Full text: St. Ingberter Anzeiger

Anzeiger. 
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De”eutsches Reich. U 
— Durch e'nen Artikel der Augsb. Abend ztg.“ beillelt! Appell 
mn bie bayrische Staatsregierung,? wird diese dringend genahnt 
angeüchts des Elends, das entsprungen il aut der durch de Ze⸗· 
umstaͤnde herbeigeführten Arbeitslosigkeit, schleunigst alle diejenigen 
bffentlichen Arbeiten in Angriss zu nermen, welche als in eine nicht 
ferne Zulunft. doch gemacht werden müssen. Dem Verfasser des 
Appells“ dünkt'es rathsam, ja geboten, die bayerischen, Kammern 
iach Beendigunzt des Reichsstages zu einer kurzen Session ein⸗ 
zuberufen und ihnen lediglich elnige Gesezentwütse über die Erbau⸗ 
ang derjenigen Bahnen vorzulegen, welche über kurz oder lang doch 
surx Ausführnug kommen müissen. Er fürchtet nicht, daß sich zum 
weitenn Male eine Kammer mehrheit fände, welche die Mittel zu je⸗ 
dem neuen Bahnbau verweigerte. Sie wücde die Wucht der Ver⸗ 
antwortung, welche sie damit in der jezigen Zeit der Nolh auf sich 
gehmen würde, nicht zu ertragen vermoͤgen. Thäte fie es gleichwohl. 
sie Prache sich selbst iht Todesurtheil. Daraufhin konne wohl vie 
Staatsregierung den Versuch wagen, zumal sie damit einen Act 
vohlbemessener Wirihschafts⸗ und Finanzpolitit bethatige. Arbets 
rräfte und Materiallen sind in späteren Jahren gewiß nicht mehr so 
billig zu erlangen, wie jetzt in der Zeit der Arbeitslosigkent und der 
allgemeinen Geschäftsstockurg und die erforderlichen Anlehen belomm 
die Staatzregietung später auch nicht mehr zu einem so niedrigen 
Kurse, als jetzt dei dem bekannten tiefen Stand aller Börsen werihe. 
Diese bedeulenden Vort heile sollte man sich nicht entgehen lassen, 
umal wean damit zuzleich die humane Absictht Hand in Hand ge— 
hen kann, Hungernden und Darbenden Brod zu schaffen, die Ge⸗ 
schaͤfte rhätigkeit und das allgemeine Vertrauen zu beleben “ 
Berlin, 28. März. General Ignatieff ist um dalb 2 
Ahe Mittags hier angekommen und begah fich unmillelbar nach 
einer Ankunst zu einer Unterredung mit dem Reichslanzler in das 
Auswärtige Amt. Wie es heißt, beabsichtigt er, schon heute seine 
tückreise nach Petersburh fortzusetzen. J 
In der Kapelle des hirsigen lönigl. Schlosses wurde heute 
Midlag durch den Scloßpfarrer Dr. Közel die feierliche Einseg⸗ 
nung des Prinzen Heinr'ch und der Prinzessinnen Charlotte und 
Zuise Margatethe (d e beiden ersteren sind Kinder des Kronprinzen, 
die letzt re ist eine Tochter des Vriuzen Friedrich KZath) voll⸗ 
pgen. u 
Bertia, 29. Marz. General Ignatieff ist gestern hier 
angetroffen und foll — einem üdrigens unverbürgten Gerüuchte 
nufolge — heute schon wieder die Reise nach Petersburg fortseßen 
wollen. Noch wenige Stunden ehe er Wien verließ, hat er einem 
Vitarbeiter der „VPresse“ eine seiner beliebten Untertedungen ge⸗ 
vahtt, in welcher er du sch folgende M.tiheilungen die Wahrheit 
u verhüllen bestrebt war: „Er habe, sagte der General, die Frage 
entscheiden wollen, od die Orienifrage eine europäische oder eine 
ussijche sei. Das Kabinct' Derdy verfolge keine fystematische Politik, 
ondern arut matetielle Interessen und drehe sich jeden Tag. Ruß⸗ 
and wolle eine Garantie für, die Otieutschriften aus nauonalen 
und Jonfessionellen Gründen; aber keine Eroberungen. Seldbst im 
etzteren Falle waäre die Abstinenzpolitik En lands vetfehlt. Bezüg⸗ 
ich der wieder aufgelebten B.deutung des Dreikaiserbundes befrahl, 
ꝛezeichaete Janatieff selber diese bis jetzt als eine negalide, et habe 
mmer nure zur Vermeidung des Krieges gedient. Od aus diesem 
bundniß eine possitive Orientkombination hervorgehen werde, sei 
taglich. Aut üder Midhat Pascha ließ sich der General aus: 
x sei der Sohn erines Robbiners und einer Tückin aus Wioddin 
ind „entbehre des sittlichen Reformernstes.“ In den tückischen 
Ptovinzen nehme: die Mißw rthschaft nue immer mehr zu. Alls 
draͤnze zur Ensche dung.“ In diese? Mittheilung ist, wie stets 
dei Ignatieff, Wahres und Falsches in holder Mischung vorhanden 
nad die Stempelung Midhat Paschas zum Juden ist wirklich das 
dochte, was det sahrende Diplomat noch deleiset.“ Wir zweifein 
adeß leinen Augenblick, daß schon heut daß Urtheil Iznatieff? über 
englaud sich wesenilich modiflcitt hat, denn, wie es scheint, hat 
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auf Anrathen Andrassys das Kabinet don St. James wenigsteng 
in einem Punlte schon mildere Saiten aufgezogen, Unftr bewahrne 
ziplomatischer Korrespondent schreibt uns daruder wie folgtz 
Der englische Ministerrath, welcher heute in London abgehalten 
wird, soll sich über die wichtige Frage enischeiden, ob Englaud sein⸗ 
Focderungen über die Entwaffnung Rußlands aufrecht zu erhalien 
jabe. Man enwartet mit Zuversicht in der diplomat schen Weu, daß 
ʒiese enalische Bedingung nicht auftecht: echallen werden wird. Es 
senihi richtig, daß Ruͤßland sich deren erllart habe, auf Grund 
er Entwaffnung zu unterhandeln.“ Im Gegegtheil, Rußland willigt 
nicht einmal darein, diese Frage im Prototoli auch nur erwähnt zu 
ehen. Desterreich seinerseis besteht edensowenig darouf, daß bich 
jeschehe, als etwa Deuischland und Frantreich. England wat bie 
jer der einzige Staat, welcher dies Verlangen erortert, und diestz 
Jsolirung dürfte sein Nachgeben zur Folge haben. 
