Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
cer St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wo hentlich) mit dem Hauptdlatte verbuadene Unterhaltungsblatt. (Sonntags mii illustrirter Bei 
age), erscheint wöchentlich viermal: Dieustag, Douuerztag, Sanmstag und Soautag. Der Aboaaementspreis beträgt vierteljährlich 
Mart 20 R.⸗Efg. Anzeigen werden mit 10 Pfg., von Auzwarts mit 15 Vf. fuͤr die viergespallene Zeile Blattshrift oder deren Raum, Neclanen 
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Donnerstag, den 3. Juli —1 1877. 
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Deulsches Zieich. J 
München, 2. Juli. Der Landtag ist ceute Mitiuag im 
luftrage des Königs durch den Prinzen Luitpold feserlich eröffnet 
vorden. 
Mäünchen, 3. Juli (Abgeort netenkammer.) Zum Präsi 
enten wurde Frhr. v. Ow gewählt mit 78 Stimmen gegen 74, 
ie auf Frhrn. v. Stouffenberg fielen; zum Vizepräsidenten Abg.— 
„. Kurz ebenfalls mit 78 Stimmen gegen 73, die auf Schiör flelen. 
Bei der Wahl der Schriftführer (Jrg, v. Soden) gab die Linte 
veiße Zettel ab. 
München, 2. Juli. Bis dicsen Abend hatten sich bereits 
41 Abgeordnete angemeldet, so daß nur noch 15 fehlen. — Der 
haupt Militäretat pro 1877/78 ist bereits heute an de Kammer 
selangt. Er entziffert einen Jahresbedarf von 42,772 240 V., 
un 1,326,008 e. mehr als im Jahre 1876. die dem Etat 
u Grunde liegende Formatioß — 16 Inf. Reg., 10 Cav.⸗Reg., 
0 Jäger-Bataillone — ist dieselbe wie bisher. 
Verlhin, 2. Juli. Fürst Bismarck wird wahrscheinlch 
jegen Ende dieses Monats das Bad Gastein besuchen. Voraus⸗ 
ichtlich trifft er dann mit dem Grafen Andrassy daselbst zusammen. 
—Der britische Botschafrer Lord Odo Russel kehrt heute Abend 
zieher zurück. Der Empfang des neu ernaͤnnten türkischen VBot⸗ 
chafters Saadullah Bey beim Kuiser findet bereits in dieser Woche 
tatt. (A. 3.) 
Berlin, 3. Juli. Die Zeschnungen auf einen Theilbetrag 
n 43 Millionen Mak der auf 77,731,821 Mart fixirten neuer 
ꝛutschen Reschsanleihe haben das Resultat ener achtfachen Ueber⸗ 
eichnung ergeben. Der Emissions Cours von 94,60 Procent hat 
abei wohl ebenfowenig wie die Bemefsung der Einzahlungsfristen 
is ein anregendes oment wirken können. Dem jetzigen Cours 
rer franzbsischen fünfprecentigen Rente zu Grunde gelegt, übersteigt 
er Cours der Reichsanleihe jenen um circa 12 Procent. Die 
tinzahlungefrist ist nut bis Ende August ausgedehnt wocden, die 
jer Appoints von 200 und 500 Mark muß schon am 9. Juli 
esch hen. Unter nicht besseren wirtjschaftlichen Verhätaissen auf ; 
jelegt, als die waren, u lec denen im Juli 1876 die vierprocentige 
)reuß sche Anleihe von 100 Millionen Mark zur Subser p.ion ge⸗ 
racht wurde und keinen bdeutenden Erfolg erzielte, hat die esste 
—X Deutschland eine gute Aufnahme gefunden. In 
et Creditwücdigleit, das hat jüngst das englische Finanzb!att, der 
Economist“, zugestanden, fiedt Deutschland in der ersten Rihe der 
uropäishen Staaten. Je weniger es als Creditbewerber am auz— 
vartigen Geldmarkt auftritt, je mehr es bestrebt ist, bei Bedarf an 
Vas heimische Capital zu appelliren, desto gesicherter ist es in kri⸗ 
ischen Zeitläuften vor der Gefahr der Rückströmung der eigenen 
Berthe und desto mehr wird vas Moment der Sparsamteit und 
beschränkung in der Finanzgebahrung in den Vordergrund treten, 
aas der preuß:schen Finanzwerthschaft Hren Ruf gebracht und nicht 
enig zu der Machtstellung Preußens beigetragen hat. 
Ems 2. Juli. Gestern ist der Kriegöminister von Kameke 
ner angelommen und zur kais. Tafel geladen worden. —XRX 
Nusland. 
Wien, 2. Juli. Eaglische striegsschiffe haben zum Schutzz 
er Europäer vor Küstendsche Siellang genommen. — Die deutjche 
Mittelmeer ⸗ Floue ist bei der Insel Syca konzentritt. — Ezyplen 
at sein Hifskontingent erhöht. (A. 3.) 
