Full text: St. Ingberter Anzeiger

Slt. Ingberler Anzeiger. 
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Ser St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöͤchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, (Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
age,, erscheint wöchentlich viermal; Dienstag, Donnerstag, Sanstag und Sonntag. Der Abounementsvreis beträgt vierieljdhrlich 
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M 163. Donnerstag, den 18. Oktober 9 J 1877. 
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Deutsches Reich. 
Muünchen. Bezäglich der Opposition der Psälzer gegen 
zie Einführung des Malzaufschlages in der Pfalz außert sich der 
lerikale, Bay⸗r. Kur.“ wie folgt: „Den Pfälzer Herren soll eben 
illezeit eine eigene Wurst gebhraten werden. Der Antrag, die 
)euische Brausteuer in der Pfalz einzuführen, wird ohne Zweifel 
zurchfollenz wir halten ihn schon aus dem Grunde sür unannehm⸗ 
zar, weil, wenn auch nur in einem Theile Bayerns die Reichs 
BZrausteuer eingeführt würde, das Gelüste, die Brausteuer überhaupt 
zem Reiche zuzuwenden, neue Nahrung fände und in das Reservat⸗ 
wecht des Malzausschlars, das wir bei unserer Finanzlage heute 
nehe als je drauchen, eine Breche gelegt wü de. 
Berlin, 16. Olt. Der Feldmarschall Wrangel ist nicht 
inetheblich erkraukt; die fichtliche Adnahme der Körperkräfte flößt 
»en Aerzten Besorgniß ein. 
Wie die ‚Deuische Union“ aus zuverläsfigster Quelle— hört, 
zat der Kaiser das Demisfionsg: such des Grafen Eulenburg abge- 
ehnt. Der Kaiser soll sich in der schmeichelhaftesten Wesse geäußert 
saben, daß er nicht gesonnen sei, sich von einem Minister zu trennen, 
er ihm so treu zur Seite gestanden und sich so bedeutende Ver ⸗ 
zienste um die Verwaltung erworben habe. Dagegen wurde dem 
Zrafen Eulenburg en längerer Urlaud gewährt und Minister Dr. 
Friedenthal wird die interimistische Verwaltung feines Portefeuilles 
ibernehmen. 
Die Unterhandlungen zwischen Preußen und den Kleinstaaten 
vegen Abgrenzung der künftigen Land und Oberlandesgerichtsbe⸗ 
irke, die gegenwärtig in vollem Gange find, zeigen von Neuem, 
aß die deuische Kleinstaaterei noch lange nicht ausgestorben ist. 
zippꝛ⸗Detmold will so gut sein Oberlandesgericht daben, wie 
Schaumdurg-Lippe, und in Hildburghausen droht eine Empörung 
muszubrechen, weil das Gericht nach Meiningen verlegt werden soll. 
Mit Recht wird diesen unberechtigten Forderungen gegenüber be— 
nerkt, daß eine so große und weittragende Resorm wie die Reor⸗ 
zanisation der Justiz doch einige Selbstverleugnung von allen be⸗— 
deiligten Bundesstaaten fordere, wenn sie zu einem erwünschten 
Abschlusse klommen soll. 
Bestimmt eckiärt heute die „Nordd. A. 3.“ abermals, daß 
ine Revision der Gewerbeordnung nicht aufgegeben sei. Sie sagt 
iber nicht, wann die beabsichtigte Revision wohl an den Reichstag 
ommen lkonne. 
Ausland. 
Wien, 16. Okt. Die Bläiter verschiedenster Parteirichtung 
prechen sich sehr gereizt gegen Rumänien aus, dessen Regierung in 
richtfinniger, Oesterre ch b leidigender Weise auf durch Nichts be⸗ 
zründele Gerüchte (über den angeblichen Freischaaren⸗Einfall) hin 
die europäische Diptomatie alarmirt habe. Die „N. Fr. Pr.“ 
neint, der Einsall ungarischer Freiwilliger scheine erfunden, um 
inen Vorwand zu milirärischen Maßregeln zu haben. 
Paris, 16. Ott., Mittags. Das Wahlergebniß ist jetzt — 
mit Ausnahme der Colonieen — vollständig bekannt. Definitiv 
Jewählt sind 8314 Republikaner, 201 Conservative, Stichwahlen sind 
14 nöthig. Die Conservativen dehalten also 142 Sige von 158, 
die sie in der vorigen Kammer hatten und verloten 17. Die Repu⸗ 
zlikaner behalten 297 von 8363 und verloren 59. 
Bern, 16. Okt. Der internationale Postcongreß tritt am 
1. Mai 1878 in Patis zusammen. 
London, 15. Olt. (H. T. B.) Die „Times“ melden, 
zer russische Parlamentär Makajew habe in Plewna zwei Tage 
ber Abschluß einer Wafferruhe verhandelt, kehrte jedoch resultailos 
urück. 
Nach übereinstimmenden Nachrichten Londonee und Wiener 
Blätler und direlten Berichten aus Bukarest sollte am 16. 
