Full text: St. Ingberter Anzeiger

sterialreskript mit Befriedigung Keuntniß hiervon genommen und 
gleichzeitig 1300 M. als Zuschuß aus Centralfonds bewilligt, um 
dicse Porträge ihe mehreren pon Hexrn Dr. Seelhorst noch nicht 
oesehien Sladten fortsehen zu konnen. Es soll hierbe! namevtlich 
die Pfalz berxügsichtigt werden, da unsere Kreistegiernng schon früher 
daß Ersuchen gesleslt ünd zunächst die Stadte Katfettstautern wei · 
zrücken, Pirmasens, Frankenttal, eventuell auch Neustadt und Speyer 
iij Vorschlag gebracht hat.6 
Mänchen; 81 Aug.“ Vorgesttin fund einmit· seinem 
Eteweib auf Wanderting hierher begriffener armer Eisenbahnarbeiter 
uus Oderfranken in der Gegend von Bichl (bei, Benediltbeuern) auf 
der Landftraße einen erhebl chen Geldbetrag (14,000 Markh) und 
saäumte nicht, den Fund bei der Ankunft dahier bei der k. Polizei⸗ 
direktion unangetastet zu hinterlegen ·— 
Die Fruchtpreise tommen in's Sinken. So wird aus Vil s⸗ 
dofen (Bayern) berichtet, daß auf der dortigen Schranne am 
20. Aug. der Weizen per Doppelhektoliter um 4 M. 57 Pf. ge⸗ 
callen ist und auch das Korn eine weichende Tendenz bekundete. 
— Da werden wir wohl auch endlich einmal ein Herabgehen des 
Brodpreises registrirea können. 
F Baden, 3. Sept. In vergangener Nacht ist auf der 
ziesigen Promenade ein bedeutender Diebstahl im Uhrenlager von 
Schwan derübt worden. Der Dieb ist über das Glasdach an den 
Zerkaufsbuden gestiegen, durch das benachbarte Magazin des Bijouterie⸗ 
ndlers Maicellini (welcher vom Dieb merkwürdiger Weise ver⸗ 
schont blieb) in das Schwan'sche Verkaufslokal eingebrochen und 
hat Taschenuhren im Gesammtwerth von 25.000 Mark gestohlen. 
tIn Dären ihtein falscher Fünfzigmärkschein angehalten 
worden. Er ist täuschend gut nachgemacht; nur die Farbe des 
Drudkes ist mehr bräunlich als schwärzlich und das Wasserzeichen 
aicht klar.. 
7 In der neuesten Nummer der „Gartenlaube“ ist Folgendes 
zu lesen: „Eine Mutter von 5 Kindern, die Fraͤu eines armen 
zeutschen Lehrers, welcher bei einem sehr getingen Einkommen seine 
zahlreiche Fam Le kaum ernähren kann, bittet um eine abgelegte 
RNähmafchine; die Redaction der „Gartenlaube“ wird etwaige An— 
erxbieten gern annehmen. 
fMausefallen für Briefe, so bezeichnet drastisch, 
ider nicht mii Unrecht das „L. Tagbl.“ die Drucksachen unter 
Schle'fe oder Kreuzband, in welche sich leicht und oft Briefe 
chieben, die schließlich ganz verloren gehen, ist der Empfänger der 
hetreffenden Kreuzbandsendung nicht xücksichtsvoll genug, die einge— 
ichobenen Briefe der Post zurüchzugeben. So wurden vor einiger 
Zeit in einer Leipziger Kreuzbandsendung nicht weniger als sieben 
Zriefe gefunden, welche sich unter die Schleife geschoben hatten. 
Am Leipziger Hauptpostamte ist ein besonderer Kasten für Kreuz⸗ 
bandsenduͤngen angebracht, welcher mit den Briefkasten in keiner 
Berbinduug steht. Würde überull eine solche Trennung hergestellt, 
so würden die obengedachten unangenehmen Zufaälle, wenn auch nigt 
zanz aufhören, so doch sich vertingern. 
kBerlin, 8. Sept. Ein Fabrikant in der Dresdener 
Straße, welcher gemahlenen Pfeffer und eben folche Cassia vera 
(Zimmet) fabricirie und in großen Mengen an Detaillisten absetzte, 
war von einem entlassenen Arbeiter denuncirt worden. Die Staats⸗ 
auwaltschaft stellte sosort Ermittelungen an, welche die Angaben 
des Arbeiters bestätigten. Eine Commission begab sich nun in die 
Geschäftsräume des Fabrikanten, versiegelte den gesanmiten Waaren⸗ 
voralh, die Geschäftsbücher, schiotz das Geschäft und untersagte den 
Weilerbeirieb der Fabrikation. (Kecht gur! Wenn es nur überall 
geschähe! Es floriten dergleichen Geschafte noch eine Menge, und 
aicht hlos in Berlin.) 
