St. Ingberler ANnzei
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M 76. Donuerstag, den 17. Mai it ιιν 1877.
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Deutsches Zeich.
Berlhin. Im Bundesrath ist man jetzt ernstlich damit
»eschäftigt, einen Modus zu finden, nach wilchem eine genaue
Statistik des Waarenverkeihrs in Deutschland aufgestellt werden könnle.
Die Lösung dieser Frage ist allerdings schwierig, indeß hat die
Statistit eine so eminente Bedeutung, daß wan wohl mit Bestimmt⸗
— Die Schutz⸗
zöllner werden heute in Seck und Asche trauern, denn auch die
Nordd. Allg. Zig.“, welche fich ihnen seit einiger Zeit zugeneigt,
and ihre Sache geführt hat, ist in das Lager der Gegner üder⸗
zegangen. Das Blait veröffentlicht nämlich eine Zusammenstellung
der Ausfuhr belgischen Eisens nach Deuischland, welche belgischen
Quellen zu danken ist. Danach fiel die belgische Kusfuhr von
1,329,000 Kilo im Jahre 1874 auf 1,426, 000 in-1875, auf
1,887, 000, in 1876 und 1,887. 000 in 1877, stets das 1. Quar—
ial des Jahres gerechnet. Die prenußische Ausfuhr- zach Belgien
betrug im selden Zeitraum 1876 Kilot: 8,812, 009 und slieg 1877
auf 11,853, 000. Von geschlagenem, gezogenem und ewalztem
Fisen stieg die preußische Ausfuhr nach Belgten von 27,876im
l. Quartal 1874 auf 266,649 Kilo im Jahre 1877. Mit 'diesen
Zahlen ist das Verlangen von Ausgleichezöllen gründlicher als je
porher widerlegt.
Berhimn, 15. Mai. Der „Staats-Anzeiger“ zeigt amllich
an;, daß der König dem feitherigen Botschafter in Konsiantinopel,
Freiherrn v. Wecther, den Schwarjzen Adlerorden vetrliehen hat.
NHusland.
Wien, 15, Mai Dem „Tageblatt“ wird aus Cettinje
»om 14. berichtet:: Die Festung Krstac ist von dem montenegri—
nischen Commondanten des cherzegowinischen Torps, Vukotits eng
eingeschlossen. Die Miriditen unter Führung ihres Häupilings
Prent haben die Türken aus Oros wieder vertrieben; dabei fand
ein blutiger Kampf statt, in welchem ein ganzes Wataitlon Türken
aufgerieben sein sol. Prenk wird voraussichtlich ein starkes Corps
in die Ebene hinunterführen.
Paris, 15. Viai. Der türksche Minister des Aeußern.
Safvet Pascha, soll geäußert haben, die Pforte werde, falls Eng—
rand seine Neutralität aufrecht eihalte, sich direkt mit Rußland zu
zerständigen suchen und in diesem Falle würde Bulgarien vicht nur
ↄolle Autonomie, sondern Rußland auch die Abtretung einiger Theile
Armeniens erlangen. (Dieser Drücker auf Lord Derby dürfle schwer⸗
ich den erwarteten Erfolg haben.)
Paris, 15. Mai. GBörseunachricht.) Der für die Freunde
ↄ»es lokalisirten Krieges zufriedenstellende Ausgang der englischen
Parlamentsverhan? lungen hat das hiesige Geschäft nicht aus der
Zethargie aufzurütteln vermocht, der es mit sehr vorübergehenden
Unterbrechungen stit Beginn des Monats verfallen ist. Die Be—
orgnisse des Marktes gelten zur Abwechslung wieder einmal
Zerbien, welches in den Strudel des Donaukriegs gerissen zu werden
und nun Oesterreich selbst das Schwert aus der Scheide zu ziehen
droht. Die Stimmung bleibt eine gedeückte und die Umsätze
chrumpfen imnmer mehr zusammen. Schluß sehr still: 30 ige
RKente 67.55, 3001 e 102. 65, Italiener 63,50, österr. Goldrene
2432, Türken 8.20, AMeghpier 163, Banque ottomane 321,
Banque de Paris 910, Mobilier 122, spanischer Mobilier 403,
Zuezaltien 608, österr. Bodenkredit 442 ditio Staatsbabn 487.
dombarden 145.
Brüssel, 14. Mai. (Scheinheuchelei.) Eine Petersburger
Torrespondenz des „Nord' führt aus, Rußland verfolge im gegen⸗
värtigen Krieg als einzigen Zweck die Verbesserung des Looses
ser chruisttich n Unterthanen der Pforte. Wenn Rußland beim Aus
ange des Kampfes umfassendere, und namentlich wirksamere Garan⸗
ieen für die Verbesserung verlangen sollte, so dürfe Europanicht
in angebliche ehrgeizige Absichten Rußlands denken, welche man
hm ohne Grund unterstellte. Rußland werde nach dem Kriege
inen neuen Beweis seiner Mäßigung geben, indem es mit den
Mächten über die Bedingungen zu Rathe gehe, welche der Pforte
aufzuerlegen seien, um neuen Greuelthaten vorzubeugen.
