Full text: St. Ingberter Anzeiger

ra dorgezogen hat. Sowie fein linker Flügel Tirnowa passirt, 
vürde er nicht blos die 15,000 Mann delogtten, welcht gegen die 
Diraßen der Balkanpäsfe zerfircut steheit? sondern auch die Verbin⸗ 
dungen des 8. russischen Korps abschneiden, welched mit emigen 
Diljadetachemente den aSchiplapaßn halt.“ Er wlrde auf diefe 
eise Suieimann Pascha den WegNöffnen, der mit verkehrtem 
Figenfinn enischlossen scheint, nicht über eine der vielen Straßen 
zu ziehen, welche ganz unveriheidigt sind, derin seine berichtete Be 
vegung auf Gabrowa ·erweift · sich jetztsr als einsn blose Relognon 
zirangis Wenn sich Suleimun und Mehemes veteinigen konnen 
ien l30,000. (7) Manwn in die Ebrne bringen. OsmanPafcha 
hat in Plewana wenigstens 50,000 Mann. Die ganze unter d m 
Zefehle des Zars in Bulgarien sichende xussijche Armee zaͤhlt nicht 
nehr als 150,000 Streitbate. Es ist eine große Gelegenheit für 
die pPuomanischen Befehlshaber, wenn sie sie nur zu faffen *ver - 
Jehen. Aber die kaiserliche Garde wird in vierzehn Tagen in 
dewner sein. Es iist noch Zeit, abet keiue 34 berlieren.“ 
Die Bexichte englischer Correspondenten über die Art und 
weise der russischen Kriegsfühtung. die übermäßige Selbftüber⸗ 
Fahung der Generale· Offielerer und Soldaten. die zur Verachtung 
es Feindes und damit zu zahllosen Schlappen führte, über die 
Thatenlosigkeit und den Lurxus des Stabes geben den englischen 
danuern fortgeseht zu einer schaͤrfen Kriike der leitenden rujsischen 
xcẽeise Betaniaffunge Sv zdgert die „Jimes“ nicht. ein dutr Thenl 
e⸗ Mißgeschicks ee —VDO 
Aangsten Erfolgen· vor Plewna heimsuchtt, der personlichen Stellung 
er Ciaren zur Laft zu legen.. Wie ein Coͤrrespondent berichtet. 
var am —————— Ptewna am 1Id. zur größeren 
daquemlichkeit des Naisers an günstiger Stelle eine Triblüne er— 
cichtet worden. Die, Times“ bemerkte dazu:: Eine große Schau⸗ 
ribne nuf dem Schiachtfelde ist die überraschendste det vieleñ 
Judcuseinrichtungen.. die dem Krlegswesen hinzugefügt wotden. Seit 
zene Zeiten des Xertis ist dergleichen nicht mehr“ vor eko *men. 
Aber die ganze Maßregel paßt auf das schönste zu den 3 
Sie ist· ganz in Uedereinstimmung mit auderen Maßrezeln der uf⸗ 
ischen Heereskeitung, die sich mehr durch hohe Titel, als durch Fä⸗ 
zigkeit auszeichnete.“ 
In Bukawest und Petersburg' steigt die Erregung in 
Folge der Hiobaposten, welche der Großfürst über die Schlachtiage 
son Plewnasals dfficielle Bulletins versendet. 16,000 Todte und 
Berwundele — dieser enoeme Verlust, den der ruffische Heerführer 
angefleht, trägt in unzählige Tamilien Trauer und Ber weiflung. 
In Bularest appellirt man an den Huinmel. Am13. Sepiembet 
sind die vom Bolke verehrten; Reliquien? des heiligen Demetrius 
us der Metropolitankirche gehoben und durch die Stadt getragen 
vorden. Eine Unzahl von Priestern ginge den Reliquien voran. 
Der greise Meiropolit Calinic schrint im prachtvollen Ornate an 
der Spiße des Zugets einher, und jchließlich wurden um Sarkophage 
des rumauischen National⸗Heiligen Gebeten verrichtet, auf daß der 
Hert“c vollführe, was den russischen Generalen nicht gelingt. 
Konstamtinopel, 18. Sept. Die „Agente Havas“?n mekb⸗ 
dete Man versichert, die durch die Türken eingenommenen Befefti⸗ 
Jungen im Schipta⸗Paß seien heute von den Nussen wiederkrobett 
Pordenz. bei Plewnandauere der Kampf fort. 
