critt und eine Nachlassigleit im Gehorchen die Folge ist, die sich
hald von oben nach unten verbreiten dürfte. Das brauchen Sie
irklich wicht zu besorgen, daß die dreizehnien Hauptleute jpalieren
gehen (große Helterleiij. Ich empfehle Ihnen die Annahme der
Hosition. (ebhaftes Bravo.) 5—
Berriin, 24. April. Ueber die Ernennung des Prinzen
Reuß zum Botschafter in Ronsiantinopel schreibt die, Vost“: „Wir
gestehen, daß es uns ein überaus wohlthuendes Gefühl ist, einen
Diplomaien in aonftaninopel zu w'ssen, der dem perfiden Intriguen⸗
pile der englischen Vertreter vollauf gewachsen ist, von dem wir
sicher sind, daß er im Chaoß der orientalljchen Wirren die Inte⸗
ressen des Christenthums und der Menschlichteit mit fester Hand
Jertreten wird und der den Dreileiserbund, das segendreiche Werl
seines großen Kaisers, in den bevorstehenden Krisen vor Gefahren
redlich schützen wird.“ Die „Post“ schreibt fernen: „Wr eifahren,
daß auch die übrigen Großmächte, natürlich mit Ausnahme' Ruß
lands, sich antschlossen haben, wieder Boischafter nach Konstantinopel
zu senden, wie dies England bereits gethan hat. Der Entschluß
enifpricht der vollig neuen Situgation⸗, welche inzweschen ein⸗
getrelen isl.* —*
. 7 . 2438 Ausland. 4
Wien, 285. April. Rach dem Fremdenblait“ kehrt der
osterreichische Voischafter Graf Zichh demnüchst nach Pera zurück.
Die Abreise/ des Sultans zur Ärmee gilt als deschlossen. — Nach
der „Deuischen Zeitung? Jeigte die Pfotte Serbien an, daß fie
jur Vertheidigung der Donau serbisches Gebiet bei Kladowa besehzen
müsse. Der Erzberzog Wilhelm und nicht Albrecht ist nach Croatien
—VV find die Russen in Reui —XX
— D— Die Faͤhrien ter
Dampfer auf der unteten Donau sinð eingestellt. Der erste Zu⸗
sammensloz wird bei der Brücke von Barboschi erwartet. Rach
Berichten aus Varna wird die Landung türkischer Freiwilliger in
der Krim vorbeceitet..
Wieren 28. April. Die Abenddblaͤtter IX
richt, daß die Rumaänen Kalafat und Giurgewo räumem, die
Tucken über die Donau ˖ feßten und Streifcorps zur Zerstorung der
Tommunicationen landeinwärts schicien. Nach eiaer Depesche der
Preffe“ aus dem Kaulasus tüdt die rujsische Armee auf der ganzen
Front von Achalzych bis Eriwan gegen die Geenze. —
Wren. 26. April. Die „Polit. Kort.“ meldei ˖ aus Bu⸗
karest vom 268.7 Gestern besetzten 15.000 Russen die Eisenb hu⸗
drũde bei Bardoschi, 50, 000 standen schon auf rumänischem Voden
ind sind in Galatz eingerlidt. Ein siarles Korps bewegt sich gegen
Hobrudscha. Es steht nun fest, daß die Truppenbewegung übet
den Pruth schon vor vier Tagen begonnen hat....
Paris, 28. April. Die „Agerce Haba?s meldet: Die
Pforte richtete an die Mächte eine lange Circulardrpesche als Ant⸗
Tort auf das russische Manifest und die Circulardepesche des Fürsten
Vorischaloff. Die Pforte qucht darin nach uweisen, daß die Türkei
Rußland in keiner Weise zum Kriege gereizt habe; sie er naert an
die Anstrengungen, die ste gemacht, das Loos der Cheisteun zu ver⸗
bessern und den Forderungen der Mächte Gerüge zu lesten, und
fugt hinzu, daß ffie den russschen Antrag () nicht verstehen könne
und daher den Pariser Vertrag anrufe und an die Varmiitlung der
Barantiemächte appellie.
