Full text: St. Ingberter Anzeiger

Permischtes. 
tSit. Ingbert, 26. April. Das Projelt einer hiesigen 
Local⸗· Gewerbe⸗ und Industrie Ausstelluns sangt immer mehr an 
ine gregfbarere Gestalt aazunehmen. Bereits ist als Eröffnungs⸗ 
zan der Ausstellung der kommende 13. Mal festgefetzt. In an⸗ 
gestrengtester Weise ist das Comite thätig, um die nöethigen Vor⸗ 
Jereitungen zu treffen. Der Verlauf der Loose nimmt einen er⸗ 
irenlichen Verlauf. Die Ausstellunqs: Objelte siud theils fertig 
zestellt, theils gehen sie rasch der Vollendung entgegen. Die wenig 
Saumigen mögen sich. daran ein Vorbild nehmen und ihrerfeins 
alle Kraͤfte anspannen, um sich am edlen Wetikampfe zu betheiligen. 
Nach Allem ist zu erwarten. daß die Ausstellung reichlich 
besehzt wird, und zu hoffen, daß sie erfreuliche? Zeugniß giht von 
hiesigen Gewerb⸗ und Industr'efleiß. Der ArbeiterbilduigasVerein 
aber, der die erste Auregung dazu gab, wie diejensgen, die un⸗ 
mudlich an deren Becw'rklichuug arbeiteten, mögen sich des Werkes 
freuen, das unserm Gewer bestande wie nicht minder unserer ganzen 
Siadt zum Nutzen und zur Ehre gereichea wrd. — 
18peher 28. April. Die Studenten Gelbach uad Beyer 
von Epeyer waren in die Sizung des lal. Polizeigerichtes geladen, 
m sich wegen Sachbeschädiguug— Unfugs und resp. Eerentwendung 
ia der Charwoche ds. Is. zu verontworten. Es ist die Sache, 
welche seiner Zeit so del Staub aufwirbelte. Es waren 19 Zeugen 
zeladen, wovon nur Wenige, selbst nach dem schärfften und sorg⸗ 
saltigsten Verhone die Beschuldigten belasteten. Ta, einer der 
hauptbelastungszeugea Qrentheisehalber nicht erscheinen fFoante, und 
der Zeuge Bente durch die Zeugenauksagen als Milbeschuldigter er⸗ 
schien, dieser sich aber nicht freiw Llig als Beschuldigter constitu tte, 
jo wurde die weitere Verhandiung in die Sißung dom 2. Dai 
nachsthin vertagt, in welche Benite nun ebenfalls als Beschuldigter 
jeladen werden wird. * — 
Am 1 Mai beginnt weeder? die Ausgabe. der: waͤhrend der 
Winteemonate sistirt gewesenen pialzisch · badischen Rundr: eisebillete. 
FHeidelberge 21. April. Einer amilichen Belannt 
machung jufolge wird stodt. meol Oscar Schellenberg von Mann⸗ 
heim, 22 Jahre alt, seit dem 12. d. M. Nuchts, vermißt. Die 
cifrigsten Na hforschungen nach seinem Verbleibe haben bisher noch 
leine zuverläsfigen Anhaltspunkte ergeben. 
7Manndheim, 24. April. Der hiesige Kamirfeger W. 
Lenhardt blieb, als er gestern in einen Kamin unterm —XC 
eingefahren war, flecken und war— dem Ersticunrbtode nahe, von 
dem er durch richtneitige Intervention Neiuer Gehülfen und dis Die⸗ 
aerß der Hetren Ciolina glüdlicherweift geretiel wurde. — 
FMannuheim, 25. April. Das Coasortium lieferungs⸗ 
lustiget hiesiger Handelsleute, weiches vor einigen Tagen de Reise nach 
Zischeneff angetreten, w'rd deinächst, ohne das Reiseziel erreicht zu 
Jaben und underrichteter Di⸗ge, wieder in unsere Stadt zurückehren. 
Der Einblick in die Vieferungsverhälinisse, welchen die Hetren unter⸗ 
wegs gewonnen, soll dieselben bewo zen haben, den aus den Liefce 
ruagsgesskäften zu ertzoffenden Gewinn und die damit verbundenen 
Wefabben din russischen Lieferanten allein zu üretlassen. 
