Full text: St. Ingberter Anzeiger

der St. Ingberter Anzeiger (und das mil dem Hauptblatte verbundene unterhaltungsblatt mit der Dienziaat Donnertiags· und Sonriag⸗ 
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—. -e *3 
190. * — J Donnen e r ,— 1873 
— Deutsches Neich. 
Manchen, 1. Dez. Die Forsschrittspartei faßte bezüglich 
er Reichstags vahlen folgende Resclutionen; Gesetzliche Regelung 
es Verhältnisses zwischen Staat und Kirche, obligatorische Zdilehe, 
ebertragung der Standesregister an die Zivilbehörde, Wahrung 
eca· Gewdbewilligungsrechtes des Reichstags, kein welleres Pausch 
uantum und Fixirung der Präsenzziffer für das Heer auf unbe⸗ 
immte Zeit; freisinniges Preßgeseß, Aufhebung der Matrilular“ 
eitrage nach der Kopfzahl an das Reich; Uebertragung einer 
estehenden direlten Steuer an das Reich; Entschädigung der 
eichstagsabgeordneten/ Wahrung der Schwurgerichte, gesehliche 
egulirung: ꝛder Verhaͤlmmisse zwischen Arbeitgebern und Arbeit⸗ 
ehmern. ẽ 
—Der Finanzausschuß det Kammer der Abgeordneten beab⸗ 
q̊ gt, wie man wernimmt, von dem kür außerordentliche Bedürf⸗ 
sse des Herres verlangten Kredit. nur diejenige Summe — etwa 
02 12 Millionen — zu bewilligen, idelche in der nachften Fi— 
anzperiode, den Jahren 1874 und 75, zur Verwendung gelangen 
alle, die weiter pro: 1876 77 verlangte Summe sou für jetzt 
baelehnt werden. J 
Metz, 27. Nov. Nach einer hierher gelangten Verfügung des 
Iberpräsidenten von Elsaß⸗Loshringen dürfen Soldaten der fran⸗ 
nischen. Armee, sowie Beamte der französischen Republick in Uni⸗ 
zrm ferner das Reichsland nicht mehr betreten. Auch müssenbe⸗ 
rlaubte Soldaten, die einen vorübergehenden oder lüͤngeren Be 
uch in Elsaß Lothringen abstatten, sich bei dem beireffenden Gar⸗ 
isonslommando anmelden, Uebertretungs-oder Unterlassungsfälle 
iehen Ausweisung über die Grenze nach sich. (Meß. Zig. 
Berlinn, 30. Nov. Deæ Kaisers Befinden sou nicht gu- 
iedenstellend · sein, wie dies auch aub dem neuesten amilichen Berichle 
rvorgeht. Nah dem letzten Berichte machte er am J. u. 2. eine Spa⸗ 
erfahrt.) — Die „Vossische Zeiiung“ meldet heute sehr durchsichtig, 
ina auch unter Vorbehalt; daß Manteuffel. der Feldmarschau, 
iit dem Generallieutenaut Grafen Gröben kin Pistolenduelu gehadt, 
dessen Folge letzterer verwundet worden in. Die Mißbelligkeit 
aischen Beiden datirt schon aus dem letzten Kriege, und es ijt ja 
lannt, daß Gröben, nach seinem Auftreten gegen Wanteuffel zu 
ner Haft in Frankfurt a. d. O. verurtheilt, vor deren Ablauf 
egnadigt wurde, alsbald jedoch seinen Abschied nahm. Das ist 
un · schon eine Weile her, Manteuffel aber reiste, nach seiner Er⸗ 
ennung zum Feldmarschall, ins Bad und'ist jetzt auf dem Wege 
ach Petersburg. Vor der letzteren Reise muß daher das Duell, 
venn üüberhaupt, stattgefunden haben. (Fr. 3) — 7— 
Berlain, 1. Dez. Der „Reichsanzeiger“ entbält eine kai⸗ 
rliche Verordnung dom 29. Nobbr., durch welche die Auflösung 
ez Reichstages ausgesprochen und die Vornahme don Neuwahlen 
uf den 10. Jannat 1874- auberaumt wird. 3ν α. 
—Das Duell zwischen dem Feldmarschall von Manteuffel 
nd dem Generallieutenant Graf v. d. Gröben wird jetzt als uꝝn⸗ 
reifelhaft don allen Seiten bstätigt. Im großen Ganzen laufen 
e Mittheilungen dahin hinaus daß das Duell am Sonnabend 
nGrunewald unweit des Scheldhorns ftattgefunden, und daß es 
u die? bercits früher erwähnte Urfache, jenen Armeeerlaß des 
nerals von Manteussel, zurückzuführen ist,“ in welchein der 
dneral von der Gröben eine Belei igung einer Person erblicte. 
hon damals hatte der Letzlere Genal v, Wanteuffel eine Heraus⸗ 
tderung ergehen lassen, die ihm als ein Insubordinations vergehen 
wesehen wurde und eine Festungshaft einbrachte, die er nur pum 
heil Absolvirk hat. Jetzt, heiß es, habe eiun Familienrath Derer 
n Gröben stattgefunden, in welchem diese Angelegeuheit für eine 
mitiensache erllart und beschlossen worden sein soll, daß säumt⸗ 
e Mitzlieder der Familie v. Gröhen die Sache nicht eher für 
gethan erachten, als bis Marschall b. Manteuffel fie Hefühnt. 
znerdl Giaf v. d. Groben hal jetzt seinen Abschiede genommen, 
dem Marschall Mankeuffel eine Forderung zugehen lassen, die 
Sonnabend ausgekämpft würde, uünd bei der er, wie richtig 
wegeben. einen Schuß in den Unlerleis erhielt Der Z31sanν, 
Brafen v. d. Gröben soll Bedenken erregend sein. Frhe. v. Man⸗ 
euffel hat heute seine Reise nach Petersburg angetreten, wo er 
als Führer preußischer Offiziere dem Georgsfest beiwohnt. 
