Full text: St. Ingberter Anzeiger

igberler Anzeiger. 
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40 168. — — — Samstag, den 27. Oktober * — — —* * —* 14877. 
Deutsches Reich. 
München, 24. Ok. Abgeordnetenkam ner. Der Minister 
o. Pfeuffer erktärt auf die Inkerpellat ou des Abgeordneten Schels 
pegen einer Reform des Wahl ⸗Gesetzes, daß die Regierung nicht 
zesonnen sei, einen derartigen Reiorm Entwurf vorzulegen, da solches 
dereits zweimal refultatlos geschehen seii. 
Aus München schreibt man dem „Schwäb. Merk.“: „Die 
Finführung des Malzaufschlages in der Rheinpfalz flößt bei den 
Abgeord. eten dieses Kreises auf den heftigsten Widerstand, und es 
st unzweifelhaft, daß sich auch die übrigen liberalen Abgeotdneten 
iesem Widerstand in so lange ungetheilt anschließen werden, als 
aicht auch auf einem andern Gebiete die Gleichheit der Belastunj 
zer Pfalz hergestellt ist. Die Rheinpfalz hat allerdings einen Nalz⸗ 
aufschlag bis jetzt nicht bezahlt, und ist daher in dieser Beziehung 
nach Abzug des bisher gezahlten Steuerzuschlags von 100,000 fl. 
um die jährliche Quote von etwa 778,671 M. wen'ger belastet: 
Aein waͤhtend in den diesseiligen Kreisen bei der freiwilligen Ge— 
aichtsbarkeit die Taxen dis PCt. betrugen, beliefen sich die entjpre— 
henden Enregistrementsgebühren der Pfalz weit höher. Die Ein⸗ 
zühtung des Malzaufichlages in der Pfalz, ohne gleichzeitige Ver⸗ 
ninderung des Enregistriments, resp. Gleichstellung derselben mit 
zen entsprechenden Gebühren der diesseitigen Kreise wäre demnach 
in Act großer Ungerechtigkeit (abgefehen davon, daß auch das Malz⸗ 
aufschlaggesetz von 1868 dies zusichert). Nun ist zwar in dem 
kntwurfe des Gesetes, einige Bestimmungen über die Tax⸗ und 
Ztempelgebühren betr., die Erhöhung der Taxen in den des seitigen 
Zreisen für Kauf- Tausche? und Schenkungsberträge von ds auf 2 
ICt. vom 1. Jannat 1878 au in Aussicht genoumen, und es ist 
zie Staatsregierung der Ansicht, daß nach dieser Erhöhung ein ma⸗ 
eriellet Grund nicht mehr vorhanden sei, welcher eine weitere Auf⸗ 
chiebung des Termins der Einführung des Malzaufschlages in der 
Pfalz:rechtfertigen könnte; allein dies ist gleichwohl nicht ganz 
aͤchtig, denn die Enregistrementsgebühren sind selbst nach Echoͤhnng 
er Taxen für die rechtsrheinischen Kreise immer noch hoher als die 
etzteren. Der Widerstand der Pfalz und ihrer BVertreter gegen die 
Enführung des Malzaufschlages ist doher bis zu einem gewissen 
Brad e'n vollberechtigler. Allein die Stimmung det ultramontanen 
Partei der Kammer der Abgeordneten ist keine sehr wohlwollende 
sur die Rheinpfasz, und auf Grund von Aeußerungen hervorragen⸗ 
der ultramontanen Abgeordneten befürchten wir recht sehr, wenn 
zie pfälzischen Abgeordneten bei ihrem Widerstand einfach beharren 
ind nicht die Annohme des Aufschlages von einer völligen Gleich⸗ 
dellung der Enregistiimentsgebühren der Pfalz mit den Taren der 
rechlsrheinischen Kreise abhüngig machen, daß dann die Pfalz am 
xrnde den Malzaufschiag bekommt und die hohen Enregistrementsge— 
zühren gleichwohl deibehült. Wenn es sich bestätigt, daß durch die 
Erhohung verschiedener Einnah neposten das Deficit sich um etwa 
lo Peillsonen Mark erniedrigt, so wird die Erhöhung der Taxen 
jür die diesrheinischen Kreise ganz sicher abgelehnt und der ver—⸗ 
leibende Rest des Deficits wahrscheinlich durch eine Erhöhung der 
inzelnen oder allen directen Steuern gedeckt werden, und es dürfte 
hietzu eine Erhöhung von durchschnittlich 16 bis 20 Vrocent ge⸗ 
ügen. 
Mänchen, 24. Ock. Der Redaclkeur des klerikalen, Volks— 
jreund“, Priester Knab, wurde heute vom Schwurgericht wegen Be⸗ 
leidigung des Königs von Bayern zu 4K Monat Festungshaft ver⸗ 
irtheilt. 
München, 25. Okt. Erzbischof v. Scherr ist heute Nacht 
zestorben. (Er erreichte ein Alter von 73 Jahren. Erzbischof voꝛ. 
