St. Ingberler Anzeiger.
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Dder St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Ve
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A G. J— Samstaa, den 13. Jannar
I187.
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Wahlresultate
(vis jetzt bekannt.)
Wahlbezirk Zweibrücken Pirmasens.
für Schmidt fur Becker für Freud enberg
3368 Stim nen. 6320 Stimmen. 448 Stimmen.
Wahlbezirk Homburg Kusel.
für Buhl Horn Medicus Richter
1608 893 49 1
Wahlbezirk Landau Neustadt.
Jordan Viöhl Sartorius Herf Dreesbach
3825 1511 132 20 22
Wahlbezirk Bergzabern:Germersheim.
Bolizn, Kuhn. Medicus
8194 4794 244
Wahlbezirk Frankenthal⸗Speyer.
Groß Horn Dreesbach Bachmaher
7201 3010 1693 240
Wahlbezirk Kaiserslautern-Kirchheimbolanden.
Zinn Richter Dahl Gienanth
6231 St. 152 1937 859
Deutsches Reich.
Berlin, 9. Jan. In Hinsicht auf die Wahlen zum Deutschen
Reichstage bringt die hesige Bürgerzeitung folgende Daten in Er—
nnerung. Bek untlich wird auf duirchschnittlich; 100,000 Seelen
ein Abgeordneter zum Reichstage gewählt. Bei der letzten Reichs—
agswahl war das Deutsche Reich in 397 Wahikreise (ohne Elsaß-
Lothrirgen in 382) getheilt, von denen jeder einen Abgeordneten
n den Reichstag entsandt hat. Auf einen Wahlkreis kamen im
Durchschaitt 103 300 Einwohner und darunter im Mittel 21,470
oder 20800 wahlberechtigte Wähler. Bei der vorigen Wahl war
das Reich in 49, 278 Wahlbezerke getheilt, auf einen Wadhlkreis
amen im Durchschnitt 832 Einwohner und 173 Wabhlberechtigte.
Die wahlderechtigten Wähler bezifferten sich auf 8,523,446 Per⸗
onen, melche zusammen 5,223, 864 Stimmzettel abgaben. Von
den giltigen Stimmen sind auf Kandidaten folgender Parteistellung
Jesallen: konseroativ 359,959, deutsche Reichspartei 375,528,
iberale Reich?sparten 53, 853, natiopal-liberale 1,542, 501, Fort-
chrittspartei 447,5339, Vodkspartei 21,739, Soꝛialdemokraten
351,952, Centrum 1,568,320, Partitutaristen 137, 757, Polen
198, 442, Protestpartei 86,3502, unbestimmt 46,318. In 47 Wahl⸗
reisen waren engere Wahlen, in 6 Wahlkreisen Nachwahlen nöthig.
Berlhin, 9. Jan. Im Zusammenhang mit dem Etatsge-
etz sollen in der nächsten Reichsta ssession die Gesetzentwürfe, be⸗
reffend den Rochnungshof und die Einnahnen und Ausgaben des
steiches zur Vorlage kommen.
Berlin. Scit einigen Tagen soll hier im strengsten In⸗
»ognito eine hohe russische Prsönlichkeit weilen, deren Besuch in
Zusammenhang mit deun nächsten Eventualitäten der Orientkrisis
teht. Dies wird namentlich von jenen nicht bezweifelt, welche
nit den inneren Vorgängen an unserem Hofe vertraut sind. Aeußer ⸗
ich ist es aufgefallen, daß der Czar sich bei der militärischen
Jubelfeier des deutschen Kaisers nicht persönlich, wie sonst wohl
oͤblich, vertreten ließ, und daß auch jene russischen Regimenter,
deren Chef Kaiser W'lhelm ist, keine Diputation hergesandt haben.
Wir glauben nicht fehl zu gehen, wenn wit annehmen, daß betreffs
dieser Repräsentationen an der Jubelfeier sowohl von Petersburg
als von Wien Ansragen hierher getichtet worden sind und daß man
ich begnügt haben mag, auf die Hoffestivität als eine solche zu
»euten, füt deren cer moniellen Charakter die Anwesenheit des
Votsckaiters oe ügen würde“
Auch wer schließen uns dieser Auffassunz an. Jedenfalls h'eße
3 die Natur des Verhältnisses der beiden Kaiser schwer verkennen,
venn man annehmen wollte, daß irgend eine Verstiwmung das
lusbleiben offizieller Gratulationen zur Folge gehabt hätie. Die
Freundschaft der Kaiser Wilhelm und Alexander ist über derlei
Unterstellungen „thurmhoch“ erhaben. (Berl. Tagbl.)
