heißt, wegen einer gegen die Sicher. 
hei deßz Siaates gerichtelen Verschwörung.* 
.Italien. 
*Rvm, 16. November. Der gestrige Tag waer für Italien 
so bedeutsam, wie kein zweitermehr seit dem Einzuge der italie⸗ 
nischen Truppen in Rom, und die Bewohner der Stadt haden 
seine Bedeutung wobl gefühlt und ihrem Gefühle entsprechenden 
Ausdrude gezeben. Manecrwartete eine feierliche Prollamirung der 
Unabhängigkeit des einigen Italiens von Frankreich und der poli 
tischen Verständigung mit Deutschland und Oesterreich. und dies 
Erwartung wurde durch die Thronre de vollstündig erfüllt. Klar, 
würdevoll und errst sprach der stoͤnig das aus, was die Mehrzahl 
des italienischen Volkes denkt und fühlt, und wenn auch die Armet 
und Flotte neue Opfer fordern, man muß sie gerne bringen, um 
den Frieden zu sichern, wenn auch die Boͤrse augenblidlich ein 
niemlich schiefes Gesicht zu solchen Ankündigungen macht. — Wie 
an großen nationalen Festtagen war Rom gestern beflaggt und 
devdilert; als der König mit den Prinzen Humbert und Amadeo, 
sfämmilich in den neuen Helmen, auf dem Corso erschien, wurde 
er von der dichten Vollsmasse mit brausendem Freudengeschre 
empfangen und als er in den Sitzungssaal des Parlaments eintrat, 
überraschte ihn die Bgeisterung der Deputirten derart, daß über 
das gebräunte, harte Soldatengesicht eia Schein von Ruͤhrung 
hinzog, die sich auch in dem bewegten Tone kundgab, womit der 
Koͤnig die schon stylisirte Thronrede begann. Auch auf dem Heim 
wege fand der König. daß er sich mit der Gesinnung und der 
Wuͤnschen seines Volkes in vollem Einklauge besinde. (Pf. P.) 
Amerika. 
New york, 18. Nop. Das Marineministerium hat im 
ganzen Lande Aushebungen für die Flotte bis zur äußersten, ge⸗ 
setzlich vorgeschriebenen Greuze angeordnet. — Dem Vernehmen 
nach sind bon den noch nicht hingerichteten Virginius-Gefangenen 
zu lebenslänglichem schwerem Kerler, 3 zu achtjährigem Gefängnif 
verurtheilt worden, 8 wären freigelassen. 
— Washlington, 15. Rov. Das Kab'inet hai beschlossen 
alle Vorbereitungen zum Kriege zu treffen, falls die Madrider 
Regierung nicht sofortige Verhaftung und Bestrafung derjtnigen 
Beamten, welche die Hinrichtungen in Santiago angeordnet und 
vollstreckt haben, vorzunehmen. Den Krieg zu erklären, geht vor 
läufig noch nicht an, denn das Recht der Kriegserklärung besitz! 
nah der Verfassung nur der Kongreß, und dieser tritt erst am I. 
Dezember zusammen. Die ganze Flötte soll kriegsbereit gestellt 
werden. Kontre Admital Scott, der das westindische Geschwader 
befehligt, segelt über morgen von Norfolk nach der Havannah. 
