Full text: St. Ingberter Anzeiger

St. Ingberler Anzeiger. 
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1879. 
Mia8. 
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Deutsches Reich. 
Mänchen, 17. Septbr. Der Keiegsminister General v. 
Maillinger und Gereral v.d. Tann sind, begleitet von ihren Ad⸗ 
jutanten, einer Einladung des Teutschen Kaisers folgend, heute 
Morgen nach Straßburg abgereist. 
München, 17. Septbr. Das Justizministerialblatt Nr. 
25 verkündigt eine Bekanntmachung des Justizministeriums, wonach 
der Ablegung der Prüfung für das Gerichts vollzieheramt ein min⸗ 
ꝛestens sechsmonatlicher Vorbereitungsdienst bei den Amtsgerichten 
zorangehen muß. Während desselben sind die Bewerber hauptsächlich 
zei einem Gerichtsvollzieder, daneben auch in der Gerichtsschreiberei 
des Amisgerichts zu beschäftigen. Die Zalassung zum Vorbereitungs⸗ 
gdienst und die Best:umung des Amisgerichts, bei welchem der Be⸗ 
verber denselben abzuleisten hat, eifolgt durch den Präsidenten des 
dandgerichts. 
Man schreibt der Allg. Zig. unterm 14. Sept. acus Berlin: 
„Der Gefsandte der Vereinigten Staaten, A. Whiie, ist 
aach mehrwöshiger Abwesenheit von Homburg wieder hier einge⸗ 
troffen. Man glaubt, daß er im Auftrage seiner Regierung bei 
der bevorstehenden Anwesenheit des Fürsten Reichskanzlers demselben 
die Pläne des Washingtoner Kabinels wegen Feststellung eines all⸗ 
gemein giltigen Wer hverhältnifses zwischen Gold und Silder von 
NReuem zu unterbreiten haben werde. Es unterliegt kaum noch 
einem Zweifel, daß die amerikanische Regierung an die Wiederauf⸗ 
iahme des im vorigen Jahr in Paris abgehallenen Münzlongresses, 
velcher damals an der Opposition Deuischlands scheiterte, denkt 
und zu diesem Zveck alle Hebel in Bewegung setzt, um die Unter⸗ 
jützung des Reichskanzlers für ihr Project zu erlangen.“ 
Ueber die Manöverreisen des Kaisers nach Preußen 
und Pommern berichtend schreibt die „Prov. Corresp.“: die Uebungen 
im Bertiche beider Armeecorps machten einen günstigen Eindruck 
und bestätigten nach allseitigem Zeugniß die erfreuliche Ueberzeugung 
‚on der stetig fortschreitenden Ausbildang unserer Armee. 
Abgesehen von dem schon seit längerer Zeit ventilirten Projelte 
vegen Vermehrung der Feldartillerie des deut chen Heeres wird auf 
Brund der in letzter Zeit eingegangenen Berichte über die Organi⸗ 
jation der franzoösischen Feldartillerie die Moöglichkeit bezw. Noth⸗ 
vendigkeit einer Aenderung in dem deutschen Geschützsystem diskutirt, 
welches durch das in der französischen Armee eingeführte Geschütz 
in mehrfacher Beziehung in den Schatten gestellt werden soll. Die 
Erwaͤgungen find zur Zeit noch nicht abgeschlossen; indessen gilt die 
Bejahung der Frage in militätischen Kreisen für wahrscheinlich. 
Metz. Zum würdigen Empfange Sr. Wajestät des Keisers 
im 28. d. M., Abends 7940 Uhr, wird hier eine erfreuliche Thä⸗ 
igkeit entwickelt. Hierbei kommt diesmal eine wirllich hübsche 
Idee zur Ausführung. Die verschiedenen Vereine von Metz und 
Umgegend haben nämlich beschlossen, vom Bahnhof bis zum Be⸗ 
zirtt präfidium Spalier mit Lampions zu bilden. Die Vereine 
werden in natstehender Reihenfolge Ausstellung nehmen: Krieger⸗ 
zerein Metz, Gewerbeverein, Thalio, Liedertafel, Vogesenllub, Leh⸗ 
erfeminar, Maschinenwerkstätte Montigny, Fauna, Fidelio, Steno⸗ 
zraphenverein, Liedertafel Montignh und Kriegerverein Montigny?“. 
Obwohl durch die ansehnliche Mitgliederzahl der Vereine die Durch⸗ 
führung der Aufstellung bereits gesichert ist, so fotdert das aus 
denselben gebildete Komitee dennoch heute die Bevöllerung von Mitz 
and Umgegend auf, sich an dieser Veranstaltung zu betheiligen. 
Ausland. 
London, 17. Sept. Gegenüber der Nachricht der „Times“ 
mus Kandahar, die Proklamirung des heiligen Krieges betreffend, 
die bis jetzt unbestätigt geblieben ist, meldet der „Standard“ aus 
Bombay vom 16. Seplember: Das Gerücht, der Emir sei der 
Bewegung gegen die Engländer beigetreten, wurde durch Auf⸗ 
tandische verbreitet, um die Stämme zu veranlassen, sich ihnen 
anzuschliehen. Der Versuch ist aber bis jetzt mißlungen. 
