—— w'eder im vollen Gange.
Die Neue Zürücher Zeitung enthält nachstehende Bemerkungen,
welche darauf hinzudeuten scheinen, daß man iv der Schweiz Ge⸗
fahren von den französischen Festungsbauten an der nordwestlichen
Grenge bisorgt: „Zwischen Montbéliard und dem be Damvat nach
Frankreich hinüberragenden Stück Schweizergebiet sind etwa vier
Befestigungen errichtet wo den, wovon namentlich zwei die Schweiz
interessiren, die auf dem Lomont, der Forisezung des zwischen
dem Pruntruterland und Delsbergerthal gelegenen schweiz rischen
Gebirges, stehen, rechts und links von der über das genannie Ge⸗
birg von Blamont über Pererre Fontaine und Montecheroux nach
St. Hippolyte führenden Straße. Diejenige rechts befindet sich
mndesahr 4 Kilometer, diejenige links etwa 8 Kilometier von der
Sqhweijergrenze entfernt. Obschon noch nicht vollendet, sind diese
Werte dereis mit mehr als 8000 Mann besetzt und mit eiwa 100
Geschützen armirt; die Vollendungsbauten werden mit großem
Fifer betrieben. Ihre Bedeutung scheint zunächst darin zu bestehen,
die genannte Straße Bliamont⸗St. Hippolyte über den Lomont und
die Siraße von Pruntrut über Pierre Fontaine nach Pont de Roide
ind die von Norden nach Blamont führenden Wege zu beherrschen
und so den Bormarsch einer seindlichen Truppe durch das Defié
don Pont de Roide und von da gegen Besancon oder Ponsalier
u h'ndern. Im Anfang des Jahres 1871 spielte diese Straße
eine ziemlich wichlige Rolle, indem der preußische General Debschiß
duf derfelben vorrückte. Es tönnte aber auch mit Hülfe dieser
Feslungen ein Durchmarsch über Sdweizergebiet gegen Basel er⸗
jeichterr werden. Jedenfalls werden wir unsere Grenze in jener
Begend weder besetzen, noch vertheidigen können, dalls unsere Neu⸗
rautat verletzt werden sollte; die Geschutze der franzoͤschen Fetrungen
wuͤrden nicht ermangeln. unsere zunächst der Grenze sfehenden Truppen
urückzutreiben. Auch der moͤzliche Fall einer Bllagerung dieser
Festungen dürfte füt das so nahe gelegene Schweizerzebiet schwere
—XV Dies dürste ungefäer die Bedeutnag
weser Feflungen für die Aufrechterhaltung der schweizerischen Reu⸗
ralnat sein, der Gegenstand bat mit Recht die Aufmeiksamleil
der Bundes⸗Versammlung auf sich gezogen.“
Sendon, 831. Juli. Im Parlamente wurden weitere diplo⸗
matische Schrifistücke üder von den Russen verübte Grausamkeiten
dorgelegt. Eine Depesche dis britischen Consuls aus Schumla vom
A.ꝰ Juli berichtet: Die Russen reizen die Bulgaren zu den schreck⸗
uichsten Mißhandlunzen der Muselmänner auf. Unter Anderem sei
vorgekommen, daß den Letzteren die Augen ausgestohen und die
Augenhöhlen mit Brod ausgefüllt wurden. — Eine Depesche des
briuschen Botschafters an Lord Derby vom 24. Juli meldet: Der
Sulian richtele ein Schreiben an Layard, wodurch er den Wunsch
ausspricht, die König'n V.ktoria mögze ihren Einfluß bei dem rus⸗
aschen Kaiser dahm geltend machen, daß die schrecklichn Grausam⸗
eisen der Russen gegen Männer, Weiber und Kinder eingestellt
dutden. Er koönne nicht glauben, daß dec Kaiser von Rußland
nen Krieg zu führen wünshe, welcher die Ausrottung seines Vo.les
hezwede und einen Raubzug zleiche. — Eine Depesche Layards
vom 18. Juli berichtet: Die von den Consuln bestätigten Nach⸗
richten über Niedermetzelungen beruhen ohne Zweifel auf Wahrhei,
obgleich er es für monlich halte, daß Manches darin übertrieben
i Eine Mittheilung des englischen Mil tärbevollmächtigten auf
»em asiatischen Kriegsschauplatze; Kambell, bestätigt die Nachcicht
über die Massacres in Bajagid, erklärt dagegen die Meldung über
die Grausamkeiten in Ardahan für unwahr.
