qun werde, was sein Gewissen und das Beste des Landes ihm
auferlege.
Der Wiener „Presse“ wird aus Sislowa gemeldet: Der Kaiser
bon Rußland erhielt die Meldung von dem Fall Plewnas
in Tuchenitza und er antwortete darauf: „Aber der Krieg ist noch
nicht beendet.“ Osman Pascha ist schwer verwundet; ein Bein
in ihm zerschmettert. Die Zahl der Gefangenen beträgt 40, 000
Tombattanten und 20,000 Kranke und Verwundete.Erbeutet
wurden 70 000 Gewetzre, 24 Feldbatterien und 40 Posit ons.
Seschütze. Osman Pascha wird in Susdal, zwischen Moskau und
ischni:Nowgorod internirt werden.
Buatarest, 12. Dez. Großfürst Nilolaus und der Fürst
dvon Rumänien haben die Nacht in Plewna zagebracht. Es stellt
sich nun heraus, daß die Bevöllerung von Plewna geraume Zeit
Hunger und Kaͤlte ausstand und auf die Uebergabe des Platzes
drang. Der letzte Ausfall wurde von Osman Pascha beschlossen,
als er erfahren hatte, daß es Suleiman Paicha nicht gelungen sei,
die rufsischen Stellungen am Balkan und am Lomflusse zu durch:
bͤrechen. Die türkischen Gefangenen verausgaben uü. A. beim Ein—
kauf ihrer Bedürfnisse indische Rupien⸗Stücke bon 1876 mit dem
Bildnisse der Königin Vietorie.
Schon früher hieß es, daß Osman Pascha sich weigere, mit
dem Fürsten Karl zu verhandeln, welchen er vom Standpunkte
etnes türkijchen Generals als in der Auflehnung gegen den Sultan
begriffen betrachtet. Allem Auschein nach hat er es auch zuletzt,
als Großfürst Nikolaus seinen Parlamentär an den Fürsien Karl,
als Commandanten der Armee vor Plewna, verwies, abgelehnt,
mit dem Fürsten in Unterhandlung zu treten, und es vorgezogen,
nochmals an die Entsche dung der Waffen zu appelliren. Ais diefe
—, wie vorauszusehen gewesen — unglücklich ausfiel, ergab der
türkische Feldhert sich dem ihm zurächst gegenüberstehenden russisshen
Forpscommandeur. In Petersburg und Bukarist begleitet heller
Siegesjubel das lange und bang erwartete Ereigniß. Doch ist des
Wermuths genug in dem Freudenbecher. Plewana hat den Siegern
erheblich mehr gelostet als den Deutschen Paris und mit ihm ist
kein strategisch oder politisch wichtiger Punkt, sondern nur eine ersi
während des Krieges entstandene Position gefallen, die bei einiger
Umsicht der nächstbetheiligten russischen Truppenführer niemals in
die Hände der Türken gerathen durfte. Osman Pascha hat ebenso
durch feinen geschickten Vormarsch gegen Plewna, wie durch seine
hartnäckig, energisch und umsichtig geleitete Vertheidigung sich An⸗
spruch auf allgemeine Achtung und Anerkennung erworben, welche
auch von russischer Seite dem tapferen General mieemals versag!
worden ist, der mit seinem Heere und seinem uner hülterlichen Fesi
halten dem Kriege einen kanz anderen Verlauf und eine andere
Wendung und Dauer gegeben, als in den Absichten der russischen
Heeresleitung gelegen hatte. Um Plewna's Will'n mußten die
Garden und Grenadiere, mußlen die Rumänen in's Feld gerufen
werden. Die dortige Situation verurthelle die russischen Heere
in Ostbulgarien und in der Dobrudscha zu defensiver Unthätigket
der kühne Ballanübergang Gurko's blieb resultatios, weil keine
Urmee da war, die ihm zu folgen vermochte. Die Cap'lul tion
Osman Pascha's lieiert den Kussen eine für sie jetzt ziemlich werth⸗
lose, schon aus Gesun heits-Gründen kaum zu haltende Posit:on
aus, aber sie übergibt ihnen den besten Feldherrn und das beste
Heer, welches die Türker zu verlieren hatte und macht über
hundertundzwanzigtausend Mann frei, um die taktischen Folgen der
lürkischen Niederlage und den moralischen Eidruck dieser Sieges⸗
kunde so schnell als möglich auszunützen. Der Fall von Pleiwna
is für Serdien das Signal zur Erhedung, er siellt ein rufsisches
Heer zur Belagerung von Rustschuk, ein anderes zum Ballanaber⸗
gang bereit. Suleiman Pascha, welcher bisher mit großer Bquem⸗
lichleit die Vortheile einet mneren Operationslinie benutzen konnte,
wird sich binnen Kurzem einer völlig veränderten Situalion gegen⸗
über befinden.
