Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingberler Anzeiger. 
ker St. Ingberrer Anzeiger ünd das (2 mal wöchentlich) nitt dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungeblatt. (Sonntags mit illustrirter Rei⸗ 
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440. — —— N Dienstag, den 18. Marz 5. “. 1877. 
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— Deutsches Reich. 
Maunchen, 10. Marz. Der Nsnig und die Koͤnigin⸗ 
Mutter, haben mit den kul. Prinzen uad Prinzessinen', dem ge⸗ 
sammten Hofftaate urnd allen böchsten Hoi⸗ und Staatsbeamten, 
jowie de Oijficierscorpa auch de:en heyte Vormittag in der Hof— 
sürche zu St. Cajetan ab jehaltenen Todtenamte für König Maox II. 
beigewohnt. — In unseren milinärischen Kreises erwartet man für 
die nächsie Zeit mehtfache Bejörderungen, naumenthch der Chargen 
der Sigabsofficiere, da die desfalls erledigten Sillen in der In— 
santeric, Arnllerie und Kavalerie baldigst besetzt werden sellen. 
Berlin, 8. Märi. (Alte Thater und Groschen.) Gegen- 
wärtig wird versichert, daß eine Außerkurssetzung der Tdalerstücke 
devo: stehe, und dirs ous einer Verfügurg der odersten Postbehörde 
zesolgert, wilche de Verpacdung der älteren Jahrzänge und deren 
jlbsonderung von den jüngeren Jahrgängen dieser Münzen zum 
Zwechk hat. Eue solche Anordnung ist aber schon alt, und lange 
ehe au eine Riichswährung zu denken war, hatte der Finanz- 
Minister angeorduet, daß zunächst die bis 1816 geprägten Thaler, 
dann kdie Thaler päterer Jahrgange bis zu einer gewissen Grenze, 
sobald sie an öffenniche Kessen eingingen, von diesen nicht wieder 
ausgegeben-werden sollten, weil sie durch den langen Umlauf ab⸗ 
genutzt wären und ihren vollen Werih nicht mebr hätten. Diese 
ind ühnliche Bestimmungen sind denn nun auch ou die Recchs⸗ 
jassen erneut ergang n, und namentlich au di⸗ Bezirlsnost!afsen, 
xechen ja die Vermitilung der Geldsendungen obliegt. Wie wenig 
chon jezt an die Einz ehung der Thaler gedach wird, das erhellt 
vohl aus dem Umstande, daß das Reichsgesetz, welches cestatiet, 
die Thaler norddeutscher Währung als Auswechslungee und Aus⸗ 
gieichunasmünzen auzusehen und zu beha deln, nuch eirem spätern 
Beschluss des Bundesratha nicht in Kraft gesezt werden soll, weil 
die Zeu dafür noch nicht gekommen war. So wü schenswerth die 
inziehdung der Thaler auch wäre, da mit derselben erst d'e 
Vdünzresorm canz ins Lehen treten wüede,, so ist doch eine soiche 
Außerkerssezung vorerst gar nicht in Aussicht genommen. 
Näer deelleicht liegt die deir Sechstelthaler⸗ (Fünfgroschen-) 
Stücke, da die Au prägung der diese vollständig erfetzenden 50. 
Pfennigstücke eifrig fortgesetzt wird, und sobad d'e erforderliche 
Summe be'sammen sein wind, gewiß die Einziehung schnell solgt. 
Nuch für die N'chiwederausgade der alten Jahrgänge dieser Münz⸗ 
tücke ist bereits früher eine ähnliche Auordnung ergangen, wie sie 
jetzt füt die Thalerstücke erneuert worden, ohne daß de Einziehung 
aerfügt wornden wäre. (Koͤln. 3.) 
Berlin, 10. Märit. Wie die „Kreuzzeitung“ ecrfährt, habe 
der Kaiser kürzlich das Staatsministerium aufg fordert, ihm einen 
Bericht über d'e gegenwärtigen Notsstandsverhältnisse zu unterbreiten, 
und wäre demzufolge eine bezügliche Denlschrift zur Vorlegung an 
den Kaiser ausgearbeitet worden. 
Nusland. 
Witen, 10. Marz. Authentisch wird versichert, daß Ruß—⸗ 
land die Losssagung vom Pariser Vertrag vorschlägt. Ein Berliner 
Brief der „Politis en Correspondenz“ constatirt Deutschlands Ge 
neigtheit zur Aunullitung des genannten Vertrages. Ein Pelers 
purger Brief desselben Otgans sagt, daß die leitendeuden mili— 
räcischen Personen gegen den von England oificös gewünschten 
Berzicht auf eine Kriegsführung in Asien seien, da die Türlei dort 
am Schwächsten sei. 
