St. Ingberter Anzeiger.
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—— . ⸗ —V
Donnerstag, den 6. Februrrr 1873
Deutsches Neich.
Rheinpfalz, 2. Febr. Auch der Ausschuß des pfaätzischent
Protestantenvereins bat beschloffen, eine Zustimmungsadrefse an den
jemaßregelten Prediger Dr. Sydow in Berlin zu erlassen.
Kaiserslautern, 4. FFebt. Für die nach München in
der Kommunalschulfrage abgesandten Deputirten ergeben sich gute
Aussichten zur baldigen Eiledigung dieser Angelegenheit. Die Au—
tellung eines Schuldirektors soll als gesichert zu betrachten sein.
In der vom Bundesrath niedergesetzten Kommission wegen
Ersetzung der Salzsteuer durch andere Reichsabgaben ist der (Elber
elder Zig. zufolge) preußischer Seits jetzt nachträglich der Antrag
eiugebracht worden, alle Schlußzettel über Verläufe und Beleih—
ungen vertretbarer Saqchen mit einer Stempelabgabe von2 Egr
jzu belegen. Das wäre also die Borsensteuer!
Nach dem „Frif. Journ.“ beabfichtigt ein Theil der Katheder⸗
Sdcialisten während der Wiener Weltausstellung einen internatio⸗
nalen Congreß zusammentreten zu lassen.
Von den 10 Millionen Thaktern, welche im Militäretat für
1874 von der Reichsregierung für das Ordinarium verlangt wer⸗
den sollen, fallen, wie verlautet, drei Millionen auf die Erhoͤhung
der Gagen für die Unteroffiziere und 7 Millionen in runder
Summe auf die Verbesserung der Verpflegung für die übrigen
Mannschaften. Es ist aiso pro Kopf eine Erhöhung von 28
Thalern beantragt, demnach statt der Summe von 225 Thalern
sür jeden einzelnen der 400,000 Friedenssoldaten die Summe von
250 Thlrn. festgesetzt worden.
Frankreich
Paris, 3. Febr. Laut ‚National“ beträgt die Summe,
die auf die fünfte Milliarde (Anleihe) eingezahlt ift, jetzt 360
Mislionen. Ihm zusolge gehen jeden Monat 160 bis 170 Millionen
auf die Anleihe ein, so daß die französische Regierung sich in den
Stand gesetzt sehen werde, die fünfte Milliarde in baarem Gelde
zu bezablen, ohne zu den Garantien ihre Zuflucht zu nehmen.
Mit der Fusion der Bou: bonischen Linien scheint e8 wieder
den Krebsgang zu gehen, da ein Theil der Orleanistischen Führer
dem Grafen von Paris angekündigt hat, daß er zur Republil
abergehen werde, wenn der Graf nach Froschdorf pilgere. Letz
ierer soll darauf erklärt haben, er sei entschlossen, bei einer Parte
ju bleiben, die sich immer als Stütze seiner Familie und ale
Vertheidiger parlamentarischer Doctrinen gezeigt habe. Im Ueh
cigen wird demnächst ein neues Sendschreiben des Grafen C h am
bord, oder vielmehr der Froschdorfer Camarillo, deren Stroh
mann der Prätendent ist, erwartet. Also nicht Fusion sendern
Tonfussion!
Amerika.
Newyork. Die Moörder-Statistik in den Vereinigten
Staaten stellte sich für das vergangene Jahr wie folgt: Taglich
vurden auf dem nordamerikanischen von der Unionsflagge be⸗
chirmien Gebiete flinf Menschen gemordet. Das Verhaältniß ge—
taltet sich, je weiter man südlich oder westlich geht, immer un⸗
zünstiger. Im Staate Nebada⸗ kommt auf je 2000 Bewohner
zin Mord, während in NewHampfhire, dem entgegengesetzten Theile
her Union, auf je 800, 000 ein Mord kbonemt. In dem nordöst⸗
lichen Staate Vermont kommt auf 700,000, sowie in den süd⸗
westlichen Staaten auß 2500 Meuschen einer. So schlimm find
die Zustände, daß einige durchaus respectable Blätier — so die
„Newhort Evening Posie allen Ernstes einige Dosen Lynch⸗Justiz
empfieblt, um dem Scaudal ain Ende zu machen
Iwischtes. 4.
fHomburg, 1. Febr. Auf dem heuligen Miesauer
Waldjagd der Herren Gebrüder Ker äm er in St. Ingbert wurden
n einem Treihen 9 Wiidschweine aufgethhan ; davon wurden58
Stuck erlegt, 2 schwer ar geschossen, 2gingen durch de Treiber
durück. Unter der Beute befanden sich 4 Bach n und ein schwerer
keuler. (Pf. a.)
kHombura. 4. Febr. Ein Stück der ulerm 1. da
——
Mis. im Miesauer Walde angeschossenen Wildschweinen wurden
bereits aufgefunden und zwar in der Bütte eines Miesauer Cin—
vohners. (H. Anz) 5*
tKaiserslantern, 3. Febr. Durch das hiesige
Polizeiamt wurden in verschitdenen hiesitgen Wirthschaften 289
Stück ẽs-Litergläser als nicht gesetzliches Maß konfiszirt.
