St. Ingberter AAnzeiger.
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M 101 Saumstag, den 28. Imm. 1878.
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Die Eapedition.
Deuisches Reich.
München; 26. Juni. Im überfüllten Saale des Or⸗
oheums erstatlete heute Frhr. v. Stauffenberg Bericht über
d'e vergangene Reichstagsperiode. Die Versammlung wurde mit
einem dreifachen Hoch auf den Kaiser erbffnet. v. Stauffenberg,
von großem Besfall empfangen, weißt die vielfach gegen die Ar—
hdeiten des Reichslages als von zu ideeller Nalur erhodenen Vor⸗
pürfe zurück, iadem er die vielen neugeschaffenen wichtigen mate⸗
riellen Gesetze aufzählt und namentlich das Paterigeseß hervorhebt
als Beispeel dafür, daß der freihändlerische Doktrinarismus des
Reichstags nicht allzu stark sei. Er erwähnt sodann das einstimmig
mit Ausnahme der Sozialisten dem Fürsten Bismarck in der orien⸗
alischen Frage ertheilte Vertrauensvotum. Betreffs der Tabaksteuer
ꝛetont er als Prinzip seiner Partei, daß die direkten Steuern den
Sinzelstaaten, die indirekten dem Reiche gehören müßten. Die ein⸗
Jebrachten St uervorlagen stellten kein bestimmtes Programm dar,
er verlangt ein bestimmtes Steuerprogramm, um eine Steuerreform
Jerbeizuführen. Dazu gehöre die Uebertragung eines Theiles der
Stempelsteuern auf das Reich unter Wahrung der konst iutionelln
Mechte gegen Schmälerungen. Der Reichstag habe die Tabalsteuer
abgelehnt, weil er ein brauchbarcs Steuerprojekt zu Stande
Zringen wollte. So ein schönes Ziel auch die Befeitigung der Ma⸗—⸗
rikularbeiträge sei, so könne dennoch nicht die ganze große Tabak⸗
endustrie, welche Hunderttausende beschästige, um deßwillen beseitigt
verden. Ueberhaupt liege in der Annahme, daß das Monopol 400 Mil.
einbringe, eine bedeutende Ueberschätzung. Noh andere Gegenstände
seien mit Erfolg der indirekten Besteuerung fähig, z. B. der Zuder. Be—
reffs der eifolgten Ablehnung des Sozialistengesetzes bemerkte Redner:
Alle Parteien seien einig gewefen, die Regle ung zu untetslützen, hätten
das Gesetz aber abgelehnt, weil alle Schruͤte in diefet Nichtung
n ernstlicher Weise geprüft werden müßtker. So nothwendig es
iei, Au⸗schreitungen entgegenzutreten, dürfe doch die Gesetzgebung
nicht zum Hasse einer Klafse gegen die andere reizen. Ein Gesetz,
wenn gehoͤrig überlegt und morbirt, wirde allse'tige Unterstützung
inden. Er sei überzeugt, der neue Reichstag werde den von dem
Redner im allen Reichstag angedeuteten Weg fur den einzig richtigen
befinden. Redner verlheidigt noch die nationalliberal⸗ Pariei gegen
»en Vorwurf, daß sie Realpolitik treibe und daß die Führer der
Partei Terrorismus auf die Fraclion ausübten, und erklärt sich
odann bereit, bei nächsier Gelegenheit uüber seine Slellungnahme
im kluuftigen Reichstaze auszulaffen. Die Vecsamm'ung bringt
den Redner zum Dank ein dreifahes Hoch und schließt mit einem
veiteren Hoch auf Kaiser und Deusschland,
Bersin, 26. Juni. Die dem Bundesrathe vorliegenden
Anträge des Reichskanzlers bezüzlich der Taba! Untersuchung sind
olzende: Die Untersuchungs Commisfion besteht aus Reichsbeamlen,
ind s Landesbeamten, wovon Preußen 2, Bahera J, Vaden und
ẽlsaßLothringen 1 und die Hanse Städte 1 wählen; ferner aus
drei Sachverständigen aus den Kreisen des Tabakdaues, der Tabak
sabrikation und des Tabakhandels. Die Aufgabe der Commisston
sst, durch Erhebungen über Umfa na, territoriale Vertheilung, innere
Gliederung und wirlhschaftliche Bedeutung der bei Beschaffung, Ver⸗
arbeitung und Vertrieb des Tabaks betheiligten Erwerbsthatigkeit
ꝛeine Brundlage zu gewinnen, auf welcher sie unter Vernehmung
don Sachkundigen feststellt, welche Formen der Tabakbesteuerung
jür Deutschland geeignet sind und ein befriedigendes finanzielles
Ergebniß in Aussicht stellen, über das Ergebniß ihrer Erhebungen
zu berichsen und die zur Einführung für geegnet erachtete Form
der erforderlichen Gesetzentwürfe aufzustellen.
