xl. Iugherter Amzeige
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Ingbert.
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Der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchent ich fünfma lz Am Montag, Dienstag, Donuerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mite!
Blatt und Sonntags mit Fseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteljährlich 1.46 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post“ bezogen 14 60
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M 166.
Politische Uebersicht.
Deutsches Reich.
Eine kaiserliche Verordnung vom 7. Oktober be⸗
ruft den Bundesrath auf den 20. Oktober ein.
Legationsrath v. Kussero wetheilte i Bremen
in seiner Wahlrede mit, daß der Gesetzentwurf über
das Tabaksmonopol zuvörderst dem Volks—
wirthschaftsrath zugehen werde.
Leipzig, 11. Ott. Hochverrathsproceß vor dem
Reichsgericht. Die Vernehmung der Angeklagten⸗
Bruppe aus Frankfurt, Darmstadt und Bessungen
ist beendiagt. Die meisten Angeklagten leugnelen
die hochverrätherischen Unternehmungen und gaben
nur die Verbreitung der „Freiheit“ und ähnlicher
Schriften zu. Angeklagter Dillich (Bessungen)
machte umfassende Geständnisse. Sehr gravirend
iür die Beschuldigten ist die Entdeckung der sog.
Kassiber.“
Der Reichskanzler hat die Herstellung einer sta—
istischen Uebersicht über die Ergebnisse der bevor—
tehenden Reichsta gswahlen angeordnet. Be⸗
sonderer Werth wird auf moͤglichst genaue Angabe
der Varteistellung der einzelnen Wahlkandidaten gelegt.
Auslaud.
Wien, 11. Ott. Von allen Seiten trafen
Beileidstelegramme an Baronin Haymerle ein,
o vom deutschen Kaiser, der Königin Viktoria,
den Königen von Dänemark, Griechenland, Ru⸗
nänien und dem Fürsten Milan von Serbien.
Ein sehr warmes Telegramm Bismarcks wurde be—
sonders bemerkt. Kaifer Franz Joseph traf heute
Mittag von den Jagden in Schoͤnbrunn wieder ein
uind machte um 2 Uhr der Wittwe persönlich einen
diertelstündigen Besuch. Um 3 Uhr fand unter
Vorsitz des Kaisers Ministerrath stait, in dem
Zeit und Einzelheiten des Begräbnisses, welches
nuf Kosten der kaiserlichen Schatulle itattfindet.
testgestellt wurden.
*Der am Nachmittag des 10. Oktober plötzlich
erfolgte Tod des österreichischen Ministers des
Aeußern, Baron v. Haymerle, ist ein Ereigniß,
dessen Bedeutung auch über die schwarzgelben Grenz⸗
»fähle hinausreicht. Der Verstorbene, welcher am
3. Oktober 1879 in seine hohe Stellung einge⸗
reten war, hatte die schwere Aufgabe übernommen,
die Politik des Grafen Andrassy in ihren Haupt—
„ielpunkten fortzuführen, welcher Aufgabe er sich
nit vollster Hingabe gewidmet hat. Außerdem
var aber Baron v. Haymerle ein warmer Freund
Deutschlands, und die trotz der antideutschen Politik
des Grafen Taaffe unverminderte Fortdauer des
deutscheösterreichischen Bündnisses ist zum guten Theil
den aufrichtigen Sympathien Baron Haymerle's für
Deutschland zuzuschreiben. Ueber seinen eventuellen
Nachfolger hegt man bis jetzt nur Vermuthungen;
gewiß ist, daß die Wahl eines Ersatzmannes für
Baron v. Haymerle unter den gegenwärtig in
Oesterreich obwaltenden Verhältnissen für die äußere
wie für die innere Politik dieses Reiches von hoher
Bedeutung ist.
*In der am 10. Oktober stattgefundenen Sitzung
des nordamerikanischen Senats wurde
Bayard (Demokrat) zum Senatspräsidenten auf
Zeit gewählt.
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 18. Oklt. Uebermorgen,
am 15. d. Mis., tritt auf den Pfalzischen Eisen⸗
dahnen der Winter-Fahrplan in Kraft. Aus
demselben bringen wir im Inseratentheile dieser
Nummer einen kurzen Auszug, auf den wir hiermit
gerwWeisen
Donnerstag, 13. Oltober 1881..
