1000 Personen, geraubt 80 Madchen. Die eingelei tete Untersuchung
ft eine Komddie, da 100 am Blutbad betheiligte Tjcherkessen den
Muiessariff Ali Bey begleiten, um die Schuldigen aufzusuchen und
Zurt Mehemed Ali auf freiem Fuß blieb.
Der „Ordre“ kundigt an, daß er in den nächsten Tagen eine
fehr bedeutende Arbeit des Obersten Baron Stoffel, des ehemaligen
Nilitarbevollmachtigten am Berliner Hofe über die Besorgnisse eines
Zriegs mit Deuischland verbffentlichen werde.
ZSondon, 185. August. Wie dem „Reuterschen Bureau“
aus Konstantinopel vom heutigen Tage gemeldet wird, hat die bei
Hagdad stehende Armee in der Staͤrle von 35,000 Mann Befehl
erhalten, nach Konstantinopel zu marschiren. Dieselbe wird ihren
Weg durch das Euphranthal nehmen und soll in Bagdad durch
Miliztruppen ersetzt werden. Im Falle einer Kriegserllärung seitens
Serbiens, soll die Pforte beschloffen haben, sich in der Defenfibe
zu halten. Aus Schumla wird dem genannien Bureau gemeldet,
daß eine Recognoßcirungdabtheilung gegen Aüstendsche vorrückte und
diesen Ort von den russischen Truppen geräumt fand. Dieselbe
narschirte von dort nach verschiedenen Richtungen vor, ohne auf
cussische Truppen zu stoßen.
Butarest, 16. August. Von den ruffischen Batterieen bei
Slobosia aus wurde gestern Abend Rufstschut beschoffen, woselbit eine
Feuersbrunst ausbrach, die Mitternacht noch andauerte. Seit heutt
sruh 5 Uhr beschießen die Türken Giurgewo; von den Russen
wurde das Feuer bisher nicht erw'dert.
Konstantinopel, 15. August. Eine von der Regie⸗
rung veroffentliche Minheilung constatirt, doß die Russen Jenisagra,
xdinagra, Kesanlik und die übrigen von ihnen beseßten Orischaften
diesseiis des Balkans geräumt haben.
Reuters Bureau meldet aus Erzerum, 13. August:
Bestern trafen 4 Bataillone mit Cavalerie und Artillerie als Ver⸗
fiackung der Ruffen bei Za'm ein, wo gleichzeitig die Colonne
Melikoffs eintraf.
Peterbburg, 15. August. Die Nachricht von der Mo⸗
hilifirung der gesammten rusfischen Atmee wird durch das striegs
ninisterium officiell für unbegründet erllärt: mit Ausnahme eines
Theiles der Garde und der Linie, deren Mobilisirung bereiis
fruͤher in Aussicht genommen wurde, werde kein weiterer Truppen⸗
Heu mobilisirt; keine einzige Compagnie babe ihre Garnison
derändert.
Vom Kriegsschauplatze werden für die nächste Zeit wichtige
Nachrichten nicht etwartet, wie es scheint, und so beschäftigt sich
die geche Presse der verschiedenen Laänder wieder mehr mit den
zinschiägigen diplomatischen Fragen. Eine Correspondenz aus Oester⸗
reich vom 14. d. M. in der „Allg. Z.“ glaubt, daß in Rußland
ich bereiss der Wunsch eines ledlich ehrenvollen Friedens rege.
