Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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M 146 Dienstag, den 18. September 1877. 
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Deutsches Reich. 
Berlin, 15. Spt. Gegenüber den Meldungen auslän— 
aischer Blaͤtter über angebliche Einflüsse der deutschen Regierung 
ze dem Entritte Rumäniens und Setbiens in die Aktisn wird 
bie „National⸗Zig.“ in die Lage versetzt, mitzutheilen, daß alle der⸗ 
atigen Unterstellungen durchaus unrichtig sjeien. Die deutsche 
Regierung habe sich zu keinerlei Beeinflussung weder in Rumänien, 
soch in Serbien im Sanne der neuesten Entschlüsse dieser Staaten 
Jerbcigelassen und stehe den Schritten dieser Staaten wie allen 
Hherhandlungen, die etwr darüber g pflogen worden, absolut un⸗ 
etheiligt gegenüber. 
Ausland. 
Wien, 18. Sept. Der „Deutschen Zeitung“ wird aus 
Bukarest gemeldet, daß Osman Pascha am Freitag einen glänzenden 
Sieg gegen den linken Flügel der Rufsen errang, bei welcher Ge⸗ 
iegenheit die Russen allein 18,000 Gefaugene verloren haben sollen. 
Im Dreicck Simnizza-Alexandria-Giutgewo werden für 200,000 
Mann Winlerbaracken erxrichtel. Der Bau der Bahnstrecke Simn tza⸗ 
Frasesotti wird eifrigst betrieben. 
Wiäen, 18. Sept. Die „Presse“ meldet, daß die Russen 
orläufig die Offensive gegen Plewna eingestellt hätten, bis ihre 
zigenen Verstärkungen eintücken werden, welche jedoch nicht früher 
als in etwa 14 Tagen eintreffen können. 
Wien, 15. Sept. Ein ojßzielles Telegramm der „Polit. 
Cotresp.“ aus Bukarest vom 15. d. meidet: Nach dem letzten Kampfe 
Jei Plewna hißten die Numänen die Parlamentärflazge auf und 
ꝛatsandten Abtheilungen auf das Schlachtfeld, um ihre Gefallegen 
aufzulesen. Die Türken schossen jedoch auf die San'tätsoffiziere 
ind wödteien zwei derselben. 
Eine Depesche des Wener „Tagblatt“ meldet, daß die rus⸗ 
aische Geheimpolizei ein nihilist sches Complott zut Ermordung des 
cussischen Kaisers im Hauptquartier entdeckt habe. 
Paris, 15. Sept. Nach einer den Journalen zugegangenen 
ficiösen Mittheilung sind die Wahleu zur Deputirtenkammer desiniv 
zuf den“ 14. Octkober anberaumt. 
Paris, 153. Sept. Der „Temps“ versichert, deß das 
Wahlmanifest ds Marschalle Mac Mahon schon fertig redigirt und 
—V soll 
gleichzeüg mit dem Dekret, welches die Wahler zur Wahlurne ruft, 
beröffentlicht werden. 
London, 15. Sept. Dem „Standard“ wird gemeldet: 
In Folge der Unterschätzung der türkischen Streitkräfte auf ihrem 
dechten Flügel ergriffen die Kussen mit 16 Bataillonen Infanter'e, 
ß Regimentern Kavallerie und 4 Batterien die Offensive gegen 
die Hohen von Jatrigia und dos Dorf Tata, wurden aber zurück⸗ 
geschiagen. — Dem „Daily Telegroph zufolge wird Serb' en nicht 
inter Rußland, sondern selbstständig neben demselben gegen die 
Türken kämpfen. 
London, 15, Sept. Nach den „Daily News“ sind die 
ürkischen Postlionen in Plewna fest und ist die Garnison auf zwei 
Monale verproviantirt. Stobeleff behauptete die am Dienstag ge⸗ 
wmmenen Redouten nur 24 Stunden lang. Die Türken vertrieden 
hn wieder daraus und nahmen nach sechs Angriffen auch die 
Hrivitzaredouten. Unter starkem türkischem Feuer wurden die Ruffen 
bei Dobnik geschlagen. Sie verloren 9 Kanonen und mehrere 
ausend Mann. 
London, 15. Sept. Der „Globe“ erfährt, daß 25,000 
Türlken zwischen Nisch und Sofia konzenttirt werden, um sofort bei 
serbischer Kriegserklacung in Serbien einzurücken. 
»Konstantinopel, 15. Sept. Aus Schumla wird ge⸗— 
meldet, Osman Pascha habe am Dienstag (2) die Russen bei Dohnik, 
wischen Plewna und Sofia geschlagen und 9 Geschütze erobert. 
Konstantinopel, 15. Sepi., Agends. Eine Depesche 
Mehemed Ali's von heute meldet: Gesiern wurden die Russen, 22 
Baiaislone Infanterie, 3 Regimenter Kavallerie und 66 Kanonen 
dark, geschlagen und nach Sinan zurückgeworfen. Die türkischen 
Qolonne vestand nut aus 12 Bataillonen, denen sich sodaun 6 
andere im Verlaufe des Kampies answlossen. 