Olt ober der allgemeine Sturm auf die Positionen von Plewna 
tatifinden. Die rumänischen Sappeure haben ihre Approchen bereits 
nuf 40 Schritte bis vor die zweite Griwika ˖ Redouie getrieben, und 
nit dem Ängriffe auf dieses Werk soll die allgemeine Offensive 
zingeleiset werden. Die anhaltenden Regengüsse haben jedoch einige 
S„Störungen in der Hersiellung der nöthigen Etdarbeiten hervorge⸗ 
ufen, und glaubt man daher in Bularest, daß der Angriff aber⸗ 
nals vertagt werden wird. 
—Petersburg, 17. Olt. Aus Jarajal, 16., Mittage, 
vird über die Operationen vom 14. und 15. ds. gemeldet: Durd 
gBesetzung des Awpliasberges wurde Mukhtars Armee zeischnitten. 
der sich nach Kars wendende Theil der Türken wurde von General 
heimaun's Truppen verfolgt, gänzlich geschlagen und zerstreut, 
erlor eine große Menge Todte, mehrere fausend Gefangene und 4 
Heschütze. Ein anderer Theil der drei Divisionen wurde aus den 
Bositnonen von Aladscha geworfen und gegen Abend zur Ergebung 
ezwungen. Unter den vielen Gefangenen befinden sich sieben Pa— 
chas. 32 Geschütze wurden erbeutet. Mülhtar flüchtete sich nach 
kars. 
RVermischtes. 
'7* St. Ingbert, 18. Ott. In Folge des mit dem 15. 
IAltober eingesührten neuen Fahrplanes werden zur Versendung der 
dostgegenstände in der Richtung nach Zweibrücken ꝛc. ꝛc. die Züge 
im 6 U. früh, 10.51 Vrm., 3.50 Nchm. und 7 U. 5 Min. Abds; 
n der Richtung von Zweibrücken ⁊c. ꝛc. die Züge 8. 16, 10. 50, 
53. 55 benilti. 
Vom gleichen Tage wird der 1. Postomnibus nach Saar⸗ 
zrücken um 8 Uhr 20 Minuten früh, nach Ankunft, des Zuges 
zon Zweibrücken, und der Posto nibus nach Eusheim 
im 7. 20 Minuten Abends abgefertigt. 
fWie die „K. Z.“ berichtet, wird das Kaiserslauterer 
Irchester auf eigene Rechnung unter Unterstützung des Orchesler⸗ 
zereines fortbestehen. Das vorhandene Deficit in der Kasse des 
jenankten Vereins hofft man im Laufe der nächsten zwei Jahre 
zurch die Mitglicderbeiträge decken zu können. 
F Die städtische höhere Töchterschule iu Edenkoben wird 
ingehen, da der Stadtrath sich geweigert hat, einen höheren als 
»en bisherigen Unterstützungs-Beitraz von 1000 Mart zu be— 
villigen. 
In Wald see werden die Kartoffeln zu 1M. 40 bis 
2 M. 5, in Neuhofen zu 1 M. 90 bis 2 M. verkauft. 
Aus dem Westrich, 13. Oct. wird der „Pf. Zig.“ ge⸗ 
chrieben: Die Kartoffelernte geht heuer eiwas langsamer von 
tutten als sonst, da seht viele arme Leute dem Buchelnlesen nach⸗ 
jehen, das sehi lohnend wäre, wenn nicht viele Forstbedienstele 
illzu strenge verfahren würden, — als wenn aus jeder Buchel ein 
Zaum entstehen nmüßte. Man hört darum täglich, namentlich voꝛ. 
Waldberechtigten, Parallelle zwischen ihren Rechten und Pflichten, 
jamentlich ihren Steuerpflichten ziehen, wenn wegen einigen Buchel⸗ 
ernen in der kleinlichsten Weise vorgegangen wird. Die Karloffel⸗ 
ernte fällt dagegen qualitativ und quantitativ sehr verschieden aus. 
Bei der großen Neigung zur Fäule wird man gut thun, beim Ein⸗ 
aufe vorsichtig zu sein und nicht den ganzen Jahresbedarf vor 
Weihnachten kaufen. 
Für Wilhelm Hauff, den so früh verstorbenen Ver⸗ 
fasser des Romaus „Lichtenstein“, beabsichtigi man gelegentlich 
reines 50jührigen Todestages, am 18. November, die Errichtung 
eines stattlicheren Grabde kmals in Stuttgart anzuregen. 
xFrankfurt, 14. Okt. Der Andrang zu dem Ball, 
det zu Ehren des Kaisers hier stattfindet, ist ein ganz ungeheuerer. 
Seit gestern haben Schneider und Schneiderinnen alle Hände voll 
zu thun. Wir fahen ein bereits fertiges Kleid, welches einen 
Werth von 1000 M. und ein Collier mit Ohrringen und Armband, 
velches allein 30,000 fl. reprasentirt. (Fr. Bl.) 
f Ueber dea Ausbruch der Rinderpest in decr Gemeinde 
Beisenheim bei Bingen wird der „Sp. Z.“ von einem Fach⸗ 
nanu berichtet, daß am 14. Oktober bereitz neun Ställe mit einem 
Rindviehstand von 83 Stück verseucht waren. Die ersten Er— 
krankungen fielen in die Zeit vom 27. September bis 2. Oltober