urjlich tauchte aus Konstantinopel die Meldung auf, daß die
Pforte zu einem Separatfrieden geneigt sei; nun taucht, so schreibt
zie Correspondenz, „diefelbe Geneigtheit auch im russischen Lager,
undchst freilich nur in der russischen Presse auf. Die russischen
Flatter erinnern die Regierung — die offenbar erinnert sein will
vdatan, daß Europa auf die Erschoͤpfung der beiden Kriegfüh⸗
renden speculire, um ihnen dann den Frieden vorschreiben zu lönnen;
die Blatter mahnen deßhalb die Regierung, nicht zu warten, bis
ihhre Armee wirklich erschoͤpft sein werde, sondern Frieden zu
cließen, so lance sie noch über eine frische Armee gebiete.“ Der
Torrespondent meint, solche Aeußerungen in russischen Blaͤttern
seien mindestens von bemerkenswetiher „ympiomatischer“ Bedeutung,
nd er halt dafür, daß, wenn man sich auch noch kürzlich vor dem
Worte „Separatfriede“ vielfach entsetzt habe, sich die Verhältnisse
doch bis heute schon wesentlich geändert hälten, „und schon hört
man haufig die Aeußerung, daß Oeslerreich dem siegreichen Rußland
manches hatte derweigern müssen, das es dem besiegten oder einem
Rußland, welches zum mindesten nicht im Stande war, die Türkei
niederzuwerfen, zugestehen könnte.“ Ein Separatfriede würde ‚heute
ür Europa min er gefährlich sein als vor Wochen, und die Mächte
ürfien, ohne den Vorwurf der Friedenestörung auf sich laden zu
wollen, kaum mehr ihn zu hindern geneigt sein, da ein solcher
Friede doch noch immer gar keinem Frieden und der Fortdauer
des Kosalen⸗ und Nizam⸗e Gemegels, das den Namen Krieg gar
nicht verdient, vorzuziehen wäre. Wir geben hier selbstverständlich
nur die Anschauungen wieder, die in unseren officiösen Kreisen im
Schwange gehen“. Andererseits aber begegnet man auch der ganz
entgegengesetzten Auffassung, Rußland denke gar nicht an Frieden,
ein Friede mit blos scheinbaren Ergebnissen wäre eine nicht wieder
zutzumachende Niederlage für die innere und äußere Macht der
russischen Regierung.
Rermischtes.
F Zweibrücken, Unter'm 4. April 1875 wurde der
als stäändiger Arbeiter bei der Actiengesellschaft Eisenwerk Kaifers⸗
sutern bajchaͤftigte Taglöhner Theob. Kratz von Elmstein, dermalen
Saiserzlautern wohnhaft, dadurch verlezt, daß bei'm Transbort
eineß mit Steinen beladenen Wagens auf einem dem Eisenwerf
ehörigen Geleise die Brücke, auf welcher dasselbe angebracht war
asammenbrach, den genannten Kraß an die Böschung drückte, und
hin, abgesehen von ein'gen kleineren Verletzungen, einen doppelten
Bruch des rechten Schenkelknochens verursacte, so daß derselbe heute
roch nicht ohne Beihilse dritter Personen das Bett verlassen kann.
Iuf eine von Kratz erhobene Klage verurtheilte das kgl. Bezirks⸗
sericht Kaiferslautern unter'n 7. Febrnar d. J. die genanpte Uc⸗
iengesellschaft zur Zahlung einer Entschädigungssumme von 10,8985
M. 87 Pteg. inci. der Proceß⸗, Experten⸗, Doctor⸗ und Apotheker⸗
osten, neb Zinsen aus dieser Summe zu 5 pCt. vom Tage der
Zliage, 11. December 1875 an. Gegen dieset Urtheil ergriff die
allgemeine Unfallversicherungsbank Leipzig, bei welcher das Eisen⸗
veri Kaiserslautern versicherl ist, das Rechtämittel der Berufung
ind kam die Sache in der Sitzung des lgl. Appellationsgerichtä
zahier vom 1. 1. Mis. zur Verhandlung; es wurde in deiselben
hie zu leistende Entschädigunggfumme im Ganzen auf den Betrag
don 10,595 M. 88 Pfg. festgesetzt; anch wurde der appellantischen
Zank die Koftea der Appellinstanz zur Last gelegt. (Pf. V.)
fDie Schüler des oberen Kurses des Lehrerseminars in
ZRaiserslautern haben bis auf einen das Zeugniß der Reife er⸗
halten; neu aufgenommen in die Anstalt wurden 40 JZöglinge.
FNeustadt, 14. Aug. Ueber die Schwindeleien der
heiden Putzmacherinnen Striby und Flick erfährt man wenig positive
Minheilungen. Zu constatiren ist nur die Thatsache, daß die Pas⸗
ᷣben kaum höher als 100,000 Mark sich belaufen werden. Merk⸗
vürdig ist, daß weniger das Landvolt, sondern mehr die benach⸗
darien Städte, ja selbst Speier und Mannheim ein bedentendes
Tontingent nach Wucherzinsen lüsterner Giwmpel geftellt haben.
