Hl. Ingberler AAnzeiger.
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B8 72 Sonntag, den B. Mai
1875
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Deutsches Reich.
München, 3. Mai. Unter Bezugnahme auf 8 16 Absatz
der allerhöchsten Verordnung vom 24. Februar l. J. und auf
Frund des Gesetzes vom 15. April l. J. ist hinsichtlich der Be—
streitung der Impftkosten unter'm 28. Aprilnl. J. nachstehende
Ferordnung erlassen worden: 81. Die Impfärzte oder deren
Sullbertreier dürfen für jede mit Erfolg vorgenommene öffentliche
Impfung oder Wiederimpfung, wenn dieselbe am Wohnorte des
Impfarztes vorgenommen wird, den Betraz von 50 Vf., wenn
je auswärts vorgenommen wird, den Betrag von 80 Pf. als nicht
ju überschreitendes Maximum beanspruchen. Weitere Ansätze für
Fa etwa zur Jupfung beigezogenen Gehilfen, für Tagegelder
oder Reisekosten, dann für die den Mutterimpflingen ertheilten Ge⸗
schenke finden nicht statt. 8 2. Nach Beendigung des Impfge⸗
schäftes hat der Impfarzl das Verzeichniß der ihm zulommenden
Zebühren, nach Gemeinden ausgeschieden, der Districtspolizeibe:
höcde zuzustellen, Letztere hat, für jeden Impfbezirt gesondert,
In nach Gemeinden ausgeschiedene, unter Zugrundlegung der Zahl
der Impfpflicht gen herzustellende Uebersicht der auf die Anschaffung
der Formulare erwachsenen Kosten anzufettigen und diefe Ueber—
icht nebst dem vom Impfarzte ihr mitgetheilten Verzeichnifse der
Impfgebuühren der vorgeseßten Kreisregierung, Kammer des Inneren,
dorzulegen, von welcher die Liquidationen zu prüfen im Verlkrage
restzustellen und hierauf an die genannte Behörde behufs der Er⸗
sebung von den Gemeinden zuruückzugeben sind. Den Geweinden
st untersagt, die Impfkosten auf die Impflichtigen auszufchlagen.
3. Obige Vorschr'ften finden nicht nur auf die ordentlichen,
sondern auch auf die außerordentlichen Impfungen und Wieder⸗
impfungen fiatt. 84. Gegenwärtige Verordnung tritt vom 1.
April ĩ. J. angefangen für den ganzen Umfang des Konigreiches
in Wirksamkeit.
München, 6. Mai. Um die Taktik Massenwirkung der
Artillerie zur Anschaung zu bringen, wurde bestimmt, daß sämmt⸗
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Batterien des 2. und 3. Ariilleric-Reg. zu den großen Herbstma
gövern der Armeekorps heranzuzithen sind; um die nöthige feld—
mäßige Bespannung zu erhalten, haben die Feldbatterien anstalt
mit sechs mit nur vier Geschützen per Batterie auszurücden; die
nicht eingetheilte reitende Batterie des 2. und 8. Regiments hat
hre Reit- und Zugpferde an die anderen beiden reitenden Bat⸗
serien abzugeben.
Berlin, 5. Rai. Die ‚„Prov.Correjp.“ bestätigt, daß am
Montag der Besuch des Kaisers Alexander erwartet werde, wäh—
rend dessen bis zum 13. Mai dauernden Anwesenheit außer Hof—
festlichkeiten eine Parade in Potsdam stattfindet. Zur Begrüzung
des Kaisers wird auch der deutsche Krondrinz hier eintreffen, der
jodann nach Italien zurückkehrt. — Am 6. Juni wird Kaiser
Wilhelm nach Ems abreisen, um mit dem biß zum 11. Juni
dort verhleibenden Kaiser Alexender zusammen zu sein. Während
des etwa am 22. d. Mts. erwarteten Besuches des Königs von
— findet die große Frühjahrsprade der Berliner Garnison
att.
ind von der Gefahr einer europäischen Verwicklung aus diesem
Anlasse gesprochen; die Ausstreuung hat aber auch vor dem offi⸗
iiösen Dementi nirgends Glauben gefunden.
Oesterreich.
Graz, 4. Mai. Von der Statthalterei wurden alle Corps,
Zurschenschaften, Verbindungen und nationalen Studentenvereine
deider Hochschulen, im Ganzen 17, aufgelöst. — Don Alfonso be⸗
ucht wieder täglich die Lerchkirche; am 1. Mai wurde er bei einer
Spazierfahrt von zwei unbekannten Männern mit Stöcken bedroht.
Bermischtes.
7 Pirmasens, 4. Mai. Letzten Sonniag Nachmittag ent⸗
ud sich über unsere Siadt und Umgegend ein Gewitter mit Hagel.
In Schweix schlug der Blitz in ein Haus mit Stall, dem Äckerer
B. Zinßins gehörig, zertrümmerte zwei Schränke und tödtete ein
we jähriges Rind, ohne aber zu zunden.
