Full text: St. Ingberter Anzeiger

mũhungen des hiesigen Kriegervereins dah'n bestimmt worden, seinen 
*. Delegirientaqg während der Pfingstfeietroge in Neustadt im 
Saalbau abzuhalten. Aus allen, auch aus den entferntesten Gauen 
Deutschlands sind bereite Gäste angeinelden,“ welche die Feiertage 
r der sonnigen fröhlichen Pfalz, in der herrlichen Natur unserer 
Stadt verleben wollen. Viele höhere Offiziere und Poersönli hleiten, 
nter ihnen Generallientenant v. Stodmar⸗ haben beresns ihr Er— 
cheinen zugesagt. Die Kriegerpereine der Pfalz und der Saar⸗ 
Jegend, insbesondere der Verein St. Johann-Saarbrücken, werden 
corporo erscheinen, so daß es, besonders nacht ven Erftihrungen 
an früheren Delegirtentagen nicht zu hoch gegriffen sein wirs, wonn 
vir die Zahl der Gäste auf 8—10, 000: Nann anschlagen. So 
xek wir über das Programm' des Festes in Erfahrung bringen 
onmen, ist dasselbe vorläufig dahin festgesetzt, daß Samstag, 10. 
Nat, Nachmittags Empfang der Gästs und Vereint und Abendée 
Festlneipe stattfiadet. Am ersten Pfingfttage von Morgens 9 Uhr 
ib Delegirtenberathung, Abend« 7. Uhr Festessen im Saalbau, 
voju. auch die hiesige Bütgerschaft. geladen wird. Aim zweilen 
Feiertag in den verschiedenen Gärten und Wirthschaften Früh 
choppem. Rachznitiags großes Concerl. in den Aulagen · auf der 
Lugausta⸗Hoͤhe, am dr'tten Tage lameradschafikichet Frühschoppen, 
Rachmiltags gemeinsamer Ausflug nach der Maxburg. Die Fest 
nusik wird von der Militärmusik-Capelle des 60 Regiments unter 
hrem Capillmeifter Thormann gestellt. 
* In juüngster Zet ließ die tgl Ortrittegierung der Pfalz Er⸗ 
jebungen pflegen über das Einkommen, das die Volksschallehrer 
zurchf Berrichtung des niederen Kirchendienstes beziehen. Dabei 
nurde befonders Bedacht genommen, ob der Lehrer im Genusse 
wer der Meßuerer angehörigen Wohnung sich befiudet. Das Re⸗ 
ultat dieser Erhebungen, welche höchst. wah« sheinlich von sanemt 
han streicregierungen gepflogen wurdem dient dem kbnigh Staam⸗ 
anisterium zur Vorlage An d'ie Kammer behufs der Kicchend enst⸗ 
eage der Volksschulehre. 
FSchaidt, 16. April.“ Am daßigen Vahrübergang lief 
mit einem Wagen bespauntes Pferd über die zugezogene stette 
das Fuhrwerk mit Fuhrmanun, welchef qguf dam Wagen saß 
ud betrunken gewesen sein sollz wurde nur durch das xascha Ein⸗ 
gzeifen eines Ressenden vor dem daherbraußenden Bahnzuge gerettet. 
Nas sieht, auch aus diesem Falle, wie mangelhann vdie. Ketten 
arrtiexen sind. — 
Frankentdal, 17. April. Tagner Prügel ven 
Speyer, dex vor kurzem dort einige freche Ein brüche varübte, wurde 
xute durch das Zuchtpol zeigericht wegen IB derartigen Fälbe me 
mJa ren Zuchthaus bestraäffttt. J 
f. Bei der am Samstag dem 72 Aprike, stattgehabten Ver— 
Sigervng des zu erbauenden meuen. Schultauses zu Erfweiler — 
weranschlagt zu 27,800 Mark — —nder beinahe 4008Û Mact 
Age hoten. — —VV— 
fMäünchen, 16. Apritt Das Ministeriunn des Innern 
äßt eins Warnung vor dem Gebrauich von Valllleiderstoffen, auf 
alchen sich ein glänzender, meist silbep⸗« oder goldfarbigen Metall 
aer Glasstaub (sozen. Kry tallstaub) befiudet. Dieser Kihftallstaub 
esteht. aus einer auf mechanischem Wege zu fehr feinen blatt— 
grmigen Theilchen verarbeiteten Legirung von Kupfer und Zinn 
nit außerst feinen scharsen Kanten und Spezen. Beimr Tanzen ꝛc. 