Die Angaben über die Stärle der an der Donau concentrirten
rkischen Armee lauten sehr widersprichend, doch dürfte dieselbe
die Zaͤhl von 110,000 nicht wesenilich übersteigen. Die russische
Surammee soll dagegen 280,000 Mann stark sein. Trotz dieser
ddeulenden Uebermocht werden die Russen kene leichte Aufgabe
haben, da die Schwierigleiten, welche ihnen das Terrain bieitt, seht
zedeutend sind. Schon der Vormarsch bis zur Dor au und der
Aufmarsch der russischen Armer, um den Ucbergang über dieselbe
zu bewerkstelligen, ift kein leichter, und doch bildet er ja nur das
Zorspiel zu dem eigentlchen Kriegsdramg. Die Haupischwierige
seilen bieten die türkischen Iepre an der Donanu und im nörd⸗
lichen Theil Bulgariens und vor Allem der fast unzugängliche Bal⸗
lan. Hier hat die russische Armee Gelegenheit ihre —XV
ju beweien. So hohes Lob man ihr spendet, so fieht doch auch
die türlische Armee, namentlich die Infantetie, in der Ruf, ganz
leidlich geschult und ausgerüstet zu sein, und sie kämpfen für den
haͤuslichen Heetd, ihr Kampfesmuth ist erhöht durch den Gedanlen,
der Islam stehe in Gefahr, und der religioöse Fanatismus ist noch
mmer der tefflichste Verbündete großer Armeen gewesen. Die
Russen haben mith'n wenigstens teine Ursachevorzeitig zu krium⸗
phiten, dean obd ihnen das Vordringen gegen Kounstantinopel von
der asiatischen Seite her leichter werden —II
froglich sein. In Rußland macht man sich denn auch keine Illu⸗
fion über die Geoße und uͤber die Beschwerden des Kampfes und
die lange Verzoöͤzerung der Nriegterklärung findet dadurch leicht
Berständniß. 7 8*
Aonstantinopel, 25. April. Gerüchtweise verlautel
bou einem Scharmützel bei Kars an der asiatischen Grenze. Von
len türkichen Journalen wird behaupiet, Suleimann Pascha habe
nach Zurückwerfung der Montenegriner den Duga⸗Paß passirt und
efinde sich auf dem Wege nach Nitfic, —
Petersburge 24. April. Das Cireularschreiben det
Fürsten Reichskanzlers Gortshakosff an die russischen Botschafter in
herlin, Wien, Paris, London und Rom lautet wie folgi:“ Das
niserliche Kabinet hat seit dem Veginn der orientalischen Kriese alle
Miittel seiner Gewalt erschöpft, um unter Mitwirlung der Groß⸗
nächte eine dauerhafte Pazification der Türhkei herbe zuführen. Alle
iu Folge des zwischen den Kabineten der Mächte hergestellten Ein⸗
erflandnisses der Pforte nach und nach gemachten Vorschläge sind
edoch auf unüberwindlichen Widerstand gestoßen. Das am 19. 31.
MRärz d. J. in London unterzeichnete Prototoll war der letzte Aus.
zruck des Gefammtwillens Europrs.Das kaiserliche Kabinet hatie
dazu als zu einem Versöhnungsversuche die Haud geboten. Das⸗
elde daue durch eine dem Protololl beigegebene Declaration von
demselben Tage die Bedengungen bezeichnet, welche, wenn sie loyal
und aufrichtig von der rürkischen Regierung augen ommen und aus⸗
zefühtt wurden, geeignet waren,“ die W'ederheistellurg und Befesti⸗
jung des Friedens herbeizuführen. Die Pforte hat mit einer aber⸗
maligen Ablehnung darauf geantwortet.
Diese Eoniualität war von dem Londoner Protololl richt ing
Auge gefaßt worden. Enropa hatie, indem es seine Wüascht und
Inischüeßungen sormulirte, sich darauf beschraͤnlt, zu bestiamen, daß
e Grosmachie salls sie in der Hoffnurg sich getäuft sehen sollie,
die Pforte die zur Verbesserung der Lage der christlichen Bevoölte⸗
tung bestimmten und einmülhig als füc die Ruhe Europas als un—
tläßlich erachtelen Maßregeln mit Energie zur Ausführung dringtu
u jehen, sich vorbehielten, ge aeinsam die Mittel zu bezeichnen,
velche sie für geeignei halten würder, das Wohl der Bevölkerung
und die Interessen des allemeinen Friedens zu sichenm.