Die täsliche Brodration der fürkischen Armee in Plewna
war zu enem kleinen Kuchenformat zusammengeschrumpft, dabei
datten die Russen zwar nicht das Trinkwasser, wohl aber durch Asb⸗
knkung des Laufes mehreter Bäche das Wasser zum Betrieb der
Mühlen abgeschnitten. Warum nun Osman gerade in nordwest
ücher Richtung den Durchtruch dversuchte, geht aus der Anzahl der
rn sisch- rumänischen Verschanzungen ziemlich klar herbor Im
Norden, Osten und Suüden waren die fürkijchen Redouien mit einem
wo moͤglich noch starkeren Schanzengü⸗tel umklammert. Im Westen
—V—
im Nordwessen zwischen Dolni⸗Dubnik und Opauesch, auf einer
Strede, als deren Mittelpunkt Netropolje zu betrachten ist, sehlten
auch diese, so daß Osman hier nur mehrert Linsen durch Infanterie
Zark besezie Schützenaraben zu durchbrechen hatte. Die Türten
einen eine Anzahl russischer Schützengräben genommen und bis
Reropolje, 12 Kilometer von Piewng, vocgedrungen sein. Nach
den meisten Nachrichten foll der irkische Feldherr am Fuße, nach
einer abweschenden Lesart an der Hand nicht unerheblich verwundet
sein. Trotzdem fünrtt er selbst mit dem Befehlshaber des russischen
Grenadiercorps Ganjetzth J. die Unterhandlungen betreffs der Ueber⸗
gabe. Oaman willigt zwar in eine bedingungslose Capitulation,
dagegen erklärte er ausdrüclich, sich nur dein Kaifer von Rußland
auf Gnade und Ungnade zu ergeben, nicht aber dem Fürsten Karl
von Rumänien, den er als einen Emporer belrachte,
Bukarest, 12. Dez. Kaiser Alexander reist am Sonn⸗
abend nach Peter?burg ab. Er ging heuse nach Plewna, befuchte
Osman Pascha und gab demfselben in Anerlennung seiner Tapfer⸗
seit den Degen zurück. Fürst Karl besuchte ebenfalls Osman und
hrach ihm seine Anerkennung aus.
Vermischtes.
*Sf. Inabert. Wir haben schon in der vorigen
Nummer auf zwei Anträge aufmerksam gemacht, welche Hr. Schlick
im Anschluß an seinen am verflossenen Sonntoge gehaltenen Vor—
trag seinen Zuhörern vorlegte. Rachstehend woöllen ir dieselben
zur Kenntniß unserec Leser bringen.
1. Antrag: Die Versammlung stellt an die Hrn. Lehrer daß
motivirte Gesuch, dicselben mögen d'ie Einrichtung und Ver.valtung
von Schulsparkassen üÜbernehmen. —
23. Antrag: Da das übliche Borgsystem einen sehr schädlichen
kinfluß auf den Handelsverkehr ausübt; da dasselbe aber besonders
drückend auf dem A. beiter lastet und —A daß so
piele Ardeiter Nichts vor sich bringen: so werden die hiesigen Ge—
chäftsleute hiernn't angeregt, ernstlich und bdald sich darüber zu
einigen, ob und wie erstens die Emführung einer lürzeren Zah⸗
ungsfrist, und zweitens die allmählige Abschaffung der sogenanuten
„Büchelchen“ zu verwirklichen ist.