Die Brandchronik von Böhmen nimmt seit einigen Tagen 
erschreckende Dimensionen an. Nachdem am 25. d. M. in Tachau 
aber 100 Häuser ein Raub der Flammen geworden sind, wird 
bom 27. aus Ronow bei Rimbura gemeldet, daß dort über 40 
Zauser sammt Nebengebäuden eingeäfchert wurden. Leider kanen 
hierbei auch drei Kender in den Fiammen unm. 
x In Wien ist der letzte Sproß eines Geschlechts gestorben, 
dessen Adel sich an die Erreliung des Kaisers Mox aus Todes. 
gefahr knüpfl. Den Weg von der Martinswand herab zeigte dem 
schon derzagenden Kaifer einst ein Bauernknabe, und als Hollauer 
bon Hohevfeljen“ kum er nach Wien. Vor eirigen Tagen wurde 
der Leßte des Namens ju Grabe getragen, und in jeinem Stamm⸗ 
haus in Wien wohnt jetzl Fanny Elsler, die chedem so gefeierte 
Zanzeriin. — 
fIn Efsathz in Ungaru wurde in einer der letzten Nächte 
die Stadtkasse, welche mit dem Steine, an dem sie befestigt, war, 
sechs Tentner wog, gestodlen. Sie enthält 5800 Gulden.“ Unter 
den dieses Diebstahls Verdächtigen soll sich auch ein Stadtrepraͤfen⸗ 
lant besindeen. 
f Man scheint den Verübern des großen Raubes von Wetth⸗ 
badieren auf dem Weg von London naqh Paris auf der Spur zu 
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ein. Am Donnerstag stand vor dem City Polizeigericht im 
Mansion Hounse ein Franzose Ramens Cbarles Martin alias Mar⸗ 
tineaun, unter dem Verdacht, an dem groben Diebstahle von aus⸗ 
andefchenn Bondernenint. Gesamntbetruge von 70,000 Pfd. Sterl. 
weicher in der Naͤcht dis 1. Juͤniaufl der⸗ Eifenbahntahrt von 
dondon nach Paris veruͤbt wurhe. Retheiüngt gewesen zu fein. Der 
Angetlagte dersuchten vor einigen Tagen zwei russische Bönde in 
Besroge von je 100 und 60 PidSit. bei einem Goldwechsler in 
Zondonzu verwerthent; wobei⸗aber entdeckt wurde, daß dieselben 
—— gestohlenen Effekten bildeten. Nach Vernehmung 
iniget Belastungszeugen wurde die Verhzandlung behufs Beschaffung 
vtiterer Beweismomente vertagt. 57 J 
ni Fign'H'oorin (Holland) sollte neulich ein junger Mann vor 
der Milisär⸗Kommifsionbehufs der Aushebung erscheinen. Statt 
seiner dam ein Attest des Arztes, in welchem erklärt war, der ge⸗ 
dachte Jüngliag ser zu dick,‚ als das er sich vom Platze bewegen 
öznnte. Man drehte also den Spieß um, die Komm'issson resp. ihr 
irztlicher Beiralh begab fich zu unserem Helden, Nach einer kurzen 
Auterfuchung stellte der Miütärarzt dem jungen Manne ein Zeuguniß 
aus, daß er 260 Kilogramm wiege und deßhalb zum Militärdienst 
untauglich saeee. — 
7 (Zum Nithilisten⸗Proceß.) Unter den 198 Per'onen, weilche 
zei dem bevorstehenden großen Prozeß der Nihilisten in Peters⸗ 
hurg vor Gericht gestellt werden, befinden sich 82 Edelleute, 17 
gewesene Beamte, 7 gewesene Offi,iere und 83 Prieste. 