London, 155 Mai. Die „Times“ meldet, daß die tuͤr⸗
bischen Kommandanten in Bulgarien und der Dobrudscha den Auf⸗
rag erhielten, falls Rückzug nothwendig werden sollte, alle türkischen
Städte zu zerstzren. Sämmtliche Mächte, England inbegriffen,
zrotestirten durch ihre Konsuln gegen derartige Kriegführung. Allein
»hne viel Erfolg. Die ürlkischen Befehlshaber versprachen blos,
»ie fremden Unterthanen rechtztitig zu warnen und zu benachrichtigen;
m Uebrigen aber wurde die Maßregel aufrecht erhalten.
Belgrad. (riegs-Partei.) Die Nachrichten aus Belgrad
auten beunrnhigend: die Kriegspartei scheint die Oberhand zu be⸗
zalten. Indeß soll, laut der „France“, Fürst Gorischakow dem
Fuͤrsten Milan schriftlich bemerkt haben, daß, wenn Serbien in's
Felde rücke, dies gegen den Willen der russischen Regierung. Heschähe,
oelche jede Verantwortlichkeit für eine solche Poljtik Serbiens ab—
ehne. Der Grund, weshalb Rußland Serbien,abräthe iift . Iauut
Nachrichten aus anderer Quelle, die Rücksicht guf Oeslerreich; Ruß⸗
and will in Folge der Haltung von England und in der Neber—
jeugung, daß VDeulschland neutral bleiben werde, so lange Frank⸗
reich nicht zu den Waffen greift, Oesterreich nicht reizen.
Konstantinospel, 15. Mai, Piorgens.In der Dob⸗
üdscha, wohin ein:ruüͤssisches Cotps bestchend aus Infanterie,
Lavalerie und Artillerie nach Ueberscheeitung der Donau bei Pot⸗
»achi (7) eingedrungen ist, kam es zum Kampfe. .
Ueber den Kampf bei Vatum, dessen glücklicher Ausgang beide
Theile, die Russen und die Türken, für sich in Anspruch nehmen,
iegt der französischen Press. folgende amtliche ürkische Millhellung
or:;:
„Der Muister. des Aeußern an die kaiserlich osmanische Bot⸗
chaft in Paris. Pera, 12. Mai, 5 Uhr 50 Minulen Abends.
Die Russen haben gestern 4n groher Zahl in der Umgegend von
Vatum die Vorhube der türkischen Hulfstruppen angegriffen; es
ntspann sich ein Kampf, welchet 81 Stunden dauecte und' mit
»et vollständigen Niederlage des Feindes endete. Der Verlust der
sussen beläuft stch auf mehr alß 4000 Mann; der unhrige ist
»erhältn ßmäßig wenig beträchtlich“
Dem „Journ. dis Deb,“ seinerseits ist folgendes Telegramm
nus Pera, 10. Mai, 10 Uhr 15 M. Nachts, zügrgangen;
„Die Nachricht von einem bedeutenden Erfolg der Türken bei
Batum wird bestätigl. 4000 Russen wurden außer Gefecht gesetzt;
die Freiwilligen aus Lasistan haben drei Sturmangriffe abge—⸗
chlagen.
Ueber dasselde Gefecht meldet der Berichterstatler des „Daily
Telegraph“ aus Batum vom 11.: „Etwa um 5 Uhr diesen
MNorgen rückten die Russen, welche sehr verftärklt worden waren,
nit Feldbatterien vor und machten einen wüthenden Angriff auf
die Höhe, welche Batum von der Landseite vertheidigen und die
nit Baschibozuks besetzt waren. (Diefe Bezeichnung ist nicht ganz
„enau, es ist Localmiliz gemeint.) Die türkischen Truppen waren
n ihrer gewöhnlichen wirksamen Weise auf den Abhängen dieser
dügel verschanzt und eröffneten auf die anrückende Colonne. ein
chrecklichs und wohlunterhaltenes Artillerie⸗ und Gewehrfeuer,
velches die Russen im wörtlichsten Sinne niedermähte. Sie fielen
zu Hunderten auf der Ebene unter der türbischen Position, und
vährend ihrer Versuche gegen dieses Feuer vorzugehen, machte
ine Abtheilung türkischer Infanterie und Cavallere unter dem
Schutze des dichten Waldes auf der Bergseite eine Flankenbewegung
jegen die russische Colonne und brachte ihnen große Verluste bek
za die Russen auf ganz offenem Terrain standen ünd nur fechten
oder fliehen kounten. In Kaurzem war der Platz, wo dieser
Flankenangriff stattfand, m'it Todten und Verwugdelen bedeckt,
aber der Feind brachte schnell Verstärkungen heran und die Schlacht
vard mit großer Entichlossenheit wieder aufgenommen. Mehrere
Stunden lang wurden die Angriffe auf das wüthendste fortgesetzt,
och gegen Mittag ließ ihr Artilleriefeuer allmählich nach und zu⸗