London, 1. Aug. Nach Mittheilungen der „Timez“ sind
alle Nachrichten vom Kriegsthealer den Türten darchaus günst'g.
Die russische Situation wird als eine höchst kritische bezeichnet;
nicht nur ist die Armee am und südlich vom Balkan von vier
Seiten bedroht und eine Katastrophe in größerem Maßstabe moͤglich,
sondern auch die Truppen in der Dobrudscha sind stark gefährdet.
Das 9. Armeecorps, ducch eine dre'malige Niederlage geschwächt,
vird als kampfunfähig bezeichnet. Nach einer Prittheilung des
Telegraph“ waren die Siege Osmans entscheidend. 8000 Russen
iseben sodt, 16,000 verwundet. (Das wäre das ganze Armee⸗
rpe! Vielieicht blieb nur der General Krüdener übrig!!)
London, 1. Aug. Der „Telegraph“ meldelt in se'ner
weiten Auszabe, daß südlich vom Balkan die Türken unter Sulei⸗
man Pascha einen Sieg erfochten haben; die Russen zogen sich, von
ZSuleiman verfolgt, gegen den Balken zurück.
Butkarefi, i. August. Das Kotps des Geseral Krüdener
vurde vorgestern bei Plewna unter riesigen Verlusten aus seinen
Bofitionen delogirt und bis Karadal zurückzeorängt. Mehrere Au⸗
zriffe auf Silistria durch die russische Dobrudscha-⸗Armee wurden
zleichfalls blutig abgewiesen. Die Einschließung Rustschuls erscheint
n Folge fortwährender Beunruhigung durch fliegende kürkische
Lolsunen tinthunlich. Der Czarewitsch verlangt unablässig Ver⸗
zärkangen. Generai Gurko's Korpz wurde durch Mehemed Ali
ind Reuf Pascha über das Thalbecken von Kajanlik umgangen,
ie Rückzugslimie ist ihm abgeschnitien. Seleimann Pascha mar⸗
Kolonnen von Schumla und Rasgrad her angeblich über Oschuma;
Osman Pascha dringt über Lowcza und Selvi mit dedeutenden
Zraften vor, um einen konzentrischen Angriff auf Tirnowa zu be⸗
verlstelligen. 27
Peterbburg, 1. August. Offic'ell wird aus Tirnowa vom
31. Juli gemeldet: Gestern griff General Baron Krüdenet aber⸗
mals Piewna an, aber ohne Erfolg. Näheres darüber ist nicht
belannt.
New-York, 1. Aug. Die Streikenden fahren fort, an
verschiedenen Punkten der Eisenbahnlinien in Columbia, Newe Yort
und Ohio den Verkehr auf diesen Linien zu stödren. Die Milizen
haben deshalb den Befehl erhalten, die Bewegungen der Eisenbahn⸗
üge zu schützen. In den wesilichen Staaten sind viele Streikenden
ind die Haupturheber der Ruhestörungen verhaftet worden.
— uen
Vernc8. J
Landau. Nicht 10,000 M., sondern so diel Gulden
hat der verstorbene Rath Keller dem hiesigen Bürgerhospital
dermacht.
F Speyer. Die Anstellungsprüfung für diejenigen Schul⸗
zienstexiprctanten, welche im Jahre 1878 aus den Schullehrersemi-
zarien entlassen worden sind, sowie für jene, welche sich dieser Prü⸗
ung in früheren Jahren nicht unterziehen konnten oder sich der⸗
elben wiederholt zu uͤnterziehen haben, nimmt am 21. September
. J., Morgens 8 Utzr, im hiesigen kgl. Schullehrerseminar ihren
Anfang. Gesuche um Zulassung zu dieser Prüfung sind, mit den
Zeugnissen der k. Local- und Districts-Schulinspecloren versehen,
durch die lezieren längstens bis 1. September i. Is. bei der lgl.
Regierung der Pfalz, K. d. J., eiazureichen.
