Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

Slt. Ingberler AMmeiger. 
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M lis. 
onntag, den 25. *57 
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Deutsches Reich. 
(Bayerische Abgeordnetenkammer.) In der Sitz⸗ 
ung vom Donnerstag beantragten die Abgg. Marquardsen (Linke) 
und Kopp (Rechte), einen Ausschuß zur Äbfassung einer Huldig- 
ungsadresse an Se. Maj. den Koͤnig niederzusetzen, bestehend aus 
dem Direktorium, den Abgg. Schlör, Fischer, Freytag, Ruppert und 
Xaver v. Hafenbrädl. 
Hierauf folgt Berathung über den Antrag von Hafenbrädl, 
Abschaffung des siebenten Schuljahres. Nach dessen Begründung 
durch Hafenbrädl beantragt Abg. Rußwurm (Rechte, kathol. Pfarrer) 
Ueberweisung des Antrags an einen besonderen Ausschuß von 18 
Mitgliedern. Rußwurm bekämpft übrigens den Antrag als schäd— 
lich für die sittliche Bildung des Volkes, doch wäre nach seiner 
Ansicht in einzelnen Distrikten Abhilfe geboten. Abg. Sittig (Linke 
Volksschullehrer) erklärt sich Namens der Linken absolut gegen den 
Antrag und gegen dessen Verweisung an einen Ausschuß. Der 
Antrag Rußwurm's wurde aber von der Rechten (welche die Mehr⸗ 
heit bildet) gegen die Stimmen der Linken angenommen. 
Nächste Sitzung am Dienstag zur Berathung des Militäretats. 
Die Berliner „Post“ hört es als wahrscheinlich bezeichnen, 
daß der seitherige Oberpräsident von Schlesweg-Holstein, v. Lötlicher 
der Jacholger des Staatssekretärs Herzog in Straßburg werden 
würde. 
eingetretener Hindernisse wegen nicht stattfinden können, dieselbe 
wvird nun morgen (Sonntag) Nachmittag von dem genannten Herrn 
m Cafe Oberhauser vorgenommen werden. Nichtmitwirkenden ist, 
wie wir hören, der Zutritt nicht gestattet. 
Aus der dritten Etage des Waisenhauses zu Blieskastel 
iel am Mitiwoch Abend ein dreijähriges Mädchen des Schreiner⸗ 
neisters Legrum so glücklich, daß es nicht den geringsten Schaden 
don dem Falle davon trug. 
Der Stadtrath von Pirmasens hat die Umwandlung 
der dortigen höheren Töchterschule in eine städtische Anstalt mu 
12 gegen 10 Stimmen abgelehnt. 
FKaiserslautern. Ein am 21. Juli Morgens 8 
Uhr 55 Min. in Kimberly (Diamantfelder) aufgegebenes Telegramm 
vurde an demselben Tage Nachmittags 4 Uhr 5 Min. hier expedirt. 
F Die in Freinsheim entdeckten angeblichen Colorado— 
käfer haben sich in Wirklichkeit als harmlose Marienkäfer entpuppt. 
Das pfaälzische Sängerfest inLu dwigshafen ist definitiv 
auf Sonntag den 15. August festgesetzt. Am Abend des 14. August 
findet die Begrüßung und die erste Hauptprobe statt. Um halbe7 
Uhr des 15. August ist die zweite Hauptprobe, um 1 Uhr die Fest— 
Aufführung und um 8 Uhr Abends ein Festbankett. Der 16. August 
ist geselligem Vergnügen gewidmet. Das Fest-Pragramm stellt ein 
Gartenfest und eine Rheinfahrt in Aussicht. Die Sänger erhalten 
bei der Benützung der pfälzischen Bahnen Fahrtaxermaßigung. 
* Es ist nun definitiv beschlossen, daß das Wittelsbachfest 
offiziell im ganzen Königreich Bayern am 28. August, dem 
Geburts⸗ und Namenstage Sr. Maj. des Königs, gefeiert werden soll. 
F Gelegentlich des Frankfurter Turnfestes lassen die be— 
theiligten Eisenbahnverwaltungen am 27. ds. Mis. einen Extra⸗— 
zug von Frankfurt bezw. Mainz nach Neustadt a. H., Maikammer 
und Edenkoben zu ganz besonders ermäßigten Preisen (ab Frank—⸗ 
furt hin und zurück 3 M., ab Mainz 2.50 M.) abgehen, welche den 
Besuch der herrlichen Umgegend von Neustadt, namentlich der Marburg 
Hambacher Schloß), der Ludwigshöhe bei Edenkoben ꝛc. erleichtern 
'oll. Auf der Rückfahrt ist entsprechender Aufenthalt in Worms, 
zur Besichtigung des Lutherdenkmals, vorgesehen. 
FIn Augsburg hat sich der 11jährige Knabe eines 
Fabrikarbeiters aufgehängt, weil er Tags vorher wegen eines Fehl⸗ 
frittes gezüchtigt worden war und ihm weitere Bestrafung durch 
den Vater bevorstand. 
In Langendiebach bei Hanau hat in der Fabrik von 
Brüning und Sohn eine Kesselerplosion stattgefunden; das Gebäude 
wurde zerstört, viele Menschen blieben todt. 
