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ðxt. Jugherter Amzeiger.
Amtliches Organ des königl. Amtsgerichts St. Inabert.
der „St. Ingberter Anzeiger“ erscheint wöchentlich fuünfmal: Am Montag, Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag; 2mal wöchentlich mit Unterhaltungs—
Jiatt und Sonntags mit Sseitiger illustrirter Beilage. Das Blatt kostet vierteliährlich 1.M 40 — einschließlich Trägerlohn; durch die Post bezogen 1 60 —, einschließlich
A Zustellungzgebuhr. Die Einrückungsgebühr fur die 4gespaltene Garmondzeile oder deren Raum beträgt bei Inseraten aus der Pfalz 10 4, bei außerpfälzischen und solchen,
auf welche die Erpedition Auskunft ertheilt, 12 . bei Neclamen 830 . Bei 4maliger Einrückung wied nur dreimalige berechnet.
R
M 77.
Politische Uebersicht.
Deutsches Neich.
München. Der Referent Abg. v. Schlör
eantragt, beim Voranschlag des Zinszuschusses für
ie Pfälzischen Eisenbahnen für ein Jahr
er 16. Finanzperiode den von der Staatsregierung
ostulirten Betrag von 1,930,000 M. auf 1,800,000
Nark herabzusetzen. (N. C.)
Die bayerische Kammer der Reichs⸗
ãthe hat mit 36 gegen 12 Stimmen abgelehnt,
em von der Mehrheit der Abgeordnetenkammer
efaßten Beschluß bezüglich der Tegernseeer Erklär⸗
ing beizustimmen. Von den Mitgliedern des kö⸗—
iglichen Hauses, welche der Sitzung anwohnten,
immte nur Herzog Ludwig von Vayern für den
Jeschluß der Abgeordnetenkammer, gegen denselben
ber die Prinzen Luitpold und Ludwig Ferdinand
owie die Herzoge Karl Theodor und Max
ẽmanuel.
Der Referent der Kammer der Reichsräthe
iber das Budget des Kultusministeriums, v. Neuffer.
eantragt, den von der zweiten Kammer beschlossenen
Zittanträgen: 1) auf Trennung des Geschichts-
interrichts nach Confessionen, 2) auf ausnahms⸗
veise Wiedergestattung des Separat⸗Vorbereitungs⸗
interrichts für den Eintritt in das Schullehrer⸗
zeminar, 3) auf Wiederumwandlung des Schul⸗
hret⸗ Seminars in ein katholisches, nicht zuzu⸗
immen. Zu dem Antrag unter Ziffer 1 bemerkt
er Refferent: „Eine solche Maßregel zu Ende des
9. Jahrhundertzs würde geradezu einen großen
tückschritt auf geistigem Gebiete manifestiren; und
u dem Antrage unter Ziffer 3: .Die Annahme
ieses Antrages würde offenbar die Kammer binden,
—VDD—
Nittel zu bewilligen.“ Hinsichtlich der Budget-
iffern beantragt Herr v. Reuffer u. A.“ Die von
er zweiten Kammer statt der 101,900 M., bezw.
63425. M. des Regierungspostulats zur Unter⸗
ützung für dürftige Schul⸗Präparanden bewilligten
20,000 M. auf 50,000 M. zu erhöhen, sowie zur
kestaurirung der alten Pinakothek stait 20 000 M.
38.220 M. zu genehmigen.
Berlin, 18. April. (Bundesrath.) Hente
sat eine Berathung der Ausschüsse für Handel und
herlehr und für Justizwesen über die übanderung
er Gewerbeordnung statt gefunden. Zu dieser liegi
in Antrag Vayerns ver, welcher drei Artikel betrifsi.
Arkikel 1a verlangt: Hebammen bedürfen eines
rüfungszeugnisses der noch den Landesgefetzen zu⸗
ändigen Behörde; auch können die Landesregierungen
ꝛen Betrieb des Hufbeschlag⸗ Gewerbes von der Vei—
ringung eines solchen Zeugnisses abhängig machen.
Art. 6 a. Die in dem 8 29 bezeichneten
Ipprobationen der Aerzte und Apotheker können
on der Verwaltungsbehörde nur dann zurückge⸗
sommen werden, wenn die Unrichtigkeit der Nach⸗
veise dargethan wird, auf deren Grund solche er⸗
heilt worden sind, oder, wenn dem Inhaber der
pprobation die bürgerlichen Ehrentechte abertannt
vorden sind, auf die Dauer diefer Aberkennung.