Berlin, 23. Aptil. Die offisids bedierte Wiener 
Montags ⸗Revue“ läßt sich von dier als Beitrog zur Geschichte der 
letzten Kaaslertkrisis folgende Aneldore schre ben: ,Vor ungefähr 
wei Monaten machie Fürst Bismarck. der Kriserin Augusta aus 
irgend welchem conventionellen Grunde die Anfwartung. Als cr 
don der Kaiscrin kommend die Trepp hinabstieg, begegneten hm der 
Zammerbert Ihrer Majestät Graf X., weilcher an dem Kanzler vo⸗ 
aberginz, ohne ihu zu drüßen. Fürst Bismarck ließ sich stehenden 
Fußes beim Kaiser melden, der ihn huldvoll und gütiz wie immer 
cnpfing, besorgt nach dem Grunde des außergewöhnlichen storrment 
des Kanzlers fragend. „Moajestät,“ erwiedert: dieser, ich bin es 
gewoͤhnt, in denjenigen daufern, in welchen ich verlehre, von der 
dienerschaft gegrüßt zu Derden.“* Die Di netschaft Ihrer Majeftäl 
der Kaiserin scheint audere Weifurgen zu haben, wen'gstens hält 
der Kammerhert Graf XR.. welcher mir soeben auf der Trez pe zu 
Ihrer Majestät begeguete, es mit seiner Pflcht vereinbar, dem eisten 
Hrinister seines Königs die schuldige Achtung zu versagen.“ Wie 
laulet, erließ dec Kasser höchlichst indigniri joiort die eutsprechen⸗ 
den Weisu gen an den Hosstaatft.. 
(Ein Tapferet von Mars⸗la.Tour.) Bel der Besichhtigung, 
die jungst der Kaiser über die drei Landwehr⸗Kompagnien abhielt, 
suchte sich, wie die Kreuzeitung erzählt, der oberste Kriegsherr 
alle d ejenigen Landwehrleute aus, weiche mit dem Eisernen Kreuze 
decorirt waren, und richtete an diefelben Fragen und Bemerkungen. 
Unter Andern auch an einen Wehrmann, der durch seine hünenhafle 
Bestalt schon ein Schreden für den Feind sein mußte. „Wo haben 
Sie sich das Krevz verdient!“ frogte ihn der Kaiser. „Bei Mars⸗ 
sa⸗Tour, Ew. Majestat.“ — Ma Wohlgefallen blieb das Auge 
des Monarchen auf dem stattlichen Landwehrmann ruhen. „Ich 
muß Sie doch schon einmal vesehen haben,“ bemerkte der Kaiser. 
Ja woedi. Raiestat, ich fahre in Berlin den Bierwagen.“ 
Aus Paris, 28. April wird geschrieben: Die Gräfiu 
Prebois, eine Dame deutscher Herlunft, deren Salon unter dem 
daiserreich ein Mitielpunkt der eiegarien Welt von Paris waren, 
hat sich gestern in ihrem in der Tvenue de la Grande Armée 
Jelegenen Hotel mit einem Revolverschuß entleibb. Seit mehreren 
Fahren verwitswet, war die erft Z8jaͤhrige Gräfin im Begriff, zu 
iner Iweiten Ehe zu schreiten. Vorgefliern empfiag fie nun von 
hrem Braͤutigam einen Brief, demzufolge dieses Projelt einen 
nufscheb erleiden sollte; sie erblidie datin eine verhüllte Absage, 
eilte nach ihrem Schlafzimmer, ergriff einen geladenen Revolver 
ied drucke denselben genen ihre Stirn ab. Die auf den Schuß 
Jerbeigeeilte Dienerschaft jand nur noch eine Leiche. 
7 Giaemarck und Thiert.) Paris, 16. April. Unter den 
ahlreichen Glücwür schen, die Thiers zu seinem achtzigsten Geburis⸗ 
age schon gestern empfing, befindet sich, dem Figaro zufolge, auch 
ein soscher des Fürsten Biamorck. Her Thiers der dies selbst 
inem Reporter des Figaro mittheilte, erzählte demselben eine Anel⸗ 
ole aus der Zeit der Versailler Friedensuuterhandlungen vos 1871. 
Frbefand sich mit Bismarck in einem schlechtgeheizten Hotelzimmer 
ind datte sich in dreistündiger Unterredung jcier heiser tgesprochen. 
Dda fagie Biamarck zu ihm: „Sie sind erschöpft; ruhen Sie sich 
auf d'esem Sopha zwei Stunden aus und nachhber werden wir 
weiter iprecher.“ — Und Sie serbst “ fragte Thiere —,„Ach, 
ich bin an die Strapazen geroöhnt und finde doch keine: Ruhe. 
Vährend Sie schlaten, werde ich einige Geschaͤfte ecledigen.“ Hert 
Thiers legte sich nieder und begann kaum einzuschlummern, als ihm 
herr v. Bisciarck. damit er fich nicht erkälie, jorglich einen schweren 
HZelzmantil auf die Beine legte. Zwei Stunden spater wurde die 
Antrhandlung wieder aufgenommen- und h rr Thiers erwirkte 
chi⸗lich jür Frankreich die Festung Belsort. Beim Unterschreiben 
jagte Bismarch: „Es giht doch nur zwei Menschen, mein lieber 
Dderr Thiers, welche es wirklich gut mit Frankreich meinen, das 
sind S'e und ich.“ — „Wen der Herr lieb hat, züchtigt er,“ mur⸗ 
melie Thiers. * 
r Phitfadelphäa, 18. April. Entsetzliche Stürme waren 
letzte Woche au den Küsien südlich von Chesapeake. Ueber 20 Schiffe 
scheilerten und 100 Menschen kamen um.— 
Fur die Redaction veraniworilich: F. X De me. 
