Full text: St. Ingberter Anzeiger

rammlulg bezeichnete durch ihren Vorsitzenden, Generaldirellor v. 
hůlsen in Merseburg, als eines der wichtigsten diesjahrigen Ereignisse 
n Gebite des offentlichen Versicherungswesens den glücklichen Abschluß 
der diesbezüglichen Gesetzesrevision in Bayern. Die Versammlung 
hahm mit lebhaftem Interesse Kenntniß von den durch die igl. 
Drandversicherungs · Kammer in Munchen ausgearbeiteten Karten und 
Plaͤnen, welche die Vertheilung der Bauartslklassen, die Zahl der 
Zrandfalle und der beschädigien Gebäude, dann die Groͤße der 
geleisteten Entschädigungen — prozent· und bezirlsweise — stellen, 
Ind wurde der Wunsch ausgesprochen, es möchter auch die übrigen 
dinstalten, sofern sie hiczu das erforderliche Material besitzen, zu 
ühnlichen Ausarbeitungen IXLX 
Rachweise, welche u. A. guch die Bauarisklassen, d'e im Gebäude 
eiwa vorhandenen feuergefährlichen Anlagen, die erhoͤht feuergefähr⸗ 
liche Bedachung, dann die Lage insbesonders feuergefährlicher Orle, 
ndlich die Versicherungs⸗ und Entschädigungs ˖ Summe für jedes 
heschadigte Gebäude enthalten, wurden als wichtige Behelfe für die 
Beurtheilung der Klassen erklärt. Die Versammlung hält nicht da⸗ 
für, daß die unzweifelhaft fortschreitende Verbesserung der Bauart 
nd des Löschwesens zu einer erheblichen Minderung der Brand ⸗ 
schaden führen werde, sie glaubt vielmehr, daß die Vergroͤßerung 
dee Gebaudelomplere, dann der komplizirten Fabriks- und Wirtschafts 
hetrieb einer derartigen Minderung entgegenwirken. 
PWürzburg, 26. Juli. Der wegen Benugs (durch 
Weinfaͤlschung) auch in 2. Instanz verurtheilte Weinhandler Wann⸗ 
fried hat, ohne die Nichtigke tabeschwerde e nzulegen, seine Strafe 
bereits angetreten. M. C6)] 
7 Pforzheim, 14. Juli. Heute Vormittag warf eine Frau 
hei Euͤtingen ihre 3 Kinder ia die Enz. Dieselbe war im Wochen⸗ 
zeit schwer ertrankt und beging wie man hört, die unselige That 
in der Hiße des Fiebers. Das lleinste 14 Tage alte Kind wurde 
lebend von Leuten, die auf dem Felde arbeiteten, aus dem Wasser 
gezogen, zwei wurden vermißt. Ein viertes Kind, daß größte hat 
sich den Händen der ohne Zweifel irrsinnig gewordenen Frau ent⸗ 
rissen. Letztere wurde sofort in ärztliche Behandlung genommen. 
4 Reunkirchen, 17. Juli. Gestern Morgen erhängte sich 
zu Nleinheil'genwald ein noch schulpflichtiges 12jähriges Mädchen, 
Delches stark an Blutandrang litt, in einem Anfall von Geistes- 
derwirrung. (S.⸗ u. Bl.⸗Z.) 
VDarmstadt, 16.Juli. Nachdem erst vor einigen 
Wochen ein Kafsenbeamter nach Verübung einer bedeutenden Ver⸗ 
untreuung flüchtig gegangen ist, erregt ein weiterer derartiger Fall 
ein noch viel größeres Aufsehen. Der betreffende Beamte, ein 
hochbelagter Greis, der in den ersten Ges⸗llschaftstreisen der Residenz 
zu verkehren pflegte, hat die von ihm verwaltete sehr bedeutende 
asse schon vor 2 Jahren seinem Nachfolger überliefert und trat 
außer Attivitat; die erst jett vorgenommene genaue Prüfung der 
Bucher hat den angeblich sehr bedeutenden Defelt — man spricht 
von 70000 fl. — außer Zweifel gestelli. Geriqtliche Unterfuchung 
ist eingeleitet, die Detinirung des betreffenden Beamten angeordnet 
ind zur Deckung des Defells Vermoögenẽbeschlagnahme verfügt. 
Die vergefundenen Werthpapiere reichten hin, um die Staatskasse 
für ihren Anspruch zu befriedigen. Grkf. 3.) 
