St. Ingberler Anzeiger.
Ser St. Jugberter Anzeiger und das (Smal wöchentlichs mit dem Haupiblatte verbundene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mit illustrirter Bei-
lage), erscheint wöchentlich viermalz Dienstag, Dounerstag, Samstag nud Sonntag. Der Abonnementspreis beträgt vierteljährlich
1Mark 20 R.⸗Pfg. Anzeigen werden mit 10 Pfg., van Auswärta mit 15 Bij. fur die viergejpaltzue Jeile Blattschrift oder deren Raum, Necla uen
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M 48. Dieustag, den 27. März 1877
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Einladung zum Abonnement.
Zu dem mit dem LJ. April 1877 beginnenden II. Quar—
zale aaf den „St. Ingberter Anzeiger“ mitIllustrir
tenn Sonntagsblatt“ beehrt sich die umerfertigle Expedition
hre auswättigen Abonnenten, welche das Blatt durch die Post be⸗
ziehen, mit der Bitte freundlichst einzuladen, für rechtzeitige Bestel-
sung desselben Sorge kragen zu wolleu.
Unsere geehrten hiesigen Abonnenten und die der Umgegend,
welche das Vlatt durch unsere Träger erhalten, bekommen dasselbe
wie bisher fortgeliefert, wenn nicht vor Ende dieses Movats ab—
cstellt wird.
Zu zahlreihem Abonnement ladet höflichste iinn
Die Expedition des St. Ingberter Anzeiger“.
ihrer Weigerung, die Distrikte von Nikfic, Kucci und Kokalschin
an Monlenegro abzutreten, deffen Bevollmächtigte nunmehr nähere
Weisungen na hgesucht haben.
Rußland schickt (nach der Corrt. Havas) Lebensmittel auf
ein Jahr nach Montenegro; neun Dampfer sind bereits in Cattara
eiugetroffeen.
Peterburg, 24. März. Der Verlauf der Londoner
Verhandlungen und die Sprache der englischen Regierungsblätter,
nerqulatzte die meisten hiesigen Blätter, in entschieden iadelndem
Zinne sich zu äußern. Es wird vornehmlich herborgehoben, daß
oie englische Regierung von vornherein bezwedt habe, Rußland nur
die Wahl zwischen Beschimpfung und Krieg zu iegen. — Eine
Forrespondenz der „Agence Russe“ führt aus, daß die Frage, ob
drieg oder Frieden, gegenwärtig ihre Entscheidung nicht in Helers⸗
zutg, sondern in London finde. Das russische Cabinet sei mit
je nen friedlichen Absichlen bis an die äußerste Grenze gegaugen
und halte dieselben auch jetzt noch aufrecht. Wenn troßdem der
strieg nunmehr ausbreche, so werde die Verantwortlichkeit England
allein zufallen.
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Deutsches Reich.
Berlin, 25. März. Nach dem ‚Tageblatt“ hat Bismarck
xi einem Diner seine besondere Genugthuung darüber auegesprochen,
»aß die Beziehungen Deuschlands zu Frankreich freundnachbarlich
zenug geworden seien, um die Mission des Adjutanten Mac
Mahons, des General Abzoc an das hiesige ka serliche Hoflager zu
rmöglichen. — Der Kaiser wünscht dringend das Verdleiben des
Herrn von Stosch im Amte. — Dem Reichstag wird noch ein
Besetz über die Revision des Serviswesens und die Klassifikation
er Orte zugehen.
Dermischtes.
fSt. Ingbert, 27. März. Der gestrige Tag, der uns
zurch seine milde Temperatur auch daran erinnerte, daß nach dem
Talender der Frühling schon seit ejnigen Tagen eingezogen ist,
drachte uns gegen halb s6 Nachmittags ein schwaches Gewilter mit
urzem Regenschauer.
— In der Nacht von Sonntag auf Montag wurde der an
)em Otto Weigand'schen Hause befestigte Photographienkasten des
Derra Ollig von Unberufenen geöffaet. Die darin befindlichen
Photographien wurden bis auf wenige alle entwendet.
7 Zweibrücken, 26. März. Am Samstag Nachmittag
tdützte vom Gasthof zum „Zweibrücker Hof,“ welcher ein drittes
Stockwerl erhalten soll, der mit Abbruchsarbeit beschäftigte 18
Jarre alte Plaurer Johann Lauer von Niederouerbach so unglücklich
zuf das Straßenpftaster, daß ihm die Hirnschale jerschmetterte,
vas natürlich seinen augendlicklichen Tod herbeiführte. Durch
diesen Unglücksfall wird die Familie des Angehörigen um so em⸗
findlicher berührt, als das Haupt derselben der Vater des Ver⸗
inqlückten, seit Johr und Tag schwer krank darniederliegt.
kDie Alktien-Gießerei Kaiserslautern, vertheilt für 1876
ine Dividende von M. 5.60 pro Altie. Von dem erzielten Rein⸗
zewinn, welcher sich auf M. 11,537,89 beziffert, wurden M.
