unter dem Kommando von Mussa Pascha Befehl, ohne Unterstützung
‚on Infamerie oOder Artillerie nach Kars aufzubrechen. Nahdem
sie ein beträchtliches Stück Weges zurüdgelegt hatten und ermüdet
waren, wachten sie in Begly Ähmed, einem in der Ebene gelegenen
Dorfe, Halt für die Nacht. Mittlerweile schickten die Russen, welche
durch Spione von der vertheidigungslosen Lage der Tscherlessen
Meldung erhalten hatten, insgeheim eine starke Abtheilung aus,
in fie anzugteifen. Behufs wirksamerer Durchführung des Planes
nahmen die russischen Kavalleristen Infanteristen in den Sattel,
und dergestalt wurde besagtes Dorf mitsammt den darin ruhenden
Ticherkessen in nächtlichem Dunkel umstellt. Run begann der An⸗
rifs. Sowie die Tscherkessen ihre verzweifelte Lage entdedten,
vurden die Dorfbewohner von ihren Führern des Verraths an⸗
ellagt und einige russische Spione, die unter ihnen entdedt wurden,
sofort erschossen. Der stampf eutspann sich hierauf mit großer
Wunh. Die Angegriffenen, welche von den Deepositionen der an⸗
greifenden Macht gar keine Ahnung hatten, fochten mit um so
grdherem Nachtheile, da' sie vollständig überrascht waren. Ob zwar
jre Zahl durch das wohlgesielte Feuer der russischen Infanterie
rasch zusammenschmolz und jede Aussicht auf ein Entkommen ihnen
durqh die russischt Kavallerie abgeschnitten war, weigerten die Tjscher⸗
tessen doch entschieden die Uebergabe. Entschlossen, ihr Leben theuet
zu verkaufen, sollen sie Mann an Mann gelehnt, mit dem Muthe
Fer Verzweiflung gefochten haben. Es war umsonst. Der Kreis
der einschließenden Russen wurde immer enger und ihr Feuer immer
ddilicher. Dessen ungeachtet letzten die Ueberlebenden den ungleichen
Zampf mit einem als wunderbar geschilderten Heldenmuthe fort.
Ihre einzigen Waffen waren WinchesterGewehre und Säbel. Sie
fielen, wo fie gestarden haiten. Zuletzt drängten die Ruffen mit
Beschrei auf die Ueberlebenden ein, es folgte ein allgemeines Nieder⸗
meheln, Pardon wurde nicht gegeden. Nur der zwanzigste Theil
don allen 42000 Tscherkessen soll dem Blutbade entkommen sein.
Mussa Pascha befindet sich unter den Vermißten. Es ist dies ein
urchibarer Verlust für die Türken, da Mukhlar Pascha's Kavallerie
'etztbeinahe vollständig vernichtet ist. Er selber befindet sich in
Sewin auf dem Wege nach Kogriskoi. Die Russen rücken in
nehreren Kolonnen vor, um ihn abzuschneiden. Der Mangel an
aballerie wird ihn hart in's Gedränge bringen. Kars ist noch
nicht eingenommen, aber vollsiändig eingeschlossen.“ —J—
Athen, 6. Juli. Hier herrscht große Aufregung auf die
Nachricht, auf die noch unverbürgte Nachricht hin, die Türken hätten
vas Kiofser Rangano, an der griechisch⸗ürlischen Grenze, überfallen,
zußgeraubt und sämmtliche Moͤnche erschlagen.
ermiscᷣteee..
f Zweibrüsdten, 23. Mai. (Zuctptzg. Vech.) Ver⸗
zandlung gegen GElisabeth Scherer, 42 Jahre alt, ledig⸗
diensimagd aus Höhmühlbach, Kantona Pirmasens, wegen mehr
sacher Beirugshandlungen. (Forisezung.)