IMarnz, 18. Juli. Heute Vormittag um 9 Utrr fand 
die Ueberführung der Leiche des Bischofs v. Keiteler aus dem bischöf⸗ 
lichen Hause nach dem Dome unter kolossaler Betheiligung des 
Publikums Statt. Der Zug bildete sich aus den Schülern der 
natholischen Schulen, den Waisenknaben, den Mitgliedern der katho⸗ 
lischen Vereine und den Bauhandwerlsmeistern des Domes, ferner 
nur den Geistlichen und den anwesenden fremden Bischöfen und 
schließlich den Anverwandten des verstorbenen Bischofs und den 
Pililace und Zivilbehö den. Der Hofmarschall Westerweller verlrat 
den Großherzog, Ministerialrathz Weber war im Namen der Re⸗ 
jierung anwesend. Der Zug trat durdh die Willigispforte in den 
Dom cin. Im Dome angelangt, wurde die Leiche auf den im 
Mitlelschiffe errichteten Katafalk aufgestellt und das Benedictus ge— 
sungen. Hierauf begann das Requiem, dem sich die Trauerrede, 
die feierliche Einsegnung und Beisetzung der Leiche in der St. 
Marienkapelle anschlossen. 
4Ein preußisches Gericht scheint jetzt den Vorgang des öster⸗ 
ceichischen Gerichtshofeßs in dem Prozeß Tourville nachahmen und 
rei der Verhandlung über einen Brudermord, der in der Nähe 
einer Muhle bei Siegburg im Rheinlande begangen sein soll, den 
Schauplatz der Frevelthat aufsuchen zu wollen. In der Eroöffnungs⸗ 
sigung des Prozesses, die gestern (7.) der Schwurgerichtshof zu 
adln abhielt, legte nämlich der Oderprokurator Stuationspläne 
ber den Ort der That und über die Mühle vor, erklärte aber, 
,daß dieselben v'elleicht nicht ausreichen möchten, da es sich im 
horliegenden Falle um eine genaue Kenntniß des Terrains und der 
Finrichtung der Mühle handle.“ 
ulwesen. 
Ins Technikum zu Mitweida 
Oßtern das erste Jahrzehnt seines Bestehens 
ir Sachsen hat diese 
beschlossen. Wie ein 
Blick in das neueste Programm dieser höheren Fachschule für Ma⸗ 
chinen⸗Ingenieure, Werkmeister ec. zeigt, lann die Anstalt mit den 
erzielten Resultaten vollständig zufrieden sein. 
Die Schülerzahl betrug im vergangenen Schuljahre 418. 
Inter den Geburisländern der Schüler war fast ganz Europa ver⸗ 
reten, dann aber auch Norde und Südamerika, Java in Afien, 
Fapland in Afrika. Dem Alter nach zählte die Anstalt je einen 
Schüler von 48, 40, 89, 37, 36 Jahren, je 2 von 38, 32, 81, 
30 Jahren, 3 mit 29, 4 mit 28, je N mit 21 und 26, ferner 
12 mit 23, 20 mit 24 u. s. s. bis herunter zu 16 Jahren. Von 
den Eliern sind ihtem Stande nach 60 Fabrikanten, 50 Fabrik⸗ 
zirectoren, Ingenieure und Werkführer, 58 Gewerbtreibende, 40 
daufleute, 60 Occonomen u. s. f., 99 endlich sind Beamte in 
Tivil⸗ und Staatsdienst. 
Die Diplom⸗Prüsung für Maschinen˖Ingenieure ist von 6, 
die Reife⸗Prüfung für Maschinen⸗Ingenieure von 8 Schülern ab⸗ 
zelegt worden. Die von diesen gelösten Constructions-Aufgaben sind 
m Programm angegeben und dürften besonders Fachmänner fich 
zieraus ein sehr günstiges Urtheil über die Leistungen der Anstalt 
vilden lönnen. 
andels⸗ und Verkehrs-Nachrichten. 