Mänchen, 27. Juli. Das Ergebniß der mit den Wehr⸗
Fflichtigen des Jahrganges 1876 vorgenommenen Prüfung in Bezug
nuf ihre erlangte Schuibildunz ist folgendes: Oberbayern, Zabl
er Wehrpflichtigen 2429, mit mangelhafter Schulb lduug 28 —1,2
pCt.z Riederbahern 2323, mit mangelhafter Schulbildung 321,8
pCt; Pfalz 2104, mangelhaft 25— 1,2 pCt.; Oberpfalz 1970,
mangelhaft 37 1,9 pCt.; Oberfranken 1857, mangelhaft 8 — 0,4
»Ct.; Mittelfranken 1978, mangelhaft 4* 0,2 pCt.; Unterfranken
2070, mangelhaft 14 0.7 pat. und Schwaben 2013, mit
nangeihafter Schulbildung 8 0,1 pCt. Schwaben weist somit
die geringste Zffer der Wehrpflichtigen m't mangelhafter Schul⸗
pildung auf, hietan reihen sich Mittel-, Ober⸗, Unterfranken, dann
Dberbayern und die Pfalz, hernach Niederbayern; das ungünstigste
Kesultat trifft auf die Oberpfalz.
Mänchen, 31. Juli. In Röhrennach im bayerischen
Wald; wurds vor eilichen Tagen ein Austtagsbauer beerdigt, der
»as seltene Alter von 119 Jahren 4 Monaten urd einigen Tagen
erreichte. Noch kur; vor seinem Tode lecte der Mann Wegstrecken
on 2 Stunden cehne Unterbrechung zurück.
Mannheim, 31. Juli. Heute Nacht wurde auf dem
Schienengeleise oberhalb Friedrichsfeld ein Soldat des hiesigen In⸗
ianterie-Regiments in der Mitte entzwei gefahren; die Leiche wurde
heute Nachmiltag in das hiesige Militärlazareth verbracht. Ob
hdier ein Unglüsfsfall oder ein Selbstmord vorliegt, wird die einge⸗
leilete Untersuchung ergeben.
f Mainz, 29. Juli. In den lehzten Tagen sind zwei Ge⸗
cichtsentscheidu gen erfolgt, die auch für we'tere Kreife nicht ohne
Jateresse sind. In Budenheim schoß Einer zweschen eine Gruppe
‚on Tanzenden hinen und schoß einem Anderen das Auge aus.
der Beschädigte strengle Civilkllage an und das Gericht erkannte
hm d'eset Tate 12,000 M. Entschädigung und 400 M. Cur⸗
osten zu. Das wird ohne Zweifel Manchen vom Messerstechen
ind dergleichen besser zurückhalten, als einige Wochen Haft. —
der andere Fall behandelt die seiner Zeit gemeldete Schießerei von
dost ꝛeim. Ein Mädchen, dem ein nisederfallendes Seschoß einen
Zchadelsprung verursachte, irug als bleibenden Nachtheil Taubheit
in einem Ohre davou. Der Militärfiscus hat dafür 10,000
Mark sammt Zinsen vom 15. November 1875, die Kosten beider
Instanzen und sämmtliche Carkosten zu bezahler, Das wäre diel⸗
eicht auh der richtige Weg, um ein Mittel zu entdecken, wie die
Jvilbevoölkerung dor den überfliegenden Kugein an Schießplätzen
Jesicherl wird. Man bleibe von den Aecern und klage auf Scha—
denersaßz. (Germ.)
pP'Frankfurt, 80. Juli. Gegen den hier versuchten Fleisch⸗
nufschlag der Metzzer hat sich nicht allein ianerhalb dieses Hand⸗
verts seldst, sondern auh im Kreise des Publekuns eine gesunde
seaction geilend gemacht. Die Consumenten drohen die Kundschaft
aufzugeben, falls die Fleischlieferanten auf dem erhöhten Preis be⸗
ehen. Die Folge ist, daß die Megger ihrem eigenen Beschluß
zum Trotßz das Fleisch zun feitherigen Preis geben.
F Von einem Augenzeugen wird der „Kaisl. Z.“ mitgetheilt,
»aß am Mittag des 30. Juli bald nach dem Eintreffen des von
Mainz eiagefahrenen Zuges auf dem Main⸗Nelar⸗-Bahnhofe zu
Franifurt a. M. ein Eisenbahnunglück dadurch statigefunden babe,