München war er seit 1876) F 
Berlin, 24. Oklt. Am Schluß einer Besprechung der 
nneren Lage Frankreichs äußert sich die „Nordd. Allg. Z.“ folgender⸗ 
maßen: „Wie die Dinge sich einmal gestaltet haben, etscheint die 
Kepublik, die aufrichtige, liberale Republick, in Frankreich beinahe 
ils bester Bürge einer fr'edlichen Politik, und die Factoren, welche 
o eifrig danach streben, anderen Gestaltungen die Bahn zu ebnen, 
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zürften doch wohl erst zu überlegen haben, ob mit dem Gelingen 
hrer Pläne nicht auch jene freundschaftlichen Beziehungen erschüttert 
verden, die zu allseitigem Vortheil das Frankreich von 1871 mit 
»en anderen Völkern verknüpften und welche zu befestigen, insbe⸗ 
ondere in Deutschland von Jedermann gewünscht wird ꝛr.— 
Der Gesetzentwurf über die lokale Organisation der Gerichié 
dellt als Sitze der Oberlandsgerichte sest: für Ostpreußen Königs⸗ 
zerg, sür Westpreußen Matienwerder, für Brandenburg Berlin, 
ür Pommern Stetlin, für Posen Posen, für Schlefien Breslau, 
ür Sachsen Naumburg, für Schleswig⸗ Holstein Kiel, für Hannover 
Felle, für Westfalen Hamm, für die Rheinprovinz Köln und, für 
dessen⸗Nassau Kassel und Frankfurtrt.. 
Die bei Ausübung der Marktipolizei in vielen Städten em⸗ 
ffindlich störend hervorgetretene Unsicherheit der bisherigen Methode 
er Milchprüfung, welche auch in mehreren freisprechenden richter⸗ 
ichen Erkenntnissen gegen der Milchverfälschung angetlagte Händler 
hren Ausdruck gefunden, hat: dem Minister für Handel und Land⸗ 
virthschaft Anlaß gegeben, bei der Reichsregierung eine eingehende 
Zrüfung und Begutachtung der üblichen Milchuntersuchungsmethoden 
zurch das Gesundsheitsamt zu, beantragen. Diesen Antrage wird 
uinter Zuziehung von Kommissarien der genannten Ministerien sowie 
des Kultusministeriums entsprochen werden. 
Metz, 22. Olt. Zu diesem Zwecke eigens von Berlin hie⸗ 
her entsendete Oifiziere nehmen seit einigen Tagen sehr interessante 
Versuche mit elektrischem Lichte insbesondere am St. Quentin, auf 
velchem Berge sich die Veste Prinz Friedrich Karl uad das Fori 
Manstein befindet, vor. Der dabei verwendete Strahlenbüschel, wo⸗ 
nit man bis auf eine Entfernung von 4 Kilometer etwaige feindliche 
nächtliche Angriffe taghell beleuchten kann. Ein zahlreiches militä⸗ 
risches und Civil-Publikum verfolgt diese Versuche von der Espla⸗ 
nade aus mit Aufmerlksamleit. 
Hussand. . 
Wien, 24. Okt. Ueber den Stand der deutsch⸗dsterreichischen 
dandelsvertrags-Verhandlungen bringen die heutigen Morgenblätter 
olgende Mittheilungen: Die „Deutsche Zeitung“ erfährt der Mel⸗ 
zung der Blälter vom Abbruch der Verhandlungen gegenüber von 
)erläßlicher Seite: Der deutsche Bevollmächtigte, General-Direktor 
Zasselbach sei gestern mij Instruktionen eingetroffen, die dahin gingen, 
daß die bisher von Oesterreich gemachten Zugeständnisse nicht hin⸗ 
eichend seien. Die Vethandlungen seien jedoch noch nicht ab⸗ 
gebrochen, es werde vielmehr am Freitag noch eine Konferenz statt⸗ 
ünden, in welcher auch der ungarische Finanzminister Szell erwartet 
verde. — Das „Fremdenblatt“ wird wiederholt darauf aufmerksam 
gemacht, daß während des gapzen Verlaufs der Verhandlungen all⸗ 
eitig strenge vermieden worden sei, politische Gesichtspunkte mit in 
zie Debatte zu mischen. Hoffentlich unterbleibe das auch künftig; 
yvon österreichischeungarischer Seite wird gewiß Alles vermieden 
verden, was geeignet sein könnte, den feider bevorstehenden inter⸗ 
iationalen wirthschaftlichen Inleressenkampf auf das politische Gebiet 
zinüberzuspielen. — Die „Neue Freie Presse“ meint, nach Abbruch 
)er Verhandlungen scheinen neben einem autonomen Tarif noch zwei 
Wege in Combination zu sein, entweder der Abschluß eines Ver⸗ 
rages mit Deutschland mit der Klausel der meistbegünstigten Nation 
und unter Beibehaltung des Appreturverfahrens oder die Erneuerung 
des Vertrags vom Jahre 1868 für die Dauer eines Jahres. 
(W. T. B.) 
Wien, 24. Okt. Dem „Neuen Wiener Tageblatt“ wird 
nus Ceitinie gemeldet: Der Plan, Trebinje, Batsako und Metschia 
zu belagern ist definitiv aufgegeben, dagegen wird die Offensive in 
der Richtung auf Podgoritza vorbereitet; die deurlaubten Bataillone 
verden einberufen. Der Woiwode Mascha Dragovits ist seinen 
Wunden erlegen. 
Die Siluation in Frankreich ist noch unvermindert die— 
elbe. Auf allen Seiten Ungewißheit und Schwanken, dabei eine 
zumpfe Furcht vor etwas Ungewissem, das gewitterhaft in der 
duft schwebt. Wie verlautet, soll der Marschall trotz aller An—