Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
der St. Ingberter Anzeiger und daß (2 mal wöchenilich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Vei 
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48 177. J Donnersstag, den V. November 1876. 
AAl 
— 
Deutsches Reich. 
München, 6. Nov. Bei der Berathung des Strafpro⸗ 
esses im Reichstoge, werden sich sämmtliche bayetische Abgeordnete 
sür de Aburtheilung der Preßceate durch Schwurgerichte erklären 
und sohin die Voltsvertresung mit dem von Unferet Stauss regie⸗ 
ung in deeser Frage im Bundesrathe abgegebenen Votum übercin⸗ 
mmen, was wohl auf die schließliche Erledigung dieset Angekegem 
eit im Reichssstage und Bundesrathe nicht ohne Einiluß bleiben 
vird. 
Warzburge, 4. Nob, In einer Sitzung des Auäsjchuffes 
zes fränkischen Weinbauvereins am 1. Noövembet wurde eine Ein⸗ 
abe an das Reichskanzleramt berathen, welche eine Verschärfung 
zer Paragraphen des Polizeistrafgesetzes dezweckt, ivelche sich gegea 
zie Versäischung der Nahrungsmittel und Getränke richten,· Man 
var der Anficht. daß diefelben zu allgemein gehalten find, nin speciell 
en ehrlichen Weinbau gegen die Wenschrüerrret zu schützen daß 
wer leßlere einen solch n Umfang çewonnen, daß dadurch ein be⸗ 
ulender Zweig d'r landwirthschaftlichen Thätigkert arg gefchädigt 
eird. Beirachten wir insbesondere die neuck Weinschmietktertar / 
erstaunt man über die Mannichfaltigkeit der Recepte für die der⸗ 
chiedeusten Getränke, aber das Kechste wird doch wohl geliefert, wenn 
nan schreibt: Recept: „Rheiue, Mosels und Frankenweine zu fabrn 
icen, ohne Trauben, aus Wasser urd verjch'evenen Zufüätzen.“ 
Auserer Ansicht nach wäre die bloße Anzeige schon strafbar, da sie 
zum Vetrug auffordert; denn man kann wohl ein jenen genannteu 
Weinen ähnliches Gebräu hersi llen, aber nmatermehr Rhein⸗, Mosel« 
ind Fraukenwein. Der Ausschuß ging von dem Grundsatze aus, 
zaß das Nachmachen von Nahrungsmitten und Getränken, wobei 
nicht allein ihre Waare betrügrrisch unter anderer Firma verkauft, 
sordern anch oft genug der Gesund eit sädliche Waare geliefert 
vird, gänzl'ch zu verbieten und zu deme Zorcke mit broßen Geld⸗ 
ind Freiheitsftrafen zu belegen sei. Der dieser Eingabe beigelegte 
Fntwurf einer Novelle zum Straf,esetz will sowohl die Fälschung 
her echten Weine mit einer Strafe bis zu 2000 M. oder 2 Jahre 
VBefängniß belegen, ald auch die Fabrikation von Schmierwein ohue 
inen Tropfen echten Weines, wenn sie gewerbsmäßig betrieben 
werd; sind die Fälschungs⸗ vder Fabrilationbmittelber auch der 
Fesundheit schadlich, so soll bei besonders grav Tenden Fällen, auf 
le doppelte Steafe erkannt werden können. (W. Pr.) 
In der Art, wie von Frankreich her jeßt der Geschäfts 
bertehr mir Deutschland betrieben wird — vatürlich soweit es 
ucht gilt, französische Waaren in Deufschland abzusehen — bringt 
ole „Berl. Bürgerztg.“ folgenden Beitrag: 
Die hiesige dirma Brand und Nawrockii halte einen eigen⸗ 
züml'ch und neuconftruirten Frisirßuhl vom Eifi der erwor ben 
und ein Exemplat der Erfindung an den Besitzer eincs großen Pariser 
Frisitsalons geschickt, mit dem Anheimst llen, davor Gebrauch zu 
mochen. Als Amwort auf diese Offerte hat genannie Firma nun 
in Schreiben erhalten, das in wortgetreuer Uebersetzung lautet wie 
jolgt: „Meine Herten!“ Sie müssen jedeß Gefühl von Würde und 
Sqhambaftigkeit enwehren, um als Preußen die Ftcchdeit zu —XRwbX 
ins ein Prrdakt Ihrer Industrie anzubi ten. Setzen Sie denn 
doraus, daß man in Frankreich so leicht veraißt und daß man sich 
aicht mihr eriunert aller jener Ausschreuungen derr ve schudensten 
Arl, deren sich Ihre Landsleute und Sit selbst vielleicht m mserem 
Halerlande schuldig gemacht haben“ Wissen Sie denna, daß jedes 
zatriotifthe Herz in Frantreich Nichts meht haßt und decachtet als 
den Namen„Preuße“? Wissen Sie nicht, daß diese Preußen ge- 
raubt und geplünderr, Weiber und Kinder geschändet und gelödtet 
haben in allen Städten und Törfern, wohin fie gedrungen sind? 
