Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Zcnzeiger. 
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der Sñi. agberren ⸗490e (und das mit dam Hauptblatte verbundene Unterhaltungeblatt, valt der Dienbtagt⸗, Donuerbtagt⸗ und Senntag 
dammer ericheint ah“entlich bigselz Dienata g. Doannersztag, Samstag und Sonntag. Ahonnementspreis viextgliägrig 42 ernt. oder 
12 Silberar. Anjeigen werden mit 4 Kerrr. die dreisvaltige Zeile Blatischrift oder deren KRaum berechnet. — 
Iiss A 1878 
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Deutsches Reih. 
Manchen, 6. Dez. Das Gesetz: „Die Zuftändigkeit der 
Herichte in Strafsachen betreffend,“ soll wit dem 1. Janagar 1874 
u Geltung treten. Bei der speziellen Besprechung des Gesetzent- 
ourfes im Ausschufse wurde herborgehoben, daß auch eine allzuenge 
Begrenzung der schwurgerichtlichen Zusiändigkeit vermieden werden 
nautßß. Sind von den Schwurgerichten nur wenige Fälle abzuur⸗ 
heilen. so taucht leicht im Volke und bei den Geschworenen selbst 
ie Meinung auf, auch diese wenigen Falle tkoͤnnten von den Be— 
irksgerichten abgeurtheilt werden; eg sei nicht der Mühe werth, 
oegen weniger Fälle eine Sitzung anzuberaumen. Die geringe 
Zuftändigkeit macht“ den Eindrnck geringen Vertrauens u. f. w. 
gerade in einer Zeit, in welcher die Gegner des Schwurgerichts 
jamit umigehen, dieses von dem allgemeinsten Vertrauen des Volkes 
ochgehaltene Institut zu beseitigen und durch ein nicht gekanntes 
ind nicht erprobtes Erberiment zu erseßen, wäre es gefährlich, 
urch zuweit getriebene Einengung der schwurgerichtlichen Zustän⸗ 
zigkeit die Entbehrlichkeit des Schwurgerichts nahe zu legen. Das 
Brinzip, welches inj der Zukunft bei Regelung der schwurgericht⸗ 
ichen Zuständigleit allein festgehalten werden kann, ist das: 
lle Verbrechen den Geschworenen zuzuwe:sen, welche nach der 
ffentlichen Meinung einen besonders schweren“ Charakter an sich 
ragen. Diejenigen Reate, welche künftig hauptsüchlich auf den 
Schwurgerichtsrollen erscheinen werden, find: Mord g 211, Todt⸗ 
chlag 8 215, Köorperverletzung mit nachgefolgtem Tode 8 266, 
dindsmord ß 217, Nothzucht 8 177, Raud 8 249. Brandstiftung 
z 306, Urtundenfälschung 8 268 Ziff. 2, Münzfälschung 83 146, 
147, Betrüglicher Bankeronn g 281. Prebvergehen. 
Mänchen, 6. Dez. Dem Ministerium des Innern erschien 
⸗ im Hinblick auf die fortwährend steigenden Preise der nothwen- 
„igsten Lebensmittel und die vielfachen Klagen, welche im Pub.i⸗ 
um und in der Presse über deren Beschaffenheit laut 
verden, sowie nicht minder aus sanitätspolizeilichen Rück⸗ 
ichten geboten, daß der Victualienpolizei eine ununtec- 
rochene, eingehende Aufmerksamkeit zugewendet und Uebertre- 
ungen der betreffenden Bestimmungen mit Ernst und 
dachdruck begegnet werde. Das Ministerium hat deßhalb die 
kreisregierung angewiesen, über die Beschau verläuflicher Nahrungt⸗ 
aittel, Eßwaaren und Getränke zur Verhätung von Gefahren für 
ie Gesundheit in Bezug auf die Beschaffenheit, Zubereitung und 
dufbewahrung, dann das Ausmessen und Auswägen verkäuflicher 
dahrungsmittel, Eßwaaren uud Getränke alsbald die erforderlichen 
dberpolizeilichen Vorschriften zu erlassen. Die Gemeinde- und 
Artspolizeihehoͤrden sollen zur Erlassung geeigneter ortspolizeilicher 
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München, 6. Deg. Wie der „Allg. Ztig.“ geschrieben 
oird, ist es in Anbetracht des Ueberhandnehmens der Ctolera 
ucht unwahrjcheinlich, daß die näͤchste Sitzung der Abgeordneten⸗ 
ammer erst nach Neuhjahr statifirdet. 
Berlin, 8. Dezember. Der Bundesrath hat dem Ver⸗ 
iehmen nach die Außercourssetzung der deutschen Landesgoldmünzen 
vom 1. April 1874 an beschlossen. Gleichzeitig verlieren die 
us landijchen Goldmünzen die Eigenschaft gesetzlicher Zahlungsmittel. 
Berlin, 6. Dez. Die „Nordd. Allgem. Zig.“ schreibt 
czüglich der Frage, ob die Formeln für die Vereidigung der 
vischöfe jetzt noch genügen könnten: Es sei erkannt worden daß 
er bisherige Eid der katholischen Bischoͤe nach dem vatikanischen 
Foncil nicht mehr den Bedürfnissen des Staates genlige, die Re⸗ 
aerung sei über die zu ergreifenden Maßregeln in Berathung 
etreten und dürfte die Frage bei der Besetzung des Bisthums Fulda 
unächst prallisch werden. 
