Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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der St. Ingberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungeblatt, (Sonntags mit illustrirter Beei⸗ 
sage), erscheint wöchentlich viermal? Dieustag, Donnerstag, Samstag und Sonutag. Der Abonnementspreis beträgt vierteljahrlich 
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Me12538. eountag/ den 13. augunn 117. 
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Deutsches Reics 
Manchen, O95 Auguft.“ Nach der nun abgeschloffenen 
slechnung ũber die Erträge der dayerischen Staats:Eisenbahnen im 
Jehr 1876 ist der Budgetansatz für die Reineinnahme (rund 
30 700,000 i.) vis auf etwa eine Million erreicht worden. Es 
si dees dei den jchlechten Zeit⸗ und Verkehrsverhältnissen, dann 
zet dem Umsitand, daß mehrere neue Bahnstreden, deren Erdffnung 
m vorigen Jahre in Aussicht und deren Erträgriß daher mit in 
tzerechnung ge,ogen war, dem Betrieh verspätet übergeben werden 
nußten, immerbin ein eifreuliches Refultat. — Auch in diefem 
Jahre sind die Ertraͤgnisse der Art, daß man hinter dem Budget 
usatz nicht zurüczubleiben hofft. (6. N.) 3 
—Maunchen. Die „NN.“ schreiben: Unterm 14. April . 
J. wurde vom k. Staatminifsterium der Finanzen (F.⸗M.⸗Bi. S. 
WoO) belannt gegeben, daß die im kaufmaäͤunschen und fonstigen ge 
verblichen Verkehre von Privaten mit den Staals⸗ und anderen 
Mfentlichen Behorden und Anstalten üblichen Eingaben: und Corre⸗ 
pondenzen, insbesondere Anzeiger, Geschaͤftsempfehlungen, Pro' pelte 
ind Preiscourants, Bestellungen und Offerten von Waaren oder 
Diensileistungen, Subar: ssionen, Avisbriese u. Fj. w. — ebenso die 
Zeilage solcher Eingaben — stempelfrei belassen werden dürsen. 
dochdem wir die eigene Ersahrung gemacht, daß nicht einmal alle 
Stellen Kenntniß dvon dieser Entschliekung haben, exachten: wir es 
ur angezeigt, das Publikum von dem Bestehen derselben zu unter⸗ 
ichten, um es dadurch vor Zeite und Geldverlust zu schüßean. 
Bexbin, 10. Auguf. Die Kaif r⸗Jusammenkunst in Jichl 
t dvorüber. Berxeits gestern (9.) Vormittag ist Aaiser Wilhelm 
oieder abgereist. Ueber seinen Aufenthalt in Ischl melden die of⸗ 
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sfoßes Galodiner beim Kaiser Franz Joseph stait, der seinen Gasi 
zer sönlich zu demselben abholke. Außer dem Gefolge deß Kaisers 
Bilhelm waren zur Tafel auch diele andere hervorragende Persn⸗ 
ichkeiten geluden. Um 6 Uhr fand vor dem „Holel Elisabeth“ 
roße Auffahrt zum Ausfluge nach Halstadt statt, von wo man um 
zalb 10 Uhr Abendé zurückleyrte. Kaifer Wilhelm suhr mit der 
daiserin von Oesterreich, der Kaiser von Oesterreich mit dem Grafen 
Stolberg und der Kronprioz NRudolf mit dem Grafen Perponcher. 
dei ihrer Ankunft wogte vor dem mit Fahnen geschmückten und 
danzend erleuchteten . Hotel Elisabeth' eine dechte Meuschenmenge, 
velche die beiden Monarchen mit sympaihischen Zurusen begrüßte. 
Der Nurpark war mit Lamp'ons prachtoell erleuchtet und zwei 
dopellen spielten in demselben. Eine Reunion beschloß den 
Adend. Um Donnerstag früh neun Uhr hat Kaiser Wilhelm, 
vie jchon bemerkt‚ die Rückreise angetreien. Kaiser Franj 
Joseph hegleitete ihn bis Ebensee. Der Abschied des Kaiseas Wil⸗ 
selm bdon dem Kaiser Franz Joseph der Kuiserin Elisabeth und 
»em Kronprinzen Rudolph war ein sehr herzlcher. Ueberhaupt 
rat wähtend des ganzen Zusammenseins das aufrichtigste Einver⸗ 
nehmen beidet Monarchen zu Tage. Soweit die officiellen Mel⸗ 
ungen. . 
Ausland. 
Wäen, 9. August. In Hofkreisen wird verschert, Rußland 
jabe, durch den deutschen Kaiser nicht die Erlaubniß zur Passage 
durch Serbien erbeten. Neue, an Herrn von Bülow (1) unterwegs 
wo gelangte Dispositionen (von wem 7) haben diese Unterlafsung 
deranlaßt. Man wollte eine voraussichtlige Ablehnung Oesterreichs 
richt provociren. Dos Ergebniß der Entrebue in Ischl ist die Neu⸗ 
efestigung des Dreikaiserbundes und die Uebereinlunft der weiteren 
kinhaltang strengster Reutralieät. An den Kaiser von Kußland 
vurde ein chiffrirtes Telegramm aufgegeben? In der Handelabertrage⸗ 
Angelegenheit ist eine Einigung vordereitet. 