Voͤn'der ruffischen Grenze. 
Warrsschau, 14. Sept.“ (Orig. Korrespe des Framk. Kin) 
Die: Erfahrung,: welchs die deutsche: Armee im großen Kriege von 
1870. gemacht hatz daß namlich auch“ die reichllchste Privath'lfe nur 
bon sekundärem Werthe für eine Armee im Felde sein wird; be⸗ 
dätigk sich auch m n gegenwärtigen Donaufeldzuge. Die russische 
Gefellschaft luht es sicherlich- nicht man⸗ Beteitwill gkeit fehlen, die 
unbegrenzte Opferwilligkeit Einzelner und der Kommunen' und: Kor⸗ 
porationen hat Hunderte von Lazarethen, ganze Sanitätszügen und 
Appurate⸗ geschaffen, Tausende von fleigen Händen sich dienstbar 
gemacht, eine Organisation hervorgerufen, die an umfänglichem 
Wirken ⸗ihres Gleichen sucht und welcher das Pudlikum bereits die 
angeheure Summe von 17 Miulionen Rubel zur Berfügung gegeben 
hat und dennoch — das Resultat ist durch die Schwierigkert der 
Umflaände hinter den Erwartumgen geblieben,“ noch ehe die Haupu 
schlachen Heliefert undedie Hauptaufgabe an die Gesellschaft des 
stoihen · Kreuzes herangetreten ist. Den Hilfequellen des Staates! 
ist also wiederum udie Lösung der wichtigsten Aufgabe: verblieben. 
Die Verlust und: Krankenlisten Teisen bisher eine Zahl von crca 
16,000 Verpflegungsbedürftiger auf, alfo etwa eine 53— welche 
den Opfern des einzigen Tages von Gravelotte entspricht. Aber 
schon hier erweisen sich, obwohl diese Zadl ihrer Eutstehung nach 
ich auf eine Periode von meht als 4 Mogale vertheilt, allt An⸗ 
Zaiten als ungenügend. Hören wit den Nothtufß einer russifchen 
Zeitung, der „Petersb. Nachr.“: „Die Miutch; welche von der 
Reglerung und durch Privatwohtthätigkest beim Beginne des Krieges 
. ftaänden Kund welche so reich ichienentzaben fich als 
durchaus unzureichend erwiesen, selbst für die nothwendigsten Be— 
»ürfniss)ꝛ. Wie sich herausstellt, ist das Sanitätsperfonal derartig 
veschrankt, daß nach größeren Gefechten die Verwundeten drei und 
mehr Tage ohne Verband und! ohne Speise und? Trauk legen 
leiben. Der Transport der Blessitleit verfolgieauf · gewöhnl chen 
—XV 
»on Stroh gewähren. Auch die Unverwundeten, die Soldaten sind 
bel datan, deim' es fehlt ihnen an dem Nothwendigsten. Unser 
daufmannsstand ist weit davon entfernt, seine Anfgabe zu erfaffen; 
leine Verldufrt Deri snöthigen Bedurfniffet, leine ⸗Marketenden ba 
inden sich Heit der Armee!“ 
Der Oberbürgermeister von Odessa, wohl bekannt m't diesen 
Uebelständen, und gewellt, denselben entgegenzutteten, hat mit Eifer 
und Selbstaufopferung den Versuch gemacht, eine geregelte und so 
willkoimmene alsdillige Nichfuht allet wünschenswerthen Bidüsefnifse 
'ns Leben zu rufen. Er erh elt die Erlaubniß, einen Waggon 
äglich, welcher den Zügen sür die Armee angehängt wirdmit 
Vorraͤthen zu beladen, welche den Truppen zum Einkaufspreise üder⸗ 
assen werden sollten!“ Abert—sollte man dstiglaubetr — souohl 
die russischen, als auch-Die rumanischen Bahngeselljch iften erheben 
iür diese Transporte die Spesen als Eilgut, also doppelte, und 
»as Allertollfte inn, deß die neugebackene dulgarische Verwaltung des 
Fürsten Tscherkastfe gar' einen Eingargszosl von 40 put. dom 
VWerthe forderte. Nunmehr muß der thätigz und wohlwollende 
Unternehmer sich lin einem tangen Telegraimin an den Großfürften 
Dbergeneral wenden, daßsolchem Widerstun gesteuert werde! In 
wischen aber zieht er es dor, den schönen Tabatan der Donan 
derbrennen und die übrigen Waaren verderbent zu lafsen, ehö er 
Frachi und Zoll bezuhlt, die steum 100 pCt. übertheuert, und 
ür 50,000 Rubel Waaren; lagertr auf dem Risiko⸗Conto der guen 
Bürger von Odessa! 
