Full text: St. Ingberter Anzeiger

Urbeiter 45 Kr,, heute 1877 Brodpreis 29 Kr., Tagelohn wie 
ben 2. Il. Das waxen schlechte Zeiten, namlich 1846, über⸗ 
haupt in den 8Oer Jahren. Sie waren um so schlechter für den 
Arbeiter, als er um Arbeit betteln mußte. Heutenist ihm kein 
dohn groß genug. Wenn der Laudwirthschaft nicht die besten Kräfte 
durch die Fabrilen entzogen wären, würde um 5 mehr erzeugt werden, 
und' die Klage Aber anerhörte Theuerung würde vielleicht ver— 
ummen. So viel was den laͤndlichen Arbeiter angeht. Viele 
Fabrilen, welche so piele Arbeitskräfte dem Lundbau entziehen, 
saben heute den Boden unter den Füßen verloren, denn die Bee 
zingungen, unter welchen sie einst bestehen konnten, sind nicht mehr 
porhanden. Damals billiges Areal, bill'ge Einrichtung, wohlfeilt 
Arbeitsträfte, Breunmaterial, selbst das Capital bereitwillig. Heute 
hohe Löhne wegen Lebensmittellheuerung u. s. w. Manche solcher 
Fabriken werden noch einige Zeit siechen und dann enischlafen. 
Ich komme jeht auf den Nothstand im Baufach. Die Klage, eg 
derde nichts mehr gebaut, ist begründet, abet warum wird denn 
nicht gebaut? Weil die Reaction auf die Schwindelzeit da ist. 
Weil die unerschwinglichen Forderungen der Bauarbeiter nicht mehr 
hezablt werden konnen.“ Weil es die Arbeitgeber satt haben, von 
bren Arbeitern verhöhnt zu werden, wie ich es mit meinen eigenen 
Ohren angehört habe, daß Arbeiter ihren eigenen Meister, der üc 
am „blauen Montag“ um Aufnahme der pressantesten Acbeit bat 
einluden, ihnen Kegel um einen großen Thaler aufzusetzen, dis der 
Zegeljunge eintreffe Zu geschweigen von allen nur denkbaren 
Erzessen auf jedem Bauplatz, welche Jeder Bauhert der damaligen 
grit kennt. Schlechte Zeiten Ja; theilweise wohl, aber selbit⸗ 
perschuldet! Es kommt übrigens besser; sämmiliche überspannten 
Forderungen und Ansprüche iommen wieder in das richtige Vere 
haliniß. Aber nicht schnell. Doch don schlechten Zeiten zu sprechen, 
ik Pehertreibung.·.. 
24* Blin chlag. Bei inem Gewitter in Enkirch am 830. Mär, 
schlug der Blitz in einen Laubstrunk, worunter 3 Frauen, welche 
im Weinberg beschäftigt waren, Schutz gesucht hatten, Eine Frau 
blieb auf der Stelle todt, d'e beiden auderen, anfaugk etwas be⸗ 
taͤubt, kamen mit dem blohen Schrecken daban. Eine der letzteren 
meinte, sie hätte in ihrem ganzen Leben noch nie ein so großel 
Feuer gesehen, als in dem kritischen Augenblii. 
der speng dez naturbistorischen Museums der Unibver⸗ 
sicat Wien, Joseph Weese, hat am 831. Marz seine beiden Toͤchter 
an Alter von 8 und 14 Jahren erhängt und sich daan unter Mit⸗ 
nehmen eines Rasiermessers entfernt ohne daß mon seitdem eine 
Spur' von thut entdect hätte. Der Mörder zeigte in den leßten 
Wochten Spuren von Säuferwahnstiun und war außerdem seit dem 
1875 erfolgten Tode seiner Frau slets in depremirter Stimmung. 