— Zur Zeit befinden sich zehn englische Offiziere in 
Metz, deren fremde Uniformen Aufsehen erregen. Dieselben be— 
absichtigen einigen Uebungen der Garnison Meßg beizuwohnen. 
F Nützlichkeit von Ausstellungen. Eine Geraer Woll— 
vaarenfabrik hat in Folge der Leipziger deutschen Woll-Industrie⸗ 
Ausstellung einen ganz bedeutenden Auftrag nach Japan erhalten. 
Ein vor dem Gerichte in Mailand spielender Prozeß 
wegen der Entwendung des goldenen Vließes des Don Carlos 
endigte mit der Freisprechung des Angeklagten Boet (des früheren 
SZecretärs des Don Carlos). (Der Angeklagte hat in der Ver— 
handlung u. A. erklärt, das goldene Vließ, der höchste spanische 
Orden, der reich mit Edelstenen geziert ist, auf Geheiß des Don 
Carlos versetzt zu haben. Der Prozeß hat auf den Charakter des 
letzteren ein sehr trübes Licht geworsen.) 
f Ueber das bereits (in Nr. 114 dss. Bl.) gemeldete Gruben⸗ 
unglück in England wird aus London Folgendes Nähere be— 
tlchtet: Das Grubenunglück in Risca bei Newport kostete 119 
Menschenleben und 70 Pferde. Die Tiefe des Schachtes beträgt 
280 Fuß. Vor 20 Jahren waren daselbst ca. 800 Bergleute be⸗ 
chäftigt, welches ein ähnliches Unglück traf, das 150 Menschenleben 
'ostete. Noch um 10 Uhr Nachts meldete der Wächter, daß Alles 
n bester Ordnung sei, worauf die Bergleute einfuhren; allein 20 
Minuten nach 1 Uhr hörte man einen Schlag, es stieg Rauch auf, 
sofort die Gazerplosion anzeigend da der Nentilaftor und der Nuf— 
Ausland. 
Belgien begeht soeben das 50jährige Jubiläum seiner Un⸗ 
abhängigkeit durch eine lange Reihe von Festlichkeiten, deren Schau⸗ 
platz namentlich die Hauptstadt Brüssel ist. Das belgische Volk 
hat alle Veranlassung, vergnügt zu sein, sich seiner bewährten In—⸗ 
titutionen zu freuen und seinen König zu ehren, der gleich seinem 
Vater ein Musterregent genannt werden darf. 
Paris, 22. Juli. Die französifche Regierung hat wegen 
der Berufung deutscher Finanzbeamten und Officiere nach Kon⸗ 
tantinopel niemals Einspruch erhoben. Freycinet bemerkte gesprächs- 
veise, Frankreich könne nur froh sein, wenn auf solche Weise Ord⸗ 
nung in die türkischen Finanzen gebracht würde. 
In Paris hat das Nationalfest des 14. Juli deutlich ge— 
zeigt, daß Gambetta der Herr der Lage ist. Die Radikalen hielten 
ich kluger Weise zurück, so daß den Parisern die Festfreude in 
keiner Weise verdorben wurde. Gambetta hat es sich auffallend 
ingelegen sein lassen, die Armee in ihren Führern auszuzeichnen. 
In der Provinz wird das Nationalfest nächsten Sonntag 25. Juli 
begangen. Die auswärtigen Berichterstatter zeigten sich in ihren 
dei der Parade vom 14. d. gewonnenen Urtheilen ziemlich einig 
darüber, daß die französische Armee beachtenswerthe Fortschritte ge— 
nacht habe. 
Alle reaktionären und ultraradikalen Blätter Frankreichs 
tlagen Gambetta an, den Krieg herbeiführen zu wollen durch die 
zriechische Frage. Die „Gazette de France“ sagt, Gambetta habe 
Jeäußert: Die griechische Frage wird meine schleswig'sche Frage 
verden. Diese Zeitungen proiestiren dagegen, daß man Frankreich 
in neue Abenteuer stürze. Die „République Française“ (Organ 
Bambetta's) antwortet darauf nicht und beschränkt sich zu sagen, 
daß auf den Wunsch Griechenlands Frankreich sechs Offiziere er— 
mächtigt habe, nach Athen zu gehen und an der Reorganisation 
des griechischen Heeres theilzunehmen. 
Der Fürst von Montenegro hat den Vorschlag der Pforte, 
eine Untersuchungscommission bezüglich des von den Albanesen gegen 
die Montenegriner unternommenen Angriffes einzusetzen, abgelehnt 
umd seinen Geschäftsträger angewiesen. Konstantinobel zu verlasien. 
Vermischtes. 
St. Ingbert, 24. Juli. Die hiesige Lateinschule be— 
geht Samstag, den 31. Juli, im Grewenig'schen Saale die Wit—⸗ 
lelsbachfeier. 
*—. Die auf verflossenen Sonntag anberaumt gewesene ge⸗ 
meinschaftliche Prüfung des hiesigen Musikvereins, der „Eintracht“ 
von Saarbrücken und des Männergesangvereins von Blies⸗ 
kastel durch Herrn Revisor Shomaget aus Ludwidsbafen bait⸗