Anzeiger.
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— F
431810 Sonntag, den 18. November 1877.
Deutsches Reich.
Münchéen, 13. Nob. Der Petitionsausschuß hat gesteru
die Petition des bahyerischen Vollsschullehrervereins um Revision des
VBoltoschuldotationagesetzes mit allen klerikalen gegen alle liberalen
An
vax der Abg. Lyzealprofessor Dr. Merkle, über dessen Referat un⸗
säglich shaßhafte Sachen erzählt werden. U. A. hat Herr Merlkle
den Schullehrerm späte und wohlhabende Heirathen empfohlen.
Aussand.
In Frankr éilch wird jetzt wieder mehr als je von ener⸗
gischer Forifetzung des Widerstandes, von abermaliger Auflosung
detDeputirtenlammer von Gewalti, von Dietatur gesprochen und
unheimliche Gerüchte: durchichwirren die Luft. Aber mit dem Trotz
wird die Polilik eines großen Landes aicht gemächt. An die Dic-
atur/ des Besiegten von Reichshofen zu denken, ist lächerlich; für
zas absoluie Herrscherthum ides Mannes mit der glücklichen Wunde
on Sedam regt sich keine Hande unden kein Fuß.“ Je! länger die
risis dauert, desto- weniger handelt es sich um den Marschall,
efin mehrrtrittdie Nothwendigleit einer positiven Löfung in den
Botdergrunde Ver Wegedet Gewalt gegen das Land kann“ nur
vetreten· werden int· Namen Napoleon's IV.“ oder Heinrich's V.,
nicht im Namen Mac Mahon's J.
Paris, 15. Novr Heute findet die Wahl von vier lebens⸗
änglichen Senatoren durch den Senat latt. Die Rechte rechnet
zarauf, ihre Candidaten: mit 148 hegen 137 Stimmen durchzusegen.
— Die Ersetzung ves Commandanten von Versailles, General
Villurs, durch, den. General Garnier wird, in parlamentarischen
Zreisen lebhafi besprochen.: Generals Villers hehdtie der Artillerie⸗
vaffe annund, war ulange Commandanti der polytechnischen Schule.
Beneral Garnier machte seine Carriere hauptsächlich in der kaifer—
ichen Garde. * . J
Paris, 15. Nov. Obgleich“ große! Erkeguug“ in Paris
Jerrscht, so ist die Stadt doch äußerlich vollstundig ruhig. Unge⸗
achtet der militärischen Maßregeln, die man ergriffen, und der
wüthigen Rede von Fourtou dauern die Benms hungen, um Zeinen
Beraleich: zu exzielen /doch ort uind bleiben nicht vhne Antlalig im
Elysee. Letzteres ist dem Urstande zuzuschteiben, daß die Konsti—
utionellen des Senats, wie es heißt, die Widerstands⸗Ideen des
Elysee nicht weiter unterstiißen wollen. Jedenfalls hat sich Herzog
Audiffret⸗Pasquier (der Senats⸗Prasident) mit größter Entschloffen⸗
Jeit gegen das Vetfatren des Elhysees' ausgesprochen'und' erklärt,
zaß er seine Entlaffung nehmetn werde, falls das Elysee dem Willen
ꝛes Nandes deine Rechnung iragen wolle.
In der heuttgen Senatssitzung wurden vier Senatoren gewählt.
Das Ergebniß der Abstimmung war folbenden: 281 Abstimmende
also absolute Stimmenmehrheit 141. Chabaud' Latout rleanist)
rhielt 152, Grefuhle (Orleanist) 149, Luciet Brun CLegitimist)
248, Grandperret (Bonapartst) 141 Stimmen.! Es Lunlerlagen
Dittor Lefranc (Kepublikaner) 137, Alfred André 186 Jaurreguti⸗
verry (Republikaner) 181, Allon (Kepublikaner) 130. 558
Lomdonz 15. Nov. Der“, Daily-Telegraph“ meldet autß
Perazu Die Pforte würde unter günstigen Bedingungen direkt mit
Rußtand Frieden/schließen. — Aus Erzerum kommen befriedigende
Nachrichten. Mehened Pascha, den man für verloren hielit, ist mit
einer ganzen Mannschaft' dort angekommen. Muchtar Pascha er⸗
lärt, Erzerum bis auf den letztenMonn balten au wollen.“
Vermischtes.
f Die „Zweibrücker Zeitung“ bringt aus München 10. Nob.
