St. Ingberler Anzeiger
Anzeiger.
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amstag, den 14. Juli 1877.
B 108. Samstag, den —
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Deutsches Reich. —8
Mänchen, 10. Juli. Der deuische Kaiser begibt sich am
6. d. M., Vorm. 1034 Uhr, auf einem Dam pfboot von Mainau
och Lindau und von da mit der Babhn über Kempten nach München
Ankunft gegen 324 Uhr.) In Rosenheim wird im Badehotel
hachtquartier genommen; den andern Tag um O9 Uhr reist derselbe
shber Kufstein und Wörgel weiter nach Lend, von da Nachmittag
zuu Uhr mittelst Extrapost nach Bad Gastein (Anlunst Abend 6
Uhn).
München, 10. Juli. Der Finanzausschuß der Abgeord⸗
eienkammer erledigte gestern den Militäretat und das dazu gehö—
ige Finanzgesetz. Auf erneuten Aatrag des Kriegsministers wurden
ach dessen nochträglicher, ausführlicher Begründung und wegen
zlechstellung des bayerischen Contingents mit dem übrigen Reichs⸗
en auf Antrag des Referenten Frankenburger die früher gestrichenen
Mittel für 2 weitere, also nun 18, Hauptleute bewilligt. Die
einmaligen Ausgaben wurden, wie sie von der Reçieruung poslulirt
oaten, bewilligt, jedoch wurden die Erlöse aus Grundstücken, welche
ich die Militärverwaltung für Bauten zu gut rechnete, dem Staats⸗
ier:-Kaufschillinggfonds überwiesen, wodurch der Staatskasse 87, 005
N. zu gute kommen. M. C.)
München, 11. Juli. Die nächste Sitzung der Abgeord⸗
etenkammer ist auf Freitag, 13. Juli anberaumt. Zur Verlesung
ommt die schon mitgetheilte Interpellation wegen der Häusersteuer;
zann folgt die Beraihung der Gesetzvorlagen über den Hauptetat
er Mililätverwaltung bis 31. März 1878. Der aulographirte
zericht des Finanzausschusses über diesen Hauptetat ist jetzt vertheilt
wotden. — Was die Verwendurg der durch Abstriche erzielten Er—
bigungen zu 40,972 M. betrifft, so geht der Antrag des Aus—
chusses dahin, daß dieselben zum Zwecke der besseren Verpflegung
nbdesonderen Fällen verwendet und die Posilion Cap. 12 Tit. 5
Victualien⸗Verpflegung“ um diesen Betrag erhöht werden soll.
Wie der Bericht mittheilt, wurde im Ausschusse noch angeregt, daß
auch jenen Soldaten, welche freiwillig in Urlaub gingen, sowohl
ür die Reise vom Garnisonsort in die Heimalh, als für die Rück—
reise die Wohlthat der halben Fahrtaxe billiger Weise zu gewähren
ei, und wurde ein desfallsiger Antrag in Aussicht gestellt. Diese
Anregung fand Zustimmung und wurde von einem Autrag und
beschluß deshalb abgesehen, weil einerseits der dabei betheiligte Ver⸗
icter der Verkehrsanstalten nicht anwesend war, andererseits der
Priegsminister erllärte, dahin wirken zu wollen, daß dem auch von
hn gebilligten Wunsch entsprochen werde. Es wurde vorbehalten,
en Gegenstand bei der Budgetberathung weiter zu verfoigen, falls
whis dahin nicht erledigt se'n sollte.
Mänchen, 11. Juli. Wie mir von wohluntferrichteter Seite
atgelheilt wird, ist die Wiedereinberufung des Landtages zu einer
orwiegend finanziellen Session auf Mitte, spätestens 20. September.,
xjchlossen. Auch wird dem bis dorthin zusamaentretenden Landtag
von der Staatsregierung eine die Reform des bayrischen Steuer⸗
eesens betreffende Gefetzesvorlage zugehen, so daß die Herbstspvund
dinterderhandlungen unserer gesetzgeberischen Faktoren nicht allein
eht umfangreich, sondern auch, und dieses ganz besonders, für den
ahrischen Staalshaushalt und das mattrielle Wohl des Volkes
on höchstem Interesse sein werden. GSFrk.. K.)
Mürnmnchen, 11. Jul'. Der Kaiser von Oesterreich wird
norgen früh aus Wien hier eintreffen zur Geburtsfeitt der Prin⸗
essin Gisela. — Der bishetige Geschaäftsträger Bayerns in Paris,
deheimer Legationsrath v. Rüdhardti, wird in den ersten Wochen
uz August hier eintreffen, tinige Wochen hier verweilen, und am
. Seplember den Gesandtischaftsposten am kgl. preußischen Hof
bernehmen.
Berlhin, 11. Juli. Die „Provinzial-Corresp.“ schreibt
tzuglich der Reisen des Kaisers: Vie Rückreise von Gastein erfolge
umuthlich am 8. August über Salzburg und die Ankunft in
zetlin am 10. August. Im Laufe des genanaten Monatis gedenke
der Kaiser den Uebungen des Gardecorps und im September den
großen Mansvbern am Rhein beizuwohnen.
