Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingbeiler Anzeiger. 
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—A —X GSonntagt mit illustrirter Vei⸗ 
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AMß 30. * Eamstaa den 201. Februar J J —A J 1877. 
Deulsches Reich. — 7 
Munchen, 20. Febr. Da sich über die Gischäftslast der 
Schoͤffen ich die an den Gerichssitzen Wohnenden vielfach uurichtige 
Vorstelungen machen, so möze bei Zugrundelage des neue Gerichts 
decfassungsgesezes hzervorgehoben werden; duß in Wirklichle tder 
einzelne Schöff— durch die Wahl derse!ben aus dem ganzen Amts 
vezirke weniger als man glaubt belästigt wird, zumal- die Bestim⸗ 
niung der Zahl dier Haupischöffen darch die Landesjustizverwaltung 
is der Art ja ecfolgen hat, daß voraussichtlich Jeder höchstens zu 
fünf ordeutlichen Siz ingstagen im Jahre herangezogen wird. Fuͤr 
das folgend. Jahi dacf Jeinand ablehnen, der im letzten Geschäfts ˖ 
zjahr die Verpflichtung eines Geschworenen oder au wenigstens füf 
Sitz ngstagen de Veipflichtung eines Sshöffen erfullt hat. Ueber⸗ 
haupt können, unter anderen Gründen, Personen ablehnen, welche 
ziaubhaft machen, daß sie den mit deir Ausübung des Ehrenamtes 
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erhalten Vergütung der Reisekosten. — Der Vorsteher einer jeden 
Geme ude soll alljährlich ein Verzeichn'ß der in der Geneinde wohn⸗ 
haften Personen, welche zu dem Schöffenamte berufen werden koönnen, 
aufzußtellen haben. Der Gemeindevorsteher sendet die Urliste nebst 
ven erhobenen Erusprachen und den ihr erforderlich erscheinenden 
Bemerkungen an den Amtsrichter des Bezirts. Der Amtseschter 
dellt die Urlisten des Bezirks zusammen und bereitet den Beschluß 
ader die Einsprachen gegen dieselben vor. Er hat die Beobachtuug 
der gesetzichen Vorschtiften zu prüfen und die Abstellung etwaiger 
Pängel zu veraulassen. Bei den Antszerichte kritt alljaährlich ein 
Ausschuß zur Enischeidung über de gezen die Urliste erhobenen 
Einsprachen zusammen. Beschwerde findet nicht statt. 
Mäünchen, 20. Febr. Wie ich aus si herer Quelle erfahre, 
oll der 8 6 der Berordnuag über die Erzänzung der O'fi iere 
pes stehenden Heeres“, wornach die Beförderuug zum Offiziere 
durch den Besiß des Äbsolutociums eines humanistischen oder Real⸗ 
49 nnasiums bedin t ist, dahm aba ändert worden sein, daz in Zu⸗ 
tunft, glei hwe im üdrigen deutscheu Heere, nur mehr dijenigen 
Kenutnisse verlangt werden, welche zum Aufsteigen in de 3. Ghu⸗ 
aasialklasse berechtigen, de h daß Avantageure das Reisezeuguiß zun 
Zufsteigen ia genaunte Klasse besitzen oder bei den besonderen 
Fähnt'chsprüfungen das Maß der hiefür geforderlen Kenntnisse 
darlegen. 
Berlin, 20. Febr. Das Abzeordnetenhaus genehmigle 
iach längerer Debaite in zweiter Lesung den Gesetzentwurf, über 
die Theiluug der Podinz Preußen. Der die Theilung aussprechende 
Jl wucrde mit 201 gegen 158 Stimmen, der die Vermözgeus⸗ 
ausei andersetzung betreffende F4mi den von S.ydel und Maqel 
æstellten, die edentuelle gesetzliche Regelung betreff nden Ameudements 
angenommen. 
Berlhin, 21. Febr. Dast Herrenhaus erledigte in seiner 
Jeutigen Sitzung die Generaldiskussion des Geseßeniwurses betr. 
ie Unterbrinzung derwahrloster Kinder in Besserungsanstalien und 
weiterhin eine größere Anzahl von Petitionen . J 
Der Haudelsm'inister hat die peeußischen Staatsbahnen er⸗ 
nächtigt, den in den westfäsischen Kohlenredieten entlassenen Berg⸗ 
euten nebst ihren Familien zut Rückleh— in die Heimath Billets 
III. und IV. Klasst zu dem getingeren Preise der Militärbillets 
10 Pf. für die Meile) auszuhändigen und die Privatbahnen er⸗ 
ucht, die gleiche Vergünftigung zu gewähten. 
