Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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der St. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, Sonntags mit illustrirter Bei⸗ 
lage) erscheint wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag. Der Abounementspreis beträgt vierteljährlich 
1Mark 20 R.⸗Pfg. Anzeigen werden mit 10 Pfg., von, Auswärts viit 15 Pfa. für die viergespaltene Zeile Blattschrifst oder deren Raum. Reclamen 
mit 30 Pfg. pro Zeile berechnet. 
M 204. Sountag, den 80. Dezember 1877. 
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Deutsches Reich. 
München, 27. Dez. Nach einer in der „A. Z.“ ver⸗ 
offentlichten Berichtigung des Frhrn. zu Fragkenstein beträgt der 
an Bayecrn auskbezahlte Antheil der französischen Kriegskostenent⸗ 
schadigung incl. Zinsen nicht 173, 648,379 M., wie in dem durch 
die Blätter veroͤffentlichen Sitzungsberichte der Reichsralhskammer 
zu lesen stand, sondern 273,643, 279 M. die aus denselben ebe⸗ 
strittenen Ausgaben 263369,912 M. und die wahrscheinlich zu⸗ 
rückzuzahlende Summe 1,224,842 M. 
Münmnschen. Die nächste Sizung der Abgeordnetenkammer 
ist auf den 3. Januar angesezt. Zur Berathung kommen Rech—⸗ 
nungsnachweisungen und der Etat der Tax⸗ und Stempelgefälle für 
die 14. Finanzperiode. 
Mesz, 25. Dez. Das Schicksal des gegenwärtigen Appel⸗ 
lationsgerichtes in Colmar ist nunmehr entschieden. Der Landes⸗ 
ausschuß hat mit 19 von 26 Stimmen die Vorlage, in Colmar 
auch den Sitz des Oberlandesgerichts für Elfaß-Loihringen zu be⸗ 
lassen, angenommen. 
Ausland. 
Wien, 27. Dez. Die von hier aus verbriteten Gerüchte 
über eine beabsichtigte Mobilmachung der österreichischen Armee 
werden von gut unferichteter Seite als unbegründet bezeichnet. 
Paris, 27. Dez. Das „Journal officiel“ veröffentlicht 
ein Dectet, betr. das Inkraftreten des neuen Telegraphen⸗Ueberein⸗ 
dommens mit Deutschland am 1. Januar 1878. -. Der spanische 
Pratendeat Infant · Don Curlos wurve uusge fordert Frantreich zu 
verlassen und soll im Laufse des Vormittags abreisen. 
Belgrad, 27. Dez. Die Serben baben nach kurzem er⸗ 
bitlerten Kampfe Pirot eingenommen, wobei ihnen große Kriegsbeute 
in die Häude fiel. Dieselben stehen nunmehr am Engpaß von 
srupaz. Nach einer späteren Nachricht wurde auch Leskowatz 
(jüdlich von Nisch) von den Serben genommen. 
Aus Bukarest, 27. Dez. Osman Pascha ist gestern 
Nachmittag vier Uhr hier eingetroffen. Von der Reise und den 
Schmerzen seiner Wunde angegriffen, verließ derselbe erst nach 
einigen Stunden den Waggon, um sich auf einer Bahre vermittelst 
Schlittens in sein Absteigequartier fahren zu lasfsen. Osman wird 
einige Tage hier verbleiben. 
Petersburg, 27. Dez. Die „Agence Russe“ meldet: 
Man könne voraussehen, daß das Vermittlungsgesuch der Pforte an 
die Großmächte abgelehnt werden würde, da nach den Saßungen 
des öffentlichen Rechtes eine Vermitilung nur dann möglich sei, 
venn sie von beiden kriegführenden Theilen begehrt werde. Anderen⸗ 
jalls wäre die Vermittelung nichts als eine Intervention. —-Ferner 
bemerlt die „Agence Russe“: Das Londoner Cabinet ermuihige 
durch die vorzeitige Einberufung des Parlaments die Pforte noch 
in ihrem Widerstande und werde die Russen dadurch nur nöthigen 
auf Konstantinopel zu marschiren, was das Londoner Cabinet gerade 
habe vermeiden wollen. 
—truu- — 
Rermischtes. 
fLandau, 27. Dez. (E. A.) Die „Rhenania“ in 
Würzburg, welche am 4. und 8. August d, J. iht dõiähriges 
Stiftungsfest hier feierte, übersandte Hrn. Bürgermeister Maher ein 
Weihnachtsgeschenk in Gestalt eines feingeschliffenen Krystali-Bier⸗ 
glases. Der Deckel desselben zeigt in Porzellanmalerei einen Ritter 
in den Farben der, Rhenania“, der sich auf daz Wappen des Korps 
tützt; im Hintergrunde sieht man die Festung Würzburg. Die 
Innenseite des Deckels trägt folgende Widmung: „Das Korps 
Rhenania zu Würzburg dem Bürgermeifler der Stadj Landau z. 
j. E. ar den 4.8. August 1877.“ 
„rGrethen, 283. Dez. Gestern spielten dahier 2 Nachbars⸗ 
linder mit einander und wollie das ältere dem jüngeten Wasser zu 
rinken geßen. Zum Unglück stand jedoch ein Gefaͤh mit Vitriol 
äure in der Rähe, das dem 3 Jabre alten Kinde gereicht wurde; 
es trank daraus und mußte unter den furchtbarsten Schmerzen den 
Todeskampf best ehen. 