Dagegen dernimmt ian, daß Graf Schuwalon ermachtigt 
putde. Lord Derby mitzutheilen, daß der Cjar berein ist, uͤber de 
rẽatwaffnung mündlich Etklärung abzugeben, sobald die Weadung, 
velche die Dinge nehmen werden, dem Kaiser Alexander dies ge⸗ 
iattet., Allein, wenn auch diese Schwierigkeit üherwunden ist, bleibt 
joch immer diejenige der gegen die Pforte event. zu ergreifenden 
Zwangsmaßregeln bestehen. Rußland will eine diesbezügliche Claufel 
mn Protololl sehen, wahrend England sich dessen weigeet und zwar 
aus denselben Gründen, welche es s. 8. veranlaßten, dem Berliner 
Nemorandum nicht beizutreten.“ Man hat daher alle Ursache, dar⸗ 
zuf gespanul zu sein, auf welche Weise üͤber diesen Gegenstand ein 
kinvernehmen zu erzielen ware ·.. 
Diese Mutheilung gibt ganz genau die Schlangenwindungen 
in, welche die Diplomatie noch zu verfolgen gedenll. Für den ein⸗ 
achen Mann aus dem Volke genügt aber die —A 
niesem Pro et eontra nur Zeit gewonnen und derleddelt werden 
oll, bdis die Dinge zum Losschlagen reif sind. (Betl. Tabl.) 
Kifsingen, 25. März. Wie der „Fränt. Karie ver⸗ 
nimmt, wird Fücst Bismarc schon im Monal Mal zur Cur hier⸗ 
jer lommen. “*2. 
Mestz 27. Marz. Die Vordereitungen zum wurdigen Em— 
pfange des Deutschen Kaisers haben hier bereits ihren Aufang ge⸗ 
nomen. Unier Anderen hat der hiesige Gemeinderath 2000 R. 
zur Instandsetzang des Treppenhauses und der Empfangsräume des 
viesigen Siabthauses bewilligt. Karlsr. 3). 
Aussand. 
Die wirihschuftliche Lage Frankreichs, srtibt die franz. 
dorresp. bdisher en Gegenstand des Neides fur das übrige Europa, 
veint jetzt doch auch, wenn die von der Patrie beigebrachten Zife 
ern, wie man keinen Grund zu bezweifeln hat, richtig sind, in eine 
veniger befriedigende Periode getreten zu sein. Zwar ist das Er⸗ 
jebsiß der Zölle während der ersten zwei Monate im Vergleich mit 
er entsprechenden Perlode von 1876 einigermaßen, nämlich von 
38,113,000 auf 839,978, 000 Francs gestiegen; dagegen haben 
iber die indirecken Sleuern duxchaus nicht den Erwartungen ent⸗ 
prochen, zu denen man durch den stetigen Forlschritt der letzten 
Fahre berechtigt warz mit Ausnahme des Tadaks sind fie faͤmmt⸗ 
ich in der Abnahme begriffen. Im Jahre 1876 hatten die indi⸗ 
eclen Steuern in den Monaten Jannar und Februat 151,8512, 000 
Frauls, im Jahre 1877 haben sie nut 136806.,000 Francs er⸗ 
jseben, was also einen Rückgang von 14,706,000 Francs aus- 
nacht. Auf der andereren Seite hatten die Ausfuhren von Golo 
iud Silber nach dem Auslande in den ersten zwei Monaten des 
origen Jahres 12,749,000, in derselben Periode von 1877 da— 
zegen 15,640,000 Fraucs erreicht. 
Konig Alsons von Spanien setzt tretz seiner Verlobuug die 
dundreise durch sein? Provinzen fort, uͤm seinen geliedlen Umier 
hanen Gelegenheit zu geben, sich noch bei Zeiten einen lebendigen 
kindruck von seiner Perjoönlichteit zuverschaffen. In Kadix traf er 
ie dort ankernde Flotten⸗Abtheilung und brachte bei einem ihm zu 
kdren gegebenen Banket dort einen begeisterten Toast auf die englische