Slt. Ingbeiler Anzeiger.
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M 56. n Donmnerstag, den 12. April 3 1877.
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Deutsches Reich.
Berlhin, 10. Apr'l. Die „Post“ hört aus gewöhnlich
zut unterrichteter Quelle: „Der Ka'ser hat das Pensionsgefuch des
Fürsten Biswmarck in Gnaden abgelehnt. Doch wind dem Fürsten ein
ängerer Urlaub bewilligt (bis Ende August). Die Vertretung in allen
Keichsgeschäften erhält der preuß sche Min fter: Vicepräsiden Camp⸗
jausen als ältester Minister. Dem Reichstage geht morgen eine
»ezügliche Melduang zu.“ — Die ‚Rordi. Allg. Ztg.“ widerspricht
uuf das Entschiedenste der Behauptung, daß von Seuͤen des Kaisers
nder des Fürsten Bismarck mit irgend Jemaund über die Nachfolge
m Amte des Reichskanzlers verhandelt worden sei. — Fürst Bis⸗
narck erhielt gestern von dem Konige von Italien eine prachtvolle
ransparente Alabastervase als Geburtstagsgefchent.
Berlin, 10. April. Der Landtagsabgeordnele Cremer,
rüheren Redacteur der „Germania“ (jetzt Redacteur der klerikalen
„Bavaria“ in Würzburg) wurde heute vom Kammercgericht wegen
Zeleidigung des Königs von Bayern zu einer Gefängnißstrafe von
wei Monaten verurtheilt. Das Stadigericht als erste Instanz
jatte auf Freisprechung erkaunt.
Straßburg, 8. April. Wie verlautet, wird der Kaiser
m 80. April, Nachmittags gegen 8 Uhr, hier eintreffen und am
Bahnhofe von Sr. Excellenz dem Ober Präsidenten v. Möller und
Sr. Ercellenz dem Gouberntur v. Schachtmeher empfangen werden.
Der Aufenthalt des Kaisers in Straßburg wird vorausfichtlich bis
um 3. Mai dauern; das Programm ist noch nicht festgeflellt,
edoch wird außer einer größern Truppen⸗Inspektion auf dem Poly⸗
tone bei Reudorf eine Besichtigung der neuen Fortsanlagen vor⸗
eunommen werden. An den beiden Abenden soll eine Festvorstelluag
m Stadttheater sowie ein Ballfest obgehalten werden. Man sagt,
er Kaiser werde sich von hier nach Metz begeben und auf seiner
janzen Reise vom Kronprinzen begle let sein. Am Sliadthause
verden bereits Vorkehrungen zu einer großartigen Beleuchtung
jetroffen.
Metß, 10. Aptil. Die „Gemeinde Zeitung“ bestätigt die
dachricht, daß der Kaiser am 80. April in Straßburg eintreffen
ind bis zum 6. Mai im Reichslande vierweilen wirt Her werden
um uphange des hohen Gastes die umfassendflen Vorbereilungen
letroffen.
Rermischtes.
St. Ingbert. Unser Landemann Josepy Chandon,
der eben in Wien sich befindet, ist von Richard Wagner zu den
Wagnerconcerten, welche nächsten Monat in London stattfinden,
engagirt. Zur Aufführung tommen die hervorragendsten Scenen
und Nummern der Bayreuther Festspiele, und sind hiezu nebst
unserm Landsmann die ersten Krafte, welche in Bahreuth mitgewirkt.
gewonnen. Es sind vorerst sechs solcher Conceri in Aussicht ge⸗
nommen, wofür bereits sämmtliche Karlen vergriffen sind.
Professor Joachim, der groͤßte jetzt lebende Geiger, wirkt eben⸗
falls mit, und Haus Richter, Hofcapellmeister der k. k. Hofcapelle
in Wien, welcher die Festspiele in Bayreuth dirigirte, wird die
Toncerte leiten. Es ist dies jedenfalls ein musikalisches Ereigniß
für London, und vielleicht auch ein Triumphzug der deutschen Musik
in England.
— Zu Mitgliedern des Landesausschusses für das bayerische
Bewerbemuseum wurden aus der Pfalz gewaͤhlt: die Herren Rector
Dr. Kellet in Speyer, Hüttenwerkoesißer Kraͤmer don hier, Fabril⸗
zesitzer Wolf in Zweibrüfen.
tMutterstadt, 8. April. Gestern Mittag, kurz vor
'2 Uhr, stürzte dahier ein neuerbautes Gewoͤlbe ein und begrub in
einen Trümmein den Meister des Neubaues, der durch sofortige
instrengende Hilfsarbeit bald wieder, jedoch bewußtlos und ver
vundet, zu Tage befördert wurde.
7Aus dem Zeller tdal, 9. April meldet die „Pf.
ßB.“: „Unser Thal It seit Kurzem der Schauplatz von Ereignissen,
die in den betreffenden Kreisen mehr oder weniger Sensation erregen.