F. Gin descheidenes Auslommen hat der Chef des Wiener 
daufez Rothschild. Dieser Herr bezieht gegenwärtig, wenn 
man den öffentlich mitgetheilten Angaben der Wiener Blätter 
Glauben schenken will, allein für sich mittelst des lebendigen, befruch⸗ 
lenden Verkehrs,“ nämlich aus seinen Eisenbahnen, tirca 38 Millio⸗ 
nen Jahrec Einlommen, während sein weiterer Jahresgewinn aus 
Borsen⸗Operationen auf mindesteas über 20 Millionen veranschlagt 
wird. Der einzige Wiener Rothschild hat also für sich eine Jahres 
Fiunahme von mindestens 60. Millionen Gulden, ber Tug 150,000 
Zulden. 
— 
zeschichtliche Auszeichnung, über die fie verfügt, die große goldene 
Medaille San Salvator, verliehen, in Ansehurg semer herrlichen 
unstleistungen, seiner Menschenfreundlichlen und seiner oft hetbä⸗ 
tigten Liebe zur Stadt Wien. 
—X 
on. SteWalles gelegenen Anwesen ist kürzlich ein kiuderloses Ehe⸗ 
paat won einer Moörderbande erschlagen und sodann das Haus aus⸗ 
jeraubt wordea. Der Mann hatte den unter irgend einen Vor ⸗ 
wand Einlaß begehrenden Mördern geöffnet und war sofort nieder⸗ 
geschlagen worden; die Frau hatte sich, aur mit Hemd und Unter⸗ 
rod beileidel, zum Hause hinaus geflüchtet, war aber eingeholt und 
ebenfalls ermordet worden. Die Thäter sind noch nicht ermittelt. 
Aus Modane wird unterm 81. Maͤrz gemeldet: Im 
Mont⸗Cenis⸗-Tunnel ist auf der Seite von Saint⸗Jeau de Maurienne 
ein Einsturz erfolgt. Die Züge konnen im Tunnel nicht weiter. 
Es wurde dilse begehrt. Der Dienst ist unlerbrochen. Die Te— 
tails fehlen noch. 
indersegen.) Pennsylvanische Blaͤlter berichten allen 
Ernstes, daß John Haffner in Reading vor Kurzem von seiner 
Gatlin mit dem fünfundvierzigsten Kinde beschentt worden sei. 
Vater Haffner soll diesmal die „Freudenbotschaft“ eiwas „brummig“ 
entgegengenommen baben, 
Zarlsruhe, 1. April, Bei-der geslern stattgehabten 
Bewinnziehung der badischen 350 Gulden⸗Loose von 1845 fielen 
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auf 58538, 23870, 156699 und 261923; ie 1000 fl. auf Nr. 
7810, 16272, 36848, 57783, 187416, 289186, 280739, 
295567, 2955793 807682: 3835483 und 3676366. 
fBraunmschweig', 81. März.“ Briver heute stattge 
abten Präumienzir hung der Braunschweiger“ 20 Thalet⸗Loose vom 
Jahre 1868 fiel der Haupigewinn pon. 240, 000 Mark auf Nr. 14 
er Serie 7709, 15,000 M. firlen auf Rr. 20 der Serie 1586, 
1200 M. auf Nre 83 det Serit 8884 und 3000 M. :auf Rr. 14 
æt. Serie 8o13. 
Diensternaͤchrichten. 
Der Lehrer Jalsob Schmidle von Hengsberg wurde zum Lehrer 
in der prot. Schule zu Maßweiler, der Schuls rweser Jakob Adam 
gollenbach von Olsbrücken zum Lehrer an der neugeschaffenen prot. 
5chule zu Kreimbach; der interimistische Schulberweser Ludwig 
üter zu Niederkirchen zum Lehrer an der oberen prot. Mädchen⸗ 
ehrerstelle zu Otterberg, der Schulserweser Johann Baptist Dreyer 
um Lehrer an der oberen kath. Schule zu Eusserthal ernaumt. 
Dein k. Notär Karsch in Kirchheimbolanden wurde gestattet, 
en Rechtskandidaten Lurz auf die Dauer von b Monaten vom 9. 
