n Zukunft nach Gewicht und nicht nach Maß gehandelt werden
jolle, hat den Reichskanzler bestimmt, zuvor noch eine Enquete in
dieser Frage anzuordnen, und zwar soll dieselbe von Landwirthen
und Spiriusfabrilanten in Gemeinschaft ausgeführt werden. Wenn
diese Lommission sich ebenfalls für den Beschluß des Landesbkonomie⸗
Zollegiums ausspricht, so soll dem Reichstage eine Vorlage, be⸗
reffs Abanderung der Maß ⸗ und Gewichtsordnung in obigem Sinne
zugehen.
3 — Koln. Zig.“ schreibt: Das Dunkel, welches über den
letzen Ereignissen bei Plewna lagerte, beginut sich allmählich zu
lichten. Es scheint, daß die Türken auf der Straße von Plewna
nach Sofia eine Anzahl leicht befestigter Schanzen aufgeworfen
hatien, um den Verkehr frei zu halten. Zwei derselben, die von
Duhnik and Telisch, wurden am 24. d. durch Gurko's Kavallerie
und einem Theil der Garde angegriffen, nachdem man es versta den
hatie, Osman Paschas Aufmerksamkeit durch ein startes Geschütz⸗
seuer in der Front abzulenken. Bei Dubnil haben nun die Russen
— gesiegt und die ganze doctige Besatzung gefangen
genommen, bei Telisch aber sind sie unzweifelhaft zurückgeworfen
dorden. Hierdurch erklären fich die entgegengesetzten Angaben aus
zen beiden feindlichen Lagern. Die Russen dvermieden es des
Kampfes bei Telisch, die Tüuͤrken, d. h. Scheftet Pascha, des jenigen
da Dubnit Erwähnung zu thun. Was nun am 24. den Russen
mißlang, auch Telisch in. ihre Gewalt zu bringen, das ist ihnen
am 28. d. geglückt.
Mainz 29. Oti. Seitens der Reichsregierung soll aa
die Ludwigsbahn das dringende Ersuchen gesielli sein, die Umfüh⸗
ung der Bahn und Fertigstellung der Bruͤcke auf das Aeußerste zu
hoschleunigen; zur Beschaffung der Geldmittel joll der In validen⸗
sonds eine bedeutende Summe — man spricht von 12 Millionen
Riat — vorschießen, so daß die Verwaltung weder zu neuen Prio⸗
niais·Anleihen noch zur Creirung neuer Actien schreiten müßte.
Ausland.
Wäsen, 81. Olt. In Bukarest erhält sich das Gerücht,
die Fürstin von Rumänien sei irrsinnig geworden. — Aus Konstan⸗
inopel wird hierher telegraphirt: Plewna ist vorzüglich verpro⸗
ianuirt; das Gerücht geht hier, Mehemed Ali werde nächstdem
um Enisatz Plewnas mit einer neuen Armee abgehen.
p est, 831. Olt. Der „Pestet Lloyd“ meldet: „In dem
gestern hier abgehaltenen großen Ministerrath (dem auch die öster⸗
reichischen Minisler anwohnten) wurde über die Zolltarif Frage eine
Finigung erzielt. Die ungarischen Minister vertraten enischieden
dea Standpunkt, daß das Vertragsberhältniß mit Deutschland allen
anderen Combinationen vorzuzichen sei, und es gelang denselben
auch, die oͤsterreichischen Minister davon zu überzeugen, daß in
dieser Richtung noch ein Versuch gemacht werden müsse. Anderer⸗
seits konnten sich die ungarischen Minister der Ueberzeugung nicht
herschließen, daß es von Wichtigkeit sei, der deutschen Regierung zu
heweisen, daß sich die Monarchie nicht einfach dem Dictate Deuisch—
sands unterwerfen könne, und daß man auch für den allerschlimmsten
Fall. Vorsorge treffen musse. Um beiden Anforderungen gerecht zu
verden, wurde beschlossen, mit Deutschlond sofort Verhandlungen
wegen eines Vertrages auf dem Fuße der meistbegünstigten Nation
inzuleiten, welcher für Oesterreich die Ausfuhr der Rohprodukte
fichere, fur Deuischland hingegen unrer den bertits angenommenen
Fontrolmaßregeln die Fortdaur des Appreturverfahrens sichere.