London, 17. Spibr. ‚Reutet's Bureau“ meldet aus 
Zapstadt vom 29. Augusi via Aden: Koönig Cetewayo ist am 
28. August gefangen genommen worden. 
Die neuesten Vorgänge in Afgbanistan werden von den 
Russen, wie begreiflich, mit größter Spaunung verfolgt, denn jetzt 
exst dürfiten sich die Folgen, welche die zarische Regierung von 
inem englisch⸗afghanischen Kriege erwartete, bemerkbar machen. 
Vergebens müht sich die „Times“ ab, zu beweisen, daß die Nie⸗ 
)ermetzelung der britischen Gejandischaft in Kabul nur eine ver⸗ 
inzelte unpolitische That des Fanatismus gewesen sei — Alles 
seutet vielmehr darauf hin, daß es sich um einen wohl ausgedach⸗ 
en Plan handelt. Während das halbamtliche Organ der russischen 
stegierung, das „Journal de St. Petersbourg?, ganz allgemein 
von der Ausgleichung der russischen und englischen Interessen in 
Mittelasien spricht, deutet der „Golos“ die Art und We'se an, in 
velcher man sich in Petersburg diesen Ausgleich ausgeführt dentt. 
„Die Unruhen in Afghanistan“, schreibt das russische Blatt, „und 
ẽnglands schwierige Lage bieten Rußland eine günstige Gelegenheit, 
rinen Eirfluß in Buchara zu befestigen und den englischen Einfluß 
n Persien, welcher Rußland feindlich ist, zu verdrängen. Dieses 
ziel kann erreicht werden, indem man das Recht Englands zur 
interwerfung Cibuls und Eundahars anerkennt, vorausgesetzt, daß 
herat an Persien — das heißt an Rußland — übertragen wird, 
ils Entschädigung für die Annexion eines Landstriches am linken 
Ufer des Alrek durch Rußland, welches diesem genügen wird, um 
ort auf einer sicheren Grundlage seine Operationen vom kaspischen 
Meere gegen Mero zu organisiren und das auch den Lagergrund 
»er Tutkomanen umfassen würde.“ Der Plan ist sehr einfach, 
)enn er läuft auf eine Theilung Afghanistan's zwischen Rußland 
ind Eugland hinaus, wodei ersteres die fruchtbaren Gebiete, letz⸗ 
eres die unfruchtbaren Gebirge, eine erweiterte „wssenschaftliche 
Brenze“ erhalten würde. Man hat Grund zur Annahme, daß 
zieser Plan na nentlich im russischen Kriegsministerium befürwortet 
vird und da dieses noch stets mächtiger gewesen ist, als das aus⸗ 
värtige Amt, so dürjte die Frage dald praktische Bedeutung er⸗ 
sal:en, es sei denn, daß die Englander sich mit der bloßen Zuͤchti⸗ 
zung der Kabulefen begnügen, im Uebrigen aber den Zustand, wie 
r durch den Frieden von Gundamak hergestellt worden, erhalten 
vollten. Das würde nur einen Aufschub, nicht eine Lösung des 
donflikis bedeuten. Da die Lage Rußlands in Central:Asien gün⸗— 
tiger ist als diejenige der Engländer und die Russen mit den 
Asiaten besser als die Engländer umzugehen verstehen, so dürften 
ene schließlich auch ihre Absichten durchjctzen. 
Konstantinopel, 17. Sept. Heute waren in der 
5tadt verschiedene Gerüchte über ein angebliches Attentat auf den 
S„ultan verbreitet. Veranlassung hierzu gad ein angeblich geisftig 
jestörtes Individium, welches den Eingang in den Garten von 
Jeldiz Kiosk erzwingen wollte, hierbei 8 Soldaten verwundete und 
»Abst schwer verwundet wurde. 
Bermischtes. 
Die Direckion der pfäl ziscchen Bahnen hat eine Verordnung 
tlassen, wonach Plakate in den Stationsgedäuden nur nach vorher 
ingeholter Genehmigung aufgehängt werden dürsen. Die Gebühr 
zafür beträgt auf den Bahnhdien 1. Classe 5 Pf., auf allen übti— 
jsen Stalionen 3 Pf. für den Quadraldecimeter, mindestens aber 
2 Mk. jährlich. Befreit von dieser Gebühr sind jene Plakate, 
velche sich ausschließlich auf Verlehrsverhältn sse deziehen, wie Fahr⸗ 
läne, Anzeigen über Omnibus-Verbindungen und Dampischiff⸗ 
ahrten, ferner temporäre Bekann!machungen, welche die Frequenz 
u erhöhen geeignet sind, wie über Ausstellungen, Pferderennen, 
Alaemeine Vollsfeste. 
f Bisher waren die an zffentlichen Kalfen einzu⸗ 
eichenden Rechnungen don 8 M. an auf Stempelpoprer. Vom 
. Oltober mit Einführung der neuen Gebührenordnung sind Rech 
rungen schon von 5 M. an stempelpflichtig. J der, der dicse Er⸗ 
parniß noch machen will, möge sich daher beeilen, seine ag öffeut⸗ 
iche Kassen zu stellenden Rechnungen noch vor dem 1. October ein⸗ 
uretichen. 
fAltenglan, 16. Sept. Gestern Abend bei dem letzlen 
Zug von Landstuhl nach Kusel ist zwischen Theisbergstegen und 
isenglan der Scheffaer vom Zug gelallen, während der Zug im