Die Versam lung, das Gute, das in beiden Anträgen liegt,
anerkennend, konnte natürlich zu ihnen kene Sitellung nehmen, da
jur Verwerklicheng derselben noch mehr Foktoren mitzuwirlen haben,
dieselben auch (namentlich der leßteren) von sehr weitgehender Be⸗
deutung sfind. Hr. Schlick wollie, wie er erklaäͤrte, ehn Stellung⸗
iahme der Versammlung eige klich auch nicht bezwecken; er wollle
nur eine Anregung zum Guten geben. Ihrerjeits wählte die Ver⸗
ammlung aus ihrer Mette für jeden Antrag einen Vertrauensmann,
velcher sür die Verwirklichung der in dem gegebenen Antrage lie⸗
zenden Idee vorläufig in den davon derührten Kreisen thätig
ein mag.
Zweibräcken, 10. Dez. (Schwurgericht der Pfalz
axo 4. Quarial.) 1. Verhendlung, Vorminags halb 9 Ahr gegen
Tarl Julius Rudolph Ulrich, 29 Jahre at, Tagner von Beauͤeu
n Preußen, angellagt des Verbrechens der Noihaucht (R.⸗St.⸗G.⸗
3. 8 177). Staats anwalt Petri, Vertheidiger Anwali Frenckel.
Der Thatbestund :est folgender: Am Sonutag, den 8. September
ibhin, war die Katharina Aulenbachet, die 82 Jaore alte Ehefrau
des Straßenwärters Carl Theis von Rehweiler des Viorgens zum
Zesuche ihrer Eltern noch dem 298 Stande von Rehweiler enm-
jernten Dorfe Unterselchendach gezangen. — Gegen 7 Uhr des
Adends kehrte sie nach Hause jurück. S'e trot weinend in ihre
Wohnung, ihre Nleider waren beschmutzt, ihr Kumm zerbrochen,
bee Haube zerrifsfen. Auf Befragen erzahlte sie ihren Manne,
daß si soeben am Eingange des Rehweilet Waldes auf der Straße
pon einer ihr unbelannten Maunsperson angepackt und mit Gewalt
zebraucht worden sei. Ihren Angreifer beschrieb sie in Gegenwart
htes Nachbars, des Zeugen Jakob Cichel, ais einen statken Mann
nit röthlich dlonden. Haare, fremdartigem Dialecte und mit einen
Ausschlage am hintern Theiie des Kopfes, er habe angegeben bou
XV Rehweiler gelegenen Orte Ginsbuch zu sein.
Zeuge Eichel verfiel bei dieser Beschreibung solsort den ihm be⸗
unnten Angeklagten, einen Ostpreußen, als den Thmer. Ehemann
Theis ging 10h an demselben Tage nach Quirndach, wo er der
Bendarmerie Anzeige machte „ worduf der Anellagite am Morgen
des 11. September in seiner Wohnung in Gunsbach verhaflet
vpurde. Bei eifolgter Gegenüberst Uung des Ausetlauten mit der
Ehefrau Theis erkannte leßtere deuselben nit auler Benimmiheit als
ihren Angreifer. Bei dem ausgezeichneten Rufe der Erejrun Theis ver⸗
dinen ihre Aussagen volle Glaubmürdigle . Der Augellogte sallt die
That völl g in Abrede, gibt aber zu am fraglich n Tage nach Quirndach
zegungen zu sein, ohne daß er aber mit einer Viaueurperson zu⸗
ammengetroffen war. Die Vergangenheit dis Augetlagten ist eine
Jetrübte. Er ist einer von den au« Ostpreuß u verschrebenen
Dieustvoten und im Jahre 1876 bei dem dü germeister von Go—⸗
delhacsen in Dienst geireien, bei dem er jevoch schon nach einigen
Veonaten austrat, um sich in Gimebach als Taguer nieder zul iffen
und zu heirathen. Er wurde schon welmal wegen Diebstahls
und einmal wegen Hehlerei bestraft. Unthein: 5 Jahne Zuchthaus
und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf gleiche Daun
r. Die Aetienbrauerei Kaiferslau—fernehat jür das
abgelaufene Betriebsjahr ein Dificit von eiwa 60,000 Matt inclk.
der Mobiliarabschre ͤung von 29,000 M. zu berzeichnen.
F Durch Herrn Karl Achilles von Mannhern wurde am 8.
ds. in Neustadit die erste Telenhonleitung zu praktischem Ge