Berslin. Die Hauptihäugkeit der deutschen Munden erstreckt
sich gegenwärtig auf die sich großet Beliebtheit erfreuenden Zwei⸗
narkstürke; seit dem 21. April werden an Silbermünzen diese
illein ausgeprägt; bis zu diesem Termine wurden auch noch Fünfzig⸗
»fennigstücke ausgeprägt; Zwanzigpfennigstücke sind seit dem 18.
Jannar nicht mehr, Endnartftücte und Fünfmattstüͤck- in diesem
Fahre überhaupt nicht mehr ausgeprägt worden. Von Goldmänzen
ind in den letzten zwei Wochen, über welche Nachweise in dem
Centralblatt fuͤr d.s deuische Reich“ vorliegen, nur halbe Kronen
usgepcägt, in dan Wochen vorher auch viele Kronen. Doppel⸗
ronen sind im Laufe dieses Jahres überwiegend nur für Privat⸗
rechnung, also auf Bestell ung, ausgeprägt. 7*
Ausland.
Wien, 11. Juli. Die „Polit. Corr.“ meldet aus Bukare,,
nach glaubwürdigen militärischen Quellen soll der Uebergang der
umänen über die Donau am Donnerstag um 12 Uhr auf zwei
Zunkten oberhalb und unterhalb Kalafat erfolgen. Der Fürst
aͤhrt persönlich das Commando. Zwei vorerst unglaubhafte Sen⸗
tionsnachrichten melden, daß der russische Thronfolger von inem
enstlichen Unfalle betroffen und der Seraskier Redif in Schumla!
estorben sei. Von der Donau liegen hier nirgends neuere Nach⸗
ichten vor. Kars ist entsetzt. Die Ruffen räumen allerthalben in
Usien das kürkische Gebiet. Die gestern in hiefigen Bläitern ver⸗
reiteten Nochrichten, der Hafen Klek sei der türkischen Armee behufs
drankentransports geöffnet worden, ist erfunden. Die Tuͤrkei
jat einen solchen Antrag nicht gestellt. Klek ist der kürkischen, wie
er montenegrinischen Armes verschlossen.
Paris, 11. Juli. Der österreichische Diplomat, Baron
Falice ist in besonderer Mission in London angelaugt. — Ein
Telegramm aus russischen Quelle behauptet, der in Schumla be⸗
jadliche türkische Kriegsminister, Redif Pascha, sei dort an e'ner
Bergiftung gesto ben. Sein Nachfolger sei der Marineminister
steouf Pascha.
London, 8. Juli. „Die Thatsache“ — schreibt heute der
Observer“ — „läßt sich nicht leugnen, doß die Absendung unscrer
Flotte rach dem Eingang zu den Dardanellen als ein Fingerzeig
pienen soll, daß unter gegebenen Umständen unsere Panzerschiffe
nach dem Bosporus beordert werden können. Emfacher gesprochen:
vir wollen Rußland die Ueberzeugung beibringen, daß, wenn das
Kriegsglück Konstantinopel gefährden sollte, unser Gesqhwader durch
hdie Dardanellen fahren und sich am goldenen Horn vor Anker
egen wird und daß wir zur besseren Ausftihrung dieses möglichen
Zweckes einen Sammelpunkt für unsere Fahrzeuge gewählt haben,
vo sie gewissermaßen unserem Gefandten zu Pera auf Sprechnähe
u Befehl stehen. Wenn das nicht die klare Bedeutung der von
Sirt Staffotd Northcote gegebenen Antwort auf Sir Wufrid Lawe,
ons Frage ist, so haben die Worte aufgehört, einen verständlichen
Sinn zu besitzen.“
London, 11. Juli. Dem ministeriellen Standard wird!
elegrophirt, in einer Üaterredung Lord Odo Russels mit Fürst,
Bismarerklärte Ersterer, England werde hiemals eine rus⸗
ische Olkupation Konstantinopels gestatten. Fürst Biemarck erwiderie
harauf, er hielte gerade die Okkupation für das schnellste Mittel
‚um Friedensschlusse.
London, 11. Juli. Daily Telegraph meldet, daß der
ussische linke Flügel ijn Armenien einen leßten Versuch machte,
Ismail Pascha auf türkischem Gebiete zu schlagen. Dieser Versuch
nißlang und die Russen mußten das von ihnen okkupirte türkische
Territorium räumen. Mouthtar Pascha seinerseits steht nur noch
zine halbe deutsche Meile von Kars. Die Betagerung ist voll—
tändig aufgehoben. Die Ruffen sind in vollem Rückzuge auf der
Jjanzen Linie.
Bukarest, 10. Juli. (via Czernowitz.) Das nächste Ziel
der russischen Operalionen ist Rustschut, auf welchts der Angriff