oͤsen sich diese Theilchen los und bohren sich in die Haut ein, 
verden auch,, da man sie einathmet, den Athmungsorganen sehr 
gefaͤhrlich. F 
FMäangen« 18. April. Unser verdienstvoller Mitblleger, 
»et durch seine Kunstunstalt in den weitesten Kre fen rühimlichft bea 
annte Hofrath Hanfstängel, ist heutz Vorniittag, imn 74 Lebens 
ahre gestorben. Er war vor 10 Tagen aus Rige heim ekehrk 
ind hatte- ein Herzleiden mitgebracht, das rasch in schlimmfter 
Heise verlief. — Eine Anjahl Buͤrger unseren Stadt hat, eine 
csingabe an den Magisttat mit der Bitie, um Gestattung der facul⸗ 
atiben Feuerbestattung vorbereüet, und eße wir deselbe zur 
Anterzeichnung öffentlich aufgelegt werden. J 
fMünschen. (Ernteaussichten.) GeneralSekretär Müller 
chreidt über den Stand der Getieidr, daß die Nachrichten allent⸗ 
alben sehr günstig bauten; schwache Saaten haben sich den Winter 
der erholt und der im vorigen Herbste spärlich aufgegangene Klee 
at sich gut bestockt und vetspricht eine normale Eroter VDer Reps, 
vo er nicht in nassen Feldern steht, hat nicht gelitien und stehtt 
raͤftlg und üppig. Die Wiesen sehen: besonders gut aus! fier 
ounten des Winten? Uber gut bewüssert verden Der Schrecken 
eß Futtermangels ist gewichen, an⸗ einzelnen. Orten wiad boereits 
zras in Wiesen gemäht. Der Jahrgang. hat bis jetzt diel Aehn⸗ 
chteit mit dem von 1842: milden Winter „spaͤtes Fruͤhjahr, am 
. April noch Schnee. Es ist darauf hin ein trockener und heißer 
ꝰommer gefolgt, wit feuchtem Herbstt. Die Wintergetreide gediehen 
tbr guk, auch die Kartoffelernie; dagegen waren die Futterfelder 
nfangs Juni sdiml'ch ausgebrannt und die Sommerge treide gering. 
fWurr 46 u.r 44 17. April. In den. lezteu. Tagen wueben 
hier mehrere Kleiderdiebstähle in Häusern verübt, und es ist bei 
der großen Menge von Bettlern, welche im den Hansern herum⸗ 
treichen, ganz besondere Vorficht nöthig. Wie wenig aber das 
Herede dieser Leute von mangelndem Verdienst begründet ift, Jeigen 
die Schaaren don: Itallenern, welche hier im VBahnhof ankommen 
und in Deutfschland arbeiten. Auch aus Muͤnchen und Stuttgari 
wird die Ankunft vieler Jialiener gemelden, Wet daher Herum⸗ 
streichernn ein Almosen gibt, der unterstügt nicht die Notthj fondern 
die Liederlichkeit: Ein Musterexemplar eines soichen Stromers kdam 
uns neulich zu Gesicht. Derselbe war, wie er erzaͤhlte, in Duis⸗ 
burge in Arbeit, hatle glänzenden Verdienst und lebte wie ein 
Graf, d⸗ h. er putzte durch, was er verdiente Er wurr entlassen 
und trieb sich bereits zwei und ein halb Monale in Deutschland 
jerum, vom Fechten lebend. Er hatte von seinet verheiratheten 
Schwester auf dem Lande Geld erhalten, um sie besuchen zu konnen, 
am schon betrunken zum Eifenbahnwagen und verschleuderte das 
Beld in leichtsinnigster Weise. Er rühmte sich, Socialdenokrat zu 
sein und beklagt sich. daß man die Williarden in Berlin getheilt 
und ihn um seinen Antheil gebracht hade. Die meisten dieser 
Herumstreicher mögen vorz diefem Schlage; sein. Flesßige und 
ordentliche Arbeiter erhaltembei uns überall lohneuven Verdienst. 
tDie in Mannheim deranstalteke Sammlung zur Jubi⸗ 
äuntsstiftung des Geroßherzogs — etwa 20,000 M. — hat von 
der Aachen Muünchener Feuerderstchatungsgesellschaft den an sehnlichen 
Beitrag von 53000 M. erhalten. 
k Berlin. Der „Wossischen Jeitung? wird mitgetheilt, daß 
die auch, denz ihr nach anderen Zeitungen gebrachts Nachticht vou 
der Verlobung des hür weile den, Prinzen von Japan mit einer 
deutschen Dame sich nicht bestätige. 
f Ein abenteuerlcher Odenslauf.) Der Kaiser hat vor 
durzem einem wegen Desertion ju achtjährrser Festungsstrafe ver⸗ 
artheilt gewesenen, derhällaißmäßig noch jungen Mann begnadigt, 
dessen Desert'onsgeschichte eine so interessante ist, daß sse au dieser 
Stelle Platz finden müge: Diefer Maun war 1870 zum Militar 
ingezogen worden und m i demselben nach Franlreich gegangen. 
