Full text: St. Ingberter Anzeiger

tünftige Witterung zu sagen scheint, verllebea in jedem Herbste mehr 
der ·weniger die Flugloͤcher mit Klebewachs. Rach meinen Beob⸗ 
achtungen, und Erfahrungen sind vor einem strengen Winter die 
echer. sletz start dertlebt gewesen; im Herbste 1870 .. B. so, 
daß nur noch eine einzelne Biene durch die gelassene Oeffnung 
schlüpfen konnie. In diesem Jahre ist nicht das Geringste zu sehen 
a die Bienenvölker haben sogar noch viele Drohnen, die sonst oft 
schon im August abgeschlachtet werd n. Aus dem Allen sdließe 
gauf einen äußerst gelinden Winter.“ — Wer wird Recht de⸗ 
halten ? 
fVParis, 11. Nob. Blondin, der wellberuhmte Seil⸗ 
anzer, zeigt in diesem Augenblicke im Palais de l Industrie seine 
ünste. Der Polizeipräfekt Voifin, der gestern seiner Produktion 
heiwohnte, ließ ihn aach der Vorstellung zu sich rufen und eröffnete 
ihin nach vielen Complirenten wegen seiner erstaunlichen Kunst⸗ 
jertigkeit, daß er ihn gleichwohl von der reglementsmäßigen Vor— 
schrift, nach welcher unter dem Säule ein Rettungsnetz gespannt 
sein muß, nicht entbinden könne. — Aber Herr Praͤfekt, entgegnete 
Blondin, ich habe so und so viel Mal den Niagara ohne Netz 
abecschritien und sollle jetzt ein solches Hülfsmitel anwenden, welches 
ich geradezu als eine Schande ansehen müßte? — Es thut mir 
leid, aber das Gesetz verlangt es. Ich müß!e Ihnen sonst die 
Erlaubniß zu ihren Vorstellungen entziehen. — Dann sollten lie, 
entgegnete Blondin ärgerlich, doch noch viel eher ein Netz unter 
das RMinesterium Broglise spannen, damit es bei se'nem Falle 
nicht den Hals breche. 
pEine neue Stadt. Eine anglo' französische Gesell— 
schaft hat für 81 Millionen Francs eine ungeheure Strecke Landes 
in der unmittelbaren Nähe von Paris — zwischen Colombes, Cour—⸗ 
heboie und Bezons — angekauft, vum daselbst eine vorläufig auf 
10,000 Einwohnern berechnele Stadt zu gründen. Die Arbeiten 
für Straßendauten und großartige Wasserleitungen werden sofort 
ja Angriff genommen, und die Compagnie läßt 500 zweistöckige 
Häuser bauen, welche an die zuerst sich ansiedelnden Bewohner 
derkauft oder vermiethet werden sollen. Ein ähnliches Unternehmen, 
die Giündung der Stadt Vesinet zwischen Paris und Saint Ger⸗ 
aeain, wurde vor zehn Jahren von Herrn Alphonse Pallu angeregt 
und hat bei der feitherigen Durchführung glänzend reüssirt. 
Die diedjährige nordamerikanische Weizenernte ist 
nach den in Washinglon eingelaufen Berichten die größte, die se—⸗ 
mals in den Vereinigten Staaten erzielt worden ist. Im Hafen 
von Buffalo lagen am 24. October 100 Fahrzeuge mit über 
2,.500 000 Bushel Getreide und 10,000 Faß Weizenmehsl. 
fBuenos Aires, 5. Nov. Heute machte das Torpe⸗ 
doschiff Fulminaute Uebungen in der Nähe von Buenos Ailires, 
Daber explodirte aber ein Torpedo und das Schiff sank sofort, 
wobei 11 Menschen ums Leben lamen. 