Hleichzeitig wird ober, ohne das Resultat dieser Verhandlungen
Wbzuwarten, jener Tarif, welcher den bisher'gen Verhandlungen mit
Deutschland zu Grunde lag, beiden Parlamenten als au onomer
Tarif vorgelegi, für den Fall nämlich, daß die Verhandlungen nicht
zum Ziel führen. Graf Andrassy soll insbesondere über die Inten⸗
ionen Deulschlands vollständig beruhigende Aufklärungen gegeben
haben, welche die Annahme gänzlich ausschließen, als ob seitens
Deulschlands ein —XV—
walle. An einen Zollkrieg sei nicht zu denlen; es würden beide
—X ztonomischen Beziehungen jedenfalls nebeneinander, keinen⸗
—XO—— einrichten.
Paris, 81. Okt. „Estafette“ bezeichnet Loon Say als
den Präsidenten des neuen Kabinets und theilt ferner mit, daß
zer franzosische Botschafter zu Wien, Graf Vogueh, als Nochiolger
des derzogs Decazes bestimmt in Aussicht genommen sei, während
eneral Dubareil den Ariegsminister General Berthaut ersetzen sollte.
London, 31. Ott. Ueber den am 23. d. um die türkischen
Befestigungen auf der Straße von Plewna nach Sosia sslattgehab⸗
en Kampf bringt die „Times“ noc folgende Mitheilungen: An
der Schlacht nahmen 12, 000 - 14,000 Russen meist zu den Garde⸗
Regimentern gehdig, Theil. Die Türken verloren, von den Ner—
vundeten abgesehen, 1000 Mann an Todien und 4000 Gefangene.
Die Russen zeigten die größte Tapferkeit und erstürmten bei einem
—D Die Russen
vurden von den Türken durch Aufstecken der Parlamentärflagge
weimal in mörderisches Feuer gelockt.
Wegen eines angeblichen Neutralitätsbruchs von Seilen Deutsch⸗
ands midölt der ministerielle englische „Globe“ in seiner Nummet
J
vom 26. Oklober einen heftigen Angriff gegen Deutschland und
den Fürsten Bismarck, weil angeblich Rußland aus Deutschland
Waffen und Munition beziehe. Im Jahre 1870 habe Fürst Bis—
narck energ'sche Vorstellungen an die englische Regierung gerichtet,
veil sie den Waffenverlauf an Frankreich nicht hinderte — aller ⸗
dings mit vollem Unrecht () — jetzt gestatte er, daß Krupp in
Essen Kanonen füt Rußland gieße. Nun hat sowohl Rußland wie
die Türkei bei Krupp Kanonen bestellt; ob Ablieferungen seit dem
Beginn des Krieges Kattgefunden, ist mindestens zweifelhaft; daß
iber von England ein schwunghafter Handel mit Waffen und
Munition für die Kriegführendeu betrieben wird, ist notorisch, ebenso
rotorisch, wie daß Engiand im amerikanischen Secessionskriege offiziell
gertral war, dagegen unter neutraler Flagge beiden Parteien
driegstontrebande zuführte. Die erbitterten Vorwürse von dieser
Seite machen sich somit recht sonderbar.
Die Hungersnoh in Indien. Der „Englishman“ vom 22.
DOktober bringt ein Telegramm aus Madras, das geeignet ist,
Schauder und Entsetzen zu erregen.
In Banjaldere werden täglich 17428 Leichen in den
Ztraßen aufgefunden, die ein Opfer der Hungersnoth geworden.
die amtlichen Beribte von diesem Tage melden, daß alles zu⸗
ammen in den letzten 10 Tagen 236 Todte aufgefunden worden
ind. Es wird offiziell gemeldet, daß dieses schredliche Sterblich⸗
eilsverhäliniß in ganz Myjsore herrscht.“
Die „Times“ bemeikt hierzu, daß die Regierung bereits
Schritse gethau habe, so weit al⸗ möglich diesem großen Sterden
Einhalt: ju thun und war zunächst durch reicliche Provisionssen⸗
dungen. Es soll ouch jetzt laut Depesche vom 28. d. aus Kal—
kuttä ausgibiger Regen fallen.