16.2
*St. Ingbert, 12. Okt. Am Montag
Abend gegen 10 Uhr geriethen mehrere Bursche
nus Friedrichsthal, die vorher in verschiedenen Wirth—
chaften gezecht hatten, auf hiesiger Ortsstraße in
Streit und verübten ruhestörenden Lärm. Polizei—
iener Steinfels, welcher einen der ihm unbe—
unnten Ruhestörer festnehmen und zur Constatirung
eines Namens auf das Polizeibureau verbringen
vollte, wurde von einem anderen unversehens und,
he er von seiner Waffe zur Vertheidigung Gebrauch
nachen konnte, angegriffen und erhielt mit einem
Todtschläger mehrere rasch aufeinanderfolgende Hiebe
nuf den Kopf, daß er zusammenstürzte. Seine Ver—⸗
vundung isi nicht unbedeutend und erfordert ärzt⸗
iche Vehandlung. Der Thäter, Ludwig Edelmann,
22 Jahre alt, Glasmacher von Friedrichsthal, ist
»erhaftet. — In derselben Nacht trieb sich in ver—
vächtiger Weise ein fremdes Individuum in der
Stadt herum. Dasselbe wunde als ausgeschriebener
Dieb erkannt, verhaftet und an die ausschreibende
Behörde nach Landstuhl transportirt.
— In Niederwürzbach brannte am Mon—
tag Nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr das allein—
tehende Wohnhaus des Schmelzarbeiters Jakob
Degel nieder.
— In Mußbach ist in Folge starker Nach⸗
frage — namentlich von auswärtigen Käufern —
im Laufe eines Tages der Mostpreis von 16 Mk.
ind 16 Mtk. 50 Pf. auf 17 Mt. die 40 Liter
gestiegen. Für den noch nicht verkauften kleinen
Rest wird sich der Preis voraussichtlich noch gün—
itiger stellen.
—Der Dürkheimer Wurstmarkt hat
wieder bedeutende Opfer gefordert. 5 Fassel, 14
Kühe, 29 Riuder, 5 Stirre, 58 Kälber, 8 Schafe
und 82 Schweine mußten ihr Leben lassen. Was
an Hasen, Häschen, Hahnen, Enten, Gänsen u. s.
w. aus der Welt geschafft worden, ist gar nicht
festzustellen, aber klein dürfte die Zahl ebenfalls
nicht gewesen sein.
— Speyer, 10. Okt. Heute nahm im
Wittelsb acher Hof“ dahier die Anstellungsprüfung
zer Sch uldienst-Exspektanten ihren An—
ang. Als Thema für den deutschen Aufsatz wurde
gegeben: „Wodurch ist Schiller der Lieblingsdichter
unserer Nation geworden“? Zur Bearbeitung des—
elben bewilligte man den Herren Kandidaten eine
dierstündige Frist.
— Großniedesheim, 8. Okt. Gestern
rüh wurde der Ackerer und Gemeinderath Wilh.
Diery III. in seiner Scheuer oben in den Sparren
»rhängt aufgefunden. Als Ursache dieses un—
zlückseligen Schrittes wird angegeben, daß der in
den besten Vermögensverhältnissen stehende Mann
ich darüber kränkte, daß ihm in Frankenthal für
eine Kartoffeln nur 4,70 M. pro Malter geboten
wurden, während er sich in den Kopf gesetzt hatte
5 M. dafür zu bekommen. Es scheint demnach,
daß sein Geist sich in keinem normalen Zustande
befand. (Sp. 3.)
— Folgenden fast unglaublich klingenden Vorfall
herichtet das „Fr. T.“. Auf der Horchheimer
Mühle in der Nähe von Worms wurde einem
sjungen Manne aus Ramstein beim Schleifen einer
Axt von einem durch Riemenwerk in Bewegung
zesetzten Schleifstein der Arm am Ellenbogengelenk
abgerissen. Statt den Verstümmelten nach Worms
zu bringen, wurde derselbe nach dem zwei Stunden
weiter entfernten Frankenthal gebracht, weil im
Wormser Spitale keine Pfälzer auf—
enommen erden!