pVBom Leberthran. Es giebt kaum ein Mittel in 
unserem gesammten Arzneischatz, über dessen Werth und Wirkung 
nicht nur bei Aerzten, sondern auch in der Meinung des großen 
Publikums so außerordentlich verschiedene, sich geradezu widersprechende 
Ansichten herrschen, als der Leberthran. Um zu einem ganz sicheren, 
Resfultat zu gelangen, sollte man daher vorzugsweise solche wissen⸗ 
chaftliche Autorinten reden lassen, deren Erfahrungen sich auf eine 
sd große Zahl von Veobachtungen bassiren, wie sie nur die Hospital⸗ 
hraxis der größten Weltstädte bietet. Nach dem übereinstimmenden 
Urtheil solcher Autoriäten Deutschlands und Englands ist nun der 
Teberlhran durchaus kein Raditalmittel der Schwindjucht, wohl aber 
perbessert er die Ernähtung und vermag daher in der Hälfte der 
Falle das Fortschreiten der Krankheit zu verzögern — immerhin 
zin wesentliches Verdienst, da in der Zwischenzeit leicht andere 
Momente auftreten möchten, d'ie vielleicht ein gänzliches Stillstehen 
Fez Krantkheilsprozesses herbeiführen, falls derselbe noch nicht allzu⸗ 
veit vorgeschritten wäre. Abgesehen von einzelnen mirder wichtigen 
otolwirfungen wirkt der Leberthran hauptsächlich durch seinen Feit⸗ 
dehalt, indem er dem Organissmus ein Nahrungsmittel zuführt, au 
pelchem derselbe Maugel litt. Ein wesentlicher Vorzug vor anderen 
Feltarten duͤrste ihm wohl kaum gebuͤhren: er steht dielmehr mit 
denselben auf ziemlich gleicher Stüfe, was schon der Umstand be⸗ 
weis't, daß er gewöhnlich auf die Individuen am Wohlthuendsten 
wirlt, weiche auch die gewöhnlichen Fettarten gern nehmen; auch 
ließen sich bei Solchen, die den Leberihran durchaus nicht nehmen 
mochten, durch die Anwendung anderer Fetiarten völlig gleich gute 
Resultate erzielen. Unter allen Umständen aber wird der Leberthran, 
der in seiner Wirkung die außerordentliche Wichtigkeit des Fettes 
für den Ernährungsprozeß so klar darthut, als Unierstüßungsmittel 
in der Behandlung der Schwindsucht einen gewissen Werih dehalten, 
wenn es auch niemals ersprießlich sein kann, denselben in über⸗ 
näßig starter Quantität, wodurch er die Verdauung stets beeinlräch⸗ 
tigen muß, zu verabreichen. Gestützt auf die Erfahrung, daß in 
der Lungenschwindsucht eine vermehrte Salzeinfuhr in den Organis⸗ 
mus wefentliche Dienste leistet, hat man zur Erhdhung der Wirkung, 
ganz desonders aber zut Verbesserumg des widerlichen Geschmacks 
zes Leberthrans, einen Zusatz von Kochsalz (etwa 10 Prozent) an⸗ 
gelegentlich empfohlen. Daß das Feit durch den Zusaß von Salz 
leichter verdaulich wird, kann keinem Zweifel ünterliegen. Um 
nächst dem ekelerregenden Geschmack auch den ost nicht minder 
widerlichen Geruch loszuwerden, braucht man zu jeder Gabe von 
Febecihran nur einen oder einige Tropfen Anisöl zuzusetzen. 
Eingeandt. 
Seit dem Jahre 1867 besteht in München der von der kgl. 
Staatsregierung genehmigte Pensionsverein Bavaria“ auf welchen 
wir, um der großen Vortheile willen, die er seinen Mutgliedern 
hietet lier aufmertsam machen wollen. Dieser Verein bietet jedem 
Mitgliede bei eintretender Berufsunfähigkeit oder nach zurückgelegtem 
55. Lebenziahre und bei seinem Tode auch seinen Hinterlassenen 
eine in monailichen Raten zahlbare Pension. Die Größe der Pen⸗ 
fon richtet sich einerseits nach der Einschreibsumme, welche im 
Mindessbelrage auf 360 Mark und im Höchstbeirage auf 2400 M. 