3,868,70 zu den statutenmäßigen Abschreibungea verwendet.
T Kaiserslautern, 20. März. Ein Handelsmann hatte
in einem einzigen Viehwagen nicht weniger als 16 Stück Großbieh
jusammengepfercht. Als dasselbe heute von Neustadt hier ankam.,
var eine Kuh krebirt und lag zertreten unter den Füßen der üd⸗
rigen, deren Sitution und Gebahren in dem Waggon sich wohl
)enken läßt.
MNeustadt, 20. März. Wie vorsichtig man in Me⸗
nagecien sein soll, beweist folgender Vorfall: Ein Arbeiter wollte
inem Panther schmeicheln und ein Stück Brod reichen, dieser ver⸗
dand aber deese Güte nicht und schlug mit der Tatze der Art auf
die hingestrecte Hand, daß sie einen Theil ihrer Haut derlor und
erheblich beschädigt wurde.
F. In jüngsier Zeit wurden in München und in Hof
falsche Zwanzigpfennigstücke verausgabt, welche aus
Argentan oder Nensilber und mit eigens gravirten Stempeln in
einen gerippten Ringe ausgeprägt sind. Die cinen derselben haben
das Munzzeichen A (Berlin), die andern das Münzzeichen B(Han⸗
wvber.) Das Gepräge ist dem ächten genau und läuschend nach—
zemacht, und läßt sich als Erkennungezeichen der Unächtheit nur
die gelbliche Farhe des Metallz angeben, welche besonders auf—⸗
'allend hervortritt, weun man das gefälschte Stück neben ächt:
egt. Die Münzverfälschung stellt sich deshalb als eine gefährliche
dar, weil sie einerseitz nicht leicht erkenndar ist, andererseits aber
NAusland.
Paris, 24. Murz. Gut unterrichtfete diplomatische Kreise
erachten das Protokoll fur abgethan. Man glaubt, General Ig⸗
aatieff werde in Wien versuchen, für den Kriegsfall Vereinbarungen
iber die Haltung Oesterreich-Ungarns zu treffeu.
London, 24. März. Die diplomatische Lage ist unver⸗
andert. Die Verhandlungen siad nicht abgebrochen, stocken aber.
Das britische Cabinet wartet weitere russische Eröffnungen ab, die
möglicher Weise nicht vor der Ankunft Ignatiew's in Petersburg
erfolgen werden. Ignatiew äußerte in Paris unverholen seine
Verstimmung über den Mißerfolg der Loudoner Reise, schob viesen
auuf Mißverständnisse des britischen Cabinets, vornehmlih von Seiten
xs Earls v. Beaconsfield, äußerte aber die Hoffnung, pue tout
arrangera, welche Hoffaung hier, wenngleich nicht gänzlich ver⸗
chwunden, doch merklich er chüttert ist. Selbst die Times gestebt,
daß die Autsichten auf das Zustandelommen des Protokolls nicht
hesser geworden, nachdem Rußland den neuen Ton angeschlagen
und gegen die Abrüstung seine verletzte Ehre vorschützte, woraus
der natürliche Verdacht entstehe, daß Rußland nicht sowosl den
Frieden austrebt, als die Schuld an dem Kriege anderen Mächten
ausbdürden möchte. Der Daily Telegraph nennt die jetzige Laze
eine äußerst unbefriedigende. Aehnliche Unsichten herrschen in den
neisten anderen Zeitungen, sowie in Parlamentskreisen. (K. 3.)
Ragusa, 23. Marz. Nach hier eingegangenen Nachrichten
woll eine circa 1000 Mann starke Abtheilung Türken unter den
Einwohnern von Achebo ein Blutbad angerichtet haben, wäre
aber von den Insurgenten mit großen Verlusten zurückgeworfen
vorden. (T. N.)
Ragusa, 24. März. Wie in slavischen Kreisen verlautet,
jade Fürst Nkita von Montenegro ein Ebventual-Bündniß (für den
Fall, daß sein Frieden mit dem Sullan nicht zu Stande käme)
mit dem Miriditenfürsten in Albanien abgeschlossen. Letzterer soll
ich verpflichtet haben, ein Hülfskotps von 8000 Mann zu stellen.
Konstanfinopel, 24. März (via Athen). Die
dufregung wächst in den muhamedanischen Siadtvierteln. Die
lemas drohen mit der Einstellung des Koranlesens und mit der
Schließung der Moscheen, wenn man allzu nachgiebig gegen Mon⸗
enegro sei. Sie vierlaugen die Rückberufung Midhalt Paschas
urd die Beseitigung det Großveziers Edhem Pascha.
Zonstantinopel, 25. März. Die Pforte behaurt auf