Full text: St. Ingberter Anzeiger

Sl. Ingbeiler Nnzeiger. 
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M 16. v * Dienstag, den 80. Janrar J J cà J 1877. 
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Deutsches Reih. 2 
Muünchen; 27. Jan. Die 22. allgemeine deutiche Lehrer⸗ 
p rsammlung vom 22. bis 24. Mai d. Irs. soll in Fücth abge⸗ 
dalten werden, nachdem der dortige Magistrat daselbst in freundlichster 
Weise fich bereit eiklärt hat, dieselbe gastlich aufnehmen zu wollen. 
Der engere Ausschußß ersucht diejenigen Fachgenossen, welche dabei 
Vorträge zu halten oder Thesen auffzufst⸗len gedeute, den Geschäfts ˖ 
sührer des engeren Ausschufses —in Gera, Hen. Mörle, wöhlichst 
dald davon in Kenntneß zu setzen. 5 
Berlin. 27. Jan. Dos Stadtgericht sprach heute die de⸗ 
finitide Salteßung der „socialistischen Ardeitecpariei in Deutschlande, 
mit dem Sitz in Hamburg. aus; ebenso die Sch'ießung des Ber⸗ 
liner jocialinischen Wahlvereins für den Geltungsbereich des preu⸗ 
zischen Veremsgesetzes und verurtheilte die Socialistenführer Hen⸗ 
aisch, Qerassi, Greiffenberg und Geib zu mehrwöchenilichen Ge⸗ 
jangnißstrafen. 
Dassel dorf, 27. Jan. Heute starb nach kur, er Krankheit 
der hier in wilitärischer Siellung befindliche Herzog Eugen von 
Wuͤrtte aberg, Gemahl der Großfürflin Vera von Rußland. 
Ausland. 
Jassy, 27. Jan. Hier herischt große Panik über die hier⸗ 
her qelangte Meldung, welche den Einmarfch der Russen als nahe 
dadorstehend sizualisitt. Das russische Haup quartier soll nach hier 
derlegt werden. 
rung und Cdatelineau mit den Franctireurs de la Bretagne die 
üdl che Sicherung (nach Braceuxr) Übernehmen. Genergl Mau— 
andy ließ nach seiner eigenen Berichten die L. Brigade seiner 
Divsion im wesilichen Theil des Parks Stellung nehmen. Da 
neldete, so berichtete Beneral Maurandy, ein Unteroffizier, daß der 
Feind in den Park eingedrungen sei, worauf sofoct ein ge Bataillone 
nach der Parkmauer entsendet wurden. Doch diese konnten schon 
nicht mehr an den Ort ihrer Bestimmung gelangen, da die Park⸗ 
nauer bereits in den Händen des Feindes war. Da beginnt, so 
ahrt General Maurandy sort, auf einmal ein urchtbares Klein⸗ 
zewehrr- und Geschüßfeuer, die Truppen halten nicht mehr Stand 
and ziehen sich auf die im Schloßhofe aufgefabrene Reserbe⸗Batlerie 
urüd, der Rest der Kolonne wird in den Rückzug mit verw celt, 
»er, wie der General sagt, ‚en bon ordre“ nach Bracieur aus— 
zeführt wurde. Selbst mit Stolz und Genugthuung muß aber 
eder bei jenem Gefechte Betheiligte erfüllt werden, wenn er au 
Schlusse in dem Berichte des französis hen Generals liest, daß 18,000 
MNaan und 18 Geschötze das Schloß angegriffen hätten. 
Der taknsche Erfolg, der er ungen wurde. war sehr groß. Die 
ʒei Chambord gefochtene Division Maurandy war nach cinem späteren 
Berichte Chanzy's am 283. Dezember noch nicht reorganisirt, mußte 
daher vollständig aufgelöst und zersp engt gewesen sein. Durch 
ae Gefecht von Chambord in Verbindunc m'it dem gilücklichen 
Besechte des 1. Bataillons unseres Regiments, war der Weg für 
das 9 Armee-Corps noch Blois frei und mußle der bei Marchenoir 
ampfeuden Armee Chanzh's begründete Besorgnisse für ihren Rücken 
inflößen. In der That gab auch schon am 10. Dejzember die 
Armee Chanzh's ren Widerstand auf und zog sich auf Le Mans 
urück. Durch die jetzt wödgliche Beseßzung Blois war aber vor 
Allem eine Vereinigung der Armeen Chanzh's und Boubaties 
(der bei Bourges stand) die über Romocanfin-Bloi⸗ ousgeführt 
werden sollte, unmoͤglich gemacht. 
Zum Schlusse bete ich Sie, verehrte Leser, mir nochmale 
'n Gedanken nach jenem stolzen Konigsschlosse an der Loir zu 
solgen. 