Der Ausschußantran wegen weiterer Durchsührung der Münz—⸗ 
esorm lauiet: Die Ausschüffe für Handel und Verkehr und 
ur Rechnungeweien beantragen, der Bundesrath wolle beschließen: 
() Fur Reichsrechnung sind weitere 40,. 000 Pfund Gold in Krouen 
ind halben stronen auszuprägen, und zwar jungdst zu gleichen 
Werthbeträgen, borb-haltlich jedoh spät rer Bestimmung üner die 
Höhe der in j der dieser beiden Sorten auszumünzenden Beträze; 
d) in Rüsisicht darauf, daß bis zum 3. laufenden Monats au 
seichz Setbermünzen beteinz ausgepfägt worden sind an Fünfmark⸗ 
tücen 71,653, 005 Nack, an Zoveimarkitücke 79. 346.702 Mart, 
an Einmarkstücken 148.812. 163 M., an 50. Pfennigstüden 52,679, 731 
M. 50 Pi., an 20-Pfeanigstücken 35,717,922 M. 80 Pf., sohin 
usammen 383, 100 616 M. 30 Pf. hat vom bezeichneten Zeit⸗ 
bunkt ab aur noch die Ausprägung von 2⸗Markstücken mit eurem 
Betrage vou etwa 19,000, 000 M. und von 85⸗Pfennigstücken mit 
inem Betrage von etwa 25,000, 000 M. Statt gefunden, üund ist 
ladann mit der Herstellung von Reichs: Silbermünzen bis auf 
Weitetes ganr innezuhalten; 3) die im laufenden Jahre auszu⸗ 
orxdgenden Reichs-Silbermünzen so wie das für Reichsrechnung 
uus‚umünzende Gold werden auf die deutschen Münzstätten in der 
Irt vertheilt, daß davon 52,4 pCt. auf die koöͤnigüch preußischen 
Münzftätten, 13,6 pCt auf die Pünzstütte in München, 7,2 pCt. 
auf die in Dresden, 9,7 pCt. auf die in Stuttgart, 5,9 pCt. auf 
De in Karlsruhe, 8,8 pCEt. auf die in Daumstadt, 7.9 pCt. auf 
die in Hamburgq entfallen. Die Ausschüsse waren darübet einver⸗ 
danden, daß als auf Reichsrechnung ausgeprägt im Sinne vor⸗ 
tehenden Beschlusses zub 1 auch diejenigen Goidmünzen anzusehen 
ind, welche etwa füc Rechnung der Reichsbant ausgeprägt und, 
uter Uebernahme des Mehrbetrags der Prägekosten auf die Reichn⸗ 
lasse, zu Kronen und halben Kronen ausgeprägt werden. 
Stuttgart, 17. Febr. Die LRegierung hat der Kam⸗ 
ner einen Sesetzentwurf vorgelegt, nach welchen die Apanage des 
Prinzen Wilhelm von Württemöerg aus Anlaß seiner Vermahlung 
mit der Prinzessia Marie von Waldeck von 34,000 auf 100.000 
Mark erhöbt wierden joll. Die Kammer nahm gestern die Vorlage 
in erster Lesung ohne Debatte und heute in zweiter Lesung mit 
allen abgegebenen (88) Stimmen an. Der Pirinz ist bekanntlich 
»er präsumtive Theouerbe des Landes, nimmt allo die Stellung 
ines Kronprinzen ein; als wirkli her Keronprinz hätte er nach dem 
. Hausgesetz Anspruch auf 66,000 fl. und seine Gemahlin 
nuf 8000 fl. Bemerkenswerth ist,“ daß der Gesammtbetrag der 
Apanagen, Wittume und Sustentationen, welcher sich zur Zeit der 
ẽüclassung des Hausgesezes pro 1827/28 auf 388,574 fl. 14 kr. 
zelaufen bat, dro 1876.77 auf die verabschiedeie Summe von 
262,976 M. 38 Pf. gleid, 183,402 fl. 53 ir. vermindert hatte. 
A. 3.) 
Wie man der „Weser-Zig.“ schreibt, bestätigt es sih, daß die 
dnigin Biectoria auch in diesem Jahre zu kurzem Aufenthalt in 
Deutschland erwartet wird. Ihrer Aukunft sieht man in der ersten 
dälfte des Monalis April entgegen. Sie wird voraussichtlich Baden⸗ 
Baden und Coburg beiuchen. Während ihres Aufenthaltes dücfte 
zuh eine Bezegnung miet den kaiserlichen Majestäten statifinden. 
Ausland. 
Wisen, 20. Febr. Dem ‚Tageblatt“ zufolge ist der Aus⸗ 
zleich mit Ungarn in der Baukfrage endlich ju Stande gebracht 
und sind die Minister Tisza, Szell und Trefort Nachmittags wieder 
nach Pest abgereitt. 
Paris, 20. Febr. Die hiesize türlisch ˖ Boischaft erklärt die 
Zerüchte über den schlechten Gesundheitszustand des Sultans für 
unbegründet. — Im Canal und an den Küsten der Brelagne 
vüthete ein heftiger Sturm, viele Gegenstände wurden weggeschwemmt. 
— Der „Liberte“ zufolge ist Mirschall Canrobert schwer erkranlt. 
Paris«ô, 20. Febr. Man erfaährt von guter Seite, daß 
kagland und Oesterreih einen äußersten Schritt bei der Pforte 
vorbere ten, um deren nachträgliche Zustimmung, jetzt unter den 
yeränderten Verhältnissen, zum Konfetenz⸗Programm oder ju irgend 
iner anderen Rußland uufriedenstelleuden Loͤsung zu erwirken. 
Dre be den Mächte sind ent chlossen, weder Warnungen noch selbst 
Drotungen zu sparen, um diesem Schritt in extremis einen Erfolg 
u si hern, der kroßdern in neutralen dibplomatischen Regionen höch— 
iich bezweifelt wird. 
Die Siadt Paris liegt augenblidlich im Prozeß mit dem 
Staate. Wahrend der Belasserung von Paris, in den kalten Tagen 
vom 2. bis 23. Dez. 1870. hallen die Truppen, welche in den 
Behöljsen von Benceunes und Boulogne lagecten, eine Anzahl Baunne 
zeiälli, am an ihrem Feuer sih zu wärmen. Die Stadt verlenale