Ein'ge Tage nachdem dieses Darlehen lontrahirt worden, lam
ein Brief von der Sqwester, datirt aus Speier, worin diese die
Beschuldigte und den Portier etsuchte, am zunächstfolgenden Montag
Ddormittagt 99 Uhr zu ihr nach Speier an den dortigen Bahnhof
zu kommen. Schmidt juhr deshalbd mit seiner Haushällerin nach
Speier und traf daselbst zur richtigeun Zeit ein, allein die Schwester
var nicht am Bahnhofe. Die Haushälteein meinte nun, wahr⸗
scheinlich sei ihre Schwester gendthigt gewesen, in Wie baden den
Toderschein des Erblassers zu holen und habe sich dudurch eine
neue Verzögerung ergeben. Der Portier wartete mit der Beschul⸗
digten biß zum andern Tag; als die „Schwester“ auch jeßt nichl
lam, ging er auf das Polizeibüreau und befragte sich nach ihr,
jorschte auch nach dem Pfarrer Jalob Scherer, der in Speier ge⸗
vohnt haben sollte, lonnte ader keinerlei Auskuntt erhalten. Da
die Hauthälterin ihm gesagt hatte, daß die Frau des Pfarrers,
rine geborene Fingerhut, in Speier begraben sei, so ging er auf
ʒen Kirchhof, um auch dort Nachforschung zu halten. Der Todten⸗
gräber fand in seinen Büchern wirklich einen solchen Namen bor.
Auf der Polizei erfuhr der Portier dann aber, daß diese Person,
on der ein Grabstein nicht mehr vorhanden war, nicht eine Pfarrers⸗
zrau, sondern Köchin gewesen sei. Als jetzt der Portier in Zweifel
uͤder die ganze Sache gerieth, verschwor sich die Haushälterin hoch
und theuer, daß Alles, was sie gesagt, wahr fei und ihre Schwester
srine Lugen schreibe. Der Porlier mußte wieder resultatlos heim⸗
reisen, nachdem er noch einen Geschaftsmann beauftragt halte, Fol⸗
gendes in eine Speierer Zeitung einrücken zu lassen:
Eine sehr gule Belohnung Demjenigen, der mir dorüber
sichere Mittheilung macht, in welchem Hause der hiesigen Stadt
ein Herr Jalob Scherer, angeblich protest. Pfarrer, zuletzt oder
früher gewohnt hat und in welchem Hause sich dermalen eine ge⸗
wisse Maria Elisabetha Scherer, eine Anverwandte des vor⸗
genannten Jakob Scherer aufhält.“
Vorstehendes erschien auch in Nr. J der Speierer Zeilung
ben 1877, allein es gelang Niemanden, die Belohnung zu ver⸗
renen. Einige Täge darnach, es war inzwischen der Monat Januar
877 gekommen, lam ein Brief von der „Schwester“ aus Kreuz⸗
ach, inhaltlich dessen sich noch weitere Erben, nämlich „eine Schneiders⸗
rau und ein Schuhmacher, gemeldet hätten, wodurch dꝛe Sache
pieder in die Läuge gezogen werde. Der Portier forderte nun die
zeschuldigte auf, sie möze sich um Geld an die Frau Bücgermeisterin
n Mittelbrunn wenden, von der die Beschuldigte ihm erzaͤhlt hatte,
aß sie jeder Zeit Geld erhalten loöͤnne. Die Beschuldigte versprach
Des und erzählte ihm einige Tage darnach, die Frau Bürger⸗
neister habe ihr sagen lassen, sie werde ihe Geld in 8—14 Tagen
dicken, wenn der Kohl verkauft sei. Die Zeit ging herum, die
Frau Bürgermeister“ schickte aber Nichts. Statt Defsen klam ein
ztief von der „Schwester“, datirt aus Mittelbrunn, wonach diefe
aselbst angelommen sei. Nun schien die Sahe endlich zum Ab⸗
hluß zu gelangen. Schmidt ließ sich Urlaub geben und rüstete
ich zur Abfahrt nach Miftelbrunnn.