Die neuesten Newhorker Zeitungen drücken die Befürchtung 
aus daß der kommende Winier einer der härtesten sein wird, der 
in den Ver. Staaten je empfunden wurde. Einschraänkungen in 
persoͤnlichen Ausgaben ist die Parole des gesammten Landes und, 
wie gewöhnlich, leiden die Frauen durch diesen Stand der Dinge 
am meisten. Haushaltsunkosten werden allenthalben verringert und 
die Folge ist, daß Taufende von Nöhterinnen und däuslichen 
Diensiboten brodlos geworden sind. Wohlhabende Leute schaffen 
ihre Equipagen ab und folglich haben eine große Menge Kutscher 
und Wagenbauer ihre Stellungen verloren. In fast allen Ge⸗ 
wetben, besonders in jenen, die mit der Produltion von Luxusar 
lileln in Verbindung stehen, derrscht derselbe Druck vor. Die 
Hüttenbesitzer don Pitisburg, Peunjylvanien, eines der leitenden 
Eisendistrikle des Landet, haben beschlossen. die Loͤhne idrer Ar— 
beiter um 10 Prozent herabzusetzen. Große Stochung herrscht in 
dem Newyorker Bauhandwerk. Die Meister haben beschlossen, die 
Lohne der Maurer, deren es 3500 in der Siadt gibt, von 414 
auf 392 Dollara per Tag herabzusehzen. Die 2000 Zimmerleute 
in der Stadt werden sich, wie man erwartet, ebenfalls eine Lohn- 
berminderung gefallen zu lassen haben. Das Schuh- und Stie⸗ 
felgeschäft ist auch gedrüdt, und ein beträchtlicher Theil der in 
demselben beschäftigten Personen wurden entlassen. Die Bötiche 
sind die einzigen im Strile besindlichen Handwerler in Newyorlk 
Hausdiensibaten, die aus Situationen, die sie 8, 10 und 15 
Jahre inne hatten, entlassen wurden, weil ihre Brodherren nich 
länger im Stande waren, sie zu halten, belagern die Dienstnach 
weisungs⸗Bareaus und die Hertschaften erwarten, daß der Stel 
lenmangel die Wirlung haben wird, die Lohne der Diegstboter 
auf den Punkt herabzubringen, wo sie vor, dem Kriege standen 
In Philadelphia gehen 35300. Menschen brodlos umher und 
zwischen 300 und 400 Handwerler und circa 1000 Taglöhner 
find von der Marinewerft in Waihington entlafsen worden. 
— — 
Vermniforees. 
F Nai erslautern. 18. Nov. Vom hiesigen Polizeigeticht wurdt 
—XD 
tiner kranlen Kuh herrührt, zu 8 Tagen Haft verurtheilt. 
—RXXEVVCC 
dem Gasometer der stablischen Gaafabrik gingen gestern Abend 
nach 6 Uhr sänmtliche Flammen in der Stadteraus. Einge— 
Jogenen Erkundigungen zufolge dürfte bis heute Abend der Sqca— 
den noch nicht reparirt und wir somit wahrscheinlich heute wieden 
ohne Gas sein. 
4 Jener Bedienstete aus dem“ Kloster zu Oggersheim, welcher 
dor Kurzem den Pater Squlde dasseibst aus Unvorfichtigkeit er⸗ 
schoß, wurde am 15.d. vom Zuchtpolizeigericht, Frankenthalezu 
einer1414gigen Gefängnißstrafe verurtheistt. 
Die „Koln. Volkszig.“ hatte unterm 15. Nov. nach den 
Deittheilungen eines Augenzeugen berichtet, daß am 18. auch der 
neue Guß der Kaiserglocle verunglüdt sei. Er sei zwar normal und 
ohne Explosion vor sich gegangen, die Masse habe jedoch die Form 
nicht gefüllt, obwohl diesmal 60 Centner Metall mehr, 11 
das vorige Mal, also 560 Centner genommen worden. Ein 
neuerer Bericht der Koaln. Volksztg.“ meldet nun: .Nach einer 
—X 
lungen und die Krone vollständig gefüllt worden. Demnach is 
nicht alle Hoffnung ausgeschlossen, daß die Glocke, obwehl zu 
schwer, im Uebrigen gelungen wäre.“ Hoffentlich wird sich diese 
letztere Mittheilung bestätigen. 
Dahn, 17 Nov. Heute Racht wurde Johann Glaser von 
hier von dem 24jährigen jedigen Johann Hirschinger von Erf- 
weiler in der Nahe der hiesigen Geineinde ersiochen. Die Ursach 
zu diesem Morde ist bis jezi noch nicht belaunt. Der Thater 9 
chne (S. wy.7. 