Wien, 9. August. Die „Polit. Corresp.“ meldeh: Berichten 
us Berlin zufolge hätte Schit Ali, der Emir von Afghaniftan, 
iem Drucke der Vollsftimmung nachgebend, den heiligen Ktrieg 
zegen England proelamirtt. 77 — 
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Paris, 9. August. Marschall Mac Mahon begiebt sich 
am 17. d. nach St. Etienne zum Besuche der dortigen Manu— 
aeturen. Thiers geht zur Badecur nach Dieppe. 
London, 9. August. Oberhaus. Der Premierminister 
dord Beaconsfeld erklaärie: „Im Anfang des russisch- türkischen 
rieges lündigle England seine strenge, aber bedingte Neutralität 
an. Die Bedingungen sind in der Note Derby's vom 6. Mai ds. 
I8. niedergelegt. Die russische Antwort lautete vorsöhnlich und 
reundschaftlich, Es ist kein Grund zu zweifeln, daß Rußland die 
Jedingungen bedbachtet. Die Aufrechthaltung jener Bedingungen 
Englands Politit··.. 
VPermischtes. 
Die Erdffnung der Feldjagd für das Jahr 1877 ist 
üt Feldhühner und Wachteln auf den 16. August, für Hasen auf 
»en 15. Sept. festgesetzi. (Sp. 3.) 
fLandau. Die hiesige Gewerbschule war im abge⸗ 
aufenen Schuljahr von 1653 Schülern besucht, von denen am 
5chluß noch 136 vorhanden waren; die mit derselben verbundene 
ewerbliche Fortbildungsschule zählte in ihren drei Abtheilungen 
klementarabtheilung, Fachabtheilung und Zeichnenschule) zusammen 
45 Schüter. Mit dem neuen Schuljahr wird die hiesige Gewerb⸗ 
qhule in eine fechseurfige Realschule umgewandelt. 
7 Munchen,é 7. Uungust. Der Fremdenverkehr ist in hie— 
iger Stadt so spärlich, daß wmehrere Gasthofbesitzer ihre leeren 
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7Landsahut, 8. August. Vorgestern fanden drei Hand⸗ 
verlaburschen ine der Nähe der Straße zwischen Landshut und 
Ziecht ein Poquet2000 M. in Obligationen enthaltend.““ Die 
jinder drachten die Papiere zum Bankier Böhm, bei dem sich auch 
m anderen Tage die Eigenthümerin meldete. Dieselbe hatte die 
bligationen in die Stadt mitgenommen, um nachfehen zu lassen, 
d die Nummern noch micht gezogen seien, und fie dann auf dem 
eimwege verloren. Die redlichen Finder hatten, wie sie selbst be⸗ 
anuten, kenen Kreuzer Geld mehr und waren über den Finderlohn 
hr erfreut. 2 WM.A.) 
fOr. Ritcolaus Thoemes in Stultgart, welcher wegen wissent⸗ 
icher Hilfe leistung bei dem zu Marpingea durch angebliche Mutter⸗ 
ottekerscheinungen verübten Betruge zur Untersuchung vorgeladen 
st, jordert in der Germania? alle diejenigen auf, welche äußere, 
re soare, beweisbare Thatsachen, duffallendeoder wunderbare 
deilungen 2c. die sich als Folge der Marpinger Ereignisse dar⸗ 
'ellen, kennen und vor Gericht bezeugen wollen, dieselben zu seiner 
denntniß zu bringen. Die Marpinger Affaire wird in der nächsten 
Session im Abgeordnetenhause sestens des Centrums zum Gegen⸗ 
tande einer Interpellatou qemocht werden. (cilb.) 
7Frankfurte S. August. Gestern wurde ein junger 
Mann verhaftet, der aus der Kafse seiner Eltern 400 M. genommea 
hatte. In dem Zeitraum von zwei Stunden, wwischen der Ent⸗ 
deckung und der Verhaftung, hatte er schon 100 M. vorausgabt. 
fUeber zweibeinige Koloradokäafer wird aus Köln 
olgendes gelungene Histörchen gemeldet: Am vergangenen Dienstag, 
noch ehe der Morgen im Osten heraufzudämmern begann, krochen 
or einem unserer Thore mehrere Geftalten auf Händen und Füßen 
n einem Kartoffelfelde umher, machten in dieser Stellung die 
Zirducher aus, sammelten die Knollen in kleine Behältnisse und 
eerten diese, so oft sie gefüllt waren, mit großer Eile in dastehende 
Zacke aus, um dann sofort wieder die liegende Stellung anzu⸗ 
ehmen und zwischen den Furchen umher zu kriechen. Die Säcke 
baren nahezu gefüllt und, wie es schien, sollte noch eine leßzte 
Sammlung begonnen werden. Eben sah die Sonne mit ihten 
rsien Strahlen neugierig dem Treiben der Burschen zu, da mit 
inem Male stürzie eine Anzahl Gärtner, die bis dahin sich ver⸗ 
‚orgen gehalten, herbei, jeder dewaffnet mit einem derben Prügel; 
die Tinheimser der Kartoffeln versuchten zu enifliehen, allein ver— 
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