Aust der Vorderpfalz. Die „Sächsische landwirthschaftliche 
Zeitschrift“ dringt in No. 7 wieder ein Beispiel, wie die „Sächfischt 
HZiehversicherungsbank in Dresden“ die Beschädigten abzufertigen 
»ersteht, so wie darüber, daß die Geschäfte derselben für die Ver⸗ 
icherten noch nicht besser geworden sind. Im März 1877 wurden 
ur angemeldete Schadenfälle nur eine Entschädigungssumme von 
354 pCi. statt statule ngemäßer 75 pCi. gewährt, die Entschädigung 
iber für eine am 7. Februar 1877 getödtete Kuh im Versicherungs⸗ 
verthe von 800 Merk., wie folgt, bemessen: 54 pCt. von 800 
M. — 162 M. hiervon noch ab als Erlss aus dem überlassenen 
Fadaver 25 pCt. der Versicherungssumme () Sist 75. M., Porto 
M., also eine Netto;Enischädigung von — 86 M. — 284 
»Ct. Dem Verficherten bleibt der Trost, daß er nicht allein rein⸗ 
gefallen ist und daß er eine Nachzahlang zu erwarten hat, we un 
am Schlusse des Jahres das durchschnittliche Geschäftsergebniß ein 
esseres isi. Die Gesellschaft arbeitet aber, zlücklich über ihre Resul⸗ 
‚ale, weiter und hofft noch recht Viele zu beglücken. Dies zur 
Warnung für d'ejenigen pfälzischen Viehbefizer, welche bei dieser 
gank versichert sind oder versichern wollen. In Hessen ist dieser 
Besellschaft die Concession entzo en worden, und bei uns jollte 
nan damit doch auch nicht länger säumen. (Pf. K.) 
Getreidebericht. Die Ernte hat nun in verschiede⸗ 
nen Ländern begonnen. Es ist nicht möglich, sich jetzt schon ein 
laces Bild hierüber zu machen; immerhin aber wird bei günstigem 
krntewetter die Anficht, daß von der Winterfrüchten ein befriedigen⸗ 
er Ertrag zu hoffen sei, im Allgemeinen nicht umgestoßen werden. 
In Frankreich scheint man mit dem Resultat der Ernte weniger 
sufrieden zu sein und es hat sich in Folge deffen die Tendenz im 
Betreidegeschäst wieder etwas befestigt. Auch in England zeigte sich 
vessere Kauflust, was hauptsächlich von den schwächeren Küstenzu⸗ 
uhren herrührt. Belgien und Holland hatten ziemlich regen Ber⸗ 
lehr und die Preise konnten sich behaupten. An den norddeutschen 
ßläßen war zwar eine feste Haltung vorherrschend, doch fanden, 
zjamentlich im Termirhandel, mehrfache Schwankungen statt. In 
Desterreiche Ungarn sind die Angebote noch sehr schwach, da die 
Producenten noch zu fehr mit der Ernte beschäftigt sind; die Stim 
nung war aber troßdem flau, da die Käufer zurückhaltend sind 
ind neue Waare abwarten wollen. (S. M.) 
Landwirthschaftliches. 
Das Eierlegen der Hühner. Aus dielen 
Wirthschaften werden fortwährend Klagen darüber laut, daß nicht 
zur im Winter das Eierlegen der Hühner ganz aufhört, sondern 
)aß die Hühner überhaupt zu wenig legen, also keinen Ertrag 
zringen; der Grund hierfür kann einmal darin liegen, daß die 
hühner überhaupt zu alt sind, um reichlich Eier zu legen. Wie 
nan allgemein annimmt, hat die Heunne in ihrem Eierstode in 
under Zahl 600 Eierchen, welche sie entwickeln und legen kann. 
zon dicsen legt sie im gewöhnlichen Verlauf des Lebens im ersten 
Jahre 20, im zweiten 120, im dritten 185, im vierten 114. In 
en folgenden vier Jahren nimmt in jedem Jahre die Zahl der 
fier um 20 ab und im neunten Jahre legt die Henne im günstigsten 
Jalle nur noch 10 Eier. Eine Henne, welche älter als 7 Jahre 
I, tann nicht mehr vortheilhaft zum Eierlegen verwendet werden. 
die Hauptursache des schlechten Eierlegens liegt aber sehr oft darin, 
»aß manche Hausfrauen zu stark füttern. Je schlechter die Hühner 
egen, desto mehr füttera sie, ohne aber dabei zu bedenlen, daß 
die Hühner schlieslich gemästet werden, zu fette Hühner aber voll⸗ 
tändig aufhören, Eier zu legen. Nicht selten liegt der Grund des 
hlechten Eierlegens aber auch in der Fütterung. Die Hühner 
ollen sich den groößten Theil ihres Futters vor der Scheune, auf