Das Geuftt internationale Comlte des rothen Kreuße! 
hat an“ das russische deß gleichen Nanens die Anfrage gerichtet; ob 
:s wahr sei, daß die russischen Solvarent Befehl! hämen, den rothen 
dalbmond der türkischen? Sanitätstreppen! nicht zu beachten. Du 
— 
und beionte, daß bereits durch Armee Befehl vom23. Juni dem 
russischen Herre dieschat sster Beachteag n dedet obigene: Zeichens an 
Stelle des Kreuzes anbefohlen fs. 
Das pielfich bercits angeküudigte Einrüden der Garden 
nuf dem Kriegsschaupha ist jedenfalls irrig. Damit können 
aur d'e Sp'tzen der Kavallerie gemeint sein. Die Jafanietie lanr 
nuf keinen Fall vor Ende September die Donau schlachtbereit über⸗ 
chritten haben (was ader nach den vorläafizen Dispositionen gai 
ucht geschehen soll), denn die letzten Garde⸗Regimenter haben erst 
im 9, jesp. 10. Septe aber Petersburg und Warschau verlassen. 
Die Regierung läßt mit großem Eifer eine Anzahl neuer 
dampf⸗Torpedo⸗-⸗Schaluppen zum Gebrauche an den 
Dusee ⸗Kuͤsten herrichten. Jedes dieser Boote erhält eine Maschine 
von 6 Pferdekrafl. Schon sind 10 Boote fertig. Ueberhäupt 
berden die Vertheidigungsmaßregeln an der Ostfee auffällig de— 
chleunigt. 
Duit am 12. in Rußland verbreitete Nachricht von der Einm— 
nahme Plewna?s, die als außer Frage stehend und darum 
Is uunbezweifelt galt, verursachte in den militärischen Kreisen eine 
i berijche Aufregunz und viele alte und junge Soldaten soh man 
ich die Hände schüneln vor Genugthuung und Freude. Nur die 
Zolen verhielten sich, wie stetzs, ruhig und theilnahmslos. Daß 
ennoch ein polnischer Korre pondent in österreichischen Blaͤltern ver⸗ 
reiten konnte, in den poinis hen Städten sei illuminirt worden, 
heruht aus einem JIrrthuim. Illuminirt wird hämlich in Rußland 
ind Polen recht oft, da wir noch drs prächtige Institut der „Galc⸗ 
besitzen, deten — irre ich nichl — etliche Dußend im 
dalender verzeichnet siehen. Dieselben beziehen sich eist auf Familien⸗ 
este des Hoses, wie Namens⸗und Kibnungslage ec. An solchin 
Tagen schwelgt nun die Beamtenwelt in gebotenem Jubel und 
dDienstfreiheit, und die hausbesitzende ehrsame Civilbevditerung folgi 
zd nfalls einem Zuge von (durch die Behörden wohl tegiürirler) 
doyali ät, die jedoh nur des Abends sichtbar geinacht zu werden 
pflegl durch eige Reihe talggefüllter Blumentöpfe, deren Flammen, 
die Rinnsteine entlang, die Straßen in hellen Reihen zieren. Ein 
solcher Galatag nun moag wohl jenem Telegramm zu Gedalter ge⸗ 
tanden hab⸗ . (Der 12. war“ bekanntlich der Namenstag do 
Tzaten. D. Red.) 
Unsere Postvier waltunn'g', die sich seit den Feiten Fatha⸗ 
rina's eines nefen Schlofes zu erfreuen schien, muß irgend einen 
Anstoß erhalten haben, denn belihr foll — man dente! — dch 
—XX— 
eht bescheidene Neuerung. Bis! heute nämlich ist noch das us 
fangen eines Geldbriefes von der Post eine mühßelige Operauen 
ie jedenfalls mehrere Stinden, vft auch 2-3 Fage dauern kons 
Der Wlückliche,“ dem vielleicht ein hämischer! Geselle etliche Ropelen 
zusendet Kdens die Summe ist bhne' Einsfsuß), muß sich dirsönlich 
Ider Vostanstalt (der? sa, denn auch upiete aroßen Städter, wie! 
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