Full text: St. Ingberter Anzeiger (1880)

10 sonstiges Holz). Versteigert wurden 145, 07618 ebm. deren 
Taxwerth 2,445, 154 Mk. war, während nur 2,216,938 Mk. 
*lost wurden. Das Lohrinden Erträgniß der pfälzischen Staats⸗ 
ind Gemeinde⸗Waldungen war im Jahr 1879 zufammen 3,657,578 
xg. der Erlös daraus 299,902 Mk. 
Im deutschen Reiche gibt es augenblicklich 96 Taubstum⸗ 
menanstalten: davon sind in Preußen 53, in Bayern 14, in 
Würtlemberg 7, in Sachsen 4, in Eljaß⸗Lothringen 3, in Baden 
und Hessen je 2 und in den übrigen Staaten 11. 
F Aus dem Bezirksbamte Homburg, 7. Sept. In der 
Nacht von Freitag auf Samstag brannte es in Erbach wieder 
innial. Dabei sind vier Kinder des Hausbesitzers vom Feuer 
jämmerlich zugerichtet worden. Das jüngste, ein sechzehnjähriger 
Jüngling, ist seinen Brandwunden gleich erlegen und wurde am 
Sonntag beerdigt. Zwei Tage danach hettete man die eine seiner 
unglücklichen Schwestern neben ihn in die kühle Erde. Die zwei 
nderen Vewundeten befinden sich in einem Zustand, daß man auch 
hrer Auflösung entgegensieht. Außerdem soll Vieh mitverbrannt 
jein. Wie in einem einstöckigen Häuschen solches vorkommen konnte, 
st Nichteingeweihten unbegreiflich. Wenn aber zu hören ist, daß 
deute prototollirt worden seien, weil sie sich weigerten, löschen zu 
helfen, läßt sich leicht denten, wie es in dem Ort aussieht. 
4 Am naͤchsten Sonntag (12. ds. Mts.), des Nachmitiags um 
2 Uhr in Wolfersheim wird dem Lehrer Drescher von da 
die ihm Allerhöchst verliehene Ordensdekoration durch Beamten des 
.Bezirksamtes Zweibrücken in feierlicher Weise zugestellt werden. 
eEs wäre wünschenswerth und angemessen, wenn sich zu dieser seltenen 
Feier die Freunde und namentlich die Kollegen des Dekorirten zahl⸗ 
ceich einfinden würden. 
Dem Sekretär des Gewerbevereins Kaiserslautern 
dehrer Chr. Jung, hat die kgl. Kreisregierung ein Reisestipendium 
don 150 M. gewährt zum Besuch der Ausstellungen in Düsseldorf 
ind Mannheim, über die er später dem Verein berichten soll. 
4 Edenkoben. Auch ein Zeichen der Zeit. Es haben sich 
seit dem Sedanfest hier allein sechs hoffnungsvolle Landratten zum 
Seedienst gemeldet! 
JWie der „Saarg. Ztg.“ aus Großblittersdorf 
mitgetheilt wird, geht die doctige Saarbrücke ihrer demnäch⸗ 
stigen Fertigstellung entgegen. Vor einigen Tagen ist der Schluß⸗ 
——— Gewolbebogens eingesetzt und hiermit 
der weseniliche Theil der Arbeiten des ganzen Bruͤckenbaues been⸗ 
digt worden. Die sieben Bogen wurden im Verlauf von zwei 
Monaten mit einer wahrhaft staunenswerthen Schnelligkeit über 
Fen Saarfluß und den Kanal geschlagen. Noch im Verlauf dieses 
Monats wird der ganze Oberbau zu Ende gebracht. 
Bei Dreisbach wird die Ueberfahrt über die Saar, so 
schreibi die „M. Ztg.“, unterm 5. Sept. auf eine sonderbare Weise 
ewerkstelligt. Von einem Ufer zum andern soll ein Seil gespannt 
ein, an welchem die Insassen des Kahnes diesen letzteren fortbe⸗ 
wegen. Dieser Tage war ein Händler aus dortiger Gegend im 
Begriffe, sich selbst aͤuf diese Weise ans jenseitige Ufer zu befoͤrdern, 
As plotßzlich das Fahrzeug unter seinen Füßen wich und dav on 
schwamn, während er in schwebender Pein an dem Seil hängen 
blieb. Tas Seil riß und der Arme tauchte auf Nimmerwiedersehen 
in den Fluthen unter. 