— Aus Kurbhessen. Da auch mehrere Lehrer Miene 
nachten, die Widerspenstigkeit der 44 1utherischen Pfatrer gegen 
»as Consistoriem nachzuahmen, indem sie sich außer Stand er- 
claͤrten, „den Religionsunterricht im Namen und Auftrag irgend 
ner menschlichen Autorität zu ertheilen“: so. hat die Regierung 
hnen zu wissen gethan, daß jede thatsächliche Unbotmäßigteit die 
anverzügliche Einlertung des Disziplinarverfahrens zur Folge 
aaben wrddee.77 
Wiren, 1. Dez. Zur Feier des Regierungsiubiläums des 
daisers waren Abends die Straßen glänzend luminirt. Das 
daiserpaar und der Kronprinz, welche die Straßen durchfuhren, 
wurden überall enthusiastisch begrüßt. Ein Armeebefehl des Kaisers 
uiftet eine Erinnerungsmedaille, für Alle, welche seit dem Jahre 
1848 einen Feldzug mitgemacht haben. Ein anderer Befehl des 
daisers amnestirt alle wegen des Verbrechens der Majeslaͤtsbelei⸗ 
digung Verurtheilten und verlangt schleunigen Bericht wegen 
krtheilung der Strafnachsicht an die einer Vverücksichtigung wür— 
digen Personen. — —— 
—Der von den Bischoͤfen zur Beglückwünschung des Kaisers 
mlaßlich deffen 25jährigen Regierungsjubiläums ennsendelen De⸗ 
outation antwortete der Kaiser mit dem Ausdrucke besonderer Be⸗ 
riedigung und sprach die Zuversicht aus, daß es dem freundlichen 
Zufammenwirken der geistlichen und der weltlichen Macht gelinggen 
verde, die durch die Stroͤmung der Gegenwart sich entgegenhelen 
den Scwierigteiten zu beseitigen. Er wünsche lebhaft, daß Gottes 
Segen das derufssmaßige Wirken der Geistlichteit Legleite welches 
varauf abzielt,“ den in der Religion wurzelnden Frieden in die 
Derzen der Bevdllerung zu tragen.. Er halte sich versichert, die⸗ 
Bischöfe werden es an ihrer Mitwirkung zur Errteichung dieses 
hohen Zieles nicht fehlen lassn. 5777 
.Srankreich. 
7 Ueber Marschall Bazaine.n erfährt die „Lancet“aus 
authentischet Quelle, daß geistige Abspannung und lange Haft seiee 
Besundheit völlig untergraben. —XLX fast bestän-⸗ 
digem Kopfweh mit Fieberaufällen und kaltem Schweiße 
England. J 
Sondon. 1. Dez. Aufden 27. Januart. 3. ist . hier! 
ine gioße Versammlung anberaugit. worden, um den Sympathien 
des englischen Volkes für den deuischen Kaiser und das deutsche 
Volk im Kampfe gegen den Ultramontanismus Ausdruck zu geben. 
Larl Russel hat⸗ sich bereit erklärt den Vorsitz zu“ übernehmen. 
Mitglieder beider Häuser des Parlaments werden an der Versamm- 
urg theilnehmen, in welcher der Erzbischof von Yort wahrscheins 
lich die zu fassende Resolufion beantragen wird und Vertreter der 
derschiedenen Bekenntnisse anwesend sein werden. Jede große eng⸗ 
lische Stadt soll mindestens zwei Deputixte senden, um der Ver⸗ 
iammlung einen wabrhaft nationalen Charakter zu verleihen. 
Amerika.... . 
— Newyork, 80. Rob. Rach aus Havanna eingetroffenen 
Meldungen haben die kubanischen Behörden an die spanische Re— 
zierung telegraphisch das Ersuchen gerichtet, die Herdusgabe des 
„Virginius“ bis zum Eingange des amtlichen Protokolls hinaus⸗ 
uschieben. aus welchem sich ergeben wurde, daß die Behörden in 
er Virginiusangelegenheit durchaus den Gesetzen gemaͤß verfahren 
eien. Die Bevolkerung und die. Ptesse in Haranngherklären sich 
jegen die Auslieferung des Schiffes. Es herrscht große Aufregung 
ind werden. aͤlle Anstalten zur Vertheidigu getroffem. (J. N.) 
ret(Der Rothstandin Amerikan)“ h Newhorker' Zei⸗ 
ungen vom 6. b. M. äußern sich sehr derzagt Uber die in Folge 
der jüngsten Panik enlstehenden. Arbeitseinstellungen. In dielen 
Begenden ist das Geschäft, wenn auch nicht ganz und gar fuspen⸗ 
»irt, fast gänglich Jahm Zelegt. Ju Philadelphig werden kunm- 
rgend welche Gesshäfte gemacht, und die Stadt befindet sich in 
einem Zustande dünzlicher Stockung. Nn einer Repne ver Situe 
⁊. 
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