St. Ingberler Anzeiger.
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Dee St. Jaqgberter Anzeiger und das (4à ual woͤ dentlich) mit dem QNaupiblalle verbundene Unterhaltun zsblatt, Sonntags mit illastrirter Bei⸗
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AMAä 18. J EEaumstag, den 8. Febrreeee — v 1877.
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Deutsches Reich.
Berin, 27. Jan. Alz Urdeber der gegen Dedischland
züngst Cesponnenen Jufriguen wird eineiseits mit vieler' Wahrschein-
ua keit ügend ein Werkzeug der ikischen Rezierung vermuthnt
Anderseits werden, und zwar in unterrichteten Kreisen, Graf Beust,
Gr j Chaudordy und General Klaczto als die Männer henannt,
wesche die Hetze auf Deutschland eingeleitet habenn.
Berlsn, 80. . Jann Die Geister der Reaͤltiön rritzen
wleder im Geheimen ihren Spuk. Die sozial stische Machtentfaltung
z'di ihne n Gelegenheit, das Berücht auszusprengen, es sei ju un⸗
siebsamen politischen Erörterungen zwischen dem Kaiser und dem
Furften Bismarck gelommen. Nichts Ils Erftnoung. Itn Geuen⸗
eil sind gew sse konservatide Speriälitäten nach den neuesten Vor⸗
zangen auch bei Hofe nicht besonders gut ang schtieben, und daher
waq es lommen, daß jetzt dese labmgelegten Figurañten ibrem
Gioll durch das Ausstreuen keiner Bosheiten Luft zu machen
suchen. Nach Allem, was wit hören, ist der Reichskanzler dielmehr
aher den Ausfall der engeren Wahlen sehr erfreut, und sein Ver⸗
trauen, in dea Mitte parteien eine feste Unterstützung seinen Politit
nu finden, ist erhebl hh ewachfen. Wenn er irgend in jeinem Verhältnitz
zu der ˖ Vcajorität des künftigen Reichstags eiue Difsonanz zu fürchten
hat, so kann d'eselbe nur aus werihschofilichen Fragen herausklingen.
Juzwischen hot die Reg erung aber die Hoffnung auf einen erneuten Nuf⸗
schwung in den wirtdichafil chen Verdätnissen noch leineswegs auige⸗
veben, und wenn diese Hoffnung sich erfüllen sollte, so hat es auch mit
jenen Differenzen sicherlich wenig auf sich. Wenn die Männer der
Reuktion also den Glauben eiwecken möchten, die Reçxierung und
usbeiondete der Reichskanzler sehe der bevorstehenden Reichstags⸗
sejssson mit einer gewissen Beunruhigung entgegen, so ist dier eitel
Wind. Judessen liegen de Gründe für diese reaktio äre Tallit
iehr erkenubar auf der Haud. Die Alikonserbatiden haben es dis
jetzt ber den Reschstagswahen von 22 auf 33 Sete gevracht,
vährend die Freskönserpatipen einen Zuwachs von 10 —12 Mit—
aliedenn erhalten haben. Dadurch ist allerdings de Mojorilät
des Reichstaget verschoben worden, so zwar, daß die beiden libe⸗
ralen Parleien, welche zusammen emen Verlust von etwa 30 Sden
haben, nicht urhr über de Mehrhe gebieten. Aber dieses Stum⸗
menverhältniß kann nur auf einzelne Fragen angewendet werden,
und wie wir hözen, wird die Reichsegerungeses jedenfalls ver⸗
meiden, in der ersten Sesstion Vorlagen einzubringen, welche die
nationalliberale Partei in die Lage versetzen müßten, sich mit den
sonfervativen zu verbdinden. Daß Fürst Brzmarck im Rrichztage
nicht die Unterstützung der Könservatiden! suchen wird, cläßt sich
jchon ohne Werttetes aus den Aeußerungen ichließen, die er gilegent⸗
lich der Wahl von Patieigenossen dieser Rechtting gethan hat.
Von den sozialdemokratischen Mirglie ern des Reichstages
wvird in der nächssen Sesston ein Anttag eingebracht werden, dem
Atdeiter·Noihstarnde durch Rolhbauten von Reichzwegen abztmelfen.
Der Sociaidenroktat Bebel, der in vVer Dresden Reustadt und
in Glachau Meerane zum Reichstagsubgeordneten gewah'terist, Wintmit
sür Diesder Reuftaot das Mandat an, während in semem atlen
Wabekteise Glachau-Metrane der Buchhändier Bracke aus Braun⸗
ichwdeig von den Soz alcsten aufgestels und duch ohne Zweifel ge⸗
wählt wird. — Hiernech⸗ wird die sozial:demafttatische Fraktion
18 Muglieder im Neichstage zählen; namtlich 4 alademisch Ge—
zitdete Blos (Jurist), Rittinghaus (Jurift), Liebtnecht (Phiꝛotoge)
und Demmler (Bauokademiler); ferner 8. Redakteine (außer Lieb⸗
necht): Pasentieb⸗t (‚Borwärts“), Most (, Berliner sreie Presse“)
und Frohme (.Volls«freund“); sodanng 2 Kaufleute: Motteler und
Beecke 1 Drecsler? B⸗bel, 1Schriftzeßer: Geiser ; 1 Zimmer⸗
mann: Kappefl und 1 Cigorrenarbeisen: Fr'tziche.