Berlein, 26. Juni. Der Bundesrath wählte zu Mitglie⸗
dern der Eisenindustrie-Untersuchungskommission den Berghauptmann
Serlo (Breslau) als Vorsitzenden, den Geheimrath Huber, den
daierischen Staalsrath Schlör, den Geheimraih Stumm (Neun⸗
ticchen) und den Konsul Meier (Bremen).
Ausland.
Die Wiener „Presse“ erfährt aus Berlin, daß die Okku⸗
pation Bosnieus und der Herzegowina durch Oesterreich in vier—
—D
—Paris, 26. Juni. Der deutsch:? Generalpostmeister Dr.
Stephan ist mit dem Stern der Großoffiziere der Ehrenlegion
»etorirt worden.
Die Koönigin Maria Mereedes von Spanien ist am 26. dse.
Mittags 12 Uhr gestorben. Dieselbe als drille Tochter des Herzogs
»on Montbensier und einer juͤngeren Schwester der veririebenen
dönigin Isabella am 24. Juni 1860 geboren und also gerade
8 Jahre alt, war erst seit einigen Monaten mit ihrem Veller
dönig Alfons XII. vermählt. Die an diese Heirath geknüpften
doffnungen auf eine Aussöhnung zwischen der Familie Montpensier
uind der küniglich spanischen Tynaftie scheinen mit ihr zu Grabe
jehen zu sollen.
Der „Times? meldet an, daß über nachstehende Puncle zwischen
den Congreßmächten eine Enigung erzielt werden dürfte oder in
en Privatbesprechungen wohl dar schon erreicht sei. Die Balkan—
inie, als Gräoze der Bulgarei, wird von den Türten befestigt
ind besetzt; Sofia, strategisch begränzt, und Varna fallen an die
Balgarei; Boskien und die Herzegowina werden entweder ven
Jsterrteich annee irt oder militätisch besetzu; Antivari wird an
Nontenegro überlassen, doch bleibt sein Hafen ein mare clausum
ind es dürfen nur montenegrinische Fischerboole von ceringem
Tonnengehalt in demselben sich aufhalten; der Küstenstrich am
Uegäischen Meer wird beträchtlich erweitert und verbleibt den
Türken; Griechenland erhält den Busen von Vols und eine gering⸗
ügige Gränzber chtigung in Thessalien und Eprus; Kreta faͤllt an
vriechenland, Batum und Kars 'an Rußland, Serbien und Mon—
enegro werden durch einen Landstrich getrennt, der wenigstens 22
dilometer breit ist; Oesterreich, als Oberherr Bosniens und der
)erzegowina, wird im Interesse Europas und des europäischen
Friedens damit beauftragte, eine Vereinigung von Serbien und
Nontenegro, falls es den Serben einfallen sollte, an Stelle des
Fürsten Milan, Nikita von Montenegro auf den Thron zu berufen, zu
»erhindern und schließlich die Handelslimee vom Continent bis an
den Busen von Salonichi zu shützen
Vermisihtes.
fFZweibrücken, 24. Juni. (Schwurgericht.) Verhand⸗
ung gegen Johannes Landenstein iss Jahre alt,
ediger Tagner vom Ripprierbof, Gemeinde Ramsen, zuletzt in
cFisenderg sich aufhallend, angellati der Inbrandsetzung e'nes gegen
Feuersgefahr versicherten fremden Gebaͤudes iun behuüerischer Absicht.
vertheidigt von Rechtkcandidat Engelhorn.
Der Tagrer Valentin Langenslein I, ein Bruder des An—
zeklagten, desaß auf dem zur Gemeinde Ramsen gehorigen Ripper⸗
erhofe ein kleines Auwesen bestehend aus einem üeinen Wohnhause
nit Stallung, beide unter einem Dache, sowie einigem Grundbesitze.
Der Eigenthümer benützte d'eses Anwesen jedoch nicht, da er quf
»em Hofe nicht genügenden Verdienfst fand, sondern hielt sich ständig
n Eisenberg auf, wo er in Diensten stend und mii seiner Frau
eine Miethwohnung inne hat. Seit Mitte Januar abhin nahm er
den Angeklagten in seine Behaufung auf. Dag auf dem zedachten