urz vor Antriit der Reise nach Mittelbrunn erhielt die Haus—
älterin von einem „fremden Mann“ ein Schreiben, wonach die
„chwester in Mitlelbtunn „Alles verkauft habe und eilends nach
Vorms abgereist sei.“ Schmidt und seine Haushälterin fuhren
run statt vach Mittelbrunn nach Worms, konnten aber die, Schwester“
icht ausfindig machen und fuhren wieder zurück. In Landftuhl
iegen Beide aus, und Ersterer ging allein nach Mittelbrunn, weil
zie Beschuldigte sich we ger:e, dahin m'tzugehen, indem sie sagte,
je brauche dem Bürgermeifter nicht nachzulaufen; wenn sie iht
zeld nicht bekomme, verklage sie ihn. Als der Portier zu dem
Zürgermeister nach Mittelbrunn kam, hörte er hier, daß weder diefer
och seine Frau jemals Briefe an die Beschuldigte geschrieben oder
ur diese Geld ausgeliehen haben oder Bürge geworden seien. Der
zürgermeister gab ihm den guten Rath, d'e Sache zur Anzeige zu
ringen. Als Schmidt nach Landstuhl zu seiner Hauzhälterin
uruckkam und ihr vorhielt, was er gehört hatte, war sie sofort
nit der Antwort bei der Hand, der Bürgermeister jage allerdings
sichts, weil er Bürge für die Schuld sei. Beide fuhren nun
vieder zusammen nach Hause. Nach einigen Tagen kam ein an⸗
seblicher Brief vom Bürgermeister in Nünschweiler, den die Be⸗
huldigte für ihren nahen Verwandien etklärte. Nach d'esem Brief
ollte fie zu einer Besprechung nad, Zweibrücken allein in d'e
»eintz'jche Wirthschaft kommen. Sie fuhr aber mit Schmidt
‚ahin, ließ diesen in einer andern Wirthschaft warten, trank ruhig
in der Heinß'schen Bierbrauerei ein Glas Bier und kehrte dann
zu Schmidt zurüch, dem sie erzählte, der „Onkel aus Nünschweiler“
jei da gewesen, kdabe aber in Folge eines erhaltenen Telegrammß
ofort in Gej häftsangelegenheiten nach Saargemünd abreisen müfsen.
Zugleich übergab fie als angebliches Geschenk des „Onkels“ dem
„chmidt 4 Thaler, welches Geld sie verher in St. Ingbert auf
en Namen des Schmidt hinter dessen Rücken zu einer „Fahrt nach
Zweibrücken in Erbschaftsangelegenheiten“‘ geborgt hatte. Beide
uhten nun wiedeer, wie schon djiters nach Hause. Einige Tage
»arauf kam ein Brief von der „Frau Bürgermeister von Nünsch⸗
veiler“, wonach ihr Mann in Saargemünd einen Proceß belommen
jabe wegen einer Branniweinlieferung, dort aber kranl geworden
ei und nicht fort koöͤnne. Schmidt machte nun seiner Haushälterin
den Vorschlag, er wolle mit ihr nach Saargemünd reisen und den
Bürgermeister auffuchen, damit er doch endlich einmal in der Sache
lar sehe. Dies geschah denn auch, aber weder die Polize: noch
onst Jemand in Saargemünd wußte Etwaßs vom antn Herrn
Zürgermeister von Nünschweiler“. (Schluß folgt.)
rKKaiserslautern, 6. Juni. Ein ganz verlom⸗
nenes Individuum, Faulstich mit Namen, schoß sich gestern, um
chueller aus dem irdischen Jammerthale in das „bessere Jenseits“
u ftommen, mit einem Pistol in den Mund. Er scheint dar'n
iber noch nicht genug Erfahrung gehabt zu haben; der Schub
erschmetterte ihm zwar die Kinnlade, der freiwillig gesuchte Tod
st aber bis jeßt noch nicht erfolgt; der schwec Verletzte liegt viel⸗
nehr im Spital. (K. 3.
f Neustadi, 4. Juni. Ein Criminalfall, mit sehr be—
lagenswerthen Umsländen verknüpft, gibt hiec vielen Stoff zum
hespräch. Vor mehreren Tagen geriethen hier zwei Frauen auf
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vodei eine die andere, welcht letztere ihrer Niederlunft nabe stand,
u Boden warf. Die Folge war eine frühzeitige, äußerst schwier'ge
heburt, welche Kind und Mutter, wenn wir rechl berichtet sind,
‚as Leben kosiete. Die Angelegenheit beschäftigt nun dad Gericht
ind ist die schuldige Frau in Untersuchung. Zwei Famililen, beide
nit mehreren Kindern noch geringen Alsers, sind hierdurch in
chweres Leiden gestürzt und gibt der Fall wieder eine neue War⸗
rung, welche Schmerzen und Schrecken ungezügelte Leidenschaft
dere'ten kann.
Von 55qhstadt a. A. wird der ‚Nürnb. Presse“ ge⸗
chrieben: Etrlauben Sie mir, Sie von einer ganzen Reihe von
Jerengeschichten in L. in der Nähe unseres Städchens zu benach—
ichtigen. Sin beiralhsfähiger Mann wollte dort die Tochter eines