FLudwigshafen, 8. Ibr. Gestern Nachmittag brachen
auf dem dünnen Eis des Eisenbahnweihers beim Hemshof füns
dinder ein, von welchen leider zwei ertranlen. Pf. K.)
tLondon, 1. Febr. Der „Murillo.“ von dem e nun⸗
mehr feststeht, daß er den Untergang der „Northfleet“ herbeigeführt
hat, gehoört einer regelmäßigen Dampferlinie an, die den Verkehr
zoischen der Themse und Lissabon, Gibrallar, Cadiz und Sevilla
permittelt. Funf Dampfer gehören zu der Linie und sie besuchen
ab und zu auch andere europdische Häfen, wie in diesem Falle
der „Morillo“ in Antwerpen gewesen war. Der Capitän des
.Morillo“ erhielt, als er eben in Lissabon einlief, Depeschen, daß
er, wenn er kei dem Zusammenstoße im Canal betheiligt gewesen,
sich sofort nach Cadiz degeben soll. Der Dampfer ist durch den
Zusammenstoß wenig oder gar nicht beschädigt worden, und so
Jat der Capitän nicht einmal die Enischuldigung, daß durch die
Collision sein Schiff so sehr gelitten und seine Mannschaft in solche
Verwirrung gerathen sei, daß an ein Hilfebringen nicht hatte
gedacht werden lonnen. Eine andere Veriheidigung, man habe auf
dem Murillo“ nicht gewußt, daß die „Nor hfleet“ so arg beschä-
digt worden und daß mehrere hundert Menschenleben in Gesahr
—R werden; denn die gerette:en
Schiffbrüchigen bezeugen einstimmig, daß der Lärm, die Verwirrung
und das Geschrei waährend des Zusammenstoßes und unmittelbat
darauf ganz außerordenilich groß gewesen seien. Dann aber konnte
der Cabitän sich sagen, daß ein Dampfer von der Beschaffenheit
des Murillo“ bei seiner Fahrgeschwindigkeit, jedes Schiff, mit
dem er zusammenstieß, in große Gefahr bringen mußte. Im besten
Falle indessen bleibt immer noch der Vorwurf gegen den Führer
des Schiffes, daß er eine große Rachlassigkeit sich hat zu Schulden
ommen iassen und in niedriger Weise der Verantwortlichkeit sich
entziehen wollte. Ohne Zweifel jedoch dürfen noch größere Vor—
würfe dem Capitän gemacht werden, nämlich die gefühlloseste Un—
menschlichkeit und Herzlofigkeit.
rLondon, 3. Februar, Ein Londoner Telegramm mel
det zahlreiche Schiffsunfaͤlle, welche sich in der Nacht vom 1. zum
2. d. M. und wahrend des gestrigen Tages an der ganzen bri—
tischen Küste entlaug zugetragen haben. Nähere Details fehlen
noch in den meisten Fauͤllen. Es steht jedoch fest daß bei Falmouth
der der Paranagesellschaft angehoörige Dampfer „Elan Alpine“ ge—
scheiteet ist; von demselben isi nur der Steuermann gerettet. Bei
Tourquai laßt die Menge der herumtreibenden Schiffstrümmer
auf eine ganze Anzahl von Havarien schließen. Namentlich sind -
mich viele kleine Kuͤstenfahrzeuge beschädig⸗ worden.
7London, 83. Febr. Bei dem gestrigen Sturme stieß der
ranzösische Dampfer „Pereire“s mit dem deutschen Parkschifft
„Laura“ aus Stettin zusammen, dessen Mannschaft von ersterem
auftenommen und nach Holyhead gebracht wurde. Der „Pereire“
versuchte auch das Schiff zu retten und nahm dosselbe ins Schlepptau,
welches jed och riß. — Heute herrscht hier ein heftiger Schneefall.
Bei der Slurmfluth vom 18. Nob. wurde in Flen buarg
der Dreimuster „Straßburg“ durch die Gewalt der Wogen mitten
auf die Straße am Hafen gesetzt und blieb dort liegen, als das
Wafsser rasch ablief; seitdem wurde daran gearbeitet, das Schiff
zu drehen und vom Stopel zu lossen; erst am 26. ds. wurde dies
ermöglicht.
Dienunesnachrichten— F
Durch allerhöchstes Restript vom 80. Januat abhin wurden die nachbe⸗
eichneten k. Notäͤre auf Ansuchen versegt: Rober Faber von Edenkoben an
zie Stelle des früherenek. Nolärs Metz in Kirchheimbolanden; Eduard
Zarsch von Hornbach an die Stelle es“t. Rotars Bolza zu Kirchheimbolan⸗
den und Franz Ludwig Wenner von Germersheim nach Waldfischbach,
— — *?r7 rerantueetlibhier Nedicteu —