Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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72. Donuerstag/ den 10. Mail * 37 J I1877. 
Deutsches Reich. 
Aus Metz, 6. Mai, schreibt man der „Straßb. Ztg.“, daß 
der Empsang des Kaisers in Metz nitt minder imposant—eher 
noch glänzender war, als in Straßburg. Man ‚weiß, daß es im 
Bemeinderath. Beansandusige rines für die GEnpfangsfeier zu be⸗ 
vlligenden Creditz gab, und versichert dazu, daß der größte Theil 
der Metzer Geschäftswelt mit jenem: Votum des Gemeinderaths 
aichts weniger als übercinstimme. Darauf hin bildete fich, natürlich 
mus Einge panderten', ein KTomlte zut Beschaffung der Miltel für 
die würdige Ausschnückung der Straßen vom Bahnhöf zum Bezirks— 
präsidial-Palaste, wodurch in wenig Tagen ctwa 7000 M, auf— 
Jebracht wurden. Man erjzählt sich allgen ein, daß auch E'nhei— 
nische si h splendid an dieser Sammlung betheiligten, wohl weil 
sie es mit der: Schicklichkeit und guten Lebensart für übere' nstim⸗ 
nend, auch im praktischen Nutzen der Stadt Metz gelegen hielten, 
uu einem dem deutschen Reichsoberhaupte geziemenden Empfang bei— 
zutragen. Aus den zusammengebrachten Mitteln wurde die Strecke 
zour Bahnhof· ab in veine· glänzen de · Ehreupforie· verwaudelt. · Der 
tuͤrmifche Charakter der demn Kaifer in Metz gewordenen Be⸗ 
rüßung hielt derjenigen; in Straßburg vollständig die Waagẽe. 
Das Gewpge und Gedränge'in den Straßen währte bis zum späten 
Abend.In-dem Absteigequartier des Kaisers waren zum Empfang 
nit den Spitzen der Justiz- und Verwaltungsbehötden der Bischos 
don Metz, Dupont des Loges, daun der Präsident des Bezirkslages 
don Lothringen, Notar Adam anwesend. Der Kaiser wurde von 
dem Bischof geziemend begrüßt und unterhielt sich kurze Zeit mit 
demselben. Rotar Adam sprach seine Freude über des Kaisers 
Ecscheinen in Metz qus,, von dem er hoffe, er werde der Stadi 
ind dem Lande zum Heile gereichen. Der Kaiser erniederte, wenn 
voir recht berichtet murden, daß der gute Wille der Bevölkerung 
u solchem Endzwedce viel werde beitragen können. Späler empfing 
der Kaiser den Bezirkotag noch abgesondert, bei welcher Gelegenheit 
stotar Adam d'e beiden Wunsche formulirte, daß die Rücklehr der 
Optanten erleichtett und bezw. des Fortgebrauches der französischen 
Sprache entsprechende Maßregeln getroffen werden wöchten. Der 
aiser erwiederte, daß ja bezüglich der Optanten, die zurückzukehren 
vünschen, schon Vieles geschehen sei. Abends waren eine Anzahl 
Räuser im Inuern der Stadt reich und geschmackoboll beleuchtet. 
Dem militärischen Zapfenstreich war ein Fackelzug verschiedener 
Vereine vorhergegangen. 
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Aussand. 
Paris, 7. Mai. Die Antwort Englauds auf das lette 
cussische Rundschre ben machte in Versaslles einen so tiefen Eindruck, 
oaß heule allgemein die Ansicht herrscht, Englands Eintritt in die 
Attion stehe üahe bevor. 
Konstantinopel, 5. Mai. Edhem Pascha erklärte in 
er fürkischei Kammer, die Pforte sei nicht in Verlegenheit wegen 
er Mittel zur Fortführung des Krieges. Was Griechenland an— 
pelange, so könne man außer Sorge fein, da die Haltung Enzlands 
ie griechische Neutralität vollkommen verbürge. 
Petersburg, 7. Mai. Ein Telegramm an den Kriegs⸗ 
ninister aus Tiflis meldet, daß bei der Armee nichts Neues vor⸗ 
gekommen; das Unwetter dauere fort. 
— Vermischtes. 
2St. Ingbert, 9. Mai. Die Eröffnung unserer 
ocal⸗Gewerbe-Ausstellung wird also wirklich nächsten Sonntag, 
den 13. ds., wie bestimmt war, vor sich gehen. 