Frantfurt, 17. Rob. Am GSamstag reisre eine betagti 
Engländerin von hier ab und ließ unter dem Kopfkissen ihret 
Beites im „Holel dů Nord“ ein Vermögen von über 14,000 f 
zurück. Dieselbe muß reichlich mit Geld versehen Igewesen sein,. 
denn dis gestern Mittag hatte sie fich noch nicht nach dem Verbleib 
ibres Eigenthums umgelhan. — In einer hiesigen Bierwirthschaß 
orrsuchte ein fein gekleideler Mann ein falsches Zehnmarkstüch aut- 
zugeben. Er wurde festgenommen und fanden fich bei seiner Vi⸗ 
slation noch mebrere in seiner Tasche vor. (NY. Frkf. Pr). 
Guntersblum, 16. Nov. Beim Durchfahren des Personen⸗ 
zuges kurz vor 6 Uhr gestern Abend wurde der Hilfsbahnwärtet 
Herbert zwischen Gunters blum und Oppenheim so unglücliqh über- 
saͤhren, daß sofort der Tode erfolgte. Derselbe hatte eine Barrier 
zejchlossen und es ist anzunehmen, daß er noch den Uebergang 
passicen wollte, um die andere Barricre ebenfalls zu schließen. 
Der Verunglückte wurde noch eine ziemlich große Strede von den 
heranbrausenden Zuge mit fortgerissen. Der Kopf wurde dvollständig 
vom Rumpfe getrennt. 
— Munchen, 16. Novbrt. Der vormalige Commandant der 
Festuug Germersheim, Generalmajot 3. D. Franz Rosenstengel if 
heute hier gestorben. 
7 NMunchen, 18. Nov. Jenes in Gellting bei Wolfrats hausen 
gelegene „Bauerngut,“ mit welchem seinerzeint Adele Spitz der ihr⸗ 
Spelulationen in Liegenschaften nachzuweisen suchte, ist vorgestern 
als zur Gantmasse gehörig um den Kauffchilling von 2100 fl. 
auf dem Zwangswege versteigert worden. Der Aufruf deirug 
2000 fl. Das sehr herabgekommene, fast auszeplünderte Anwisen 
wurde von einem Hypothekglaubiger eingelost. — Der heule er⸗ 
zielte Versteigerungserlös aus den den der Spizeder'schen Gant⸗ 
massa angehörigen Schmuckzegenständen betträgt 7784 fl. 54 ir. 
die beiden Tagen baben sohin die Summe von 17.100 fl. —18 kr 
abgeworfen. Morgen gelangen noch 12 zurüdgestellte Gegenstände 
jur zweitmaligen Versteigerung. 
4 München, 20. Novemder. Die Cholera ist hier wieder 
starker aufgetreten. Gestern wurden 11 Cholerafälle amtlih lon 
datirt, davon 1 Slterbefall. vorgestern 4 Erkrankungen, dagegen 2 
Sterbefälle. 
4 In der Näde von Krattenberg (tei Leutlirch. Würti.) 
wurde in der Nacht des 10. — 11. eine auf einer Eindde einfam 
lebende Frauensperson mit einer Holaaxt erschlagen, ibre Kuh, iht 
einziges werihvolleres Eigenihum, vom Moͤrder weggeführt und au 
dem Matkte zu Waldsee zum Verkaufe gebracht, wo jedoch del 
minilirweile derdächtig gewordene Mörder sich aus dem Staube 
machte. ohne bis Jetzt entdedt worden zu sein. 
7 Nicht weniger als zwotf Abgeordnete des Centrum⸗ 
facmilich Kölner, sind am 12. d. mit dem Courierzuge von sol⸗ 
nach Berlin abgereist. „Dat finn de zwoͤlf Apostel!“ meinle eit 
ehtsamer „Paäckelchestrager“ am Cegiralbabnbofe, worauf ihm 
in College entgegnete: „Off dann och ene Judas drunget es 
F Berlin, 8. Nod. Die kränkelnde Gattin eines reichen 
Breslauer Bankiert war, wie die Neue Böͤrsen Zeitung? erzählt 
auf einige Wochen nach Berlin Übergefiedelt, um sich bei rinen 
der derühmtesten Aerzte in Behandlung zu geben. Als sie, wieder 
hergefteslt, sich im freudigen Vollgefühl ihrer Gesundheit von diesem 
tbschieden wollle, sog fie aus ihrer Kleidenosche eine Vors 
Id o reidie se vem Arut mit ven berzlicsten Ausdrücken ibte