Speyer. Eine Prüfung für Apothekergehilfen wird am 
28. und 29. Januar 1878 hier abgehalten. 
F Am 10 Januar beginnt in Constanz die Conferenz 
ür Tieferlegung des Unter- und Bodensees. 
FNürnberg, 24. Dez. Ueber eine heute am frühen 
Morgen in dem Laboratorium des Kunstfeuerwerkers Häberlein an 
»er Tullnauer Höhe statigefundene Explosion erhält der „Corresp.“ 
iachstehende Miitheilungen: Der 18jährige Sohn Hädberlein's, 
velcher mit einem Getzilfen in dem Laboratorium arbeitete, wollte 
»abs Feuer im Ofen mit dem Schürhacken anfächen, als ein Funken 
jegen die am Tische liegende Zündmasse fiel und diese zur Explosion 
zrachte. Das Laboratorium brannte nieder, der Gehilfe kam mit 
eichten Brandwunden davon, der junge Häberlein aber wurde, 
vollständig verbrannt, als Leiche aufgefunden. 
Bamberg, 24. Dez. Gestern Morgen während des 
Schneegestöbers hörte der k. Forstgehilfe Glock während seines Um⸗ 
janges in der Nähe des Sendelbaches in einem Gebüsche ein 
heräusch. In der Meinung, es sei ein Marder, schoß er nach dem 
zusche, und als er sich überzeugen wollte, was er geschossen, fand 
r zu seiner Bestürzung, daß er einen unbekannten Mann wödtlich 
zetroffen. 
sr Wiesbaden, 28. Dez. Eine Feuersbrunst zerstörte 
seute Nacht die neue Colonnade nächst den Cursaale und verur⸗ 
achte bedeutendenSchaden. Die Kunstausstellungsgemälde sind gerettet. 
7 Vor einigen Tagen starb in Brauvasch ein Obertertianer 
)er dortigen höheren Bürgerschule in Folge von Blutvergiftung, 
velche er sich daducch zugezogen hatte. daß in ein kleines im Munde 
efindliches Geschwür Tinte gekammen war. Nach nar dreitãgiger 
drankheit erlöste der Tod den braven Schüler von seinen heftigen 
—XRXV 
Kafsel, 18. Dez. In unserem Nachbardorfe Nieder⸗ 
wehren ist die Trichinose so heftig aufgetreten, daß die Haljte der Ein⸗ 
vohner krank darnieder liegt. Mehrere Personen sind bereits der 
krankheit erlegen, andere schweben in größter Lebensgefahr. 
- Vor Kurzem ist eine Nachbildung der Roten der preußischen 
Bank —- nicht der Reichsbank — zu 100 Mevom 1, Mai 1874 
um Vorschein gekommen, die zwar den echten Noten ähnlich erscheint 
ei einiger Aufmerksamkeit indessen von deuselben durch die weniger 
utensive, in's Grünliche schimmernde blaue Färbung, die größere 
Zreite des weißen Einfassungsrandes, namentlich aber durch die 
nangelhafte Ausführung der Strafandrohung auf der Schauseite 
eicht zu unterscheiden ist. 
f Der durch seine Fahrten auf dem von ihm erfundenen 
Rettungsapparat bekannte englische Capitän Boyton hat die Wette, 
daß er binnen sechs Tagen die weite Strede von Orleans nach 
Rantes auf der Loire zurücklegen würde, gewonnen. Samstag, 
»en 8. ds. Mittags, fuhr er von Orleans ab und langie Freitag, 
»en 14, um 2 Uhr Nachmittags, in Nantes an. Längs der 
Loire Ufer hatten sich überall massenhafte Neugierige eingefunden, 
die ihn auf seiner Durchfahrt begrüßten, mehrere tkleine Dampfer 
varen ihm von verschiedenen Orlen gefolgt und die Bevölkerung 
yon Nantes hatte ihm einen überaus heizlichen Empfang bereitet. 
Wie der Phare de la Loire meldet, wat Capttän Boylon mehrmals 
n Gefahr, von den reißenden Wirbeln des Stromes erfaßt zu 
verden, und einmnl hatten die Wellen ihn schon bis- an den 
würtel herabgezogen; er soll ganz erschöpft sein und von Kälte 
ind Anstrengung geschwollene Hände haben. 
VLondon, 26. Dez. Eif Nutsche⸗Maurer wurden 
jestern von zwanzig Strolchen angefallen, wehrere arg geschädigt. 
Lin Deutscher, welcher sein Messer brauchte, wurde heute vom Polizei⸗ 
jericht den Assisen zugewiesen, aber gegen Bürgschaft freigelaffen. 
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—* Dienstesnachrichten. 
Lehrer Demolet von Offenbach wurde an die Stelle des Kreisschulin⸗ 
pelktors Roth zum Seminarschullehrer in Speher ernannt.