Die schönen Räumlichkeiten des Oberhauser'fchen Lolales, weun 
ie auch nicht die notzige Ausdehnung besitzen, um Produkte der 
siesigen Großindustrie in ergiebigen Maße aufnehmen zu können, 
zergen jedoch eine Menge gediegener Repräsentanten des Kleinge⸗ 
verbes, welche uns ermuthigen, unsere Nachharn auk Nah und 
Fern zum Besuche der Ausstellung einzuladen. Sie mögen kommen 
and schen und wir hegen die Zuversicht, daß sie manches über⸗ 
raschend solide Werk unserets Gewerkfleißes vorfinden und als 
iolches anertennen werden. ι 
Mnsern Pfälzer Mitbürgera. ist die Herreise noch dadurch be⸗ 
oudets nahe gerückt, daß einfache Eisenbahubillete nach St. Ing⸗ 
ꝛert, hier; gach Löfungs eltjer Ausstellungstaxte (80 Pf.) yn der 
——— sommnais deeout⸗ 
villete Geltung haben. u eιν. — 
— Prirmassenm 3.! Der Sohn des hiesigen Mehlhändlers 
F. Levy hat? den T. Preis der. Mannheimer Pferdemarkt Ver⸗ 
loosung, einen eleganten Bierspanner int Werthe von 7000 M., 
ge ACnnen. Das Loos hatte der glückliche Gewinner zum Geschenk 
rhalten. 
F Die in Pqu dation getathene Leinenzwirnere Otterberg 
vird von ihrein dermaligen Eigenthümer in eine Baumwollespianerei 
imgewandelt wit einem Kostenaufwand von einer halben Million 
Mark: 4838 21 
INeͤstart. An Pfingsten werden hier die Delegirten 
»es „deutscheg Hriegerbundes“ tagen; das Ehrenpräsidium führt 
Beneraslieutenant v. Stotkmak“ Am Samstag findet der Empfang 
)er Gäfte Statt, aui Sonntag und; Momag die Berathungen, 
enen“ sich Concerte, Bankett und fonstige Unterhaltungen an« 
chließen, wozu die“ Kapelle des 60. Infanterie⸗Regiments aus 
Veißenhurg bestellt ist; für, Dienstäg“sist ein Ausflug auf die 
Narburg und für Mittwoch ein solcher auf das Schänzel in Aus— 
icht genommen. —7 
.Annweitler, 7. Mai Gestern stürzte ein Gymnasiast 
bon Speyet auf der Burgruine Trifels so unglücklich, daß er sofort 
todt bliehß. 6. A.) * 
x—Frankenthal, 4. Mal. Dem Fährmann an der Sand- 
hofener Ueberfahrt war gestern der Transpott einer Schafheerde 
ber den Rhein übergeben und Zrachte er die erste Abtheilung glüc 
ich an's diesseitige Ufer. Bei der wiederhohlten Ueberfahrt sprang 
in der Mitte des Rheins ein Schaf in das Wasser und die Ue—⸗ 
hrigen folgten blindlings dem gegebenen Beispiel. Mit ungeheuerer 
Anstrengung gelang es endlich dem Fahrmann mit Hilfe des in der 
Fähre anwesenden Schäfers ein Schaf zu erhaschen und in dieselbe 
zu ziehen, was erwirkte, daß die übrigen Thiere gleichfalls ergriffen 
und noch iu rechter Zeit iu Sicherheit gebracht werden konnten. 
F Speyer, 7. Mai. Der Landrathsabsch'ed für die 
Pfalz ist h'er eingetroffen und hat u. A. auch die Genehmigung 
der drei weiteren weltlichen Kreisschulinspekioren gebracht. 
Wuürzburg. Einem hiesigen Blatie zufolge ist der Wein⸗ 
chmierer August Wannfried wegen Meineid am 830. April Abends 
per Droschle in die Frohnfeste überführt worden. 
FStraßburg, 5. Mai. Der Kaiser hat 8000 Mark 
jur Bertheilung an hülfsbedürftige Straßburger und andere reiche 
Geschenke an wohlthätige Anstalten gespendel. 
F Metz, 7. Mai. (Brand der Kathedrale.) Unsere 
chöne, altehrwürdige Kathedralkirche ist von einem schweren Brande 
zeimgesucht worden. Gestern Abend fand zu Ehren der Anwesen⸗ 
Jeit des Kaisers festliche Beleuchtung der Kathedrale und auf der 
Plattform des Thurmes großes Feuerwerk statt, welches einen 
orachtvollen Verlauf nahm. Um 4 Uhr heute Morgesn aber er— 
önte plötzlich die Feuerglocke und stand der Dachstuhl des Mittel⸗ 
chiffes in Flammen und brannte vollständig ab. Die verbrannten 
Balken stürzten durch die Decke der Kirche; doch gelang es der 
Anstrengung der Löschmannschaften, welche Spritzen auch im Innern 
des Domes aufgestellt hatten, dem weiteren Umsichgreifen des 
Feuers Einhalt zu thun. Wadrscheinlich war ein brennender 
Feuerwerkskörper auf das Dach gefallen und hatte dasselbe, vom 
scharfen Winde gefacht, entzündet. Der Kaiser und der Kronprinz 
waren heute Morgen auf der Brandstelle. — Der Dom ist Staats— 
eigenthum. Die Wiederherstellungskosten werden wohl von Land 
und Reich gemeinschaflich getragen werden.. 
7 Köln, s Mai. Ja dem Processe des Finanzministers 
Camphaufen gegen den Fabrikanten Baare erkannte das Zuchtpolizei—