Petersburg, 16. Sert. Telegramm des Großfursten Ni⸗ 
dolaus aus Poradim vom 15. ds.: Gestern besichtigte ich den 
zanzen Tag die Posit onen, wählte neue Stellungen für die Bat— 
erien aus und recognoscirte die Dispositionen des Feindes, fand 
daher keine Zeit zu telegraphiren. Am 183. ds. den ganzen Tag 
und am 14. bis Abends 6 Uhr beschossen unsere Batterien Plewna. 
Die Türken erwiderten das Feurr nicht; sie scheinen die Munition 
sür den Fall einer Wiederholung des Sturmes zu sparen. Am 
14. Abends eröffaeten die Türken ein heftiges Feuer gegen die 
Briv tza Redoute, griffen dieselbe später an, wurden jedoch unter 
Mitwirkung unserer und- der rumänischen Referve zurückgeworfen. 
Die ganze Affaire dauerte 3)4 Stunden. Heute fahren wir fort, 
die seindlichen Besestigungen zu beschießen. 
Die Stadt Phewna brennt. Nachrichten vom 14., Abends, 
zufolge passirten seit dem 7. ds. die verschiedenen Verbandsplätze 
289 verwundete Offiziere, 9482 Soldeten. Todt find gegen 
3000. Es ist noch nicht möglich, die Zahl derselben genau anzu⸗ 
Jeben. Der Gesammtperlust beträgt gegen 800 Offiziere und 12,500 
—A 
Offiziere und 3000 Soldaten todt und verwundet. Die Stim⸗ 
nung unserer und der rumänischen Truppen ist ausgezeichnet. Die 
ungen rumänischen Truppen kämpfen vortrefflich. 
Vermischtes. 
fFLudwigshafen, 16. Sept. Auf dem Bahnhof von 
Dppenheim, wo der um 1 Uhr 47 M. Nachmittags von hier ah⸗ 
zehende Personenzug sich mit einem Güterzug kreuzt, ging gestern 
Rachmittag eine Frau noch über das Geleise, als eben der Per⸗ 
onenzug einfuhtr. Sie wurde von der Lomotive erfaßt und im 
Nu zu einer unförmlichen Masse zusammengequeischt. (Pf. K.) 
Bei den Manövern der 2. bayerischen Div sion ereigneten 
äich einige tragikomische Fälle: so wollte ein Ehepaar bei Ankündi— 
zung der Einquartirung à Jla Bulgarien Alles im Stiche lassen 
und sich mit den wenigen Kostbarleiten, nebst Vieh ꝛc. in die Wälder 
üchten. Andere frugen in vollem Ernste, ob es denn wahr sei, 
daß der Bayernkönig mit dem Russen gegen den Türken ziehe. 
f Rosenheim, 14. Sept. Ein an die Redaktion des 
Rosenheimer Anzeiger“ gerichteter Brief stellt in Aussicht, daß in 
naher Zeit in zwei Bauerndörfern linkz und rechts des Inns die 
,friedenstiftende heilige Schaar“ (so nennt der Brief die Haber⸗ 
eldtreiber) ihre Thätigkeit wieder aufnehmen werde. Nach Rosen⸗— 
jeim, heißt es dann weiter, werden die Haberer sich wahrscheinlich 
uiiccht mehr wagen, well der letzte Versuch, der gegen unsere Stadt 
zerichtet war, sehr schlecht für die Unruhestifter ausfiel. 
7 Fur zukünftige Techniker finden wir in neuesten Programm 
»es Technikums Mittweida EsSachsen), der bekannten 
söheren Fachschule für Maschinen-Ingenieure, Werkführer, folgenden 
eherzigenswerthen Satz: „Wie das Studium jeder Wissenschaft nur 
zann von Erfolg sein kann, wenn es mit Ernst getrieben wird, 
o verlangt auch das Studium der technischen Wissenschaften, daß 
Derjenige, der sich ihm widmet, dies auch voll und ganz thue. 
Fleiß, Ausdauer, der feste Wille, vor keiner Schwierigkeit zurück⸗ 
uschrecken, und besonders regelmäßiger Besuch der Unterrichtsstunden 
ind es deßhalb, die wir Jedem, der eine technische Schule besucht, 
nicht dringend genug anrathen können, da sonst an keinen Erfolg 
heim Studium zu denken ist; von Denen, welche die hiesige Anstalt 
u ihrer Ausbildung wählen, müssen wir Dies durchaus verlangen. 
die Zahl von über 400 Schülern zeigt am besten, wie ernst die 
Anstalt ihren Zweck verfolgi.“ 
Aus Schlesien, 9. Sepl. Ja Striegau ist vor einigen 
Tagen eine Arbeiterverjammlung aufgelöst worden. Das ist nichts 
Neues. Neu aber war die Veranlassung. Der dort anweseade 
Zozialdemokrat Schunacher aus Holstein hatte nämlich, veranlaßt 
durch die Aeußerung, „die Sozialdemokraten trieben die Massen zur