Wien, 2. Juti. Der Aufruf des Zuren an die Bulgaren 
af hier maßgebenden Octs, wie sch aus zuvetlässigster Quelle er⸗ 
thre, tief perstumt. Man kann sich nicht mehr verhehlen, daß 
arin nicht die früher angekündigte zeitweilige Besetzung, sondern 
ine endgültige Losreißung von der Türkei angekündigt wird; eine 
lbsicht, die man in Petersburg früher feierlich in Abrede stellte. 
die letlen Telegramme von der Donan lassen den Hauptübdergang 
s don den Tuͤrken bis jetzt erfolgreich erscheinen. Die Pforte 
sandte an ihre Vertreter“ neuerdings Berichte über die barbarische, 
den Bestimmungen des Völkerrechts Hohn sprechende Kriegsführung 
—X— Einascherung der Stadt Rustschut, die mit der 
Festung nicht zusammenl egt, könne durchaus nich“ militaͤrisch ge⸗ 
rechtfertigt werden. Tesgleichen me!det Mehemed aus Montenegro 
don Greueln, welcke an dem türkischen Darfe Ischuturz verübt 
vorden sind. Miehemed schlug die Montenegriner am 23. Juni 
u der Moraischku; sie ließen 500 Todt⸗ so wie viele Munition 
aud Waffen zurück. Die lnkische Hauptmacht steht acktiondfertig 
an den Gränzen Montenegros bei Podgorißa. Die „Pol. Corr.“ 
st der Aasicht, daß ein Theil dieses Corps nach Konstantinopel 
ungesch fft worden wäre. Begabsichtigt war dies allerdings. Das 
zleiche Blatt meldet aus Razusa die Verbindungsstraßen mit Tre— 
inje sesen mit Ausnahme der nach Ragusa führenden von den 
Arfstandizen besetzt, welche allerlei Greueithaten an der Bevölkerung 
pvrübte!. 
Wiemn, 8. Juli. Dem „Tagblatt“ wird' aus Turnseverin 
Jemeldet: In der Nacht auf Sonntag überschritten die ersten 2000 
Mann Rumanen die Donau bei Ccate, in der Nähe von Widdin. 
Von Känpfen hierbei verlautet nichts, doch werd bei Florentin 
ein Gefecht erwartit. Bei Gruja wird eine Brücke gebaut für den 
lebergang der ramänischen Haup:macht. Bei Turnu⸗-Magurelli 
„jfirten 60, 000 Russen die Vonau umer heftigen Kämpfen und 
zroßen Verlusten. 
Die „Presse“ enthält die Meldung aus Bularest: Nach dreie 
achem heftigem Zusammenstoß beseßten die Russen die alte Charen⸗ 
tadt Tirnowa (Stadt in Bulgarien, zwischer der Donau und dem 
Balkangebir,e, jedoch den. letzteren näder gelegen). Fürst Tscher⸗ 
aski richtete sosort daselbst eine russische Post· und Telegraphen⸗ 
Berwaltung ein. Bei Wolkowo, an der Mündung der Donau, 
dil ja Arm, sind 7 rürk sche Monitocs eingetroffen. 
Budapest, 2 Juli, Bela Herzberg, Kriegscorrespondent 
und ungarischer Unterthan, wurde in Bukarest vor ein Kriegsgericht 
gestellt und erschossen. 
Die bonapart stischen Agenten, welche auszukuadichaften suchten, 
ob der Vatican sie bei den bevocstehenden Wahlen unterstützen 
wücde, erhiellen, wie der „K. Z.“ aus Rom geschrieben wird, eine 
ausweichen de Autwort. Der päpstiche Stuhl will, nachdem er die 
Lage Frankreichs geprüft hat, in dem bevorstehenden Kampfe für 
eine Partei b.soaders einireten „ sondern nur dahin wirken, daß 
ner Kirche ergebene Aogeordnete gewählt werden, gleichvel welcher 
»olitischen Richtung sie angehören mögen. 
Konstanfinopel, 8. Juli. Der Kr'egsninister Redif 
Pascha ist nach Schumla geceisl. — Dile bei Sewin stehenden 
Truppen haben die Offeusive ergriffen and sollen in der Richtung 
uuf Kars vorrücken. 
Eia Versuch, welchen der russische Gererol Kalabalai⸗than 
yon Eriwen aus unternahm, um Bajasid zu entsetzen, ist gescheitert. 
diese russische Colonne wurde namlich dei Karnuceh, nördlich von 
dajasid, voa den Türken, die uner Faki Pascha von Wan her 
zetommen waren, geschlagen und zum Rückzug nach Orsoff über 
die russische Grenze gezvBungen. 
Ein russisches amiliches Telegrammn gefteht jtzt zu, daß das 
zgegen Batum entsendete russische Corps bisher nicht nur keinen 
Erfolg erringen konsate, sondern sich sogar zurückziehen mußte; dies 
vird mit den Worten ausgedrückt: „Nachdem Derwisch Pascha 
»edeutende Verstärkungen erhallen hatte, sah General Oklodsch'o sich 
ewozen, seine Kräfte in vortheilhafterer Posit?on zu concentriren.“ 
Die Türten waren nämlich am 24. Juni von der Tefeusioe zur 
Offensive übergegangen; der Angriff der Türken wurde zwaͤr, wote 
der russische Bericht sagt, unter großen Verlusten derselben zurück— 
zeschlagen, aber — die Russen concentritten sich schließlich rück⸗— 
varts, nach Mukhästade. 
Konstantinopel, 1. Juli. Eine Depesche des Com⸗ 
nandanten von Sucham Kaleh melder: „Am Miltvoch wurden die 
Artischen Truppen, die bei Tischumtschara Besestigungen errichtelen,