Dort steten in der hoͤchsten Spitze det Schlofses oon deutscher 
Hand e ogeschrieben die Worte: 
„D eses Schloß, verthe digt von 3000 Franzosen, wu⸗de am 
D. Dezember 1870 don 3 Oifizieren und 54 heisijchen Soldaten 
erstürmt.“ 
Die Erstüriung des Schlosses Chambord durch 8 
Offiziere und 3N2 Mann der 8. Kompagnie des 
aroßih. hessisch.u A. InfanterieNRegiments am 9. 
Dezember 1870. 
(Soluß.) 
Die Zahl der Gefaugenen war nun bis Nachts 12 Ubr auf 
140 Oifitiere und circa 300 Manu gestiegen. Dieselben wurden 
in einen Saal gebracht und den nächsten Tag nach Orleans trans⸗ 
portitt. Noch in der Nacht brachte eine inzwischea eingetroffene 
Estadron des groh. bess. 1. Reitecceg mints die erbeuteten Geschuße, 
Vunitionswagen und Pferde in Sicherheit, während man die er 
deuteten Gewehre durch Abschlagen der Kolben undrauchbat machte. 
Von den erbeuteten 86 Pferden fand man 73 fur taugiih 
xnd da nach Kreiegs zesetz für jedes im Kampfe erbeutete Pferd. 
eiches Staatseigentdum wird, dem betreffenden Truppenth ile fl. 
31.80 Pramie dezahlt wird, so eih elt jeder der 54 Menn cires 
fl. 28. -. Es reduzirte sich daduich der Benag dei der Mana— 
chaft am etwas, weil die Chargen einen gidßern Antheil zu bran— 
spruchen haben. 
Die Verfolgung des Feindes konnte erst am nächsten Tage 
nachdem wir Verstorkung durch ein pteußischer JägerBatanllon, 
nine Eskadron Kürassiere und zwei Geschütze erhalten hetien, vor— 
genommen werder. Der Feind, der zum Rüchzuge die sdliche 
Straße nach Bracieux, welche er selbst jehr starke verbarrikade 
dante, nehnien mußte, ließ noch in einer Enifernung von 134 
Stunden vom Schlosse die Offiziersbagoge stehen und nahm sich 
nicht einmal Zeit, in dem citca 220 Stunden von Chambord enn— 
egenen Dorfe Bracieux Halt zu machen. Weggeworfeve Gewehre, 
Tornifler cꝛ. waren Zeuge von der reuellosen Flucht des Feindes. 
Nach Derichten des franzosischen Generals Chanh war die 
Besetzung und Festhaltung des Partis und Schlosses von Chambord 
der 8. Dooision des 16. Korps, bestevend aus 13 Bataillonen, 
woruntet 7 Linienbataillone, und 18 Geschuüzen defohlen. In Folge 
dieses Befedls ücte am 9. Dezember Nachmittags 5 Uhe General 
Naurandh mit seinen 2 Brigaden, dem 40. Marfcht gimente, sowie 
den 71. Regiment der Modilen über HauleVienne in Chambord 
rin Mit dem Chef des Stabes der Franctireurs de Paris Graf⸗n 
kiponsty (von der Vertheidegung von Thateaudm betannt). wurden 
sofort die Moßreneln zur na dhalligen Bertheid gung besprochen und 
den 8 Batterien der D vision ihre Stellung anzewiesen. Graf 
Lwoweln lollie mit den Franctereurs de Var 3 die dedlide Sg, 
Tarl Wagner. 
Bermishtes. 
Si. Ingberil, 29. Jan. In den jumaften Tagen kamen 
purch unvorsichtige Hardhab ag mit Petroleum wieder zwei bedauer⸗ 
iche Unglückzfälle hier und ia Sqhnappbach vor. In dem 
inen Falle wurde ein Bucrger von h'er am Kopfe verbrannt, in 
Schaappbach zwei Kinder durch Verbrennen im Geficht, auf dem 
dopf und den Händen beschädigt. Jedesmal ge chah die Ert ündung 
ind Explosion des Peiroleums daduich, daß in den leergewordenen 
Petreoleumbehälter bei brennendem Tochte Petroleum zugegossen 
warde. — Eine neue Mahnung, vorsichtig mit dem Petrolenm um⸗ 
zugehen und nie bei noch breunender Lampe Oeil zuzugießen; auch 
st es gefährlich, die Flamme von oden herad auszublasen, man 
zeht fi herer, den beennenden Docht klein ju schiauben und ven 
unzen auszublasen. 
k Vas Nesultat der jüngsten am Sitze der Regierung der 
Pfalz abgebaltenen juriftischeu Staatésconcursprüfung ist: daß von 
den 24 geprüften Rechlscandidaten 1 die Gesanminote J, 20 die 
Btsammt ot. II, 3 die Gesammtnose III ethilten haben. 
f Der „Pf. K.“ schreidt aus Ludwigehafen, 27. Jan.: 
—A aw schen Frankfart Basel und Basel: Frank⸗ 
urt vertehre den Nachtschaell zuge Gaftdeleuchtung. Unter den Per 
ouenwagen sind aroße Cyl nder angebracht, die mit Gas für 36 
A 
FSrankfurf, 25 Nar Destern Abend hat d'ie Polije—