So hauten die Kab nele den Fall vorausgesthen, daß die Pforte
die Versprechuugen nicht erfüllen wür de, u elche. sie machen würde,
aber nicht den Fall,, daß die Pfotte die Forderungen Europas
urückwensjen wütde. Zur gleichen JZeit ist durch die Deelaration,
delche Lord Derby zu dem Protololl abgegeben hat, constatirt wor⸗
den, daß, da die Regierung Ihrer Mojeftät der sönigin von Eng⸗
and nur im Hinblick auf die Interessen des allgemeinen Fr'edens
d die Unserzeichnung des Protololls gewellizteälte, es sich bon
vornherein perstünde, daß iu dem Falle, wo der Zwec nicht etteicht
vwücde, nämlich die gegenseitige Abrüstung und der Friede zwischen
stußlund und dee Türkei, das Protololl ais aull und nichtig betrachtet
verden sollte. * ——
Di Ablehnung der Pforte und die Molive, welche ihr zu
Brunde liegen, lassen kbeine Hoffnung, daß die Pforte den Wünschen
und Rathichiägen Europas eutgegenlommen werde uund schließen auch
ede Garantie dofür aus, daß die für die Verdesserung des Looses
der christuchen Bevoͤlkerung ins Ause gefaßten Reformen zur Aus⸗
hrung glangen. Se machen auch den Frieden wit Monlenegro
ind die Aussführung der Bedingungen unmönnlich, unter denen die
Abrüstunz und Pocification derbeigesührt we den könnte. —
Unijer desen Umständen ist jedes Gelingen eines Ausgleichuugs⸗
derjuches ausgeschlossen und es dleidt nur die Altetnatde, entweder
den Zustand der Dinge foridauern zu lassen, welchen die Machtte
mii jhren Interessen und denen Europas für unverträglich erklär!
saben, oder zu versuchen, durch Zvangsmittel das zu erreichen,
vas von der Porte auf dem Wege der Verständigung zu erlan⸗
zen den einmüthigen Austiengungen der Maͤchie nicht gelungen ist.
Htein etdadener Herr hat beschlossen, das zu untecnehmen, woju
Se. Mojestat die Großmächte aufgefordert hatte, in Gemeinschaft mit
hm thätig zu sein. Se. Maj stat hat seinen Aemeen Befehl go
zeben, d'e Grenzen der Türken zu uberschreiten. Sie wollen diesen
—XE bei welchet Sie bi⸗
Ilaubier sind. Indem mein erhabeuer Herr diesen Scheittthut,
erfüllter eine Pflicht, welche ihm durch die Juiecessen Rußlands
auferlegt ist, dessen friedliche Entwiceluag durch die beständigen
Wieren im Orien gehemmt wird. Se. Mojestät hat die lIeder⸗
zeugung, zu gleicher Zeit den Anschauungen Euxopas zu entsprechen.
cgeʒ.) Gort:choloff.
Petersaburg 25. Aprl. Dee Regierungebole verös⸗
enticht einen kaiserlichen Befehl, wodurch das Gouvernement Bessa⸗
abien, die Küstendistricie, die Gouvernements Chetfon und Taurien
ind die Halbinsel Krim in Kriegszustand eitlärt werden· — Die
Helduag answaärtiger Blälter, daß die Frage, ob ein Morotorium
zu gewähren sei, in Erwägung gezogen werde, wird von untertich
er Seile alz unbegründel bezeichnet und es wird ausdrücklich
se vorgehoben, daß zu solchen Maßnahmen leine Vecanlassung vor⸗
iege.
Moskau, 26. Aptil. Der Magist at bewilligte xach Ver—
zffentlichung des Mauifestes 1000 Betten fuͤr Verwundete sowie eine
hanion Rubel zut Pflege. Nachmittags 2 Uhr fand in der Kreml⸗
deihedtale und in allen Kirchen ein felerlicher Gotlesdienst stall.
alle Kirchen waren von Andächtigen überfüllt.