iachstehende · Mitiheilung: „Es ist jüngst eine Nachricht durch die
zeitungen gegangen ‚ wonach der Sitz der künftigen Oberlandes⸗
zerichte von adem Ministerium — bereits bestimmt und die
Stadt; Speyer als für das kürftige pfälzische Ober⸗
andesgericht gewählt worden sein soll. Eine solche Combination
herräth einen großem Mangeb an Kenniniß der localen und sonstigen
nn dieser Frage maßgebenden Verhältnisse. Zweibrüdkeen ist feit
liber 60 Jahren der Sitz des Appellhofes, und vor 7 bis 8 Jahren
st das Justizgebaude daselbst, eines der schönsten im ganzen Koͤnig⸗
reich, mit großem Kostenaufwand gebaut worden. Speyer hat kein
docal für ein Obergericht, das Regierungsgebäude bietet kaum Raum
jenug für die dortige Behörde. Es muüßte also ein neues Justiz
jebäude aufgeführt werden, und daß die Kammer, selbst wenn ein
olches unseres Erachtens ganz unreifes Project in Erwägung gezogen
verden sollte, von vornherein ein bezügliches Postulai abwerfen
vird, darüber dürfite wohl Niemandem bei ruhiger Ueberleguug ein
Zweifel bleiben. Im Uebrigen wird, davon sind wir uüberzeugt die
Absicht aller derjenigen Justizmänner, welche uit den bezüglichen
Lerhältnissen in der Pfalz vertraut sind und sich entschieden in
Betreff der Gerichtssitze fuͤr den gegenwärtigen Zuftand aussprechen,
nuch in den entscheidenden ministeriellen Kreisen durchdringen und
war nicht blos im Gefammtinteresse der Pfalz und de: Gerichts⸗
haten, sondern quch im eminenten Interesse der Staatstasse Man
vird daher wobl thün, die bezüglichen Nachrichten, welche manhhmal
iber auch absichtlich verbreitet werden, mit aller Vorsicht aufzu⸗
iehmen — *
In Kaisers lautern findet beute Sonniag 18.Nob.
m Gasthos zum Karlsberg eine Versammlung pfälzischer Frannlwein⸗
brenner statt, um sich über Maßnahmen gegenüber dere beabsfichtigten
TFinführung des Malzaufschlages in der Pfalz zu berathen ··
.Grüunstadit. Der Stadtrath beschloß die Errichtung
iner Fleisch⸗Freibank und nahm außerdem die Errichlung eines
dädtischen Schlachthauses in Aussicht. ννα ια
fMänchen, 14. Rov. 4 Der Kommandeur des 1. In⸗
anterie-Regiments, Herr Oberft v. Gropper, hat um Verseßung in
en Ruhestand nachgesucht. Bis Ende diefes Monals stehen wie
nan vernimmt, zahlreiche Beförderungen in allen Chargen der Armee
zu erwarten. z ra 33
tMünchen 14, Rov. Genrrolmajor v. Mud. Komman-
deur der 8. Infanteriebrigade: wurde zur 5. Infanteriebrigade
versegt.“ v,
.Eing Milion Berisem a rken. Eine zunge hübsche Dame
in — —— in einer Gefellschaft die Behauplung auf sir
volle bis zum I. Jatjuar 1878 es zu Stande bringen/ eine Mil⸗
ion. Briefmarsen zu sammeln. Kein geringes Unternehmen im
Monat August !Ein reicher Cavalier formie aus der Aeußerung des
Fräuleins eine Weite uud verpflichtete sich gleichzeitig „n wenn bei
Ablauf. der festgesetten Frist die Meillion volnähüig ser der Dame
ꝛinen prachtvollen Concertflügei von Böͤrsendorfer hur Verfügung
u stellen. Die griginelle Wette drang auch zu den Ohren der
Desterreichischen Erzherzoginnen Elisabeth und CThristine umnd unit
»em ganzen Aufgebot von Feuereifer und liebenswürdiger Bered⸗
amkeit wußten die beiden Damen in ihren Kreisen für die Sache
ju interessiren, so zwar, daß nach ihrem dreiwöchenilichen Aufent⸗
jaltt in Gmunden daselbst gewiß in keinem Hause und keiner Hütte
nehr eine gestempelte Briefmarke zu finden war. Erzherzog Franj
dartez. B. um einen Begriff von den riesigen Beittägen zu geben,
zrachte gelegentlich seines letzten Versuches über 60,000 Stuͤck Grief⸗
narken wohlgeordnet und gezähli. Jede Dame, die zju einer Soiree
oder einem⸗Concert bei der Frau Erzhenzogin Glijabeth geladen
var, trug ihr Padet Briesmarlen, nebst Facher und Sacktuch in
der Hand.Wahrscheinlich participitten noch biele andere eifrige
Pitwirkends an. dem Gelingen des Unternehmens, denn es ist
Thatsache, daß Ende Ockober bereits 900, 000 Stiick Briefmarlen
der Erlbsung oder beflügelten Einlssung barrten, wovon ein Driti⸗
theil aus den Händen der beiden Erzherzoginnen kommt.
Der Bankbeamte Häring in Stettin, der 66,000 M.
ntwendete, lam damit bis nach New⸗Yock; als er da an's Land
lieg, begruͤßte ihn die Polizei und begleitete bn in's Gefängniß,
vo ihm die 61,000 M., die er noch bei sich hatte, abgenommen
ourden. Die Bank in Stettin läßl sich das Geld schicken, den
ingetreuen Beamten aber laufen, da seine Auslieferung zu viei Geld ⸗
osten wöoöüde