pAus dem Reichsland, wird dem „Pf. K.“ ge⸗ 
schrieben: Gestatten Sie mir noch nachträglich einer Sedanfeier zu 
gedenken, die wegen des Ortes, wo und der Art und Weise, wie 
e geschah, Erwahnung berdient. Die im Manövern befindliche 
hayerische Brigade, formirte am Morgen des 2. September auf 
dem Exerzierplatze zu Frescaty ein Catré. Der mit zahlreichem 
Stab erschienene Generallieutenant und Commandeur der 30. Divi⸗ 
ion von Woyna erinnerte in begeisterten Worten an die Bedeutung 
zes großen Tages von Sedan, an die ruhmreiche Betheiligung der 
Bayern an der Schlacht und an die patrotische Haltung des Konigs 
hon Bayern in jener großen Zeit. Als er auch jener gedachte, die 
fürs Vaterland ihr Leben gelassen und fern von der Heimath ruhen, 
enlblößten Alle das Haupt und gedachten derselben in stillem Ge⸗ 
het, wahrend die Musikcorps des 4. und 8. Infanterie⸗Regiments 
den Choral „Wie sie so sanft ruhen? intonirte. Ein Hoch auf 
S. Maj. den Konig von Bayern schloß die schöne Feier. 
p Dem „Pf. K.“ geht die Mittheilung zu, daß das „Haus“ 
Z. Goldschmidt-Schlessinger in Fra nkfüurt a. M. einen für 
Fie Käufer sehr ungünstigen Ratenhandel mit Loosen auch in der 
pfalz einzubürgern bemüht ist, Agenlen dafür zu gewinnen sucht ec. 
Also aufgepaßt und die Augen aufgemacht! 
FTas Gesammitergebniß der Sammilungen für die bei'm 
Frankfurter Turnfest Verunglügten beziffert sich auf 38,334 M. 
In Cassel wurde am 7. Sepi. der Erste Deutsche 
ßergmannstag durch Berghauptmann Prinz von Schonaich⸗ 
Farolath im Namen des Zentralkomité's eröffnet. Die Prasenzliste 
dies a 160 Namen von Notabilitäten des deutschen Bergbaues 
duf. Eberberghauptmann v. Dechen leitete die Verhandlungen. 
Aus München wird gemeldet: Anton Freiherr von 
dirschberg-⸗Schwarzenbach zu Weihersberg der (1853 geb.) 
n letzter Zeit vielgenannte III. Staatsanwalt am Landgericht Mün⸗ 
hen II (der junge Beamte soll persona gratissima bei Sr. Maje⸗ 
staͤt sein), wurde zum Legalionssekretär mit vorläuftger Verwend⸗ 
ing im Staatsministerium des königl. Hauses und des Aeußern 
rnannt. 
F Die baierischen Aerztekammern werden, nach dem „Aerztl. 
Intelligenzblatt“ auf den 19. Ottober einberufen werden. 
FIn Keferlohe (Oberbayern) kam es am Sonnlag ge⸗ 
legentlich des großen Pferdemarktes zu einer Zigeun;d chlacht. 80 
his 40 Zigeuner (ohne die Kinder) in drei Parieien prügelten sich 
nit Zaunpfählen. Der Ruhe gebietende Gendarm M. Hein wurde 
nit Revolverschüssen empfangen; als der Zigeuner Friedrich bereits 
wei Schüsse auf ihn abgefeuert hatte, schoß ihm der Gendarm eine 
Zugel iu die Stirn. Nun fielen alle Zigeuner über ihn her, und 
rwäre verloren gewesen, wenn ihm nicht die Bauern zu Hilfe 
Jeeilt wären. Da flüchteten die Zigeuner gegen Haar und Zorne⸗ 
ding; nur der Vater des Erschossenen blieb in den Händen der 
erbitterten Bauern. 
.Aus Nürnberg wird geschrieben; Als der deutsche Kron⸗ 
prinz am vorletzten Montag im „Bratwurstglöcklein“ saß, trat eine 
alte Frau, welche mit schwedischem Feuerzeug hausiren geht und 
ucht im Mindesten ahnte, wer die am Tische sitzenden Herren seien, 
hirekt zu dem Kronprinzen heran, demselben ein Schächtelchen Feuer⸗ 
eug zum Kaufe anbietend. Der Kronprinz nahm dasselbe lachend 
entgegen und bezahlte der Frau 4 Mark. 