Die Nachricht von der Arsenikvergiftung in Stetten war auch in
die „Post“ uberRgangea. Geslern Morgen nun legte sich nahe
vei der Stat'on Albisheim ein lebeusmüder Geisteskranker — der⸗
elbe war auch dem Branntwein ergeben — auf die Schienen und
eß fich sodtfahren. Vorher soll derselbe den Tod schon in der
Pfrimm gesucht haben, jedoch vergebens. — Au Osterdienstage
Norgens waren nahe bei der Stalick Harxheim Steine auf die
Schienen gelegt. Der diensthabende Bahnwarter unlerließ es, ehe
»et erste Zug kam, die Bahn abzugehen. So fand denn der
Hüterzug das bezeichnete Hinderniß vor, ohne jedoch Schaden zu
jehmen. Ob ein bloßer Bubensteeich vorliegt — es war in Harx⸗
heim selbige Nacht Ball — oder 6 eine That der Boswilligkeit
zegen den Bahnwaͤrier beabsichtigt war, weiß man nicht. — Vor
lichen Wochen wurde auf der Siasion Harrbeim ein Korb mit
kleidungsstücken und Dürrfleisch als Frachtgut nach Bens heim
ibergeben. Der Korb kam richtig dort an, jedoch ohne einen
Schinken, der in denselben gepackt war. Auch dieses Ereigniß ver⸗
dient veröffentlicht zu werden zu Nutz und Frommen der Schinken
ersendenden Menschheit; dieselbe soll wissen, daß es auch Schinken⸗
iebe gibt, die selbige mit Eisenbahngeschwindigkeil verschwinden
assen. Wo der Dieb in diesen Fall⸗ steckt, weiß man natürlich
nicht; jedenfalls auf der Strede Hatxheim⸗Montheim⸗ Worme
Bensheint. — Noch mehr Sensation als diese Dinge in kleineren
dreisen macht allgemeine Sensation das seit einigen Tagen so
Jünstige Wetter, das der durch den Regen so lange hinausgeschobenen
Saat zu gut kommt; ferner der außerordentuch gule Stand der
Früchte und Reben und der hohe Preis der Kartoffeln, von denen
das Malter zu acht Mark verkauft wird.
Als am 2. da. Mittags der Eisenbahnzug aus Hildes.
heim sich bereits in Bewegung gesetzt hatte, um die Station
Aschersleben zu verlassen, wollte, wie das „Hallesche Tagbl.“
bderichtet, ein Reisender, der sich verspätet, die Reise noch mitmachen
und sprang auf das Trittbrett eines Wagens. Der dienstlhuende
Beamte, welcher den Reisenden an feinem Vorhaben hindern wollte,
wurde durch die Beharrlichkeit seines Gegners selbst umgerissen,
ebenso aber auch der Reisende. Beide geciethen unter die Rader
des Zuges und wurden sofort getödtet.
(Zum Kölner Dombau.) Auf oen beiden westlichen Dom⸗
thürmen sind. wie aus Köln geschtieben wird, die Abeiten an
Ausland.
U.ber den von den Internationalen in Jtalien dersuchten
lufstand wird aus Rom unterm 9. ds. Mis. berichter: Die
zolizei verhaftete am Sonntag in Pontemolle bei Rom 18 Mit⸗
lieder der Internationalen, welche im Begriff waren, sich zu einem
Jaufen zusammenzuschließen. Der Trupp in der Provinz Bege⸗
ento hat sich in zwei Haufen getheilt; der cine derselben, unter
Führung eines gewissen Cafiero. ist in den Flecken Lelino bei Piede
nonte eingedrungen, hat das Gemeindehaus desetzt und das Archid
ungezündet. Der Opinione zufolge wäre dieser Haufen zersprengt
vorden, mehrere Personen, darumer der Anführer Cafiero, wären
erhaftet und viele Waffen weggenommen.
stonstantinopel, 1II. April. D'e „Agence Havas“
eldet: Der Große Raih verwarf mit 65 gegen 18 Stimmen
ede Gebietsabtretung an Montenegro. In der Diplomaten · Welt
bird die Situation aͤußersi düster angesehen.
Nach einer New⸗— Yorker Depesche der „Daily News“
errägt die Zahl der beschäftigungslosen Arbeiter in den Vereinigten
taaten gegenwwärtig 2,000,000, wovon 580,000 auf New York
mmen. Ein allgemeiner Wiederaufschwung des Geschäfts wird
aͤhrend der nächsten sechs Wochen nicht erwartet. Die Löhne sind
ist in allen Beschäftigungszweigen beträchtlich gefallen und neigen
. nmoch immer abwärts. Es werden kenme Eisenbahnen gebaut.
iele Fabriken in New England find geschlossen und über die Halfte
t Arbeiter in dieser Seition feꝛert. In den Bergbau- Diff stten
erricht großer Nolhstand