Full text: St. Ingberter Anzeiger

Neues in diesem Genre gefunden. Das Vexirbild zeigt ein Zim⸗ 
Zer in welchem ein Wandspiegel hängu, dieser wird auf dem Bilde 
durch ein Stuckchen Metallpapier dargestellt, das mehr oder weniger 
das Bild des Anschauers refleckirt. Unten steht die Frage: ‚Wo 
ist der Esel?“ Trotz seiner Naivität findet dieses neueste Product 
der modernen Industeie großen Absatz und Niemand strengt qgegen 
sich selbst die Ehrendbeleidigungsklage an. 
Vor dem Friedensrichter in Rybinstk kam dieser 
Tage folgender ineressante Gerichtsfall zur Verhandlung: Angeklagt 
war der Kleinbürger Dimitrijeff, einem gefaugenen türkischen Offizier 
acht goldene Munzen gestohlen zu haden. Vor dem Richter er⸗ 
schienen: der bestohlene türkische Offizier als Kläger, dessen türlische 
Tiener als Zeuge, zwei türkische Offisiere als Dolmetscher, von 
denen der eine russisch, der andere französisch sprach', und Capitain 
N., welcher die Aufficht über die Gefangenen führle. Als die 
Tutken den Gerichtssaal betraten, fragten sie den Capitain N., ob 
sie auf die Kniee fallen und in dieser Stellung den Verhandlungen 
anwohnen müßten, und was die Kette, welche der RNichter trage, 
zu bedeuten habe. Capitain N. gab ihnen die nöthigen Erklärungen, 
nichtsdestoweniger blieben sie in fieberhafter Aufregung vor dem 
Richter stehen. Die Sache wurde zu Gunsten der Türken eatschie⸗ 
den und der Dieb zu einer Gefängnißhaft verurtheilt. Als dem 
türkischen Offizier die gestohlenen Geldstücke wieder eingehändigt 
werden sollten, konnte er sich lange nicht entschließen, dieselben zu 
nehmen, da, wie er und seine Genossen einstimmig sagken, in ihrer 
Heimath das Gestohlene nie dem Bestohlenen zurückgegeben werde, 
im Gegentheil, sowodl der Kläger als der Angeklagte, dem Rechter 
noch vaschiedene Gerichtssporteln bezahlen müssen. Als der Türke 
nun sein Geld erhalten hatte, konnte er nicht genug das „gute 
russische Gericht“ loben. 
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Fur die Redaction verantwortlich: F. X. Demetz. 
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A Geflügel-Ausstellung und Geflügelmarkt zu 
Kaiserslautern am 17., 18., 19. u. 20. März 1878. 
Wie bekannt findet bis 17., 18., 19. und 20. März l. J. 
zu Kaiserslautern, dem Mittelpunkte unserer bayerischen Ryeinpfalz 
eine „erste allgemeine Geflügel- und Singbögel-Ausstellung“ ver⸗ 
hunden mit Geflügel-Markt siatt. 
Das Ausstellungscomite hat in dieser Beziehung bereits seit 
Monaten eine sehr große Thätigkeit entwickett, und gibt sich die 
Irbßle Mühe seiner schwierigen AÄufgabe in jeder Beziehung gerecht 
zu werden, um allen Anforderungen vollständigst genügen zu können. 
Als Ausstellungs-Local ist der große Saal des Fruchthull⸗ 
Bebäudes, welcher allen Ansprüchen bezüglich Zweckmäß'gkeit ent⸗ 
spricht, sowie die Saal⸗Gallerie in Aussicht genommen. Der Saal 
felbst ist mit den nöthigen Ventilations⸗ und Heizvorrichtungen ver⸗ 
jehen, so daß immer die für den Gesundheitszustand des auszze⸗ 
stellten Geflügels nöthige Temperatur hergestellt werden kann. An 
diesen großen Saal reihen sich noch einige, ebenfalls heizbare, 
kleinere Säle an, welche zur Ausstellung der Zier⸗ und Sinavögel 
bestimmt sind. 
Als Preisrichter hat das Ausstellungs-Comite in richtiger 
Würdigung detr Verhältnisse nur auswärtige Sachverständige ge⸗— 
wählt, Männer, die sich des besien Rufes als erfahcenste Hühnero 
logen und Ornithologen erfreuen. — Die Prämiirung fiadet am 
L. Tage der Ausstellung statt, und bestebt sowohl in Geldprämien 
als auch in Diplomen. 