FDie am Sonntag in Ebernburg versammelt gewesenen
Ausschüsse der Verschönerungsvereint der Pfalz und des Rahethales
haben die Abhaltung einer Versammlung in Neustadt a. H. im
daufe des Sepiembers 1877, ferner ein eipheitliches Zusammen
Jeben der genannien Haupt- sowie der Lolalvereine, endlich die
usführung von Verschönerungen am Rheinzrafenstein, nomentlich
die Berbindung zweier dortiger Felsen durch tine Brücke, beschlofsen.
pDie Rechnung der Frankenthaler Gefluüͤgelausstellung
chließt bei einer Einnahme von 53356 M. 34 Pf. mit einem
Saat Ueberschuß von 280 M. 28 Pi.; hiezu kommt noch der
Werth der sür die Auestellung angeschafften Käfige mit 1096 M.
13 Pf., so daß der Gesammtgewinn 1376 M. 71 Pf. betragt.
pDie Verwaltung der Frankenthaler Kreis · Armen und
Zranken Anstalt hat kürzl'ch eine trächtige Kuß um 700 M. ver⸗
anft, ein Preis, bei wel hem den Feeischkonfumenten e'n gelinder
czchauder überläuft.
(Schuldienst-Erlediguungen.) Zu Oppar,
Zanton Frankeythal, 2 prot. Verweseifiellen (an der gemischten Vor
ereitungs⸗ und an der prot Maͤdchenschule.) Gehalt 340 M.
Frgänzungszuschuß 90 M., Theuerungt zulage 135 M., für ab⸗
vechstungsweisen Unterricht an der Foribildungsschule im Winter
15 M., für Schulsaalbeheizung 00 M., Sa. 900 M; außerdem
freie Wohnung und Leistung der Penfions und Wittwen Kaffe⸗
Beiträge durch die Gemeinde. Termin: 831. Aug. Perfonlich
hJesucheinreichung.
fEine Pfalzer Erbschaft. Mit dem croßen 150
Dislionen Dollat Prozeß verhaält es sich des Näheren so:
Der Oberst „Henth“ Beder wanderte im Jahre 1741 über
Notterdam mit dem Schiffe „Molly“ nach Amerika aus und starb
afeldst im Jahre 1801 oder 1802 als Junggeselle. Beder foll
leißig und sparsam gewesen sein und ein bedeutendes Vermögen
xwocben haben, welches er zum großen Theil in Grundeigenthum
ralegte. Er soll unier Anderem einen Strich Landes erworben
saben, auf welchem späterhin Becherville in dem pensylbanifch⸗
zeuischen Countyh Berks entstand; außerdem soll er einen großen
dandsirich an der driiten Straße in New York, und in Philadel⸗
hia das Land zwischen 4. 5.. Gieen und Vine Sitaße., durch
welches die Yort Avenue führt, besessen und 16 Segelsqgiffe geeignen
jaben. Ferner soll er bei seinem Tode mehr als 3,000, 000 Dol⸗
ar in verschiedenen Banken und Sparbanken deponirt gehabt haben.
Dieses ganze riesige Veemd jen soll er num seiner Schwester Anna
Facbara Mandler in Kirchheinbolanden in der Rhinpfalz vermacht
saben. Diese Schwester hatte zwei Söhne, Nimens Ludrig und
heorg, denen zwar der Reichthum belannt war, die aber nach dem
Tode ihrer Eliern nie den Versuch machten, in den Besitz des
stachlasses zu gelangen. Nach und nah gerieth angeblich die ganze
Ungelegenheit bei der Ma dler'schen Familie in Vergessenheit und
ur hier und da hörte man noch die alten Mitglieder von dem
reichen Oheim in Amerika eczählen.
Im Jahre 1829 wurde jdoch die Familie wieder daran er⸗
nnert, als ein Brief von einem gewissen Henry Burlhard von
Hhiladelphia in Kirchheimbolanden eintraf, durch welchen dieset
ine Vollmacht von der Familie verlangt, um die Ecrbschaft den
Zenth Becker erheben zu können. Diese Vollmacht wurde aus