Slt. Ingbeiler Anzeiger.
der Et. Jugberter Anzeiger und das (2 mal wöchentlich) mit dem Hauptblatte verbundene Unterhaltungsblatt, Sonntags mit illustrirter Biei—
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4324... Dienstag, den 18. Febrrare J * 1877.
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Deutsches Reich...
Muwchen; 9. Febr. Für Lehrer und Lehramtskfandidaten
er humanistise en, technischen und Kunstanstalten, dann der Lehrer⸗
ildungsanstalten wird an der k. Centralturnlehrerbildungsanftalt:
zuu München vom 17. April bis 81. Juli ein ordentlicher Lehrkurs
ibgehalten. Gesuche sind bis 1. März l. J. beim Kultusministerium
inzureichen. F
Berlin, 7. Febr. Der allzemeinsten Zustimmung erfreut
ich die Regitrungkvorlage über die Unterbrugung! der vervahrlosten
dinder, welche sorben dem Herrenhause zugegangen ist. Es st viel“
leicht ein wenig zu viel gesagt, wenn die Mat'be diesen Gesetzente⸗
vurf als eiuen „ersten Schritt zur Lösuvpg der soclalen Frage“ des
eichnen. Allein angesichta der um sich greifenden Verwiiderung
und Rohheit ganzer Bevölkerungs Classen ist es jedenfalls durchaus
eitgemaß, zunächst den Verwahrlosten im jugendlichen Alter die flaat⸗
iche Aufmerksamkeit zuzuwenden. Die Verpflchtung der Provinzial⸗
erbände, hier d'rekt fördernd einzugreifen, wird von Niemand be—
ärttten, und je segensreicher die Vorlagen zu wirken bestimmt ist,
»esto unzeitgemäßer mußten die burlesken Angriffe gegen den Minister
— der
Statsberathung vom Centrum aus gegen Graf Eulenburg gerichtet.
ourden. Der Minister, unter dessen Aegide die Kreisorduung ge⸗—
chaffen wurde, hat sich schwerlich seine Gehalisbezüge von einem
Schorlemer Alst oder Schröder-Lippstadt vorwerfen zu iassen. Man
sann dies ruhig behaupten, ohne Gefahr zu laufen, für „officds“
uu gelten, selbst wenn man sonst in nicht seltenen Fällen urt der
Thätigkeit“ oder dem“, Beharrungsbvermösen“ dieses Staatsmunnes
nicht ganz einverstanden sein mag.
Berlin, 8. Febr. Die großen Justizgesetze des deutschen
Reschs sind vom Kaiser jetzt sämmtlich vollzozen worden, und zwar
nie Gerichteordnung om 27. Januar, die Cipilproctßorduung am
30. Jaruar und die Kriminalordnung am 1. Febr. Die Publi—
ation der Gefetze in der Reihenfolge, in welcher sie voll zogen
vurden, erfolgt vom 7. d. M. an.
Berhin, 10. Febr. Auf amtlichem Weg ist hierher gemeldet
oorden, daß, da die Bucht von Odessa gegenwärtig mit Minen
»elgt ist und der Eingang in den Hafen und der Ausgang aus
emselben nit Gefahr verbunden sind, für die dort ein⸗ und aus
aufenden Haudelssch'ffe desondere Vorfichtsmaßregeln angeordnet:
ind den d'essertigen Rhedern nuud Scheffern kund, gethan worden
ind. Ebenso hat die bhydrographische Abtheilung der russischen
»auptverwaltung der Häfen und der Flotzen des sawarzen Meeres
ur Kenntniß der Seefahrer bringen lassen, daß im schwar,en Meere
uim Eingang der Rhede von Odessa, im DuichrDelta; im Hafen
»on Sebastopol und in der Bai von Kertjch- Jenikale beim Vaw⸗
o:v'jchen Vorgebirze Wachtswiffe zur Durchbringung der Schiffe
jurch die Hindernisse statouirt sind. Zur Verfügung d'eser Wacht-
deffe sichen O fiziere, welche die Schesse auf der Rheot von Odessa,
Rijchalow, Sebastopol und Kerisch hingeleiten werden. Deu See—
ahrern wird eingeschärft, daß ohne Beihilfe dieser Wachtscheffe die
kinfahrt in jene Häfen verboten ist. Ferner wirden fie gewarnt,
n die Balallawiche, Kamischewsche, die Kosakenbucht, die Streletz⸗
ala und andere Buchten zwischen Sedastopol und dem Chersoner
euchthurm einzulaufen.
Bewirthung und Aufmerksamkeit zu Theil — das bestmöblirte Zim⸗
mer jürt die Ann kommende als standesgemäß erachtet, noble Hono⸗
riruag“ für die“ zu Entdindende', sowie die Verpflegungskosten für
den neuen Sprößling in mongilichen Raten zu 80 Mark auf46 Jahre
estgestellt hatte, wünschte er andern Morgens — da säin Hemd⸗
kragen etwas schmutzig geworden war — einen reinen Kragen von
der Frau Hebamme zu leihen, um den anzuks nmenden Herrn
VBaron, der vorher cb Alles genau in Ordnung, sich überzeugen
wolle, an der St. Ingberter Eisenbahn anständig empfangen zu
önnen. Da der Eheherr der Frau Hebamme, der Bergmann ist,
eine Kragen krägt, so wurde dem Hertn Abgesardten ein Hemd —
das Beste und Feinste — zum Ummwechseln verabteicht, worauf sich
»er saubere Herr“‘ nach der Bahnstation hierher — auf Nimmer—
v edersehen — auf den Weg machte, nach Sarbrücken, um bei
iner dortigen Hebamme ahnliches zu versuchen, welche aber nicht
iuf den Leim ging. Derseibe soll nun in der Nähe bei Saar⸗
rücken festaenommen worden sein, um einer wohlverdienten Strafe
ntgegensehen zu können.
— Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß übermorgen
15. Februar) der letzte Term'n für die Einlösung der Ua-und 2.
Thaberstücke ist; aldann haben diese Geldsorten nur noch
en Silberwertb.
fPirmasens, 9. Febr. (P. A.) In Folge eines in
nesi ger Stadt vorgekommenen Falles von chronischer Bleivergiftung,
ewirlt durch' langjährigen Genuß e'ner in Blei verpackten Sorle
Schnupftabak, wurden durch die hiesige Polizei gestern über drei
Ontner dies's Fabtikats bei verschiedenen Wiederverkäufern beschlag⸗
iahmt und unbrauchbar gemacht.
7 CDie reichsten Leute'in Deutschland.) Der Regierungsb zirk
Düsseldorf beherbergt, wenn man nach der Höde des Steuersatzes
artheilen darf, den reichsten Mann in der ganzen preußischen
Monarchie. Denn nach einer dem preuß schen Abgeordnetenhause
orgelegten Nachweisung ist nur eine einzige Person, und zwar in
diesem Regierungsbezirse. in der 75. Einkommensteuerstufe ein⸗
neschatzt und zahlt derselbe die Kleinigteit von jährlich 84,600 M.
Vermuthlich ist der Geheime Commerzienrath Crupy in Essen dieser
Blückliche. Ten zweitceichsten Mann besitzt der Regieruͤngsbezirk
Ippeln, wo eine Person 70,200 M. Steuern zehlt und den dritt⸗
eichsten der Regierungsbezitrk Wiesbaden mit 689000 M. In der
34. Stufe zu 64,800 M. ist ebenfalls nur eine Person und zwar
nuch im Recierurgsbezirt Wiesbaden eingeschätzt. Nun erst folgt
Beil'n mit je einer Person zu 45, 000 und 43, 200 M.; dann
wieder der Negzierungsbezirk Oppeln mit Z Personen von je 38,600,
36,000 und 830,600 M.; im Regierungsbezirk Btediau gibt es
noch eine Peifon mit 26, 600 M. In der 13. Stufe (27,000
M.) st nur eine Petson, und zwar in Berlin, besteuert, in der
1 (23. 409 M.) ebenfalls nur eine, welche im Regierungsvezirt
Hünster wohnt. Köln zählt 3 Personen mit 21,600 M. jahr⸗
icher Steurr.
F En Correspondent schreibt der „B.«B. C.“ aus Paris
om Donnerstag: Im Jardin des Plantes eceignete sich gestern
n meiner Anwesenheit eine Scene, die denen, die ihr beiwohnten,
as Blut in den Adern erstarren machte. Wee gewöhnlich ist der
Zarenzwinger von Neug'erigen dicht umringt und nicht am wenigsten
»on Kindermädchen mit ihcen Pflegebefohlenen. Eiues deser Mäd⸗
hen setzle ihren Schützling, ein Kind von 5 Jahren, auf die nied⸗
ꝛige Ballustrade, die den Zwinget umgikt, — pidtzlich ertönt ein
erz oeifelter Schtei — das Kind war in den Graben mitten unter
ie Bestien gefallen. Aber diese, als ob sie es fur feige hielten,
inem solch' zarten Gefchopf etwas zu Leide zu thun, betrachteten
rstaunt das Kind, ohne ihm auch nuc, ein Härchen zu krümmen.
ber⸗ wer holie das Kiud heraus ? Man sah sich gegenseitig an,
aum wollte es Jemand wagen, als ein eben herheigeeslter elegant
ekle deter Herr sich dazu erbot. An einem um den Körper ge⸗
hundenen Seile wurde erx hiuabgelassen — ein paar bange Se—
anden — danun zog man Kind und eller hergif: völlig heil
Rermisqchtes.
fSt. Ingbert, 13. Febr. In der letzten Sonntags
wmmer d. Bl. ( Nr. 23) berichteten wit aus Pirmasens, 5. Febr.
ber einen Schwindler, der sich die in Würzburg herangebild.ten
Debamimen ausersehen, um Quartier für die Nederlunfr von Ge⸗
iebten reichet Perfönlichkeiten (Grafen und Baronen) gegen hohe
Bergütung zu suchen. Auch in unserer Nachbargenieinde Robrdach
lang es vorige Wohe einem solchen Schwender —V—
emselben) bei. der dortigen Hebamme williges Ohr' zu sinden.
dachdem er sich dork üder Nacht Enlg irt watürlich wurde jn
zussicht des guten Geschaftes einem soshen Adgesastoten die befte,