Dort gerieth er in ftanzostsche Gefangenschaft und ließ sich darauf 
»eilommen, zur Verbesserung seines Looses in die französische Armee 
einzutretem Er hatte, aber danit einen sehr verfänglichen Entschluß 
zefoßt; bei Unterdrückung des Kommuneaufstandes ging sein Ba— 
aillon zu den Kommunisten über und unser Landemanu wurde 
zafür, gleich seinen Kameraden, zu 7fähriger Deßportation nach 
Aigier verurtheilt. Die Veiden, welche er dort erduidet, waven 
lxchthare; nach einiger Zeit gelang es ihm jedoch zu entfliehen 
wed sich nach Eentral ⸗Afrike zw wenden, wo er zwei Jahrs lang 
ils Diener eines Missionärs ein freilich auch nicht viel besseres 
deben ührte. Die Hoffnang, nach Europa zu kommen, gab er 
aber nicht auf; er schlug sich auch glücklich bis Alexandria durch 
uind gelangte von dort auf einem Schiffe, durch Arbeiten die Ueber⸗ 
'ahrt verd enendenach Vriest. Ju Europo gingexs ihm freilich 
unächst auch aicht viel besser; seiad Bemühungen um Arbeit waren 
ergeblich und so wanderte er“mühselig von Almosen sein Leben 
ristend, bis nach der Schweiz, wo er aufgegriffen und wegen 
Bogabondirens über die deutsche Grenze gebtecht wurde Hier 
rwartete den Deserteur das Vilitärstrafgesetzbuch; mit acht Jahren 
Festungshaft sollts er einen unbesonnenen Schritt büßen. Nach 
weijähriger Festungshofl aber verschaffte, wie gesagtt, ein Gnaden⸗ 
alt des Kassers dem für sein Verg/hen Vielgesiraflen die Freiheit, 
und der vielgeprüftz Dulder Odysseus erholt sich min als Land⸗ 
virih von seinen Irrfaährten, auf denen Klima uͤnd Leben zweife 
einer Constitution arg zugesetzt habert. J 
F Sit. Amacien.“ Dem-Eis. Journ.“ wird aus St. 
Imarin vom 10. geschrieben? Seit 8 Tagen- durchziehen käglich 
INunderte von Italie erne, von der franzdsischen Grenze kommend, 
unsern Ort. Dieselben kammen von den franzoͤsischen Festungs⸗ 
zauten au der nahen Grenze, von welchen im Ganzen über 2000 
Urheiter im Laufe von 8 Tagen entlassen wurden. Ob diese 
Enttassung nur die italienischen Arbeiter betrifft, oder ob die 
Festungsbauten necht mehr so deschleuntgt fottgeführt werden sollen, 
'onate man biher nicht erführen.“ —— 
Die Leistungen franzoösischer Batter in der 
Ausdeckung der unsinnigsten Nachrichten sind zu belannt als doß 
man hierüber noch v'iel Worte verl eren lönnie. Mib Geographie, 
Geschichte, ja, zuweilen auch mit dem gesumden Menschenderstand 
ichan gewisse. französische. Blärter auf stetem Kriegsfuße.Die 
eueste Dummheit hat nun die Pariser „Estafette“ losgelassen. Sie 
chreibt · , Man kundigt eine slavische Bewegung in Boͤhmen an. 
Bor einigen Wochen hat der Fürst Bismarck dem Großherzog von 
Adenburg ein Projelt mitgetheilt, welches auf die Annexion Sachsents 
an Preußen hinausttiuff Böhmen würde dem deutschen Bunde 
rinverleibt umde; der Nonign von: Surhfem solle den Thron von Böhmen 
hesteigen. Man miff alsoe vernmchenz daß dee böhmischen Unruhen 
durch deutfehe Intriguen hervorgerufen findee —zuchus isrso 
dumm — es findel dach sein Publilum.