Art. 7 a. An Stelle der 88 107 und 108
er Gewerbeordnung treten nachstehende Bestim⸗
nungen: 8107. Als gewerbliche Arbeiter dürfen,
oweit reichsgesetzlich nicht ein Anderes zugelassen ist,
ur solche Personen beschäftigt werden, welche mit
inem Arbeitsbuche versehen find. Bei der An—
ahme solcher Arbeiter hat der Arbeitgeber das
lrbeitsbuch einzufordern. Er ist verpflichtet, das
elbe zu verwabten. auf amtliches Verlangen vor—
Donnerstaa, 20. April 1882.
17. Jahrg.
zulegen und nach rechtmäßiger Lösung des Arbeits-
yerhältnisses dem Arbeiter wieder auszuhändigen.
Uuf Kinder, welche zum Besuche der Volksschule
erpflichtet sind, finden vorstehende Bestimmungen
eine Anwendung.
8 108. Das Arbeitsbuch wird dem Arbeiter
zurch die Polizeibehörde desjenigen Ortes, an welchem
r zuletzt seinen dauernden Aufenthalt gehabt hat,
venn aber ein solcher im Gebiete des deutschen
steichs nicht stattgefunden hat, von der Polizei⸗
‚ehörde des von ihm zuerst erwählten deutschen
Arbeitsorts kosten⸗ und stempelfrei ausgestellt. Die
lusstellung erfolgt bei minderjährigen Arbeitern
juf Antrag oder mit Zustimmung des Vaters oder
gormundes. Ist die Erklärung des Vaters nicht
u beschaffen, so kann die Gemeindebehörde die Zu⸗
immung desselben ergänzen. Vor der Ausstellung
st nachzuweisen, daß der Arbeiter zum Besuche der
dolksschule nicht mehr verpflichtet ist, und glaub—
jaft zu machen, daß bisher ein Arbeitsbuch für ihn
nicht ausgestellt war.
Dem Antrage ist eine Begründung für jeden
inzelnen Punkt beigegeben. In Bezug auf die
Irbeitsbücher heißt es darin: „Die Bestimmungen
ber die Arbeitsbücher erweisen sich als sehr wohl⸗
hätig; allein sie bedürfen der Ausdehnung durch
zeseitigung der Altersgrenze. ..“
Wiesbaden, 19. April. Mit der sprüch⸗
»örtlich gewordenen Pünktlichkeit traf Kaiser Wil⸗
elm um 10 Uhr 30 Minuten auf dem Bahnhofe
in, wo sich zur Begrüßung die Spitzen der Be—
örden eingefunden hatten. Größerer Empfang
var von dem Monarchen nicht gewünscht worden.
der Kaiser bestieg alsbald das bereitstehende Halb⸗
erdeck und fuhr an der Seite seines Adjutanten
urch die nach Tausenden zählende Volksmenge,
slseitig mit jauchzendem Zuruf begrüßt. Der
daiser grüßte freundlich nach allen Seiten und
iberraschte durch sein frisches Aussehen. Er trug
iber der kleinen Generalsuniform mit Helm den
zrauen Militärmantel.
Karlsruhe, 19. April. In der zweiten
dammer wurde das Branntweinsteuergesetz mit Er⸗
eichterung für den Kleinbrenner und Erhöhung für
»en Sprithändler fast einstimmig angenommen;
benso die Dotation von 350,000 M. für die
atholische Kirche, von 8000 M. für die Altkatho—
iken, von 400,000 M. für die Protestanten und
von 12,000 M für den israelitischen Cultus.
Ausland.
Moskau, 18. April. Hier geht das Ge—⸗
ücht, daß der von Petersburg zu genauester Revi⸗
'on des Kreml abgesandte Fuͤrst Obolensky
m Kreml eine Mine entdeckt habe. Der Fürst
and unter den zahlreichen Gängen einen frisch
»ermauerten Gang. Es war nicht erforschbar, wer
»en Befehl zur Vermauerung gegeben hat, die we—⸗
nige Tage vor der Untersuchung ganz offen ge—
chehen war. Bei der Oeffnung des Ganges wurde
mn demselben eine Dynamitmasse gefunden. — Es
zilt hier für ganz unwahrscheinlich, daß im Laufe
des Sommerz die Krönung stattfindet. (Fr. 3.)