Der Anmeidetermin ist auf Wunsch mehrerer Geflügelzüchter 
welche auszustellen beabsichtigen, bis zum 10. März hinausgeschoben 
worden. Es ist also auch in dieser Beziehung nunmehr den weit⸗ 
zehendsten Ansprüchen Rechnung getragen, und können noch immer 
Aumeldungen zu dieser Ausstellung eiagesendet werden. — Höchst 
einfach und zugleich praktisch sind die Hühner, und Taubenkäfige, 
welche nicht aus Deahiflechterei, sondern aus dünnen eisernen Stä⸗ 
ben hergestelll find. Jeder einzelne Stab kann leicht herausge— 
nommen, sowie der ganze Käfig nach geschehenem Gebrauche so zu⸗ 
sammengestellt werden, daß Hunderte dieser Käfige ohne die geringste 
Raumverschwendung leicht aufgehoben werden können. — Zur 
Ausstellung selbst sind bis jetzt jchon aus allen Theilen Deutschlands, 
sowie aut Oesterreich und der Schweiz teiche Anmeldungen allet 
Arten Geflügels eingetroffen, so daß auch in dieser Hinsicht die 
Ausstellung zu den schönsten Erwarkungen berechtigt. 
Zu der mit der Ausstellung verbundenen Verloosung soll nut 
bestes Zucht Material aus den bei der Ausstellung ausgestellten 
Thieren angekauft werden; es ist somit jedem Züchter und Händler, 
der schoͤne Äusstellungsobjecte einschckt, beste Gelegenheit gegeben, 
seine Thiere entsprechend verwerthen zu können. Loose werden à 
50 Pfg. verkauft. 
Ebenso werden Producke der Geflügelzucht, gemästete Thiere, 
Federn, Eier u. s. w. ausgestellt. Es ist dies um so mehr zu be⸗ 
Jrüßen, als dadurch dem Nichtgeflügelzüchter der eigentliche Zwech 
der Geflügelzucht, ihre Vortheile und ihre Aufgaben recht deutlich 
vorgefühtt werden und gewiß mancher einsichläsvolle Mann. welcer 
die Ausstellung besucht, dadurch veranlaßt wird, selbst Geflügelzüchter 
zu werden. Denn anregend vnd fördernd zu wirken ist u. A. auch 
mit Zweck unserer Ausstellungen. 
Mit der Ausstellung ist zugleich ein Geflügelmarkt verbunden 
und sind zu Letzterem ebenfalls hereits sehr namhafte Anmeldungen 
hesten Zuchtgeflügels aller Art eingetroffen., so daß auch der Ge⸗ 
lügelmarkt verspricht recht bedeulend zu werden. Es ist durch 
letzteren unserer pfälzischen Landbevölkerung, überhaupt allen unseren 
Beflügelzüchtern Gelegenheit geboten, bei größtmönlichster Auswahl 
ind zu mäßigen Preisen, Geflügel erwerben zu können. Das 
Tomite wird gewiß allen Käufern mit Ratb und That gerne an 
die Hand gehen. 
Um nun dem Publikum unserer Provinz und Nachbarstaaten 
»den Besuch der Ausstellung zu erleichtern, hat die verehrliche Di— 
rektion unserer pfälzischen Eifenbahnen in anerkennenswerther Libe— 
ralität genehmigt, daß die Eisenbahnfahrtaxe nach Kaiserslautern 
»en Besuchern der Ausstellung am 17., 18. und 19. März l. J, 
»m 50 Peozent ermaßigt werde. 
So wirkt Alles zusammen, um die Geflügelausstellung in 
Zaiserslautern einem würdigen Gelingen enigegen zu führen. 