In einem russischen Dorfe bei Pensa eischienen küczlich zwei 
gäuerinnen mit ihren Männern vor dem Gemeindegericht, um 
Jegenseitig wegen schwerer Verbalinjurien Klage zu führen, Das 
bäre nun nichts merkwürdiges, denn dergleichen lommt überall vor, 
ber hier war es der Anlaß zu einem unbergleichlichen salomonischen 
Artheilsspruch. Das Gemeindegericht resolpirte: da die Beleidi⸗ 
zungen der Klägerinnen gegensestig gewesen, die eine zwei, die 
indere drei Tage für die Gemeinde arbeiten zu lassen; die werthen 
xkhemänner aber, da sie es nicht verstanden, ihre Frauen in ge⸗ 
söoriger Zucht und Ordnung zu halten, mit fünf Ruthenhieben d 
Herson zu regaliren. . 
7 Provrantpreife im russischen Lager. In einem 
zrief des russischen Rittmeisters Pelechin aus dem Lager von Rust⸗ 
huk ist u. A. zu lesen: „Wir Officiere der Süd-Arme kämpfen 
rtwährend mit dem größten Mangel an den primitivslen Lebens- 
edürfnissen. Es sehlt uss an Salz, Brod, Zucker, Thee u. J. w. 
Wenn aber die gütige Vorsehung Gottes uns endlich einen Marke⸗ 
ender sendet, so müssen: wirs sfür die schlechteste Prodiantwaate 
inen enormen Preis bezahlen. Domit Sie Sich hiervon eine 
Idee bilden, will ich Ihnen beifpielsweise anführen, daß ein Pfund 
Zucker mit 1 Rubel 75 Kopecken (2fl. 20 kr. österr.), ein viertel 
ßfund schlechter Thee mit 8 Rubela (4 fl.), ein Laib Brod mit 
50 Kopeien (80 kr.) und eine Flasche Bier mit 2 Rubel (2 
L.60 kr.) bezahlt werden muß. Wir würden glücklich sein, wenn 
uns die Städie statt des Geldes Proviaut in natura senden würden.“ 
pNew⸗York, 3. Sept. Ein großes Feuer hat in 
dale's Pianoforie Fabrik in h'esiger Stadt stattgefunden. Die 
Fabrit und mehrere anstoßende Gebäude branuten nieder. Eine 
zroße Anzahl Menschen soll umgekommen sein, uach einer, ver⸗ 
muithlich übertriebenen Schätzung sogar 100 Personen, 20-2 30 
Denschen sind verletzt worden, während sie aus den oberen Fenstern 
prangen. Eine Maͤschinen⸗Spritze mußte von der Feuerwehr auf⸗ 
Jegeben werden, weil die Hitze zu gioß wurde. Schl'eßlich wurde 
man des Feuers Herr, indem man Wasser aus dem Hudsonflusse 
jum Gebrauche der Spritzen pumpte. Der Schadin (es brannten 
38 Haäuser ab) wird auf 1,550,000 Doll. angegeben. 
Rach Berichten aus Utah ist die Verwaltung der Mor— 
monenkirche in die Dände von zwölf Aeltesten, den sog. „Aposteln, 
übergegangen, von denen sich zwei gegenwärtig in England auf⸗ 
halten. — Rod einer Depesche der, Times“ hat Brigham Ybungs 
Tod wenig Aufregung in der Salzseest adt verursacht. Sein Nach⸗ 
olger wird nicht underzüglich gewählt werden, wahrscheinlich wird 
s sein Sohn, John Young, weirden. Allgemein wird geglaubt, 
Beigham Youngs Tod werde den Verfall der Mormonenkirche in 
Iias beschleunigen. 
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α— Handels« und Berkßehrs⸗Nachrichten, 
Der neueste Wochenausweis der dxutschen Kei 26an!l laßt eine 
edeutende Zunahme des Geldbedarfs erkennen, indem die Kassenbestände 
ich um 220 Millionen M. derringert, der Wechsel-Vorrath um 114 Millionen 
R., der Lombard⸗Bestand um 5 Millionen M. und der Notenumlauf um 
24 Millionen M. zugenommen hat. Die gleich zeilige A der läglich 
alligen Berbindlichleiten um 26 Millionen M. ibt zu der, Vermuthung 
Anlaß, daß nicht bios die Bedürfnisse des Ulnmo sondern noch andere Fak 
dren m der obigen Geftaltung des Bank⸗Siatus beigetragen haben. Die 
rntziehung der Vaarmittel scheint hauphsachlich auf Giro⸗Gonti erfolgt zu sein, 
nweicher Beziehung man der Berliner Bant⸗Firma Mendelssohn u. Cie. 
einen hervorragenden Antheil an der indeiretenen Veränderung zuschreibt, 
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