estgesetzt ist, und auderseits nach den Jahren der Mitgliedschaft 
ind berechnet sich derart, daßs von 5 Mitgliedsjahren an 8/40 der 
kinschreibsumme und für jedes weitere Jahr 40 mehr ausbezahlt 
derden. Die Wittwe erhält die Hälfte und jedes Kind N15 dieser 
Zumme als fortlaufende jährliche Pension. Ueber *4 der Einschreib⸗ 
umme steigt die Pension nicht. Dit Eintrittsgebühr beträgt A 
der Einschreibsumme d. i. so viel als ein Idhres beitrag, wozu noch 
z Mart als Beitrag zu den NKosten der Berwallung kommen. 
Feder volljährige deufsche Staatsbürger kann unter den statuten⸗ 
näßigen Boraussetzungen dem Vereine beitreten, darf jedoch zur 
Zeit des Beittities das 51. Lebensjahr noch nicht Aberschritten 
Jaben, weder krank noch mit einem solchen Gebrechen behaftet sein, 
welches auf seine Berufstüchtigkeit einen nachtheiligen Einfluß üben 
tönnte. Der grode Vortheil, welchen dieser Verein gegenüber den 
Jewöhnlichen Lebensversichernngen gewährt, besteht darin, daß auch 
der Ernährer der Familie im Falle eintretender Berufsunfähigkeit 
ane Unterstütung erhält; denn darin, daß den Hinterlassenen nicht 
in Capitai ĩdas nur zu oft wieder verloren geht) ausbezahlt, 
ondern eine foridauernde Pension gewährt wird, endlich darin, daß 
die Beiträge verhälinikmähig gering sind. Wenn z. V. Jemand 
ils Mitglied der „Bavaria“ jährlich 48 Mark zahlt und nach 20 
Jahren derufsunfähig wird, so hat er 960 Mark eingezahlt und 
rThaͤlt dafür eine jährliche Pension von 1200 Mark, seine Wittwe 
ine solche von 600 Mark. während wenn ein Marn mit 30 Jah— 
ren sich in eine Lebensversicherung mit 10,000 Mark aufnehmen 
äßt, innerhalb 20 Jahren 3600 Mark zahlen muß und seine Hin⸗ 
erbliebenen eine Rente von 4225800 artk erhalten. 
Statutengemäß önnen allenthalben Zweigvereine des Pensions- 
dereins „Bavaria“ gegründet werden und wir sind überzeugt, daß 
zei Gründung eines solchen eine rege Betbeiligung nicht mangeln 
wird. (Siehe Anzeige.) 
Annonoden für folgende Zeitungen: 
Zasler Nachriehbten, wolle man zur Verme idung von N rere“ ä⏑ ztets direct richten an Gopfor Journal, 
Neue Zurcher Zeitung, -ær σ— J — ⏑ler VFribour, —X 
dSehweizer Handelszeitung, ditto Ohroniqueur, 
t Freiburg, Oberrh. Lurier, 
ẽt. Gamer iinns. Berlin, Mochenschrift des 
VFenchatel, Union Labérale, Vereins deutsch. Ingonieureo 
Gazetto do Lanusanno. Deutecho Jaed. Zeitung. 
Rech nungen 
u Jedermanns Gebrauch 
n Achtel, Viertel u. Halbe Bogen 
sind vorräthig in der 
Druckerei ds. Bl. 
AFURT a. M. 
⸗22 Götheptata æ2. 
da genannto Blaàtter ihre Annoncen 
ausse-I—α dureh diese Frmaa 
—B und vor 
— in Munchen an hi⸗sigem Platze 
Einladung. —e Siehe „Eingesandi“ — sind 
Reflectirende auf Sonntag, den 
Zu einer Besprechung über die J 18. November, Nachmitlags 83 
Bründung eines Zweiavereins Uhr in den Oberhauser'schen klei⸗ 
VPensiensbereins Bavaria“ nen Saal eingeladen.