nÑtetelcetttÄlaαJ 
unter den Tausenden von Geschenken und festlichen Beranstaltungen zu 
dem 80. Geburkstage Sr. Majestät des Kaisers, verdient folgender Vorgang 
desonders hervorgehoben zu werden, da durch denselben nicht dem Monarchen 
direkt, sondern seiner Armee zur Feier des Tages ein Geschenk gemacht wurde. 
kurz vor dem 80. Geburtstage Seiner Majestät trat in Berlin ein 
Comite zusammen — bestehend aus dem General der Infanterie z. D. von 
Etzel, Geheimen Rath Bitter, Rittmeister a. D. von Deder, Fr. von Dreyfe, 
Toͤmmerzienrath Herz, G. von Glasenapp, Commerzienrath Gruson, Freihert 
von der Heyot, Chef⸗Redalteur Dr. Kleike, Ober-VBürgermeister Krausnick, 
Professor Dr. von LTaͤngenbeck, Dr. L. Naumann, Chef⸗Redalteur Pindier, 
Zanquier S. Sobernheim, Feldprobst Dr. Thielen, Geheimen Commerzien⸗ 
aih R. Warschauer — um zu Zeichnungen für ein Armee-Geschenk aus 
—XEL Geburtalages Seinet Majestät aufzufordern. Es han⸗ 
zelte sich um die Berbreitung einer Denkschrift, welche von höheren Offi⸗ 
ieren bearbeitet wurde aue deukwürdigen Daten aus dem so thatenreichen 
eben des Kaisers in präcisester Form zusammenstellt und alle Orden, Ehren⸗ 
eichen und Denkmunzen. sowie die Regimenter Seiner Majestät verzeichnet. 
Einen besonderen Werth erhielt diese Dentschrift dadurch, daß Seine 
—XV bwage ner wiederhoiten Revision unterworfen und mit 
elen Ergänzungen versehen hatte, sowie durch die Ausschmückung mit einem 
usgezeichneten Bilde Seiner Majestät in Victoria Format, dessen Original 
zuf Allerhöchsten Befehl im Adnigl. Palais durch len Hofphotogravhen Hr. 
danfstaengel aufgenommen wurde. 
ues dien iaßl die Dentschrift fur die Armee besonders werthvoll er⸗ 
heinen und etß war gewiß eine gluckliche Idee, einen so hohen Festtag durch 
gerbreitung dieser Schrift in der Armee zu feiern. Auf die ergangenen 
lufforderungen hin, wurden denn auch von der Deukschrift, deren Preis bei 
d großer Auflage auf nut 50 Pf. festgestellt werden konnte, über 23,000 
rrempiare gezeichnet, so daß voriaufig jeder Soldat von Seiner Majestät 
eutschen Rogimentern (7 Infanterie⸗ und 5 Cavallerie ⸗ Regimenter, darunter 
e ein bayerisches, wurttembergisches, sächsisches und badisches) ein Exemplar 
rhalten kann und noch 7000 Erempliare zur sonstigen Vertheilung dleiben. 
Seine Majestät der Kaiser hat das Ihm am Morgen Seines Geburts⸗ 
ages durch Seinen Vorleser, den Geheimen Hofrath Schneider Überreichte 
Eremplar gern entgegen genommen umd sowohl die Idee zu dem Armee⸗ 
Beschenk, als auch die Ausfuhrung derselben gebilligt. 
umn nuumehr möglichst jeder Compagnie, Etcadron und Balterie des 
ganzen deutschen Heeres noch eine größere Anzahl von Eremplaren über- 
deisen zu koͤnnen und da die Subscriptiͤonslifle bisher bei der nothwendigen 
hermeidung der Oeffentlichkeit und bei der Kuͤrze der Zeit nur in beschianl⸗ 
estem Maße circuliren konnten, es aber unzweifelhaft außer den bisherigen 
deichnern noch viele Patrioten im Lande gibt, die sich gern an einem solchem 
Ar mee Geschenkaus privaten Kreisen betheiligt hättlen, und sich auch jett 
och betheiligen werden, in bestimmt worden daß bis zum 20. Maid. 
och Zeichnungen angenommen werden. Listen zum Eintragen der Zeich- 
mungen werden franco übersandt und sonstige nähere Auskunft ertheilt durch 
as Mitgued des Comites, Herrn G- von Glasenapp in Berlin, Pots⸗ 
amer⸗Siraße 54. Wit konnen nus wunschen, daß auch recht viele unserer 
zeser sich an einem so patriotischen Unternehmen, welches ein beredtes Zeugs - 
—I die Sympathien unsetes Volles für die Armee ablegt. betheiligen 
modchten. — 
7 — BCAXAXä 
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