M. an als Amtsberweser zu bestellen. 
Der «geprtllfte Lehramtskandidat F. Reggel, dermalen Klaß⸗ 
erweser: an der isolirten Lateinschule zu Miltenberg, iß zur Aus⸗ 
zilfe im Unterrichte der isolirten Lateinschule zu Neustadt a. H. 
ils Klaßverweser beigegeben worden. 3* 
Der Gerichtsnollzieher Karl Steidel in⸗Wolfstein wurde aus 
Ausuchen: auf die in Neustadt a. H. erledigte Gerichtsvollzicherstelle 
ersetzt und der Gerichtsvoll ieherkandidat Nikolaus Büchler, seither 
in Grünstadt, zum Gerichtsvollzieher in Wolfstein ernanut. 
Far die Redaction veraniwortlich: F. X. Deu e . J 
—— 
Zur Berichtigung. 
r. Das beste und eigenste Lob jedes richtigen Kritikers ist 
vohl das auf Wahrheilsliebe und strenger Unparteilichkeit beruhende, 
nit anderen Worten: Das „gine ira et studio urtheisen.“ Dessen 
nag sich vielleicht der Berursene jenes „Eingesandt“ — beireffs der 
ehlen · Montag von der ‚Gemüthlichkeit“ gegebenen theatralischen 
Ubendunterhaltung bewußt gewesen sein; er scheint es aber mit 
einem Kritisiren nicht so genau zu nehmen, denn wie man bei der 
geurtheilung der beiden Stücke eine der Kauptrollen miß Still⸗ 
chhweigen übergehen konnte, ist uns schlechterdings unbegreiflich. 
War doch aller übrigen Mitwirkenden Erwähnung gethan, der Dar⸗ 
jeller dezs Candidaten Maus sogar mit einer Bemerkung beehrt, die 
hn zu ernstlichem Schaffen und Streben aufmuntet. 
Wir glauben nun. wenn wir das vom V'erfasser des Urtilels 
igenthümlicherweise Versäumte nuchzuholen uns erlauben, mit vollem 
Rechte sagen zu dürfen, daß die Durchführung der Rolle des Schul⸗ 
zirtctoren durch Hertn Karl Uhl eine tadellose war. Dieses ver⸗ 
dändnißinnige, ernstvolle Spiel verbunden mit recht philologischer 
Trockenheit mußte bei allen Anwesenden den wohlthuendsten Ein⸗ 
druck hervorrufen. Kaum mochte ein Anderer gerode dieser Rolle 
so vollkommen gewachsen sein 
Schließlich erklären wir uns mit dem Wunsche des Keitikus 
zanz einverstanden, die „Gemürthlichkeit“ möge auf der betretenen 
Bahn fortfahren, durch wiederholte dramat sche Aufführungen Freun⸗ 
deskreisen angenehme Etheiterung zu vieten; muͤssen aber auch zur 
Steuer der Wahrheit unsern speziellen Wunsch beifügen: „Moͤge 
zloß kritisiren. wer kann!“ 
Tro aller An riffe welche von Zeit zu 
U. g t Zeit von interessirten 
Hersonen “geg˖nDr. Airy's Naturheilmethode losgelassen werden 
jat sich dies vorzügliche populür⸗medicinische Werk und das darin 
esprochene Heilverfahren immer nene Anhänger erworben und in 
mmer weiteren Kreisen günstigste Aufnahme gefunden, was schon 
zaraus hervorgeht, daß dasselbe bereitß in mehreren fremden 
Sprachen gedruckt werden mußte und schon über 60 Auflagen ers 
ebt hat. Wir glauben daher auch nur im Interesse der zahlreichen, 
nach Hilfe — Heilung verlangenden Kranken zu handeln, wenn 
vir ihnen auf Grund dieser Thatsachen und der zahlreichen glän⸗ 
zenden Zeugnisse dieses, nur 1. Mark kostende Buch dringend zut 
Anschaffung und Darnachachtung empfehlen. Um nun aber durch 
ahnlich betitelte Bücher nicht irre geführt zu werden, verlange maa 
ausdrücklich: Dr. Airy's Vaturheilmethode, Original⸗ 
Ausqabe von Richter's Verlags-Anflalt in Leipig.