Berhin, 31. Jan. Die oifiziöse „Provinz. Cortespondenz“
dringt unter Dderi Uederscheeft Französtsche Berdachtgungen und
Wublereien gegen Deutschlard“ din wesetlichen J halt eines At⸗
teis im letß eu Hefte det, Nevuedes deur riondes“, w'elchet die
Flo ten zwerten“ Ranges in der Oftjee und Nordiee depricht.
»Echweden uid Danemark vor den Erobernungs zelüsten Deulschlands
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rüstenund sich dabti auf werwandte Jateressen zu Uützen. Mie
„Prov. Corresp.“ hält ein Wort der Erwiderung auf diese durch
aichts begründ se Verdächtigumgfür übe: flüssig und schließt ihren
Artitel mit den Worten: Et wiederholt sich eben in der sram
dblischen Persse das vor zwei Jahren geübte frivole Spiel, Deutsch⸗
and zu schudhen nd eraers zußordern mitedem stillen Vorbehalte,
dei der narurgemähen Zurückweisung von deutscher Sente⸗hraterher
übet Bedrohnng und Vergewaltigung zu tagen ““
. In der „Köla, 3.2 wird eine Nenderungdes Neichs⸗
wp abli yst e mos angeregt und als Abhilfenuttel die Einsührung
deß Zweikannnersysteias auch für den Reichßstag in Aussicht ge⸗
vomnmen. Mie „Nordd. Allg. 8.“ bemerkt bierzu: War, möchten
ans gegen einen solchen Vorschlag von vornherein uinsomehr ver⸗
vahten, als eine noch weinere Ausdehnung der jetteschon kaum zu
ewältigenden parlamentatischen Thätigkeit wohl auf keiner Seite
als möghch oder auch nur als: wünschenswerthh hetrochtet werden
ann; überdem dersteht der Bundesrath die wesentlichen Aufgaben
einer eissen Kammer. Sollten daher, was wir micht bestieiten
vollen, »in einigen Keeisen Erwägungen über eine Aenderung des
Wahlfhstems flattfinden, so müßte die anzustrebe⸗de Mod fitation
soohl in anderer Richtung gesucht werden.“ Mus denm letzten Passus
eser Bemerlung erhelli zur Genüge, daß man an maßgebender
A—
hiems ei zugehen, die Inuiatwe. zu dem Schritt aber nicht selbst
ergreifen möchte.
Berlinn. Die zur Verständigung über d'e Aufstellung e'nes
inheitlichen Eisenbahntarifes auf Grund des in Dresden veteinbarteu
Futwurfes in Aussicht genommene Confereuz der deutschen Eisen-
i31d r iltunge nat ui eitie Tzhe verhr en worden und
oll nunmehr am 5. Febraar erdffnet werden. Zur Vordereitung
ür dieselbe werden Tags vorher die deutschen Privathabn Verwai⸗—
ugen die Vorlage des Handelsministers einer besonderen Berathung
nterzteher. Bei dem allseing ernstlichen Bestreben und der Aner⸗
ennuug des Bedürfnisses kiner endlichen Beseitlgung der Mißver⸗
Jjaltnisse unseres Tarifwesens ist die Zaversicht auf das Gelingen
einet Verstand gung über ölle wesertlichen Puulte berechtigt und
anch einer Ecledigung der von den Prwatbahnen noch erhodenen
Bdeunlen dürften keine unlberwindeichen hindernifse entgegenstehen
UN. A. 3.)
Ausfand.
Wien, 81. Jan. Die ürtischen Friedeusforderungen sind
veniger bersöbnlich als anfangs verlauteie, wenn die Piorte auch
den tctretorialen status quo ante arbietet, so verlangt sie doch
die dauernde Heradszung der. serbischen Wehrkrafte und ein Fauft-
pfand als Garantie für Einheltung des Friedens.
Oesterreich Ungactu. Vor einigen Wochen ecschien
nes: Bejerl zur Aushebung für die Recrufen des Landheeres und
der Marine im Jahre 1877, deren Zahl an 536,000 Mann be-
trägt. Inleressant ist das Verhälinißg der des Lesens und Schreibens
undigen Recruten aus, den verschiedenen P.ovinzen des öster—
ceichijchen Kaijerstaates. Von j: 1000 aausgehobenen, Recruten
söonnen in Nieder-O sterreich 84 lesen und shreiben, in Schlefien
346, in Ober⸗Oesterreich 839, in Böhmen 810, in Saiburg
756, in Strhetmark 755. in Mahren 671, i- Aärnihen 5381, in
Ty ol 366, im Küstenland 307, in Fiume 286, in Siebenbür gen
146, in Croatien und Ssovonen: 148, in Gal'zien 115, in Krain
106, in der Buklowma 39 und in Dalmatien nur 33, während
in eigentlichen Königteich Ungarn von 1000 Recruten 358 schreiben
öunen. — VomAI. April an hört bei der gesammten Lmien⸗
Jufanserie das Tragen der Küheren wechen Waffen öcke auf und
verben, jorton nur die blauen Waffentocke im Dienst getragen. Die
Bachisoanen im füdlichen Theilvon Tyrol, dann in Talmatsen,
Troatien. Slavoßier, Stedenbürgen und der Bufo vina erbaettuegeht
mehrfache Berslärkungen ven. Trupuen wilche Aus ⸗dem Innern der