Ausland.
B'nnen einigen Tagen trifft in London eine chinesische
Gefandschaft ein, um daselbst ihren standigen Aufenthalt zu nehmen;
es wird dieses die erste Gesandtschaft sein, welche der Hof von
Peking an einem ouswärtigen Hofe unterhält. Die Gesandischaft
besteht, wie die auswärtigen Blaäter melden, aus den zwei Man⸗
darinen Kwoh sung tau und Liu Si-hung; Erflerer ist 60 Jahre
alt und genießt in stinem Vaterlande den Ruf eines Gelehrten.
Nichtsdestoweniger ist ee auch im Waffenhandwerk sehr erfahren
und kämpfte er schon 1859 in Tien⸗tsin unser dem Prinzen Sang⸗
olisin gegen die Engländer. Sein College ist ein großer Rechts⸗
ehrer uad hat in seiner Heimath schon mehrere Richterposten be⸗
leidet. Als Attaches wurden dieser Gesandtschaft die 2 Zöglinge
der Sprachen Akademie in Peking, Feng ei und Te⸗ming, beigegeben.
Der Gehoalt dieser Gesandten ist, den erwähnten Blättern zufolge,
in sehr kärglich bemessener, und obwohl sie doch die Person des
Sohnes des Himmels zu vertreten hahen, so wünscht dieser nicht,
daß seine Repräsentanten auf Kosten der irdischen Güter seiner
Unterthanen ein lupuriöses Leben führen.
Konstantinopel, 10. Jan. Abends. Der Minister⸗
⸗ath hat heute bezüglich des Vorgehens in der auf morgen an⸗
beraumten Conferenzsitzan; Beschluß gefaßt. Der neue von der
ȟrkischen Reg'erung vorzulegende Entwurf ist noch nicht bekannt.
Mag derselbe nun annehmbar sein oder nicht, jedenfalls scheint
s gewiß, daß morgen die Diskussion in der Conferenz fortgesetzt
vird.
Die russischen Freiwilligen in Serbien weigerten sich, ferner
)en Befehlen des secbischen Kriegsministeriums zu gehorchen. Sie
daben dem Divisionsbefehl des Generallieutenants Nikitin, eines
ussischen Generals, welcher naturgemäß und gesetzlich die russischen
Frewill'gen dem serbischen Kriegsminisierium unlerstellte, die Aner⸗
ennung veeweigert, den militärischen Gehorsam gekündigt; sie sind
och weiter gegangen: das vierte Bataillon Freiwilliger marschirte
yor dem fürstlichen Könak vuf und verlangte vom Fürsten seine
Fohne, um nach Rußland zurückzugehen. Fürst Milan verweigerte
zie Herausgabe, weil der Kr'egsminister abwesend sei. Der junge
S„prosse des alten tapferen serbischen Fürstengeschlethts hätte einen
esseren und mannhafteten Grund vorbringen können. Am Nach—
nittage des 3. Januar versammelten sich sämmtliche russische Frei-
villige und beschlossen, daß die Russen in drei Tagen in taktischer
Ordnung nach der Heimath, abziehen sollen, wenn sie nicht ein selbst⸗
tändi es russisches Commando wie disher behalten. Die Russen
haben das Wort gehalten, und sie sind bereits meist auf der Heim⸗
reise begriffen. Die serbische Bevölkerung werd froh sein, die ruf⸗
sischen Gäste vom Halse zu bekommen.
Petersbuts, 10, Jan. Aus guter Quelle verlautet,
daß, wenn morgen die Piorte den Vorschlägen der Mächte nicht
ustimmt, die Vertreter der Mächte sofott Konstantinopel verlassen
werden.
New-Orleans, 10. Jan., Abinds. Der Oberbefehls⸗
daber der hier stationirten Bundestruppen ist durch Depesche des
criegsministers augewiesen worden, die um den Staatspalast zu⸗
ammengerotteten Volksmassen zu zerstreuen. Bisher ist die Ruhe
noch nicht gestört, nachdem die dewokratischen Milizen die Straßen
zesaubert haben. Beide Legislaturen, die republikanische, sowohl
wie die demokratische haben Mitglieder für den Bundessenat gewählt.
New-York, 10. Jan. Im gestrigen Ministerraihe wurde
beschlossen, den Oberbefehl? haber der Bundestruppen in Newe Orleans
anzuweisen, daß er die Ordnung aufrechterdalte, ohne seine beiden
pialifirenden Gouverneure anzu-rkennen. Das Staatsgebäude, in
— sich der republikan'sche Gouverneur und die repubekanische
Legislatur befinden, ist durch demokratische Milizen blokirt.
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