Zeitungen gebrachte Notiz, das Befinden des am
I1. d. M. aus dem Bahnzug in Niederwürzbach
esprungenen Bergmannes Bieg (in Nr. 78 unseres
Blattes enthalten) sei ein hoffnungsloses, war eine
rrige. Der behandelnde Arzt, Knappschaftsarzt
hderr Dr. Bartholomae, konnte im Gegentheil schon
Jestern, den 19. dss., demselben einen kleinen Aus
jang erlauben.
— St. Ingbert. (Eingesandt.) Schon seit
iniger Zeit ist der hiesige Musikverein“ ohne
Dirigent, da der bei der ietzien Wahl, nach dem
Wegzuge des Hrn. Schadewißz, von einem Theile
der aktiven Mitglieder als solcher Gewählte von
einer Stelle schon bald darauf zurücktrat. Wie
iun Einsender hört, hat jetzt auch Hert Lehrer
S„chlaudecker, der bei der letzten Wahl eben⸗
alls in Frage kam, bestimmt erklärt, die dakante
Stelle nicht anzunehmen.
— Die pfalzischen Bahnen derein⸗
nahmten im ersten Quarial 1882 GJanuar, Febr.
und März) um 146,870 M. 54 Pf. mehr, als
in dem gleichen Zeitraum des Vorjahrs.
— Wie der „Pf. Pr.“ geschrieben wird, soll
in 3. September J. J. in Landstuhl ein land⸗
virthschaftiches Fest mit Pferdeprämiirung, Preis⸗
flügen und Wettrennen abgehalten werden. Kon⸗
urrenz für Zweibrücken?
— In der Pialz werden nach der „Pf. Pr.“
n den nächsten Jahren nicht weniger als drei neue
AV erstehen und zwar in
udwigshafen, Kaiserslautern und Landau. Nach
AUllem, was man darüber vernimmt, sollen dies
Zrachtbauten nach dem Style und Vorbild der
chönsten in Deutschland vorhandenen Synagogen
verden. Verhältnißmäßig am billigsten wird Landau
»auen, weil da sehr viel Baumaerigi durch den
Abbruch von Festungsbauten gewonnen werden soll.
das Haus Rothschild in Frankfurt soll einer
sraelitischen Kultusgemeinde für obigen Zwec eine
ehr namhafte Gabe haben zufließen lassen.
— Vor der Strafkammer des k. Landgerichts
rzrankenthal fand am 17. de. eine großartige
Veinfälschungsprozedur gegen den Wein⸗
ändler Heinrich Beckmann von Neustadt statt, die
iher 9 Stunden währte. Das Urtheil wurde am
nächsten Tage nerkümdigt. Beantragt waren fur
en Beschuldigten 1 Jahr Gefängniß und 5000 M.
zeldstrafe. Außer 15 Belastungs- und 31 Ent-
astungszeugen waren noch die Herren Hofrath Dr.
deßler aus Karlsruhe, Hofrath Dr. Fresenius und
Dt. Schmitt aus Wiesbaden. Dr. Lietzenmayer
us München und Professor Pollack aus Neustadt
ils Sachverständige anwesend. Die Kosten betragen
nehrere tausend Mark. Wie wir dem „Fr. T.“
ntnehmen, wurde der Beklagte zweier Vergehen,
erübt gegen das Nahrungsmittelgesetz, für über—
ührt erklärt und in eine Gesammtgefängnißstrafe
von 3u Monat und zu einer Gesammtgeldstrafe
on 2000 Mark event. 200 Tage Gefängniß ver⸗
artheilt; dann wurde der Wein im Correll'schen
—— Publikation des Urtheils in
der „Neustadter Zeitung“, „Pfölzischen Kurier“
und „Pfalzischen Presse“ angeordnet, sowie auch
die Fortdauer der Untersuchungshaft; dann werden
hm die sämmtlichen Gerichtskosten zur Last gelegt,
»agegen erfolgte wegen zweier Betrugsreate Frei⸗
prechung. Das Harteste für Bedmann sei, wie
»er „Pf. Kurier“ mittheilt die Confiacation der
35,000 Liter seines Fabrikais, aus denen er wohl
och an 30. 000 Pt. hätte erlsi Bune
Lokale und pfälzische Nachrichten.
*St. Ingbert, 20. April. Dem Ver—
niehmen nach wurde Herr Bauschaffner Hausser
ahier mit der Anfertigung des Planes und des
dostenanschlags für den projektirten Bau der
atholischen Kirche in Rohrbach betraut.
*6t. Inabert. 20. April. Die in einigen