Eine ungewöhnliche Erscheinung muß es 
edenfalls genannt werden, wenn ein llterarisches Unternehmen schon 
venige Monate nach seiner Begrundung eine Zahl von 41,500 
Abonnenten zu gewinnen weiß, damit unwiderleglich dokumentirend, 
daß das bei der Ankündigung von dergleichen neuen Pablikationen 
o gerne gebrauchte Wort von der Befriedigung eines Bedürfnisses 
»der der AÄusfüllung einer Lücke hier einmal die buchstäbliche Wahr⸗ 
Jeit gefprochen hat. Dies vor so vielen anderen hervorragende 
Unternehmen ist die im Verlage von Hermann Schönlein in Stutt⸗ 
zart veröffentliche: „Bibliothet der Unterhaltung 
und des Wisfsens',, die anlängst ihren zweiten Jahrgang 
1878 angetreten hat und von vier Wochen zu vier Wochen, iähr⸗ 
uch mithin in 13 Bänden, erscheintz von denen jeder 16- 18 
Bogen oder 256 —-288 Seiten enthält und trotz dieses ansehnlichen 
Umfanges den Abonnenten zu dem unerhört niedrigen Preise von nur 
50 Pfenunig geliefert wird. Waren bisher die Preise der 
deutschen Bücher, namenilich belletristischen Inhalts, im All zemeinen 
außerordentlich hohe (in der Regel 4 bis 5 Mark per Band), und 
zast stets acht- bis zehnmal höhere als die der erwähnten „Beobl othek 
der Unterhaltung und des Wisfsens“, so darf die Begründung dieser 
etzteren sicher für einen dankenswerthen Schritt zur Reform dieser 
johen Bücherpreise gelten, welcher der großen Mehrzahl der deutichen 
Leser die Erfüllung eines wohl lange schon sehnfüchtig gehegten 
Wunsches bietet. Wie gar Viele hältten sich gewiß gerne die 
-„chriften idrer Lieblingserzähler zu eigenem Besitze angeschafft, 
väre nicht meist jeder einzelne Band derselben mit 455 Mark zu 
»ezahlen, die Aulegung einer delletristischen Haus⸗ und Familien- 
zibliothet mithia nur den reicheren Klassen der Gesellschaft möglich 
gewesen. Die „Bibliothek dee Unterhaltung und des Wissens“ aber 
hat den ausgesprochenen Zweck diesem Uebelstande abzuhelfen, sie 
vill dem deutschen Volle eine billige, zugleich jedoch eire gediegene 
ind gesunde Lektüre gewähren, indem sie in ihren verschiedenen 
Bänden neben den neuesten Original Romanen und Novellen unserer 
»ewährtesten und beliebdtesten Schriftstellet, eine Reihe guter Auffätze 
zur Veröffentlichung bringt, die in anziehender Form sich belehrend 
über die mannigfaltigsten Gebiete und Gegenstände des menschlichen 
Wissens verbreiten — das Alles in der handlichsten Buchform und 
zu dem genannten in der Thal beispsellos wohlfeilen Preise. Auch 
der mit Glücksgütern descheidenst Geseguete ist daher im Stande, 
ich als Abonneut der Vortheile dieses literarischen Unternehmens 
heilhaftig zu machen und binnen wenigen Jahren eine bändereiche 
Büchersammlung zurückzulegen, die nicht nur einem flüchtigen Zitver⸗ 
reide dienen, sondern ihm und den Seinigen eine dauernde Quelle 
»er Unterkaltuna und Belehrung sein wird. 
Illustrirte Frauen⸗Zeitung. (reis vierteljährlich 2 M. 50 pf.) 
Die neueste Moden-⸗Nummer (7) enthält: Maskens, Gesellschafts, Haus⸗ 
ind Promenaden⸗Anzüge. Hohe und ausgeschnittene Taillen, Fichus, Crabvaten⸗ 
chleifen, Blumen als Haarschmuck, Kämme und Schmuckgegenstände. Anzüge 
lir Knaben und Mädchen, Paleiots, Unterröcke. Verzierte Handtücher, Neglige— 
kasche, Wäsche⸗, Neglige- oder Arbeitskorb, Lehnstuhl mit gestickter Bordure, 
Schutztücher fütr Sopha und Stühle. Verschiedene Durchbruch-Arbeiten in 
reinwand und irische Spitzenarbeiten, gehäkelte Spitzen und Franzen, Kreuz— 
tich⸗ und Buntstickereien, Muster für Filet antique ꝛ⁊c. ꝛc. mit 66 Abbiloungen 
ind einem colorirten Modenkupfer. — Die neueste Unte rhaltungs⸗ 
RPummer (80) enthält: Unerbittlich. Novelle von W. von Dunheim. (Fort⸗ 
etzung.) — Franziska Ellmenreich Von M. Remy. — Heirath und Hoch⸗ 
leit im Mittelallet. Bon A. C. Müller. — Ein neues Werk des ‚Biblio⸗ 
hilen Jakob“ (Paul Lacroix). Bon Ludwig Pietsch. — Am goldnen Horn. 
Bon Nuredin Aga. 10. Etwas vom Essen. — Verschiedenes. — Briefmappe. 
— Frauen⸗Gedenktage. — Ferner folgende Illustrationen: Franziska Ellmen⸗ 
seich. Von C. Kolb. — Ein Bauernbrautpaar aus dem sechzehnten Jahr⸗ 
jundert. Rach einem alten Kupferstiche. — Gemälde⸗Ausstellung der Pariser 
kademie im Jahre 1789. Nach P. Rahmberg. — Ein Concert. Nach 
Zaint⸗Aubin. — Fächer aus vergoldetem Elfenbein mit Gogache⸗Malerei. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postämter.