— Wie der „Hann. C.“ meldet, hat der General der In⸗ 
interie v. Voigts Rhetz, commandirender General des 10. Armee⸗ 
Forps, vor Kurzem aus Gesundheitsrüchsichten seinen Abschied 
rbeten. Derielbe hält sich zur Zeit in Essen an der Ruht bei 
»m Commerzientaih Kruvp auf. Als seiß Nachfolger wird 
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general Prinz Albrecht bezeichnet, der berein in Hannober an · 
vesend ist. * 
Frankreich. 
Trianon, 6. Dey. (Prozeß Bazaine.) Der Strafantrag 
des Regierungakemmifsfärs gegen den WMarschall Bazaine lauler, 
ntsprechend der Anklageschrift, auf Anwendung des Artikels des 
Dilitarstraf efe zbuches, welches Todesstrafe und militärische Degra⸗ 
ation vorschreibt. 
„In Versailles haben die Kriegtgerichte noch immer 
jollauf zu thun. Ueber 1500 Gefangene warten noch auf ihre Ab⸗ 
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orpsa bei Chalons bedeutend vergroößert würde. e 
Spanien. 
— Die neuesten in Bayonne aus dem Carlistenlager einge- 
roffenen Nachrichten konstatiren, daß Don Carlos fich aus irgend 
inem Grund veranlaßt gesehen hat, seine lange behaupteten Stel⸗ 
ungen bei Estella aufzugeben und Winterquartiere weiter nordwärtg 
n der Provinz Bigcaha (bei Durango) aufzusuchen. Der Krieg 
cheint also für den Winter suspendirt, wenn nicht etwa die Repu— 
likaner es dersuchen solllen die Carlisten aus ihrer Ruhe durch 
inen Angriff qufzuscheuchen. Die Nachricht, daß die Carlisten 
Pictoria angegriffen haͤtten, bleibt unbestärigt. — 
Don Alphonso ist nach Paris gereist üm dork einige Tage zu 
leiben und dann wieder nach Spanien zurückzutehren. 
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Si. Ingbert. Dieser Tage wurden durch zwe junge 
Bursche von 15 und 16 Jahren von hier aus der Ladenlasse eines 
jiesigen Metzgers ca. 7efl. entwendet. Dieselben siud zur Haft 
pPbracht u. geständig, ebenso ist ein vor einiger Jeit in dem hiesigen 
ßoldarbeiterladen durch einen der Inhaftirten gestohltnes Schmuc⸗ 
astchen mit Ningen, dadurch zu Tage gefördert worden. 
— In der Nacht von Sonntag auf Montag ist eine Frau 
Wiw. Schwoarz in Homburg, erdrosselt worden. Die nähern 
Umstände fehlen noch, jedoch soll Raubmord nicht vorliegen. 
Zweibrücken. (Schwurgericht. In der Sizung vom 8. 
Dez. wurde gegen Charlotte Ransweiler, 34 Jahre alt, von Ober— 
noschel, wegen Kindsmords angeklagt, verhandelt. Das Urtheil 
der Geschworenen lautete auf nichtschuldig. Vertreter der konigl. 
Staatsbehörde war der kgl. Staatsanwalt Hessett, Vertheidiger 
stechtskandidat Gebhart. 0 
F Pirmasens. 4, Dezember. Die gestern stlatigehabte Ge— 
neindtversammlung bezüglich der Errichtung einer Gasanstalt hat 
ich mit 166 gegen 3 Stimmen filt den Antrag des Gemeinde- 
rathes ausgesprochen. 
. In Ingenheim wurde die 24 Jahre alte“ Barbara Wern 
wegen Verdacht des Kindsmordes verhaftet. 
F München, 5. Dezember. Von gestern bis heute Abend 
ind hier an Cholera 49 Personen erkranft und 15 gestorben. 
f Heidelberg, 8. Dez. Im Wintersemester studiren hier 5853 
ingeschu bene akademische Bürger, etwa 40 weniger als im vo⸗ 
igen Wintersemestetr. Das großte Contingent siellt naturlich 
Deutschland selbst, nämlich 419, worunter 171 Preußen 134 
adener, 8 Württemberger; aus den österreichischen Staaten 
ind 22, aus der Schweiz 43, aus Rußland 21 Studenten auf⸗ 
‚ezählt, aus F ankreich nur Einer. Auch je durch Einen find Japan, 
Feutralamerila und Südamertila dertreten, während Rordamerils 
34 seiner Söhne hier zählt. 
Regensburg, 3. Dez. Alg Curiosum aus der Geschichte 
er bayerishen Ostbahn verdient erwähnt zu werden, daß am 
ergangenen Sonntag der von hier um 7 Uhr vach München ab. 
jehend Personenzug frisch und froͤhlich aus der Wagenhalle dampfte, 
hre auch nur einen der harrenden Passagiere mitzunehmen. Es 
purde übersehen, die Warisale zu dffnen und die Reisenden abzu⸗ 
ufen. Es durfte dieser Vorgang auf Rechnung des Mangels an 
ureichendem Personal zu Ereihen sein