In Maibach (Unterfranken) hat sich ein grauenhafter 
Fall ereignet. Die schon früher geisteskranke Frau eines Bauern 
sat ihre drei jüngsten Kinder im Keller aufgehüngt und hernach 
ney der Scheuertenne hinabgestürzt. Vier Leichen auf eine 
Bahre! 
Guter Appetit. Ein in die Kur nach Eger rei⸗ 
sender Fremder wurde vor einigen Tagen an der Grenze gefragt, 
hb er eiwas Zollbares habe, und brachte aus der Tasche ca. 3,5 
Kild Würste heraus. Rachdem er die Höhe des Zolles ersahren, 
war ihm dieser zu hoch; schnell gefaßt, derzehrte er die gesammte 
Wurstinenge vor den Augen des staunenden Zollbeamten und setzte 
dann seine Reise nach Marienbad fort. 
4Bei der Düsseldorfer Ausstellung ist bereits ein 
Mehr von über 800,000 M. vorhanden, und wird sich dieser Ueber⸗ 
schuß voraussichtlich noch bedeutend erhöhen. 
Die Einfuhr von Fischen in Deutschland hat auf der Fischerei⸗ 
Ausstellung in Berlin eine äußerst verständliche plastische Dar⸗ 
tellung erfahren. Auf Veranlassung des Ministeriums für Land⸗ 
virthschaft sind fünf vierseitige Pyramiden aufgestellt worden, deren 
Zröße, in massivem Gold gedacht, den Baarwerth, den die einger 
ührten Fische repräsentiren, beranschaulicht. Die größte, wohl fünf 
xuß hohe und an der Basis vier Quadratfuß messende Pyramide 
lelit den Werth des Häringsimports dar; von 1873 - 1877 im 
Jahresdurchschnitt 26,408,000 M. betragend. Die nächst kleinere 
eigt die Einfuhr der frischen Fische, Werth 8,293,800 M. auf's 
Jahr, dann folgen die Pyramiden: 31174,000 M. konservirte Fische, 
1789, 200 Mark Kaviar und 487, 600 M. Hummer. In Summa 
also eine jährliche Einfuhr von 34,552,600 Mark. 
Ju Gorinchen hat eine Frau ihren dem Trunke erge⸗ 
denen Mann, der sie häufig mißhandelte, als er schlief, mit Petro⸗ 
eum begossen und dann in Brand gesteckt. Der Mann ist unter 
ürchterlichen Schmerzen gestorben Die Petroleuse wurde verhaftet. 
— Mitten unter den Zurüstungen für das Sedanfest wurde 
graunschweig durch die Nachricht von zwei Cholergerkrank⸗ 
ingen erschreckt. Es sind zwei Fälle konstatirt, einer mit tödlichem 
beuauf! Es ist zu 'hoffen, daß in Folge der sofort getroffenen 
Borsichtsmaßregeln einer weiteren Verbreitung vorgebeugt wird. 
Der „B. Börsen⸗C.“ schreibt: Wie neuerdings festgestellt 
st, soll die Vermählung des ältesten Sohnes des kronprinzlichen 
haares, Prinzen Wilhelm, mit der Prinzessin von Schleswig⸗Hol⸗ 
ein⸗Sonderburg⸗ Auguͤstenburg Mitte Februar 1881 Statt finden. 
die Hochzeit soli mir großem Pomp im Kgl. Schlosse zu Berlin 
Statt finden. 
ꝓ' In dem böhmischen Dorf Kaaden lief kürzlich ein Brief 
nit folgender schöner Adresse ein: „Aon den klan Monn, was 
nit de Penseln in den Leuten ihre Hänser allerhond Figuren und 
inderes spaßiges Zeug mohlt — er is gonz kla und wohnt in der 
Hassen, wo alla Heiligen wohna. Die Stohd haßt Kaaden. Der 
Briefträger kennt ih scho — er is immer voil Forb.“ Der Brief⸗ 
träger machte richtig binnen Kurzem den „klan Monn ausfindig, 
rohßdem derselbe nicht wie gewoͤhnlich „voll Forb“ war, sondern 
im sonntäglichen Gewande prangte. 
PSchreckliches Bergunglück. In dem Kohlen⸗ 
„ergwerk Seaham unweit Durham (England) fand am 8. d. Vor⸗ 
minags eine Erplosion schlagender Wetter statt. Zur Zeit der 
xxplosion befanden sich 180 Bergleute in der Grube, von denen 
die Mehrzahl umgekommen ist. 
Wie men lanische Blätter melden, wurde in dem Staate