KAonstantinopel, 80. Olt. Suleimann Pascha meldet
interm Gestrigen, eine russische Abtheilung, die sich auf einer
Slobozia Segenüber gelegenen Insel! gezeigl habe, sei zurückzewiesen
vorden, das Feuer des Feindes auf Rustichuk thue keinen Schaden,
ufsische Kavallerie⸗ und Infanterie⸗ Regimenter hätten Vourza,
wei andere Culchwo in der Näbe von Solonik besetzt. — Nach
inem Telegramm Reouf Paschas aus Schipka von gestern wurde
in von etwa 1000 Bulgarien gegen die Befestigungen von Mara—
Juedix gemachter Angriff zurückgewiesen. Die Bulgaren hatten 10
Todic. Ferner habe ein zur Rekognoszirung des Passes von Tur⸗
an ausgesendeter tscherkessischet Reitertrupp etwa 1500 Bulgaren
inter Tichikaovassi angegriffen. Die Bulgaren hätten 600 Mann
—
Die Zahlen, welche nach Aufzeichnung des Statistischen Burcaus
n Wasyington den Schiffsverlehr zwischen Deutschlantd und Amerika
ingeben, lassen ein langsames Wiederemporkommen dieses Verkehrs
bahrnehmen. Mit der allerdings nicht hohen Vermehrung, welche
die Zahlen für die Schiffsbewegung zeigen, dürften auch die Zahlen
ür die Rhedereigewinne in Uebereinstimmung stehen. Wie man
veiter aus den Berichten, die zuverlässige Augaben enthalten erfährt,
jat nach dem vollständigen Darniederliegen im Jahre 1875 das
Zeegeschäft, dessen Hebung 1876 langsam begann, im laufenden
zahre 1877 größere Fortschritte gemacht. Während 1875 nur
74 Schiffe von Deutschland nach Amerika gingen mit einer Größe
on 682,868 Tonnen, hatte sich die Zahl derselben 1876 bis auf
333 mu 822,848 Tonnen Größe geheber und werden 1877 schon
n den ersten 8 Mongten eben so viel zu verzeichnen sein. Nach
Deuischland gingen 777 Schiffe, welche Zahl auch die des Vor⸗
ahres überragt. Aus San Francisco legt ein Bericht vor, der
ich speziell mit „deutschen Juteressen“ beschaftiat. Es ist allerdings
zicht ermuthigend, wenn man liest, im Jahre 1875 exportitten noch
deulsche Schiffe Produlte aus Franzisto direkt nach Deuischland,
876 ist nur ein Schiff, die „Batavia“ mit solcher Ladung nach
Deutschland abgegangen. Ea muß somit erscheinen, daß die ver⸗
achsweise nach Deutschland exportirten kalsorn schen Erzeugnisse
einen lohnenden Absatz gefunden hätten. Es wurden nach Deutsch⸗
and ausgeführt: Etsenbein, Knochenmehl. Mehl, Gold und Silber⸗
erz, Perlenschalen ꝛzc. Die Einfuhr deutscher Fabtikate wird durch
zie Konkurrenz amerikanischer Manufakturen erschwert. Flaschen,
Wein, Bier, Mineralwasser, Cichorien, Fensterglas sind die vor⸗
uüglichsten Einfubrartikel in Kalifornien. Das Kreditiren an kali⸗
ornische Firmen bedarf sehr großer Vorsicht, da es schwer hält,
Forderungen zu realisiren.
Vermislschtes.
Kaiser stautern, 31. Okt. Der Ausschuß des hie—
agen Geflügelzüchter: Vereins hatte in seiner gestrigen Sitzung eine
Porbefprechung über eine im Marz kommendes Jahres in Kaisers⸗
lautern abzuhaltenden allgemeinen Geflügelausstellung. (Pf. P.)
Dürtheim, 30. Oft. Der Herbst, welcher am 24. d.
hegonnen, naht seinen Ende. Die Qualuät wird bei uns in den
Lagen, worin der Frost nicht: geschadet, ganz brauchbar für den
Zandel; die statk vom Froste getroffenen, ungefähr ein Biertel der
Veinberge, liefern eine geringe Qualität, die aber nicht in den
Zaadel kommt und loco verbraucht wird. Der Most wog nach