Fim Namen der Cortoration, deren einflugreichstes Mitglied ich bin, 
hleudert ich Ihnen mit der Verachtung, weldde Sie veedienen, Ihr 
Anerbieteun eines Geschäftes zu ück und sage Ihnen, daß ich- mit 
illen meinen Kräsften bemüht sein werde, meine Landsleate zu gleichen 
Ansichten zu bekehren.“ 9— 
Die 3B. B. Zig.“ ihrerseits fügt dem von ihr veröffentlichten 
Schreiben die folgende Bemerkung an: ‚Wie man angesichts solcher 
Thatsachen noch eine dewische Betheiligung an der Pariser Aus⸗ 
stellung empfehlen will, ist uns unerklärlich.“ 
V Ausland. 
VParis 6. Nov. Privatnachrichten aus Konstantinopel zu⸗ 
'olge fiaden Verhandlungen statt behufs Erzielung einer directen 
Verständigung zwischen Rußlaud und der Pforte, welche eine Con⸗ 
erenz unnöthig mache. Ein höherer türlischer Beamter würde dem⸗ 
nuͤchst nach Petersburg geben. 
—Constantinopel,6. Nov. In den letzien Tagen 
saben mehrere außerdrdentliche Ministerräthe und Botschafterbera⸗ 
hungen stattgefunden: Jgnatj⸗weschlägt morgen seine Residenz in 
Pera auf. Rußland ist gegenwärtig, mit der Ausarbeitung des 
Broijeltes üder: die Friedensbedingungen auf Grundlage der eng— 
ischen Propositionen beschäftigt. Die Militärattaches Frankteichs, 
Desterreichs und Rußlands gehen morgen nach dem Kriegsschau⸗ 
Newyork,. 3. Novbr. Der neue General⸗Gonverneur von 
Havanna, Martinez Campos, ist daselbst eingetroffen. 
— VPermischtes. 
F Zweibrücken. Die Hauskollekte für Brückenau hat 
weiter ergeben: 
———— 
28. Biesingen 
24. Reifenbere 
25. Moßweile 
26. Rieschweiler 
27. Anopp⸗Lab 
23. Walshemm 
29. Breitiurth 
29. Contwig — 
51. Dellfeld 234 
2. Oberauerbe 6, 
23. Stambach 32 
34. Brenschelbach 6.80 
838. Niederwürzubah.. 32,00. 
Summa 518.511, 
4Kaisertautern. 7. Nov. Gestern Abend 7 Ubär gelang 
es dem Friedrich Hornuag aus Ramsen, einem öfters bestraften und 
ehe sicherheiusgesährlichen Individuum, aus dem Zuchthause zu 
enifliehen. (Pf. P.) 
Spewer, 4. Nov. Das „Amtsblatt“ vom 3. November 
enthalt folgende Entschließung der kgl. Regierung der Pfalz: „Aus 
den Vorlagen über die Visitation der Sonne und Feiertagsschulen 
vurde entnommen, daß fast durchgängig je ein größerer Theil der 
uchin bnapp bemessenen Unterrichtszeit der Sonn⸗ und Feiertags- 
chule dem Religions Unterrichte gewidmet wird. Die Schulhe⸗ 
zjöcden und das Lehrerpersonal werden darauf hingewiesen. daß 
die Ertheilung des gesammten Religions-Unterrichtes für die Sonn⸗ 
und Friertagsschule zur Aufgabe der Christenlehre gehbrt welche 
nach Art. b8 des Polizei⸗Straf-Gesetzbuches und wiederholten Allet⸗ 
jöchsten und höchsten Entschließungen einen integrirenden Bestandtheil 
ieser Schule bildet. In den von dem Lehreipersonal abzuhalten- 
en Unterrichsestunden der Sonn⸗ und Fesertagsschule ist deßhalb 
ürderhin ausschließ.elisch Unterricht in den Kealien zu 
rtheilen. 
—F AAαν vrrworu 5 8 
Die beiden neuesten Nummern dec Jilustrirten Frauens 
Zeitung (Goierteljährlicher Abounementspreis M. 2.50); für Oester⸗ 
reich fb. T. 50. Oe. W.e; für die Schweiz Fr. 83. 35.) enthalten: 
. Die Moden-Nummer (41): Ballb und Gesellschasts-To leiten, 
Ball⸗Coiffüren nebst verschedenen Schmuckzegenstünden. Paletots, 
ebertle der, Morgenröcke und einzelne Kleiderrocke, Hüte, Hauben, 
Fichus. Tucher und Jatols. Aazuüge für Mädchen. Ferner Strid-, 
—A 
z,90 M. 
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