Vermischtes.
—r. Elversberg. Am verflossenen Sonnia
fand hier eine Kindtaufe statt, die ein blutige
Nachspiel hatte. Die Taufhandlung war vorübe
und die Gesellschaft saß beim Schmause. Zi
diesem war auch ein Schwager des Festgebers ge
jolt worden, obgleich zwischen beiden schon länger
Zeit Differenzen bestehen. Auch diesmal kam e
hald zu einem Disput zwischen den „feindliche'
Brüdern“, der beide Theile schließlich auf di
Straße führte. Hier mißhandelte der Festgebe
einen Schwager mit einem eisernen Wagenstorre:
derart, daß derselbe 3 schwere, 4 bis 5 em. lang
Kopfwunden davontrug, wovon eine, an der linke,
Kopfseite, lebensgefährlich sein soll.
FSaarbrücken, 11. Okt. Wie die „Saarbr
Ztg.“ vernimmt, sind heute im Auftrage der kgl
Regierung zu Trier als Kommissäre die Regierungs
räthe Westermann und Naumann mit den
Auftrage hier eingetroffen, die im Schoße de
Ausstellungskommissionherrschenden Zer
würfnisse zu untersuchen und, dem Antrage de
dissidierenden Majorität gemäß, eine Versöhnun
der streitenden Parteien zu versuchen. Es sinde
zu dem Behufe auf dem königlichen Landrathsamt
hier eine Tagfahrt statt, zu welcher das seitherig
Ausstellungskomite eingeladen wurde, Vielleich
gelingt es, eine Einigung in der leidigen Angelegenhe
zu erzielen.
F Frankfurt, 10. Oktober. Unter den
Namen „Monsieur Massavie, avocat à la com
de Paris“ ist Gambetta am vorigen Freitag
don seiner Schwester und seinem Neffen begleitel,
»on Dresden kommend, hier im „Russischen Hof“
abgestiegen. Derselbe hatte in den Fürstenzimmerr
)es ersien Stockes Wohnung genommen. Er ha—
dieselben bis zur Abreise, welche heute Vormittaç
erfolgte, nicht verlassen. Angeblich soll Gambetto
nur (7) seinen Neffen aus einer Dresdener Er—
ziehungsanstalt abgeholt haben. (Fr. J.)
— Bei der am 10. Okt. stattgehabten Ziehung
der ersten Serie de Frankfurter Aus—
tellungsloose fiel der erste Gewinn
Brillantschmuck, Werth 30,000 M.) auf Nr
292,155; der zweite (Speisezimmer⸗Einrichtung,
Werth 15,000 M.) auf Nr. 276,671; der dritte
Concertflügel, Werth 5000 Mark) auf, Nr.
20,029; der vierte (Koupe, Werth 5000 Mt.)
auf Nr. 59,378 und der fünste (Schmuck, Werth
5000 M.) auf Nr. 220,944. Den Hauptgewinn
haben 3 junge Leute aus Darmftadt, ein Agentur—
gehilfe, ein Mechaniker und ein Maurer, die das
Loos am Sonntag vorher gekauft hatten, gewonnen.)
F Das Deficit der Gewerbe- und Industrie—
Ausstellung zu Halle beträgt 140 000 M. Die
Garantiezeichner werden mit 40 pCt. ihrer Zeich⸗
aungen herangezogen.
F Am 31. ds. Mts. werden sämmtliche Bundes—
regierungen bei den öffentlichen Kassen feststellen
assen, welche Beträge an Thalerstücken, an
Reichsgoldmünzen und Reichssilbermünzen vorhanden
ind. Diese Feststellung hat lediglich den Zweck,
ein Urtheil über das Verhältniß, in welchem der
Umlauf der Reichsgoldmünzen zu demjenigen der
Silbermünzen steht, und insbesondere daruͤber zu
gewinnen, wie sich das Verhältniß der Einthaler—
stücke zu den Reichsgoldmünzen im Verkehr gestal⸗
tet hat.
F Aus Suez wird gemeldet, daß daselbst die
CTholera ausgebrochen ist