F Neustadt, 4. Mai. Die Direction der pfälzischen Bahnen
zewilligt den Gegenständen, die für die künftige Gewerbeausstellung
zierher gesendet und nicht verkauft werden, taxfreie Rückfahri.
Auch haden die Ausstellungsbesucher nur den halben Fahrpreis zu
dezahlen.
Der Eisenbahnzug von Annweiler nach Landau war gestern
(6. d. M.) Abend so groß und so vollständig mit Passagieren be—
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vd aus sich die Partienmnacher nach allen Weltgegenden zerstreuten,
um heute ihren Angehörigen die Erlebnisse und Freuden des gest⸗
rigen Tages zu erzählen und bei dieser Gelegenhest auch Zeugniß
don der Herrlichkeit und Pracht hiesiger Gegend und der südlichen
Pfalz überhaupt abzulegen. (Südpf. W.)
Saarburg, 4. Mai. Wie man der „Srg. Z.“ berich⸗
et, ist der Sauhirt Rouppert aus Finstingen am 80. v. M. im
Bemeindewald ermordet worden. Der Auffindungsort und die
dage der Leiche, berechtigen zu der Annahme, daß der Unglückliche
seinen Mörder, der zweifelsohne, um sein Rachegefühl zu befciedi—
gen, auf der La er gelegen, gar nicht gesehen, sondern wie er beim
Abhauen einer trockenen Eichenstange beschäftigt war, von rück⸗
värts den Hieb über den Kopf, wodurch ein Schädelbruch ent—
tand, bewußtlos niedergeschinettert wurde. Hierauf hat der Mör—⸗
her seinem Opfer durch mehrere Hiebe Schädel, Backenknochen und
Zähne eingeschlagen und ist dann spurlos verschwunden. Gelder
»der Werthsachen wairen dei dem Rouppert nicht zu suchen. An⸗
cheinend is man dem Mörder auf der Spur.
(GEin „fideles Gefingniß.“) In Berlin hat man die inte—
ressante Endickung gemacht, daß der Gefängnißwärter des Köpe—
aiker Gefangnisses sich mit dortselbst internirten Kaufleuten Nachts
n die verrufensten Lokale Verlins begab und erst Morgens mit
einen Pflegbefohlenen zurüdkehrte. Die Frau eines dieser inte.
ressansen Gefangenen kam hinter die Schliche und machte die An—
zeige. Die Poesie der Strauß'schen Operette, Fledermaus“ wäre
also durch nüchterne Berliner Prosa noh übertrumpft.
Am 83. Mui wurde in Paris eine Postconvention zwi⸗
ichen Deutschland und Frankreich abgeschlessen, welche bestimmt,
»aß Geldse dungenemittelst Postmandats von dem einen nach dem
indern Lande zulässig sind. Der höchste Betcag, welcher von
Deutschland nach Frankreich einschrießleich Algerien gesandt werden
darf, ist auf 800 Mark festgesetzt, der für Sendungen nach Deussch-
land auf 375 Franken. Die Taxe baträttt bei Sendungen nach
Ftantreich fünfzig Pfennige, beziehentleich eine Mark, zwei Mark
der drei Mark, je nachdem die angewiesene Summe sich bis zu
50 Mark, 100 Mark, 200 Mark oder 300 Mark beläuft. Bei
den Sendungen nach Deutschland werden für je zehn Francs oder
inen überschießenden Vruchtheil 20 Centimes Tare berechnel.
F Paris, 30. April. In dem Prozeß, welchen der Lein—
väschhändler Valentin gegen Herrn Louis Veurllot wegen Gewerb⸗
törung augestrengt hat, ist der Redackeur des „Univers“ von dem
Zuchtpolizeigerichte zu dem nicht undeträchlichen Schadenersatz von
000 Fres. nebst Einrüchung des Eckenninisseß in den Unsvers“
Berlin, 6. Mai. Der russische Botschafter in London,
Graf Schuwaloff, wurde gestern von dem Kaiser und dec Kaise-
rin empfangen und speiste demnächst mit beiden Majestäfen allein.
Vormittags hatte der Botschafter Conferenzen mit dem Fürsten
Bismarck und dem rusüschen Botschafter am hiesigen Hofe, v. Oubril,
gjesstern Abend wiederum eine Conferenz mit dem Reichtkanzler.
Heute Mittag hat der Botschaftet die Rüdreise nach London an—
getreten.
Frankreich
Paris, 6. Mai. Offiziös wird erklärt: „Gestern Nach—
mittag waren an der Börse gewisse, ansere auswärtigen Beziehungen
zetreffende Gerüchte in Umlauf. Es ist hier kleine Nachticht eins
zetroffen und kein Zwischenfall ausgebrochen, welcher diese Gerüchte
techtfertigen könnte.“ Man hatte an der Börse von einer neueren
and sehr schatsen Rüchantwort des deutschen Kabinets an Belgien