Wien, 10. Marz. Die neue russische Corps⸗Eintheilung gilt 
als Vorbereitung für eine ebentuell raschere Modil sirung. — Dat 
hochofficidse ‚Journal de St. Petersbourg“ erkläͤrt sichtlich gereizt: 
Fentweder zwingen die Mächte gemeinsam mit Kußland die Pforte 
oder Rußland thut es allein.“ 
Paris, I1. Marz. Graf Schuwaloff in gestern nach Lon⸗ 
non zurückgereist. — Das Ergebniß der Subseription auf die An⸗ 
elhe der Stadt Marseille ist, daß anstatt 259,000 Obligationen, 
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delche verlangt waren, 12,630.000 Stück iu Wirklichteit gezeichnet 
ind; bei der Subscription wurden 310 Millaouen Fraucs sogleich 
irge zahit. — 
Paris, 11. März. Der „Agence Havas“ zufolge hatte 
der hiesize Correspoadent der Times heute Vormittag eine Unter⸗ 
edung mit General Ignaticff, aus- welcher er den Eindruck mit 
ich fortgenommen hätte, daß Iqnatieff auf seine Reise nach London 
aↄoch nicht defi itiv verzichtet habe. 
sonstantjnopel, 9. Märj. In einer heute stattgehabten 
Lonferenz der Friedensbevollmächtigten wurden seitens der montene⸗ 
zrinischen Unterhäudler die Gründe für die von ihnen auf,estellten 
jorderungen dargelegt, letztere nüßten fie behufs Herstellung eines 
dauerhaften Friedens für nothwendig erachten. Wie versichett wird, 
rtiärte herauf dee tüerlbische Minister des Aus värtigen, die öffent⸗ 
iche Meinung der Türkej machte die Annahme dieser Forderungen 
iumöglich. Hauptsächlich soll der Minister der Abtretung von 
icsit und des Hafens Spiza, sowie der Vergrößerung Montenegros 
iach der albanischen Seite hin seinen Wideirspruch entgegengesetzt 
sjaben. Am Samftag sollen die Versprechungen fortgesetzt werden. 
Petersburg. 10. März. Gestern fand auf der Zeul⸗ 
chen Botschaft eine glänzeude Soiree statt, auf welcher der Kaiser, 
)er Geoßfürst Throufolger, der Großfürst Wlad'mir, uehrere Minister, 
jahlteiche Mitglieder des diplomatishhen Korps, der Aristokratie und 
der deatschen Knlonie erschienen. 
Präsident Hayes, der neue VereinigteStaaten-Präsident, 
rkldrte gezenüber einer von ihm empfangenen Deputation von 
Farbigen aus starolina, unter denen sich auch Mitglieder der Legis⸗ 
atur befenden, er wünsche den Racenunterschied vollkommen auf⸗ 
geyoben zu sehen. Wenn de Demokruten des Südsens die Rechte 
hrer politischen Gegner nicht achtelen, so wäre die Anwendung von 
Woffengewatt unvermeidlich. Schließlich befürwortele der Praäͤsi ent 
de vorlaufige Beibehaltung des Status qno (des gegenwärtigen 
Zuständes) 'n Karolina; bevor er weitere Schrilte thue, werde er 
die Sachlage prüsfen. 
Vermischtes. 
FAus Zweibrücken, 9. Mäarz wird dem „Pf. K.“ 
geschrieben: Eine fremde Dame suchte heute in den Wellen des 
Schwarzbaches ibren Tod. Ihrer Kleidung nach zu schließen, ge⸗ 
jört sie einer guien Familie an. Hut und Muff ließ die Lebens⸗ 
nüde an dem Ufer des Schwarzbaches liegen. Die Leiche wurde 
in das hiesige Spital geschafft. 
fLandau, 10. März. Heute Vormittag gerieth am 
Hauptbahnhof ein 19jähriger Badnarbeiter aus Queichheim zwischen 
die Puffer zwier Wagen. Schwe'verletzt wurde derselbe auf einer 
Tragbahre nach Queichheim verbracht. 
F Wie man dem „Tagebl. j. d. Südpf.“ unterm 9. d8. 
nittheilt, wurden gestern 2 Einwohner von Schleithal, Namens 
Bey (Vater und Sohn), als des Mordes an dem Forstgehülfen 
Pdaier dringend verdächtig, verhaftet und, nach Weißenburg ver⸗ 
»racht. Bay (der Alt'), welcher als Waldfrebler und Wilderer 
„etaunt ist, hat jcüher schon einmal einen Augriff auf den dam als 
nuf der Beuwaldmühle statouicten Focstgehülfen Kinnger gemacht, 
vobei Lezterer wohl nur der Dazwischenkunft anderer Personen 
ein Leben zu verdaaken hatte und mit einem durch ein scharfes 
Instrument geführten Hieb auf den Arm davon lam. 
F Von der Lauter, 7. März. Vor enniger Ze'lt passirte 
inem Oelonomen in einem bei Weißenburg gelegenen Orte ein 
eigenthümliches Malheur. Der Mann fuhr vor ein'gen Monalen 
mit einer trächtigen Siute über Feld und begegnete unterwegs einem 
vand enden Menogeriebesitzer, dessen hervorragendes Schaͤrssück ein 
Tameel war. Besagtes Pferd schien durch den Anblick des fremd⸗ 
airtigen Thieres in Angst versetzt zu werden, denn nur mit Mulhe 
lonnte es von ploötzlichem Ausreißen abgehalten werden. Der Oeko⸗ 
nom hatte diesen Vorfall längst vergessen, als er auf sehr un⸗ 
angenehme Weise wieder daran trinnerte warde. Als nämlich die